Frage2442   Home       Bibelkreis.ch       Download dieses Frame mit rechter Maustaste:==>2442  der Glaube bleibt

Lieber Hans Peter,

 immer wieder kommen wir in unserem Glaubensleben an den Punkt, an dem uns nur noch der Glaube bleibt. Wie auch sonst. Es beginnt damit, dass wir glauben müssen, das Gott ist (Hebr. 11,6).

 Wir meinen zu verstehen, dass Gott allgegenwärtig und allmächtig ist. In der Schöpfung hat er sich so geoffenbart. Darum verstehen wir auch, dass für die gefallene Schöpfung kein Platz gefunden wird. (Offb. 20,11) Denn dieser allgegenwärtige und allmächtige Gott ist heilig, Er ist zu rein von Augen um Sünde zu sehen. (Hab. 1,13) Gleichzeitig finden wir in der Bibel den Ort der ewigen Qual, wo der Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht erlischt. (Mk. 9,44+46+48) Das passt eigentlich nicht zu der Allgegenwärtigkeit des heiligen Gottes, zumindest verschließt es sich meiner menschlichen Logik völlig. Ich kann einfach nur glauben, dass es beides gibt, verstehen kann ich es hier nicht.

 Gott ruft die nichtseienden Dinge als ob sie da wären (Rö. 4,17). Das kann ich nur glauben. Es verschließt sich meiner menschlichen Logik und meinem Verstand völlig, dass durch ein Wort Materie entsteht.

 Das Kennzeichen reformierter Theologie ist, dass sie an Punkten, an denen wir einfach dem Wort Gottes glauben müssen, durch Logik und Verstandesakrobatik den Punkt, an dem wir dann glauben verlegt.

 Ich kann nicht verstehen, dass ich zur Sohnschaft vorherbestimmt bin, die Bibel aber nichts zur Vorherbestimmung zur Kindschaft sagt. Ich muss das erste annehmen, ohne den gleichen Terminus für das zweite gebrauchen zu können. Das bedeutet ich muss einfältig der Schrift folgen. Vorherbestimmung zur Kindschaft wäre absolut logisch, aber es ist nicht biblisch. Ich muss einfach annehmen was die Schrift sagt.

 Die Schrift spricht an unendlichen vielen Stellen vom Willen des Menschen. Reformierte Theologie macht daraus einen "unfreien Willen". Ich kenne diesen Begriff aus der Schrift nicht. Weil ich als Mensch willentlich handeln, bin ich für mein Handeln verantwortlich. Gerettet werden kann ich nur aus Gnade in Gerechtigkeit. Das muss ich glauben. Logisch würde aus meinem Willen eine Tat des Glaubens folgen, also ein Werk. Die Bibel sagt aber, nicht aus Werken, auf das niemand sich rühme. (Eph. 2,9) Ich muss einfach glauben dass es so ist. Wenn ich zum Ergebnis einer Werkgerechtigkeit komme, dann bin ich von dem gleichen Pferd gefallen, wie der der bei der unwiderstehlichen Gnade auskommt, ich bin halt nur auf der anderen Seite heruntergefallen.

 Heute kommen schon viele an einen Punkt, an dem sie behaupten, dass Gnade über Gerechtigkeit triumphieren würde. Rick Warren ist da ein ganz eifriger Verfechter dieser These und viele folgen ihm. Es klingt auf den ersten Blick biblisch, ist aber völlig falsch. Die Bibel sieht Gnade immer in Verbindung mit Gerechtigkeit. Nie wird Gnade zu Lasten der Gerechtigkeit ausgeübt.

 So etwas gibt es nur bei Menschen, nicht bei Gott. Ein Mensch, der gnädig ist, ist gleichzeitig immer ungerecht. Der Präsident eines Staates hat in der Regel die Macht zu begnadigen. Solche Begnadigungen sind immer ungerechte Handlungen!

 Mit einem solchen Gnadenbild gehen dann viele Theologen an die Gnadenakte Gottes! Aber bei Gott ist es völlig anders. Wenn Gott Gnade übt, dann handelt er gerecht! Das kann ich nicht mit meinem Verstand erfassen. Für mich ist es ein Widerspruch. Alle menschlichen Erfahrungswerte schließen die Gleichzeitigkeit von Gnade und Gerechtigkeit aus, tatsächlich ist das bei Menschen auch so. Bei Gott aber nicht! Das muss ich glauben, erklären kann ich es nicht!

 herzliche Grüße

 Ulrich