Lieber FulvioIch habe da einen lesenswerten
Artikel über den guten Anfang der Mennoniten. Man sieht aber auch etwas
über die bedenkliche Rolle des "Kirchenvaters" Zwingli.
Liebe Grüsse
Martin v. Kl.
,, Täufer und Mennoniten ''
,,Entstehung der
Täuferbewegung
und deren Verfolgung''
Die Mennonitengemeinde
Branchweilerhof entstammt der Täuferbewegung der Reformationszeit, die
um 1525 in Zürich entstand. Dort war um Huldrych Zwingli, den
Schweizer Reformator, ein Bibellesekreis entstanden, der anhand des
Wortes Gottes nach Reformen entlang ,,der Schnur Christi" für die
Kirche suchte, über deren Zustand in weiten Bevölkerungskreisen Unmut
und Unzufriedenheit herrschte.
Zu diesem Kreis um Zwingli gehörte der Patriziersohn Konrad Grebel.
Er hatte in Wien, Basel und Paris studiert und war ein eifriger
Anhänger Zwinglis und seiner Vorstellungen. (Predigt des Evangeliums
in deutscher Sprache, Abschaffung von Prunk in den Kirchen, Reform der
Klöster, die Möglichkeit der Ehe für Priester, Abendmahl als
Gedächtnisfeier usw.). Zwingli machte alle Reformen von der Zustimmung
des Rats der Stadt Zürich abhängig und wollte, daß die Kirche die
ganze Gesellschaft umfaßte.
Konrad Grebel und seine Freunde, die in geistlichen Dingen nur die
Heilige Schrift als Autorität anerkannten, kamen zu einem anderen
Gemeindeverständnis als Zwingli. |
Menno Simons ( 1496 - 1561 )
Gedenkstein für Menno Simons in
Witmarsum/Friesl., Niederlande. An dieser Stelle
predigte Menno seinen Anhängern im Hause eines Freundes. Später stand an
dieser
Stelle die Mennonitenkirche von Witmarsum.
Daraus ergaben sich
erste Meinungsverschiedenheiten. Der Kreis um Grebel erstrebte eine
Gemeinde unabhängig von der Obrigkeit, der nur Glieder angehören
sollten, die bereit waren, ihren Glauben an Jesus durch Wort und
Wandel zu bezeugen. Der Eintritt in die Gemeinde sollte durch die
Taufe auf den Glauben geschehen zum Zeichen der Verbundenheit mit
Christus in einem neuen Leben (Römer 6, 3 und 4). Dieses neue
Leben schloß absolute Wahrhaftigkeit und Friedfertigkeit ein, weshalb
sie den Eid und das Waffentragen ablehnten. Ihre Überzeugung war: in
Konfliktsituationen mußte der Christ bereit sein, sein Kreuz zu
tragen, um am Geschick Christi teilzuhaben. Da die freie Entscheidung
für Christus nur ein mündiger Mensch treffen konnte, lehnten Grebel
und seine Anhänger die Säuglingstaufe ab. Sie verstanden die Taufe
nicht als Sakrament, sondern als Bekenntnis des Glaubens.
Die übergeordnete Autorität in geistlichen Dingen hatte nach ihrer
Erkenntnis die versammelte Gemeinde. Eine geistliche Hierarchie wurde
abgelehnt getreu dem Wort Jesu in Math. 23, 8: ,,Einer ist euer
Meister, ihr aber seid alle Brüder".
Zwingli und der Rat der Stadt Zürich wollten, daß die Leute um
Grebel sich wieder in die Kirche einordneten. So verfügte der Rat am
18. Januar 1525, daß alle Kinder innerhalb von acht Tagen nach
der Geburt, wie früher schon üblich, zu taufen seien. Wer dieser
Ordnung nicht folge, solle festgesetzt oder ausgewiesen werden. Am
21. Januar 1525 wurde vom Rat der Stadt Zürich ein Versammlungs-
und Redeverbot für Konrad Grebel, Felix Mantz und ihre Anhänger
erlassen. Auswärtige Anhänger des Täuferkreises wurden des Landes
verwiesen. Am Abend desselben Tages kam der Täuferkreis zu einer
geheimen Versammlung zusammen, um die neue Situation unter Gebet zu
beraten. Nach dem Gebet erhob sich Georg Blaurock, ein ehemaliger
Mönch aus Graubünden, und bat Konrad Grebel um die wahre, echte
christliche Taufe auf seinen Glauben und Erkenntnis. Grebel vollzog
die Taufe an ihm und dann taufte Blaurock die übrigen
Versammlungsteilnehmer.
Dies war die Geburtsstunde der Täuferbewegung.
Erfüllt mit einem heiligen missionarischen Eifer zogen die Brüder,
wie sie sich jetzt nannten, aus um zu predigen und z taufen. Verbot
und Androhung von Strafen hinderten sie nicht, das Evangelium und ihr
neues Gemeindeverständnis unter die Leute zu bringen. Ihre Gegner und
die Obrigkeit sahen dem nicht untätig zu. Gefängnis, Folterung,
Ausweisung und Tod sollten die neue Lehre ausrotten. Verfolgt, gehetzt
und entkräftet kam Konrad Grebel im Sommer 1526 nach Maienfeld
in Graubünden und starb im Hause seiner Schwester an der Pest. Felix
Mantz, ein Freund und Mitstreiter Konrad Grebels, wurde nach
mehrmaliger Gefängnishaft zum Tode verurteilt und am 5. Januar 1527
in Zürich gefesselt in der Limat ertränkt und starb so den
Märtyrertod. Georg Blaurock folterte man am gleichen Tag hart. Er zog
später in seine Heimat Graubünden und wurde am 6. September 1529
in Clausen, Südtirol, auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Trotz härtester Verfolgung breitete sich das Täufertum rasch in der
Schweiz, in Süddeutschland, Österreich und Mähren aus.
Am 24. Februar 1527 kamen schweizerische und süddeutsche
Täuferprediger zu einer Konferenz in Schleitheim bei Schaffhausen
zusammen, um eine einheitliche Glaubenslehre zu erarbeiten. die
Leitung hatte Michael Sattler, ehemaliger Prior des
Benediktinerklosters St. Peter im Schwarzwald. (Er hatte sich im
Winter 1525 in Zürich dem Grebel'schen Kreis angeschlossen).
Besprochen wurde bei dieser Zusammenkunft in Schleitheim die Lehre von
der Taufe, die Gemeindezucht, das Brotbrechen oder Herrenmahl, die
Absonderung von der Welt, die Leitung der Gemeinde, die Ablehnung des
Schwertes und des Eides. Es waren die Punkte, in denen sich die
täuferische Glaubensauffassung von den alt- und neugläubigen Kirchen
unterschied. Das Ergebnis dieser Tagung war das
,,Schleitheimer Bekenntnis", das eine bestimmende Rolle in
Süddeutschland spielte.
Nach Norddeutschland und die Niederlande wurde die Täuferbewegung
durch Melchior Hoffman getragen, einem gelernten Kürschner und
ehemaligen lutherischen Prediger. Er kam 1530 in Straßburg mit
den Täufern in Berührung und trat dafür ein, daß der Rat der Stadt den
Täufern eine Kirche als Versammlungsort zur Verfügung stellte. Er
mußte deshalb fliehen. Predigend und taufend war er kurze Zeit danach
in Emden zu finden. Hoffman hatte ein starkes Sendungsbewußtsein und
durch seine mitreißende Redebegabung fand er schnell einen großen
Anhang.
Eine Gruppe fanatischer Anhänger ergriff 1534 in Münster /
Westfalen die Macht. Wegen der grausamen Verfolgung landauf, landab
hatten sich dort viele Täufer eingefunden. Sie wollten das
tausendjährige Reich mit Gewalt einführen. Alle, die sich nicht taufen
ließen, wiesen sie zur Stadt hinaus. Über ein Jahr terrorisierten
diese fanatischen Schwärmer die Stadt. Am 25. Juni 1535 gelang
es dem bischöflichen Heer, die ausgehungerte Stadt im Sturm zu nehmen.
An den Bürgern wurde schreckliche Rache genommen. Diese Ereignisse
brachten unendliches Leid über die Gemeinschaft der friedlichen
Taufgesinnten, denn man machte deinen Unterschied zwischen ihnen und
den radikalen Elementen. Die Gewalttätigkeiten der Schwärmer von
Münster haben dem friedlichen Täufertum bis heute sehr geschadet. Die
Täufer - Ältesten Obbe und Dirk Philips aus Leeuwarden im
niederländischen Friesland wandten sich scharf gegen die Auswüchse in
Münster. Durch ihr Bibelstudium waren sie zu ähnlichen täuferischen
Prinzipien wie die Schweizer Brüder gekommen. Es gelang ihnen, die
Täuferbewegung in den Niederlanden in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Zum bedeutendsten Führer der Taufgesinnten wurde Menno Simons (
1496 - 1561 ), ein katholischer Priester in Pingjum /
Westfriesland. Zweifel an der Richtigkeit der kirchlichen
Abendmahlslehre brachten ihn zum Bibellesen. Als der Schneider Sicke
Freerks im nahen Leeuwarden 1531 enthauptet wurde, weil er sich
auf das Bekenntnis seines Glaubens hatte taufen lassen, bekam Menno
Simons Bedenken, ob nicht auch die Kirche in ihrer Tauflehre irre.
Durch vermehrtes Bibelstudium kam er zu der Überzeugung, daß die
Kindertaufe biblisch nicht zu begründen sei. Nach schweren inneren
Kämpfen gab Menno sein Priesteramt auf und verließ am 30. Januar
1536 die katholische Kirche. Obbe Philips taufte ihn. Er setzt ihn
auch im Januar 1537 als Ältesten in Groningen ein.
Menno Simons' Verantwortung und Fürsorge für die Taufgesinnten
ließen ihn weite Reisen durch ganz Holland, Norddeutschland bis nach
Danzig unternehmen. Wertvolle Bücher und Schriften sind uns von ihm
erhalten, alle mit dem Motto aus 1. Kor. 3, 11: ,,Einen andern
Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus
Christus". Seine ganze Kraft und Zeits tellte er in den Dienst der
Gemeinde, ,,denn es gibt auf der Erde nichts, das mein Herz so liebt
als die Gemeinde", schrieb Menno 1558 an die Brüder in
Waterhorne / Friesland. Bis an sein Lebensende verfolgt,
steckbrieflich gesucht, starb er 1561 zu Wüstenfelde in
Holstein dennoch eines natürlichen Todes. Schon ab 1545 nannte
man seine Anhänger Menisten. Später ging der Name Mennoniten auf die
ganze Glaubensgemeinschaft über. |
Die Täufer in der
Kurpfalz
Die Täuferbewegung
fand bald nach ihrer Entstehung Eingang in die Kurpfalz und die
angrenzenden Gebiete und wie in der Schweiz wurden die Täufer auch
hier hart verfolgt. Hans Denck, der bedeutende süddeutsche
Täuferführer, fand schon im Januar 1527 bei seiner Reise von
Straßburg nach Worms in Landau und Worms Glaubensbrüder. Während
seines sechsmonatigen Aufenthaltes in Worms vollendet er mit Ludwig
Hätzer die in Straßburg begonnene Arbeit der Übersetzung der Propheten
des Alten Testaments aus dem Hebräischen ins Deutsche. Das Werk
erlebte in kurzer Zeit 16 Auflagen. -- In Worms wirkte in dieser Zeit
der rührige Prediger Jakob Kautz für das Täufertum und fand viel
Anhang, weshalb er aus der Stadt gewiesen wurde. Auf das Drängen von
Kaiser Karl V. ( 1519 - 1556 ) sah sich der Kurfürst Ludwig V.
( 1508 - 1544 ) gezwungen, am 5. März 1528 ein Mandat
gegen die sogenannten Wiedertäufer zu erlassen, das für sie die
Todesstrafe anordnete. |
Besonders im Raum Alzey
und in der Gegend zwischen Heidelberg und Bruchsal hatte die neue
Lehre vorwiegend unter der Landbevölkerung Verbreitung gefunden.
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Aus einem Schreiben von
Johann Cochlaeus an Erasmus von Rotterdam vom 8. Januar 1528
geht hervor, daß sich schon lange 18 Wiedertäufer im Alzeyer Gefängnis
befänden und in Deutschland ihre Zahl auf 18 000 gestiegen sei.
Die Geschichtsbücher der Mährischen Brüder berichten, daß in einigen
Orten der Kurpfalz die Gefängnisse von Taufgesinnten gefüllt waren.
Diese Not veranlaßte viele Täufer in das tolerantere Mähren zu
flüchten. Die grausame Verfolgung fand unter der Bevölkerung nicht
überall Zustimmung. So trat Jakob Otter, ein Pfarrer in
Neckarsteinach, im April 1528 im Vorwort zu seiner Schrift
,,Das erste Buch Mosi" für die Täufer ein. Er hatte sie im
persönlichen Verkehr kennengelernt und achtete ihren sittlichen Ernst.
Er war der Meinung, es sei Christenpflicht, sie zu unterweisen um sie
dadurch für die Kirche zu gewinnen. Rohe Gewalt, wie es von
,,blutgierigen Leuten" durch Verjagen, Einkerkern, Martern und Töten
geschehe, lehnte er ab. |
Noch energischer setzte sich der
evangelische Pfarrer Johann Odenbach zu Moscheln unter Landsberg für
die Täufer ein. Er wendet sich direkt in einem offenen Schreiben an
die Richter der Gefangenen in Alzey, in welchem er sie in ergreifenden
Worten auf ihre Verantwortung hinweist. Unter anderem schreibt er:
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,,Ihr sollt als arme,
unwissende und ungelehrte Leute fleißig und ernst zu dem rechten
Richter schreien und ihn um seinen göttlichen Beistand, um Weisheit
und Gnade bitten. Dann werdet ihr eure Hände nicht leichtfertig mit
unschuldigem Blut beflecken, wenn euch schon Kaiserliche Majestät und
alle Fürsten der Welt hierin zu urteilen geboten hätten. Diese armen
Gefangenen haben sich mit der Wiedertaufe nicht so hoch gegen Gott
verschuldet, daß er ihre Seele darüber so gefrevelt, daß sie ihren
Leib verwirkt haben, denn die rechte Taufe oder die Wiedertaufe ist
nicht solcher Art, daß sie vermöge den Menschen selig zu machen oder
zu verdammen... Bedenket die Verachtung und den Argwohn des gemeinen
Mannes, so nach Entleibung dieser Armen anstünde. Von Ihnen wird es
einst heißen: Siehe mit welch großer Geduld, Liebe und Andacht sind
diese frommen Leute gestorben, wie ritterlich haben sie der Welt
widerstrebt! O, möchten wir in ihrer Unschuld bei Gott auch leben. Man
hat sie mit Wahrheit nicht überwunden, ihnen ist Gewalt geschehen: Sie
sind heilige Märtyrer Gottes." |
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