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Frage 2013

Hallo Hans Peter, 

warum werden die Bibelstellen über die Kreuzigung Jesus Christus so unterschiedlich ausgelegt?
In Matthäus und Markus lesen wir dass beide Räuber ihn schmähten.
In Lukas lesen wir die Kehrtwendung von einem Räuber
In Johannes verhält es sich neutral.

Ich finde das sind gravierende unterschiedliche Auslegungen.

Hast du dafür eine Antwort.

Lieben Gruß Jörg

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Matthäus 27, 44        >   Ebenso schmähten ihn auch die Räuber, die mit Ihm gekreuzigt waren

Markus 15,32            >  
Der Christus, der König von Israel, steige nun vom Kreuz herab, damit wir sehen und glauben! Auch die, welche mit ihm gekreuzigt  wurden, schmähten ihn.

Lukas 23,39-43        >    Einer der gehängten Übeltäter aber lästerte ihn und sprach: Bist du der Christus
, so rette dich selbst und uns! 40 Der andere aber antwortete, tadelte ihn und sprach: Fürchtest auch du Gott nicht, da du doch in dem gleichen Gericht bist? 41 Und wir gerechterweise, denn wir empfangen,  was unsere Taten wert sind; dieser aber hat nichts Unrechtes getan! 42 Und er sprach zu Jesus: Herr, gedenke an mich,  wenn du in deiner Königsherrschaft kommst! 43 Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit  mir im Paradies sein!

Johannes 19,18        >      Dort kreuzigten sie ihn, und mit ihm zwei andere zu beiden Seiten, Jesus aber in der Mitte.

 
Lieber Jörg,
 
wir haben von dem Herrn Jesus insgesamt sieben Äußerungen am Kreuz. Ich glaube, dass wir die vermeintlichen Widersprüche, die du aufzeigst nur lösen können, wenn wir uns mit dem Verhalten des Herrn, welches in seinen Aussagen am Kreuz in wunderbarer Weise gesehen werden kann, beschäftigen.
 
Ich glaube, wir müssen die Aussprüche des HERRN in der folgenden Reihenfolge sehen:
 
  1. Lk 23, 34: Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! Sie aber verteilten seine Kleider und warfen das Los darüber.
  2. Joh 19, 27: Dann spricht er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm der Jünger sie zu sich.
  3. Lk 23, 43: Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradiese sein.
  4. Mt 27, 46: um die neunte Stunde aber schrie Jesus auf mit lauter Stimme und sagte: Eli, eli, lama sabachthani? das ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
  5. Joh 19, 28: Danach, da Jesus wußte, daß alles schon vollbracht war, spricht er, auf daß die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet!
  6. Joh 19, 30: Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! und er neigte das Haupt und übergab den Geist.
  7. Lk 23, 46: Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist! Und als er dies gesagt hatte, verschied er.
Zu Beginn der Kreuzigung haben wir die Situation, wie sie uns in Matt. 27,44 und Markus 15,32 beschrieben wird. Die beiden mit ihm Gekreuzigten schmähten ihn. Ich denke, dass wir dann die beiden ersten Aussagen des HERRN haben, und dass diese Aussagen eine verändernde Wirkung bei dem einen verursacht haben.
 
Durch seine erste Aussage zeigt der HERR Jesus Vergebungsbereitschaft. Das war eine ganz außergewöhnlich Sache. Tatsächlich hat der HERR die große Freveltat, welche auf Golgatha ausgeführt wurde, durch seine Aussage von Mord in Totschlag verwandelt. Nach dem Gesetz der Juden, welches Gott ihnen gegeben hatte, wurde durch die Aussage des HERRN die Öffnung der Zufluchtsstädte für die Totschläger möglich. Für einen Mörder boten diese Städte keinerlei Sicherheit, für einen Totschläger, der aus Unwissenheit getötet hatte gab es dort Sicherheit vor dem Bluträcher.
 
Interessanter Weise musste sich ein Totschläger so lange in der Zufluchtsstadt aufhalten, bis der Hohe Priester starb. Im Hebräerbrief, besonders in Hebr. 7 lernen wir, dass der HERR JESUS Hoher Priester nach der Ordnung Mechisedeks ist. Der Hohe Priester stirbt in dem vor uns liegenden Fall also direkt nachdem er selbst die Tat als Totschlag erklärt hat. Für die, die den HERRN kreuzigen ist sofort ein "freier Ausgang" möglich.
 
Ob der Schächer, der den HERRN dann in Lukas 23 verteidigt dass hier schon begriffen hat? Tatsache ist, dass er die völlig Unschuld des HERRN in Lukas 23 unterstreicht.
 
Vielleicht hat auch erst die zweite Szene das Herz des mit IHM gekreuzigten erreicht. Da stehen bei dem Kreuz Maria seine Mutter und den Jünger den ER liebt. Die Menschen die den HERRN kreuzigten hatten für ihn einen Erstickungstod vorgesehen. Eine Kreuzigung ist ein stunden-, wenn die Kräfte des Gekreuzigten es zulassen, ein tagelanger Erstickungsprozess. (Du kannst das erkennen, wenn du entdeckst, dass Herodes erstaunt war, dass der HERR schon gestorben war. Die Juden baten um das Brechen der Beine, damit der Tod noch vor dem Sabbath eintreten sollte. Mit gebrochenen Beinen erstickte man schneller).
 
Der HERR leidet also, genau wie die mit IHM gekreuzigten schlimme Qualen. Jetzt steht dort seine Mutter. Was macht der HERR? er kümmert sich um die Mutter. Der Apostel Johannes nimmt Maria dann zu sich. Der Übeltäter erlebt also nicht nur einen vergebungsbereiten, sondern auch einen sorgenden Mitgehängten. Das war einfach nicht normal. Das Verhalten des HERRN hat sein Herz getroffen. So verhielt sich niemand, der zu Recht am Kreuz hing. Genau das Bringt der Übeltäter zum Ausdruck. In Verbindung mit einem echten Eingeständnis seiner Schuld kann der HERR ihm dann eine wunderbare Zusage machen:
 
 "Heute wirst du mit mir im Paradiese sein."
 
Von der Chronologie her muss man, meiner Meinung nach, erst Matt. 27,44 und Mark. 15,32, dann Lukas 23,34, Joh. 19,27 und vor den drei Stunden der Finsternis schließlich noch Lukas 23,43 sehen.
 
 Ich gestehe freimütig ein, dass man für diese Ausführungen bereit sein muss, die Bibel als absolutes und widerspruchsloses Wort Gottes anzunehmen. Auf Grund deiner Fragen glaube ich, dass du die Bibel so verstehen möchtest.
 
Wer einfach die Buchstaben nimmt, der wird unauflösbare Widersprüche sehen. 
 
Denn der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig. 2. Kor. 3,6
 
herzliche Grüße
 
Ulrich  
 
 
Hallo Jörg, 23.02.05

keines der Evangelien ist chronologisch gesehen vollständig, wir müssen sie um die zeitlichen Abläufe zu sehen zusammen lesen. Diese vermeintlichen Widersprüche sind mit Sicherheit keine, man kann das zusammen besehen chronologisch hinbekommen.

Es ist sogar so, dass erst die 4 Evangelien zusammen uns das komplette Bild zeigen.

An solchen Stellen müssen viele passen und können nicht glauben, ich persönlich denke, dass das mit ein Grund ist, warum wir diese "Widersprüche"  haben, hier trennt sich die Spreu vom Weizen.

Ohne Glauben ist man an diesen Stellen (u.a.) schnell überfordert und hält die Bibel für widersprüchlich. Im Glauben erahnt man ein wenig von der Grösse Gottes und wie er mit den Gottlosen verfährt und sie dumm lässt.

Synopsen können hier helfen, ich habe eine von A.T. Robertson (Fruchtenbaum) arbeitet damit. Gerne kann ich Dir diesen Abschnitt in Word synoptisch zusammenstellen.

Gruss Stephan

 
Und ich  würde diese Synopsis natürlich gerne hier einfügen. Gruss Hans Peter