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Die Stiftshütte
Der Brandopferaltar
(2. Mose 27, 1—8; 30, 17—21.)
Der Brandopferaltar und das eherne Meer, waren die einzigen Geräte, die im
Vorhof standen.
Sie unterschieden sich von den Geräten des Heiligtums zunächst darin, daß sie
dem ganzen Volke sichtbar waren, während die Geräte des eigentlichen Heiligtums
nur von den Priestern gesehen wurden. Ferner waren sie von „Erz", d. h. von
Kupfer oder Bronze*), während die Geräte des Heiligtums von Gold waren.**) Das
Kupfer ist wie wir schon früher sagten, ein Sinnbild von Gottes Gericht über die
Sünde, Gold aber ein Sinnbild von Gottes Eigener Gerechtigkeit und Seiner
himmlischen Herrlichkeit. Also draus-s e n, außerhalb des Heiligtums, handelt
Gott mit der Sünde Und Unreinheit im gerechten Gericht, aber drinnen, innerhalb
des Heiligtums, offenbart sich Gott den Seinigen in Seiner vollkommenen
Heiligkeit und göttlichen Herrlichkeit und hat innige Gemeinschaft mit ihnen.
Vielleicht kann man kurz sagen, die Geräte im V o r h o f zeigen uns vorbildlich
Christus, wie Er hienieden war, und was Er für uns auf Erden vollbracht hat; die
Geräte im Heiligtum aber sind Abbilder von den himmlischen Dingen, von Christo
Selbst, wie Er als der Auferstandene zur Rechten Gottes verherrlicht thront und
dort für die Erlösten jetzt tätig ist.
Begleiten wir nun im Geiste den Israeliten, wie er durch den weiten Eingang, von
draußen kommend, in den Vorhof eintritt. Das erste Gerät, das sich hier ihm
entgegenstellt, ist der Brandopferaltar, der ihm den Weg vertritt zum Heiligtum.
Auf ihm brannte ein Feuer, das Tag und Nacht nicht erlöschen durfte (3. Mose 2.
5. 6). Hier mußte durch e i n Opfer die Frage der Sünde zwischen dem
Eintretenden und Gott geordnet werden. Es war die Stätte, da die Schuld gesühnt
und Gottes gerechtes Urteil und Gericht über die Sünde vollzogen, und Er somit
verherrlicht wurde.
•) Der Altar, auch „Brandopferaltar" genannt (2. Mose 38, 1), war von
Akazienholz und Kupfer (Bronze).
**) oder auch z. T. von Akazienholz und Gold.
Es litt hier in dem pfer vorbildlich „der Gerechte für die Ungerechten", wie es
von Jesu Christo heißt, daß Er es getan, „um uns zu Gott zu führen". (1. Petr.
3, 18.) Gott thronte aber, bildlich geredet, ganz am entgegengesetzten Orte des
Vorhofs, nämlich im Allerheiligsten. Der Altar und der Thron konnten nicht
weiter von einander getrennt sein, als diesi im Vorhof der Fall war. Der AI t a
r, ein Bild vom Kreuz, war ganz im Osten, „am Eingang des Zeltes" (3. Mose 4,
7); das Allerheiligste aber, wo Gott wohnte und thronte über den Cherubim der
Bundeslade, ein Bild des Thrones Gottes! in dem dritten Himmel, war ganz im W e
-s t e n des Vorhofs. Und „so weit der Osten vom Westen ist, hat Er von uns
entfernt unsere Übertretungen". (Psalm 103, 12.) Uns selbst aber hat Gott durch
das Blut am Kreuze Seinem Thron und Herzen ganz nahe gebracht; näher hätte es
nicht geschehen können. Das stets brennende Feuer auf dem Altar, das nie
erlöschen durfte, war ein beständiges Zeugnis für Gottes unbeugsame
Gerechtigkeit gegenüber der Sünde. Und solange Gottes Gerechtigkeit und
Heiligkeit währt, solange wird Er über die Sünde zürnen und wird Sein Gericht
über das Böse währen, wie geschrieben steht von dem Gericht Gottes, daß „das
Feuer nicht erlischt". "(Mark. 9, 48.)
Die Seitenflächen des Altars waren quadratför-m i g : er war so breit wie tief.
Gott zeigte damit an, daß das Kreuz nach allen Seiten, also allen Sündern, woher
sie auch kommen, Genugtuung bereite und ihrer Schuld und ihren Bedürfnissen
entspreche. „Da ist kein Unterschied, alle haben gesündigt" (Rom. 3, 22. 23);
aber es ist auch „kein Unterschied" darin, daß „jede r, der den Namen des Herrn
(um Gnade) anruft (wer er auch sei, und woher er auch komme), errettet wird".
(Rom. 10, 12.) Ferner stand der Altar auf der Erde; „nicht auf Stufen" stieg man
zu ihm „hinauf". (2. Mose 20, 26.) Das Kind konnte ebensogut wie der Erwachsene
zu ihm gelangen. So ist es der* Fall bei dem Kreuze von Golgatha, welches das
Gegenbild oder die Erfüllung jenes Altar ist. Jeder Sünder, groß oder klein,
kann leicht und frei zu ihm kommen zu seinem Heil.
Weiter war der Altar von Akazienholz, überzogen mili Kupfer. Das Holz, ein Bild
von der menschlichen Natur unseres Herrn, hätte nicht bestehen können im
Feuer, welches das Holz verzehrte. Das Kupfer dagegen vermochte das Feuer des
Gerichts zu erdulden und wurde darin nicht verzehrt; es weist hin ai len Herrn
Jesum, welcher nicht nur der Sohn des Menschen war und „des Weibes Same",
sondern auch der Sohn Gottes, der als „der Gerechte für die Ungerechten litt"
und das gerechte Gericht Gottes im Tode für uns erduldete. So war es denn „nicht
möglich, daß Er von demselben behalten wurde". (Apg. 2, 24.) Ja, Jesus Christus,
unser „Erlöser", ist aus den Toten auferstanden, ist „unserer Übertretungen
wegen dahingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden". (Rom. 4,
24. 25.)
Wie zutreffend sind die Vorbilder, die Gott uns auch gerade in der Stiftshütte
von Seinem Sohne, unserem Erlöser, und von Seinem Opfer gegeben hat! Menschen
hätten sicher nicht daran gedacht, den Altar, auf dem doch, das Feuer nie
erlöschen durfte (3. Mose 6, 2. 6.), aus Holz; zu machen. Irgend ein Metall
hätte nach ihrem Urteil dabei, allein in Frage kommen können. Anders dachte
Gott. Sein Sohn, das ewige Wort, mußte Mensch werden, auf die Erde
herniederkommen, um für die Menschen, die von Gott abgefallen waren, der Retter
zu werden. Auf Erden und im Fleische war gesündigt worden; auf Erden und im
Fleische mußte daher gelitten und die Sünde verurteilt werden. Und vielleicht,
weil die verbotene Frucht von einem Baum genommen wurde, mußte der Retter auch
an einem Baume oder Holze erhöht werden und die Strafe tragen und dort ein Fluch
werden für uns, wie Er auch um die Stirne eine Krone von Dornen trug, die
Zeichen des Fluches der Erde. So stand auch geschrieben: „Ein Fluch Gottes ist
ein Gehängter". (5. Mose 21, 23.) Jedenfalls ist „Jesus wegen des Leidens des
Todes erniedrigt worden ... u fiter dieEnge 1", d. h. Mensch geworden, um
sterben zu können und um „durch Gottes Gnade für alles den. Tod zu schmecken".
(Hebr. 2, 9.) Sterbend, am Holze erhöht, konnte Er allein „die Strafe tragen",
den Tod erdulden, welcher der Sold der Sünde ist, nur so auch ein Fluch für uns
werden. (Gal. 3, 13.)
Sollte aber der Tod des Mittlers den Mittler nicht im Tode behalten und sühnende
Kraft haben vor Gott als der Tod des „Lammes Gottes, das die Sünde der Welt
hinwegnimmt" (Joh. 1, 29.), so mußte Er, der Mittler zwischen
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Gott und Mensr" n, als „ein Kind uns geboren, als ein Sohn uns gegt ,n werden",
dessen Name ist: „Wun-derbarer, Berater, starker Gott". (Jes. 9, 6 u. 7, 14;
Matth. 1, 23.) Ja, „der Man n", der als der „Hirte" für die Herde sterben
sollte, über den „das Schwert" Gottes kommen sollte, der mußte „Sein Genosse"
sein: „Gott geoffenbartimFleische" (Sach. 13, 7; 1. Tim. 3, 16). Nur so konnte
unser Retter und Erlöser dem „Tode den Stachel" und „dem die Macht nehmen, der
die Macht des Todes hat: dem Teufe 1". Nur so konnte Er auch „eine ewige
Erlösung" zustande bringen und „durch e i n Opfer auf immerdar vollkommen
machen, die geheiligt werden" (Hebr. 2, 14; 9, 12; 10, 14). Nur so konnte Er
ferner in Seinem Tode „die Fürstentümer und Gewalten ,völlig entwaffnen', und —
in Seiner Auferstehung — sie öffentlich zur Schau stellen und über sie einen
Triumph halten". (Kol. 2, 15.)
Darum also, um die Gottheit und die göttliche Kraft unseres Erlösers in Seinem
Leben und Tode uns vor Augen zu stellen, wurde der Altar im Vorhofe nicht nur
von Holz gemacht, sondern auch mit Kupfer überzogen, dem Sinnbilde, wie wir
früher schon zeigten, der göttlichen Gerechtigkeit in ihrer Ausübung und im
Gericht über die Sünde.
O, teure Miterlöste, lasset uns Gott anbeten! Wie groß und herrlich ist unser
Erlöser, der Sohn Gottes und der Sohn des Menschen zugleich! Wie groß und
vollkommen darum auch unsere Erlösung durch Ihn und in Ihm!
Und wie wunderbar auch, Er ist zugleich in Seinem Tode am Kreuze unser Altar,
unser Opfer und unser Priester, der „Sich Selbst für uns hingegeben hat — im
ewigen Geiste ohne Flecken als Darbietung und Schlachtopfer, Gott zu einem
duftenden Wohlgeruch". (Hebr. 9, 14; Eph. 5, 2.)
Auf die HörnerdesAltars wurde, bei Darbringung des Opfers, von dessen Blut vom
Priester mit seinem Finger etwas Blut gebracht, während das übrige Blut ganz an
den Fuß des Altars gegossen wurde. (3. Mose 4, 25.) So wurde gleichsam durch die
vier Hörner, deren eins der Sünder, der vor dem wohlverdienten Gerichte floh, zu
seiner Rettung ergreifen durfte (vergl. 1. Kön. 1, 50—53.), nach
allen vier Richtungen der Welt c sühnende Kraft des Blutes Christi vorbildlich
angeboten. Und heute ruft nach vollendeter Erlösung der Erlöser Selbst in die
Welt hinein: „Wendet euch zu Mir und werdet gerettet, alle ihr Enden der Erde!"
(Jes. 45, 22.) Woher, aus welcher Richtung und Nation der Sünder auch zu Ihm
eilt, er ist willkommen und findet eine völlige Erlösung und völlige Annahme. Er
ruft: „W e r zu Mir kommt, den werde Ich nicht hinausstoßen!" (Joh. 6, 37.)
Inmitten des Altars war ein Gitter gleich einem Netzwerk aus Kupfer. Es hatte
dieselbe Höhe wie der Sühnmittel: ein und eine halbe Elle. Wir hören Vieles
über die Gnade Gottes, sehr wenig aber von Seiner Gerechtigkeit; aber die Gnade
Gottes und Seine Gerechtigkeit haben die gleichen Maße und Seine Heiligen können
sagen: „Von Güte und Recht will ich singen" (Psalm 101, 1).
Auf dieses Netzwerk wurde das Brandopfer gelegt und dort wurde es von den
Flammen verzehrt. Die Asche fiel durch das Netzwerk und wurde danach von dem
Priester weggetragen. Wie lebendig all dies auf das Kreuz Christi hinweisrt Am
frühen Morgen hätten wir den Priester gesehen, wie er mit seinem lebenden Opfer
zu dem Altar ging. Er ging durch das Tor und stand neben der brennenden Flamme.
Am Altar wurde das Opfer geschlachtet und seine Haut abgezogen. Seine
verschiedenen Teile, in die es zerlegt wurde, lagen nun ausgebreitet auf dem
kupfernen Netzwerk und von dort stieg es empor als ein süßer Geruch zu Jehova.
Einige Stunden später hätte man einen Mann in reinen leinenen Kleidern vom Altar
kommen sehen, mit einer kupfernen Pfanne in seiner Hand, gefüllt mit der Asche.
Das Opfer war dargebracht und angenommen worden, und die kostbare Asche wurde an
einem reinen Ort außerhalb des Lagers aufbewahrt.
Wir erinnern uns daran, was geschrieben steht über den Tag, an welchem das Lamm
Gottes am Kreuze außerhalb der Tore Jerusalems geopfert wurde. Es war ein
arbeitsreicher Tag und die Stadt war schon frühe in Bewegung, denn der folgende
Tag des Sabbaths war groß. Schon am frühen Morgen hielten die Hohenpriester Rat
und die Volksmengen versammelten sich: Später wurde das Lamm Gottes begleitet
von dem unterdrückten Schluchzen derjenigen, die
Ihn liebten und der Wut Seiner Feinde, still entlang der Straße Jerusalems hin
zum Kreuze geführt, beladen mit dem Holz zum Brandopfer, wie im Vorbild Isaak
einst auf den Berg Morija (1. Mose 22, 6). Gebunden an die Hörner des Altars
durch die Bande der Liebe, starb Er willig. Das Feuer des gerechten Gerichts
Gottes über die Sünde verzehrte das Opfer. O, wie kostbar in den Augen Gottes
war die leblose Gestalt, die an diesem Holze hing. Wie unaussprechlich teuer war
die wertvolle Asche dieses Brandopfers. Keiner rauhen Menschenhand wurde
gestattet, eines der Gebeine des Heiligen Gotteslammes zu berühren, oder zu
brechen. Als die Schatten des Abends sich niedersenkten, kamen Josef von
Arimathia und Nicodemus, wahre Jünger, aber Verborgene. Sie konnten die
Ansprüche der Gerechtigkeit nicht länger umgehen, und so legten sie, als sie
sich mit dem toten Christus einsmachten und Anspruch auf Seinen kostbaren Leib
erhoben, gleichsam ihre leinenen Kleider an. Er war ihnen der Christus Gottes;
doch in dieser Welt hatte Er den Platz des Todes, und sie trugen gleichsam die
Asche in ein reines leinenes Tuch gewickelt hinaus an einen reinen Ort. Sie
legten Ihn in ein reines neues Grab, wo kein verderbtes Fleisch von Menschen je
gelegen hat. Nichts kennzeichnet den Platz Christi in Beziehung zu dieser Welt
deutlicher als die Tatsache Seines Begräbnisses. Er entschwand den Blicken der
Welt völlig und wird nicht wiedererscheinen, als bis Seine Feinde zum Schemel
Seiner Füße gemacht werden. Meinst Du nicht auch, daß die Herzen dieser Beiden
mit Ihm von allem hienieden hinausgingen? Der Hoherat — die Versammlung der
religiösen Führer — hatte Ihn zum Tode verurteilt; sie jedoch machten sich mit
Ihm eins. Keiner konnte daran denken, daß einer von ihnen je wieder seinen Sitz
in dem Hohenrate einnahm! Sie kamen in wahrer priesterlicher Eigenart heraus.
Der einzige ,,reine Ort" hienieden ist der Platz der Einsmachung mit dem Tode
und Begräbnis Christi. Wenn wir mit der Annahme des Brandopfers einsgemacht sein
und die „ganze Nacht" den Wohlgeruch vor Gott unterhalten wollen, so erfordert
dies auch, daß wir uns mit der „Asche" und dem „reinen Orte" außerhalb des
Lagers einsmachen: „Dies ist das Gesetz des Brandopfers" (3. Mos. 6, 2). pas
Opfer Christi war angenommen worden und der Gott der Auferstehung trat in das in
Felsen gehauene Grab ein und weckte
Ihn aus den Toten auf. Das ist das Evangelium der Errettung für den Sünder. Das
ist der mächtige Hebel, der Ihn aus der schrecklichen Grube des Verderbens
aufweckte und Ihn unter die Fürsten setzte. Jesus starb; Er wurde begraben; Gott
weckte Ihn aus den Toten auf. Herrliche Botschaft! Gesegnete Nachricht:
„Es ist vollbracht", das große Werk das schwere. Gott ist gerecht, Ihm ward nun
Seine Ehre Durch Seinen Sohn, der laut verkündet hat: „Es ist vollbracht"!
Wohlgeruch und Lieblichkeiten Stiegen auf vom Kreuzaltar, Wo das Lamm im
tiefsten Leiden, Bis zum Tod gehorsam war. Nach des Vaters Wohlgefallen Gab der
Sohn Sich willig dar.
Auf dem Holz ist Er verschieden, Hat für Sund und Schuld gebüßt; Doch
Gerechtigkeit und Frieden Haben sich am Kreuz geküßt, Und als ew'ger
Hoherpriester Ward er froh von Gott begrüßt.
Gott den Heil'gen und Gerechten, Hat geehrt der eig'ne Sohn, So ward Ihm gesagt:
zur Rechten Sich zu setzen auf den Thron; Ja, der Vater hat gegeben Alles Ihm
zum Lohn.
Gott und Vater, wir besingen
Deinen wunderbaren Rat;
Jesu wir Anbetung .bringen
Für die größte Liebestat;
Lob und Dank und Ruhm gebühren
Ihm, der Dich verherrlicht hat.
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