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Fakten zur Bibel
Frage2530
Liebe Bibelgriechen, Zu:
„ein unbeabsichtigter
Abschreibfehler von MOU, der aufgrund einer bewussten Anpassung und
Glättung des übriggebliebenen DESMOIS (p46) zu DESMIOIS geführt“ Gibt's für diese Kombination (d.h. Abschreibefehler und anschließende Textglättung) weitere Beispiele im NT ?
Viele
Grüsse
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Lieber Hanspeter,
A) Es gibt versch.nachweisbare Kopierfehler:
Haplographie (=fehlerhafte Einfachschreibung), Dittographie (=fehlerhafte
Doppelschreibung von bestimmten Buchstaben) u.v.m. Beispiele auf Deutsch:
gegebenenfalls => gebenenfalls (Haplographie) und
gegebenenfalls => gegebenennenfalls (Dittographie).
Die Augen des Kopisten wandern von der Vorlage
zu seinem eigenen Blatt (Papyrus/Pergament) und zurück, dabei kam es vor,
dass er
Wurde dadurch ein unsinniger Text produziert,
waren weitere Abschreiber, die den so produzierten Text als Vorlagen
benutzten, genötigt den ursprünglichen Text zu erraten/vermuten bzw. zu
rekonstruieren. Auf die Art war es möglich, dass es zu weiteren
Folgefehlern kam, also einem versehentlichen Kopierfehler und in Folge
einem bewußten Eingriff in den Text, um einen sinnvollen Text zu bekommen.
1) Luk 23,23:
* "FWNAI AUTWN KAI
PILATOS" (Ì75
A
B L 070 1241 pc lat cop) also: "Und ihr Geschrei nahm überhand" (Elb.
nach NA)
2) Lk 11:54: * "STOMATOS AUTOU INA KATHGORHSWSIN AUTOU" (Ï A C (D) W Q Y f1 f13 33 lat vg (syp)syh also "wobei sie ihm auflauerten und versuchten, etwas aus seinem Mund aufzufangen, damit sie ihn verklagen könnten." Schlachter * STOMATOS AUTOU " (Ì45 Ì75 A B L 579 892* 1241 2542 pc cop na27) also "wobei sie ihm auflauerten und versuchten, etwas aus seinem Mund aufzufangen"
3) Luk 11,37 * "FARISAIOS TIS OPWS" (Ï A C (D) W Q Y 33 latt syp syh "bat ihn ein gewisser Pharisäer" (Schlachter 2000 nach Byz.)
* "FARISAIOS OPWS" (Ì45
Ì75
A
B L 070 f1 f13 579 700 1241 2542 pc
na27) "bat ihn
ein Pharisäer" (Elbf nach NA)
4) Heb 11,34 "ENEDUNAMWQHSAN" Ï A2 D1 Y 33 1739 1881 (Byz.) " EDUNAMWQHSAN" Ì13 Ì46 A* A D* pc (NA)
Hier wurde das zweite Epsilon mit dem ersten
verwechselt und so wurde ENDUNAMOW zu DUNAMOW. * "O ECWN WTA AKOUEIN AKOUETW" Ï A2 C D W Z Q f1 f13 33 lat syc syp syh cop (Byz.) "Wer Ohren hat zu hören, der höre!" Schlachter/Elbf. 1871/1905 * "O ECWN WTA AKOUETW" A* B L a e ff1 k sys na27 "Wer Ohren hat, der höre!" (Elbf).
Hier kam der Schreiber auf das zweite AKOU und schrieb
dort weiter, dadurch kam es zum Verlust von AKOUEIN.
C) Einige Beispiele eines Abschreibefehlers mit anschließender Glättung des sinnlosen Textes (siehe P.S.)
1) 1Thes 3,2 (vielleicht wenn ich etwas mehre Zeit habe)
2) 1Kor 5,2
3) Apg 20,4
"AUTW SWPATROS" NA27 "Es
begleitete ihn aber Sopater, des Pyrrhus
Sohn"
Man könnte noch weitere Beispiele anführen - es gibt jedoch extra Arbeiten, die sich mit dem Thema befassen (Infos auf Anfrage bei mir)
Peter P.S. Exkurs: Grundlage der Vermutungen ist die wissenschaftsth. Annahme, dass eine Erklärung von A zu B mit den geringsten Implikationen bzw. wenigsten zu erfüllenden Nebenbedingungen i.d.R. die beste ist. Beispiel: Ich bin um 19.00 zum Abendessen mit Freunden verabredet - diese sind bis 19.30 immer noch nicht da. Wie ist dies zu erklären ?
Einige Erklärungen wären (ich bitte um Entschuldigung, da das Beispiel plump ist - es fällt mir nur gerade ein):
a) sie wurden auf dem Weg zu mir von Außerirdischen im
UFO entführt und konnten aus dem Grund nicht kommen
c) Meine Freunde kommen immer unpünktlich, wenn man etwas
mit ihnen vereinbart. => b) Ist auch eher unwahrscheinlich, weil sie einen Audi (aus Ingolstadt!) fahren :-)
=> c) Ist die empirisch gesichertste Erklärung und somit
am besten In der Geschichte des Textes des NT kann man die Erklärungen bevorzugen, die die geringsten Implikationen haben oder auch andere Modelle bevorzugen. Vor der selben Frage stehen andere Wissenschaften, etwa die Genetik oder die Informatik: werden durch Kopierprozesse/Mutationen substantielle Informationsgewinne erziehlt oder eher Informationen zerstört (siehe Streit im Kreationismus vs. Evolutionismus) ? Für mich ist der markante informationelle Substanzverlust von Byzanz zu Ägypten auf Verluste aufgrund von div. Kopierfehlern zu erklären, manchmal mit anschließender Glättung.
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