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Frage 2064   
  
2064  Irrlehre?

Aus einem anderen Forum

1. Zunächst zu dem Begriff \"Irrlehre\": Irrlehren sind solche Lehrauffassungen, die andere in die Irre, und zwar wohl immer bzw. letztendlich in die ewige Irre \"leiten\". Dazu gehörten schon im frühen Christentum solche, die die Lehre des Christus nicht brachten (2. Johannesbrief), dazu muss man den traurigen Einfluss des Rationalismus auf die Kirche rechnen, sodann die moderne Bibelkritik, die von dem ewigen Wort Gottes und meinem Herrn Jesus Christus nicht mehr als Menschenwerk bzw. einen normal sterblichen, nicht auferstandenen Christus übriglassen. Ich denke bzw. hoffe, dass der Schreiber das Wort \"Irrlehre\" nicht in diesem Sinn gemeint hat, denn dann muss ich ihn auffordern, aufzuzeigen, durch welche der Belehrungen der Bibellehrer J.N. Darby und W. Kelly Menschen den Weg zum Heil verfehlen, am Glauben irre werden, ihr persönliches Glück verfehlen.

2.Wenn man zu Gunsten des Schreibers davon ausgehen kann, dass es mehr um den Gedanken an \"falsche\" Lehren ging, so weist er auf die Vorentrückungslehre und die Dispensationslehre hin und spricht von \"glaubensmäßiger Finsternis\" bei den Christen, die sich diesen Brüdern verbunden wissen. Ein Gästebuch ist zu begrenzt, um lange Abhandlungen zu führen, aber wenn so aus dem Stegreif solche Behauptungen aufgestellt werden, fordere ich auf, anhand von Originaltexten von JND oder Kelly und deren Vergleich mit dem Wort Gottes diese Punkte darzulegen.

3. Zur Behauptung, unter den Christen, die das Gedankengut der \"Brüder\" als biblisch betrachten, sei viel \"glaubensmäßig Finsternis\":

Ist es \"glaubensmäßige Finsternis\", wenn
- die Größe und Herrlichkeit des Herrn Jesus als Sohn Gottes und Erlöser in Publikationen seit fast 180 Jahren immer wieder
neu bezeugt wird;
- das vollbrachte, ewig gültige Erlösungswerk auf Golgatha zur Sühnung aller Sünden derjenigen, die je an Ihn glauben,
anhand des Wortes Gottes vorgestellt wird;
- aufgrund dieses Werkes der Gläubige nach Jo 5,24 und vielen and. Stellen sich nicht mehr als armer Sünder, sondern
als Gerechtfertigter, als Kind Gottes, als einer der vielen Söhne Gottes, als zugehörig zur heiligen Priesterschaft
sehen darf und wenn diese Tatsachen verkündigt werden??

4. Zum Dispensationalismus:
Wie dieser Punkt als Irrlehre, oder wohl eher falsche Lehre angesehen wird, ist mir schleierhaft. Man muss bei dem bleiben, was die genannten \"Gründer dieser Bewegung\" (was sie nicht waren) dazu geschrieben haben und sollte nicht auf Auswüchse aus den USA oder sonstwo zurückschließen auf 1828. Nur ganz kurz ein Beispiel, die jedem Bibelleser schnell zeigen, dass Gottes Handeln nicht zu allen Zeiten gleich ist (und das ist ja eine Kernaussage dieser Überlegungen):
- Der Herr Jesus fordert seine Jünger in Matth 10,5 ausdrücklich auf, nicht auf einen Weg der Nationen zu gehen; das war
ein Auftrag zu seinen Lebzeiten, als Er speziell seine Boten in Israel umhersandte.
- Nur kurze Zeit später, kurz vor seiner Himmelfahrt, fordert Er die gleiche Schar auf: \"Predigt das Evangelium der ganzen Schöpfung\" (Mark 16,15).
Zwei Epochen - zwei Handlungsweisen Gottes - für jeden erkennbar. Das ist nur ein ganz kleiner Ausschnitt aus dem großen Gedankenkreis, der sich mit dem unterschiedlichen Handeln Gottes zu unterschiedlichen Epochen beschäftigt. Ich will nicht durch Simplifizieren abschrecken, sondern zeigen, dass man sehr sorgfältig prüfen sollte, was man da eigentlich für eine Lehre bekämpft.

5. Zur \"Vorentrückungslehre\":
Immerhin ist es ja bemerkenswert, dass diese als \"Irrlehre\" gebrandmarkte Überzeugung von weit über den Kreis der \"Brüder\" hinaus geschätzten Bibellehrern wie Scofield, Gaebelein und McDonald von Herzen geteilt wird.

Die eine \"Irrlehre\" hängt mit der anderen eng zusammen: Gott wird für Israel anders kommen als für die Gemeinde der erlösten Christen; die große Drangsal ist die \"Drangsal Jakobs\" (Jeremia 30,7) und nicht die Drangsal für die Gemeinde wie z.B. für Smyrna in Off 2. Die Thessalonicher erwarteten das Reich Gottes mit Jesus als König; doch es waren einige der Neubekehrten verstorben, was Trauer auslöste: Dann sind diese Personen also nicht dabei, wenn der Herr sein Reich aufrichtet? Ganz im Gegenteil, schreibt Paulus, Gott wird \"die durch Jesus Entschlafenen mit ihm bringen\" (1. Thes 4,14). Von wo denn? Vom Himmel. Wie sind sie da denn hingekommen? Durch den gebietenden Zuruf des Herrn wird Er diese Toten auferwecken und sie zusammen mit den dann lebenden echten Christen entrücken in Luft - Ihm entgegen. Und das ist - jetzt im Zeitraffer dargestellt - die Entrückung der gläubigen Christen VOR der Drangsal Jakobs, VOR den Gerichten über die abtrünnige Christenheit. Und MIT Christus werden sie dann in Herrlichkeit erscheinen Off 19. Das ist wieder nur ein Minimalausschnitt, der zum weiteren Nachdenken anregen soll.


Martin Schäfer, Gütersloh