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Die Stiftshütte
Der Vorhof
(2. Mose 25, 9—19.)
Wenden wir uns nunmehr zu den einzelnen Teilen und Gegenständen des Heiligtums
Gottes in der Wüste. Wir betreten dabei den Weg von außen her ins Innere, a) Der
Umha n g.*)
Der Vorhof lag, wie bereits angegeben, 100 Ellen lang und 50 Ellen breit, rings
urn das Heiligtum her. Ein weißer Umhang trennte den Vorhof und mit ihm das
darin liegende Heiligtum von der Wüste und Außenwelt. So gab es ein Drinnen und
ein Draußen, eine völlige Absondern n g, entsprechend der Heiligkeit Gottes,
dessen Wohnung und Volk in der Welt, aber nicht von der Welt ist. Der Umhang,
der den Vorhof bildete, war aus Byssus.**) Dieser feine weiße Stoff ist das Bild
von der fleckenlosen Reinheit Christi, Seiner Unschuld und Heiligkeit auch in
Seiner Menschheit.
Das Maß des weißen Stoffes zu dem Umhang, der den Vorhof bildete, betrug 280
Ellen, nämlich je 100 Ellen an der Nord- und Südseite, 50 Ellen an der Westseite
und 30 Ellen an der Ost seite. Hier war nämlich in der Mitte der Eingang zum
Vorhof. Vor diesem hing ein Vorhang von 20 Ellen, der nicht aus Byssus war. Die
Zahl 280 finden wir auch wieder in den 10 Teppichen, die miteinander, über einem
Gerüst von Holz liegend, die eigentliche „Wohnung" oder Stiftshütte bildeten.
Jeder der 10 Teppiche hatte nämlich die Länge von 28 Eilen (2. Mos. 26, 1—6).
Somit war das Maß für den Umhang des Vorhofs das gleiche wie für die Teppiche,
die das eigentliche Heiligtum bildeten. Damit zeigte der Geist Gottes schon
vorbildlich an, daß Jesus Christus von der Welt — im Vorhofe — in Seinem Wandel,
wie vor Gott in Seinem Wesen — im Heiligtum — derselbe ist in Seiner Reinheit
und Vollkom-
*) Eigentlich war es eine ganze Reihe von Umhängen, die ein Ganzes bildeten.
**) Das hebräische Wort dafür ist S c h e c h, das seiner weißen Farbe wegen im
Aramäischen Bü s hieß, daher der griechische Name Byssus. Wahrscheinlich war
dieses keine Flachsleinwand, sondern ein feiner Baumwollstoff: „ägyptische
Leinwand". W i r würden, heute dafür wohl Kattun oder Schir-ting sagen.
menheit, in Seiner Unschuld, und Heiligkeit. Das Maß des Umhangs um den Vorhof
sahen nur die Draußenstehenden, das Maß der Teppiche aber sah auch Gott und
sahen auch die Priester — die Gläubigen —, die drinnen waren. Ja, wir dürfen mit
erleuchteten Augen die Herrlichkeit Christi, des Sohnes Gottes, erkennen und im
Heiligen Geiste anbetend genießen.
Diese gleiche Vollkommenheit und Herrlichkeit Christi, der vor Gott als „der
Heilige", ja, selbst „das Heilige" (Offbg. 3, 7; Luk. 1, 35), erfunden wurde,
der vor Menschen „heilig, unschuldig, unbefleckt und abgesondert von den
Sündern" (Hebr. 7, 26) lebte, wurde in der Stiftshütte noch durch andere,
gleiche Maßverhältnisse vorgebildet. So war die Höhe des ganzen Umhangs des
Vorhofs 5 Ellen und die Länge nach der Süd- und Nordseite je 100 Ellen und an
der Westseite 50 Ellen, an der Ostseite 30 Ellen. Diese drei letzten Zahlen
lassen sich alle durch 10 und 5 teilen. Nun ist aber die Zahl 10 die Zahl der
Verantwortlichkeit des Menschen vor G o 11,*) die Zahl 5 dagegen die
Verantwortlichkeit des Menschen zum Menschen.
So wurde also auch hier vorgebildet, wie der Herr Jesus Seiner
Verantwortlichkeit vor Gott und vor Menschen völlig entsprochen hat. Er liebte
Gott von ganzem Herzen und ebenso Seinen Nächsten wie Sich Selbst, ja, Er gab
Sein teures Leben für uns Menschen, „durch den ewigen Geist", ohne Flecken hin,
und zugleich „Gott zu einem duftenden Wohlgeruch". (Hebr. 9, 14; Eph. 5, 1.)
Der weiße Umhang, der den V o r h o f, und damit das in seiner Mitte stehende
Heiligtum, von der Außenwelt ringsurrt abschloß, war, wie wir sahen, ein Vorbild
von der vollkommenen Reinheit des Herrn Jesu in Seiner Menschheit, gegenüber der
Ihn umgebenden Welt.
Betrachten wir nun kurz
b) die Säulen, Füße, Haken und Seile des den Vorhof bildenden Umhangs. (2. Mose
38, 9—20.)
Der Umhang war an 60 Säulen befestigt, die ihn trugen; diese standen auf Füßen
von „Erz" oder, besser ge-
==
*) Erinnert sei an die Zahl der 10 Gebote, die 10 Jung
frauen und Knechte und ihre „Pfund e" (Matth. 25, 1;
Luk. 19, 13). —
===
sagt, von Kupfer.*) Die Füße des Herrn, der uns im Buche der „Offenbarung" als
„Richte r" gezeigt wird, sind dort „gleich glänzendem Kupfer, als glühten sie im
Ofen". (Offbg. 1, 15.) Das Kupfer ist das Sinnbild von dem Gericht Gottes über
die Sünde, während das Gold ein Bild ist von der absoluten Gerechtigkeit Gottes
Selbst. Alle Geräte im Vorhofe waren von Kupfer: der „eherne" Altar und die dazu
gehörigen Schaufeln und Pfannen, und das „eherne" Meer. Es handelte sich im
Vorhof ja um das Straf urteil Gottes über die Sünde und deren Beseitigung. Alle
Geräte im Heiligtum selbst aber waren von Gold. So kann auch erst nach
Vollstreckung des göttlichen Gerichts über die Sünde im V o r h o f der Mensch
gerecht sein vor Gott und in Seinem Heiligtum stehen. Erst kommt die Beugung der
Seele unter das göttliche Strafgericht: Kupfer; dann folgt ihre gnaden volle
Darstellung in göttlicher Gerechtigkeit: in Gold! — Aber wenn wir davon reden,
daß die Stiftshütte ein Vorbild von der Person des Herrn Jesu Selbst war, so
sehen wir, daß die Säulen, die den weißen, reinen Umhang des Vorhofs trugen,
sich auf Füße von Kupfer stützten, d. h. die Reinheit des Herrn Jesu vor den
Augen der Welt oder Menschheit entsprach auch den Anforderungen Gottes und
Seiner Gerechtigkeit gegenüber der Sünde. Er, der Reine, welcher der
Verantwortlichkeit des Menschen entsprach, konnte unser Erlöser werden und das
Gericht für die Sünde der Welt tragen. Er entsprach der menschlichen
Verantwortlichkeit und auch der göttlichen Gerechtigkeit. Gepriesen sei Sein
herrlicher Name!
Von den 60 Säulen des weißen Umhangs, die also auf Kupfer ruhten, hören wir
weiter, daß ihre Kapitale
*) Das „Erz" des Altertums war meist von der Insel C y -pern („Küpern"), woraus
unser Name Kupfer entstanden ist, und dieses „Erz" war nicht etwa Eisen-, Blei-
oder Silbererz, sondern Kupfererz. — Wenn im alten Testamente also gesagt wird,
daß ein Geräte „eher n" oder „von E r z" gewesen sei, so ist stets an Kupfer zu
denken, d. h. an Verbindungen aus Kupfer mit anderen Metallen; auch die „eherne"
Schlange war von Kupfer (Bronze). (4. Mose 21, 9; 2, Kön. 18, 4).
(Köpfe) von Silber waren. (Vers. 17.) Das Silber aber ist das Bild der Erlösung.
Das Lösegeld oder Sühnegeld, das jeder Israelit von zwanzig Jahren und darüber11
bei seiner Musterung als eine Sühne für seine Seele Jehova geben mußte, war
Silber. Der Reiche gab bei dieser Gelegenheit nicht mehr, der Arme nicht weniger
als die Hälfte eines Sekels Silber als Hebopfer. „Und das Silber von den
Gemusterten in der Gemeinde betrug 100 Talente und 1775 Sekel". Während „die 100
Talente", wie wir später finden werden, zur Herstellung der Füße des
eigentlichen Heiligtums und der Füße des Vorhangs zum Allerheiligsten verwandt
wurden, bildete man aus den „1775 Sekel" Silber die Köpfe der Säulen im Vorhof,
von denen wir eben reden. Auch wurden aus diesem Silber die Haken gebildet, mit
denen die weißen Umhänge*) des Vorhofs an die silbernen Bindestäbe zwischen den
einzelnen Säulen aufgehängt wurden. (2. Mose 30, 11—16 und 38, 25—28.)
Während also die Füße der Säulen von Kupfer waren, um kundzutun, daß Christus
den Anforderungen der Gerechtigkeit Gottes gegenüber der Verantwortlichkeit und
der Sünde des Menschen entspreche, verkündete das Silber auf den Köpfen der
Säulen den Wert oder die Tatsache der Erlösung durch Christi Blut. Die kupfernen
Füße in der Erde bezeugen die Notwendigkeit der Erlösung, aber die silbernen
Köpfe den Wert und die Ausführung der Erlösung. Christus Selbst, in der Höhe,
gekrönt zur Rechten Gottes, ist die vollkommenste und herrlichste Darstellung
der Vollkommenheit unserer Erlösung.
Die Zahl der Säulen war 56, wenn wir die 4 Säulen abziehen, an denen der Vorhang
am Eingang zum Vorhof hing. Die Zahl 56 besteht aus 7 x 8; 7 ist.aber die Zahl
der Vollkommenheit und 8 die Zahl der Auferstehung oder der neuen Schöpfung.
Die Vollkommenheit Christi oder Seine praktische Gerechtigkeit, wie sie in
Seinem Leben auf Erden allezeit zur Darstellung kam, ist gleichsam durch Seine
Auferstehung besiegelt worden. Wir lesen: „Er ist als Sohn Gottes in
*) Diese „Umhänge" bildeten, wie wir wiederholt bemerkten, zusammen gleichsam
nur einen Umhang.
Kraft erwiesen dem Geiste der Heiligkeit nach durch Toten-Auferstehung". (Rom.
1, 4.)
Der Vorhof mit seinen weißen Umhängen aus Byssus war aber nicht nur ein Vorbild
von dem Herrn Jesu, dem Herrn der Herrlichkeit, in Seiner reinen Menschheit auf
Erden, er war auch vorbildlich für uns. Es steht ja geschrieben: „Gleichwie Er
ist, so sind auch wir in dieser Welt". (1. Joh. 4, 17.) Und dieser Stellung und
unseren Vorrechten, die wir durch Gottes Gnade in Christo haben, sollen wir
entsprechen hinsichtlich unserer Verantwortlichkeit. „Wer da sagt, daß er in Ihm
bleibe, ist schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie Er gewandelt hat". (1. Joh.
2, 6.) Hierbei erinnern wir an die Zahlen für die Höhe und Länge des ganzen
Umhanges des Vorhofes, und was wir darüber gesagt haben (auf Seite 24), da wir
vor Gott und Menschen verantwortlich sind, in den Fußstapfen des Herrn zu
wandeln. Der Apostel Paulus war sich dessen bewußt. Er schreibt: „Darum übe ich
mich auch, allezeit ein Gewissen ohne Anstoß zu haben vor Gott und den
Menschen". (Apg. 24, 16.) Und er ruft uns zu: „Tut alles zur Ehre Gottes! Seid
ohne Anstoß, sowohl Juden und Griechen und der Versammlung Gottes; gleichwie
auch ich mich in allen Dingen allen gefällig mache". (1. Kor. 10, 1—33.) Gott
wird diese Treue der Seinigen für ihren Wandel hie-nieden in Reinheit und in
praktischer Gerechtigkeit droben belohnen; wir werden als die Braut oder das
Weib des Lammes am Hochzeitstage „gekleidet in feine Leinwand, glänzend und
rein; denn die feine Leinwand sind die Gerechtigkeit der Heiligen". Offbg. 19,
8.)
Auch die Säulen, an denen der weiße Umhang des Vorhofs hing, können vorbildlich
auf uns, die Gläubigen, gedeutet werden. Die Füße waren eingelassen in einen
Sok-kel von Erz, d. h. von Kupfer. Sie gründeten sich also auf die göttliche
Gerechtigkeit, wie sie sich erwiesen hat am Kreuze im Feuer des Gerichts
gegenüber der Sünde. Zugleich waren die Säulen gekrönt mit Kapitalen (Köpfen)
von Silber, dem Bilde der Erlösung, worüber wir schon redeten. Außerdem waren
Bindestäbe da von Silber und Haken von Silber (2. Mose 27, 17) und Seile. (2.
Mose 35, 18.) Wie wir vor Gott nur in Christo stehen können, auf Sein Werk
gegründet und „angenehm gemacht
in Ihm, dem Geliebten", so ist es auch hinsichtlich unseres Wandels, um Christum
in der Welt darzustellen als Seine Nachfolger und Zeugen. Wir alle lesen es im
Worte Gottes und erfahren es täglich in unserem Wandel, daß die Kraft und Stärke
für ein treues Zeugnis hienieden nicht in uns selbst liegt, sondern in der
praktischen Gemeinschaft und dem inneren, verborgenen Umgang mit dem Herrn,
unserem Haupte, und in der Gnade unseres Gottes. Der Apostel erinnert uns daran,
daß wir bis zum Ende unserer Pilgerfahrt der „Bindestäbe" und „Haken und Silber"
und der „Seile" bedürfen. Er schreibt: „Ihr werdet durch Gottes Macht bewahrt
durch Glauben zur Errettung". (1. Petr. 1, 5.) Ob wir also an unsere Stellung
denken oder an unseren praktischen Zustand hienieden und an die damit verbundene
Verantwortlichkeit, so gründet sich alles bei uns auf die Gnade Gottes, die in
Christo „heilbringend erschienen ist" und uns nun „unterweist, besonnen und
gerecht und gottselig zu leben in dem jetzigen Zeitlauf". (Tit. 2, 11. 12.) Wie
Wichtig und wie nötig ist es, dies allezeit festzuhalten! Wenn wir es tun,
„vermögen wir alles in dem, der uns kräftigt, Christus" (Phil. 4, 13). Dann
dürfen wir jubeln mit dem Psalmisten: „Alle meine Quellen sind in Dir!" und mit
dem Dichter singen:
„Du bist uns alles:
Ja, was wir haben, was wir sind, In Dir nur seinen Ursprung find't". „O
Reichtum, wir besitzen Dich, Du bleibest unser ewiglich!"
Betrachten wir, ehe wir uns von den Umhängen des Vorhofs zu den beiden Geräten:
dem Brand-opferaltar mit seinem Feuer und dem ehernen Meere mit seinem Wasser —
beide zur Reinigung — wenden, noch kurz den Vorhang oder Eingang des Vorhofes.
(2. Mose 27, 16. 17.)
Dieser Eingang war auf der östlichen Seite des Vorhofes, also so weit ab als
möglich vom Throne Gottes, der im Allerheiligsten war, über der Bundeslade. Aber
er
wurde am frühesten von der Sonne > ihienen, die erleuchtete den Eingang zuerst,
wie auch das Panier des Stammes J u d a, der gegen Osten lagerte, (4. Mose 2,
3.)
Wenn wir bedenken, daß der Eingang in den Vorhof und zum Heiligtum und der
Vorhang, der vor dem Eingang hing, ein Vorbild von dem Herrn Jesu ist, so finden
wir es schön, daß die Sonne zuerst auf ihn schien. Wie lieblich ist der Gedanke,
daß die Sonne des Vaterantlitzes Gottes von Anfang an über Jesus leuchtete, der
uns zuruft: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum
Vater, als nur durch Mich". —
Weiter ist es bezeichnend, daß der Eingang ins Heiligtum eine so große Breite
hatte: der Vorhang, der ja den Eingang bildete oder schloß, war, wie wir lesen,
zwanzig Ellen breit und nur fünf Ellen hoch (2. Mose 27, 16. 18). Dagegen war
der Eingang oder Vorhang ins Allerheiligste nur zehn Ellen breit und zehn Ellen
hoch. Wie bedeutungsvoll ist dieser Unterschied! — Der Eingang für die Priester,
die drinnen waren, ins eigentliche Heiligtum, war also nur halb so breit und
doppelt so hoch wie der Eingang für die Draus-senstehenden, die aus der Welt und
Wüste noch hereinkommen sollten! — Nicht wahr, teurer Leser, das ist gut
begreiflich. Nur die Gläubigen, die Erlösten, die ja alle Priester Gottes sind,
können und dürfen durch die hohe und heilige Tür eintreten ins Allerheiligste,
nur für sie ist dieser Weg und Eingang offen. Ihre Zahl ist begrenzt
und'beschränkt. — Aber die Un-bekehrten, die Weltkinder, sollen alle kommen. Dia
Arme des Heilands der Welt stehen weit offen. Er ruft: „Wer da will, der komme!"
„Kommet her zu Mir a 11 e!" — Ja, „also hat Gott die W e 11 geliebt, daß Er
Seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle — oder ein jeder — die an Ihn
glauben, nicht verloren gehen!" — Und der Sohn Gottes ruft nun -— ruft noch:
„Wenn jemand (einerlei wer es sei) diusch Mich eingeht, so wird er errettet
werden." (Joh. 10, 9.)
30
Wenn einer untrer Leser noch nicht errettet sein sollte, so möge er doch — auch
angesichts dieses herrlichen Vorbildes von dem weiten und breiten Eingang in den
Vorhof — endlich Mut fassen und im Glauben kühn herzutreten zu Jesu Christo, dem
Erlöser. Er sagt: „W e r z u M i r kommt, den werde Ich nicht hinausstoßen"
(Joh. 6, 37).
Auch waren im Vorhang am Eingang zum Vorhof keine Cherubim, wie dies bei dem
Vorhang vor dem Allerheilig-sten der Fall war (Vergl. 2. Mose 36, 35 und 36 mit
Vers 37).
Wir wissen, daß im Garten Eden Cherubim, Engel des Gerichts oder Hüter und
Vertreter der Gerechtigkeit Gottes mit flammenden Schwertern, den von Gott
abgefallenen Menschen, die Rückkehr in den Garten Eden wehrten, um nicht zum
Baume des Lebens zu gelangen. Nun aber steht der Weg offen. Der Sünder darf
nahen, darf ungehindert eintreten in den Vorhof, den Kreis der Segnungen Gottes.
Wenn der Draußenstehende gleichsam aus der Gottesferne in die Nähe Gottes, in
den Vorhof und zum Heiligtum, hintreten wollte, so sah er sich dem Vorhang
gegenüber, von dem aus ihm also keine Cherubim ein drohendes Halt!
entgegenriefen, hinter dem vielmehr ein weiter, breiter Eingang ihm ein
freudiges Willkommen! zurief. Überdies wissen wir heute, daß die einzelnen
Farben und Bestandteile dieses breiten Vorhangs hinweisen auf die
Wesenseigenschaften unseres einzigen „Mittlers zwischen Gott und Menschen: den
Menschen Christus Jesus, der Sich Selbst gab zum Lösegeld für all e". (1. Tim.
2, 5. 6). Der blaue Purpur wies hin auf die himmlische Herkunft des Herrn und
Heilands, der rote Purpur auf die königliche Würde, auf die Er Anspruch hatte,
und die Er einst hier besitzen wird, während der Karmesin wohl auf Seine Leiden
hinwies und der gezwirnte weiße Byssus auf Seine reine Menschheit in Wandel und
Wesen.
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Der Vorhof
(2. Mose 25, 9—19.)
Wenden wir uns nunmehr zu den einzelnen Teilen und Gegenständen des Heiligtums
Gottes in der Wüste. Wir betreten dabei den Weg von außen her ins Innere, a) Der
Umha n g.*)
Der Vorhof lag, wie bereits angegeben, 100 Ellen lang und 50 Ellen breit, rings
urn das Heiligtum her. Ein weißer Umhang trennte den Vorhof und mit ihm das
darin liegende Heiligtum von der Wüste und Außenwelt. So gab es ein Drinnen und
ein Draußen, eine völlige Absondern n g, entsprechend der Heiligkeit Gottes,
dessen Wohnung und Volk in der Welt, aber nicht von der Welt ist. Der Umhang,
der den Vorhof bildete, war aus Byssus.**) Dieser feine weiße Stoff ist das Bild
von der fleckenlosen Reinheit Christi, Seiner Unschuld und Heiligkeit auch in
Seiner Menschheit.
Das Maß des weißen Stoffes zu dem Umhang, der den Vorhof bildete, betrug 280
Ellen, nämlich je 100 Ellen an der Nord- und Südseite, 50 Ellen an der Westseite
und 30 Ellen an der Ost seite. Hier war nämlich in der Mitte der Eingang zum
Vorhof. Vor diesem hing ein Vorhang von 20 Ellen, der nicht aus Byssus war. Die
Zahl 280 finden wir auch wieder in den 10 Teppichen, die miteinander, über einem
Gerüst von Holz liegend, die eigentliche „Wohnung" oder Stiftshütte bildeten.
Jeder der 10 Teppiche hatte nämlich die Länge von 28 Eilen (2. Mos. 26, 1—6).
Somit war das Maß für den Umhang des Vorhofs das gleiche wie für die Teppiche,
die das eigentliche Heiligtum bildeten. Damit zeigte der Geist Gottes schon
vorbildlich an, daß Jesus Christus von der Welt — im Vorhofe — in Seinem Wandel,
wie vor Gott in Seinem Wesen — im Heiligtum — derselbe ist in Seiner Reinheit
und Vollkom-
*) Eigentlich war es eine ganze Reihe von Umhängen, die ein Ganzes bildeten.
**) Das hebräische Wort dafür ist S c h e c h, das seiner weißen Farbe wegen im
Aramäischen Bü s hieß, daher der griechische Name Byssus. Wahrscheinlich war
dieses keine Flachsleinwand, sondern ein feiner Baumwollstoff: „ägyptische
Leinwand". W i r würden, heute dafür wohl Kattun oder Schir-ting sagen.
menheit, in Seiner Unschuld, und Heiligkeit. Das Maß des Umhangs um den Vorhof
sahen nur die Draußenstehenden, das Maß der Teppiche aber sah auch Gott und
sahen auch die Priester — die Gläubigen —, die drinnen waren. Ja, wir dürfen mit
erleuchteten Augen die Herrlichkeit Christi, des Sohnes Gottes, erkennen und im
Heiligen Geiste anbetend genießen.
Diese gleiche Vollkommenheit und Herrlichkeit Christi, der vor Gott als „der
Heilige", ja, selbst „das Heilige" (Offbg. 3, 7; Luk. 1, 35), erfunden wurde,
der vor Menschen „heilig, unschuldig, unbefleckt und abgesondert von den
Sündern" (Hebr. 7, 26) lebte, wurde in der Stiftshütte noch durch andere,
gleiche Maßverhältnisse vorgebildet. So war die Höhe des ganzen Umhangs des
Vorhofs 5 Ellen und die Länge nach der Süd- und Nordseite je 100 Ellen und an
der Westseite 50 Ellen, an der Ostseite 30 Ellen. Diese drei letzten Zahlen
lassen sich alle durch 10 und 5 teilen. Nun ist aber die Zahl 10 die Zahl der
Verantwortlichkeit des Menschen vor G o 11,*) die Zahl 5 dagegen die
Verantwortlichkeit des Menschen zum Menschen.
So wurde also auch hier vorgebildet, wie der Herr Jesus Seiner
Verantwortlichkeit vor Gott und vor Menschen völlig entsprochen hat. Er liebte
Gott von ganzem Herzen und ebenso Seinen Nächsten wie Sich Selbst, ja, Er gab
Sein teures Leben für uns Menschen, „durch den ewigen Geist", ohne Flecken hin,
und zugleich „Gott zu einem duftenden Wohlgeruch". (Hebr. 9, 14; Eph. 5, 1.)
Der weiße Umhang, der den V o r h o f, und damit das in seiner Mitte stehende
Heiligtum, von der Außenwelt ringsurrt abschloß, war, wie wir sahen, ein Vorbild
von der vollkommenen Reinheit des Herrn Jesu in Seiner Menschheit, gegenüber der
Ihn umgebenden Welt.
Betrachten wir nun kurz
b) die Säulen, Füße, Haken und Seile des den Vorhof bildenden Umhangs. (2. Mose
38, 9—20.)
Der Umhang war an 60 Säulen befestigt, die ihn trugen; diese standen auf Füßen
von „Erz" oder, besser ge-
*) Erinnert sei an die Zahl der 10 Gebote, die 10 Jung
frauen und Knechte und ihre „Pfund e" (Matth. 25, 1;
Luk. 19, 13). —
sagt, von Kupfer.*) Die Füße des Herrn, der uns im Buche der „Offenbarung" als
„Richte r" gezeigt wird, sind dort „gleich glänzendem Kupfer, als glühten sie im
Ofen". (Offbg. 1, 15.) Das Kupfer ist das Sinnbild von dem Gericht Gottes über
die Sünde, während das Gold ein Bild ist von der absoluten Gerechtigkeit Gottes
Selbst. Alle Geräte im Vorhofe waren von Kupfer: der „eherne" Altar und die dazu
gehörigen Schaufeln und Pfannen, und das „eherne" Meer. Es handelte sich im
Vorhof ja um das Straf urteil Gottes über die Sünde und deren Beseitigung. Alle
Geräte im Heiligtum selbst aber waren von Gold. So kann auch erst nach
Vollstreckung des göttlichen Gerichts über die Sünde im V o r h o f der Mensch
gerecht sein vor Gott und in Seinem Heiligtum stehen. Erst kommt die Beugung der
Seele unter das göttliche Strafgericht: Kupfer; dann folgt ihre gnaden volle
Darstellung in göttlicher Gerechtigkeit: in Gold! — Aber wenn wir davon reden,
daß die Stiftshütte ein Vorbild von der Person des Herrn Jesu Selbst war, so
sehen wir, daß die Säulen, die den weißen, reinen Umhang des Vorhofs trugen,
sich auf Füße von Kupfer stützten, d. h. die Reinheit des Herrn Jesu vor den
Augen der Welt oder Menschheit entsprach auch den Anforderungen Gottes und
Seiner Gerechtigkeit gegenüber der Sünde. Er, der Reine, welcher der
Verantwortlichkeit des Menschen entsprach, konnte unser Erlöser werden und das
Gericht für die Sünde der Welt tragen. Er entsprach der menschlichen
Verantwortlichkeit und auch der göttlichen Gerechtigkeit. Gepriesen sei Sein
herrlicher Name!
Von den 60 Säulen des weißen Umhangs, die also auf Kupfer ruhten, hören wir
weiter, daß ihre Kapitale
*) Das „Erz" des Altertums war meist von der Insel C y -pern („Küpern"), woraus
unser Name Kupfer entstanden ist, und dieses „Erz" war nicht etwa Eisen-, Blei-
oder Silbererz, sondern Kupfererz. — Wenn im alten Testamente also gesagt wird,
daß ein Geräte „eher n" oder „von E r z" gewesen sei, so ist stets an Kupfer zu
denken, d. h. an Verbindungen aus Kupfer mit anderen Metallen; auch die „eherne"
Schlange war von Kupfer (Bronze). (4. Mose 21, 9; 2, Kön. 18, 4).
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(Köpfe) von Silber waren. (Vers. 17.) Das Silber aber ist das Bild der Erlösung.
Das Lösegeld oder Sühnegeld, das jeder Israelit von zwanzig Jahren und darüber11
bei seiner Musterung als eine Sühne für seine Seele Jehova geben mußte, war
Silber. Der Reiche gab bei dieser Gelegenheit nicht mehr, der Arme nicht weniger
als die Hälfte eines Sekels Silber als Hebopfer. „Und das Silber von den
Gemusterten in der Gemeinde betrug 100 Talente und 1775 Sekel". Während „die 100
Talente", wie wir später finden werden, zur Herstellung der Füße des
eigentlichen Heiligtums und der Füße des Vorhangs zum Allerheiligsten verwandt
wurden, bildete man aus den „1775 Sekel" Silber die Köpfe der Säulen im Vorhof,
von denen wir eben reden. Auch wurden aus diesem Silber die Haken gebildet, mit
denen die weißen Umhänge*) des Vorhofs an die silbernen Bindestäbe zwischen den
einzelnen Säulen aufgehängt wurden. (2. Mose 30, 11—16 und 38, 25—28.)
Während also die Füße der Säulen von Kupfer waren, um kundzutun, daß Christus
den Anforderungen der Gerechtigkeit Gottes gegenüber der Verantwortlichkeit und
der Sünde des Menschen entspreche, verkündete das Silber auf den Köpfen der
Säulen den Wert oder die Tatsache der Erlösung durch Christi Blut. Die kupfernen
Füße in der Erde bezeugen die Notwendigkeit der Erlösung, aber die silbernen
Köpfe den Wert und die Ausführung der Erlösung. Christus Selbst, in der Höhe,
gekrönt zur Rechten Gottes, ist die vollkommenste und herrlichste Darstellung
der Vollkommenheit unserer Erlösung.
Die Zahl der Säulen war 56, wenn wir die 4 Säulen abziehen, an denen der Vorhang
am Eingang zum Vorhof hing. Die Zahl 56 besteht aus 7 x 8; 7 ist.aber die Zahl
der Vollkommenheit und 8 die Zahl der Auferstehung oder der neuen Schöpfung.
Die Vollkommenheit Christi oder Seine praktische Gerechtigkeit, wie sie in
Seinem Leben auf Erden allezeit zur Darstellung kam, ist gleichsam durch Seine
Auferstehung besiegelt worden. Wir lesen: „Er ist als Sohn Gottes in
*) Diese „Umhänge" bildeten, wie wir wiederholt bemerkten, zusammen gleichsam
nur einen Umhang.
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Kraft erwiesen dem Geiste der Heiligkeit nach durch Toten-Auferstehung". (Rom.
1, 4.)
Der Vorhof mit seinen weißen Umhängen aus Byssus war aber nicht nur ein Vorbild
von dem Herrn Jesu, dem Herrn der Herrlichkeit, in Seiner reinen Menschheit auf
Erden, er war auch vorbildlich für uns. Es steht ja geschrieben: „Gleichwie Er
ist, so sind auch wir in dieser Welt". (1. Joh. 4, 17.) Und dieser Stellung und
unseren Vorrechten, die wir durch Gottes Gnade in Christo haben, sollen wir
entsprechen hinsichtlich unserer Verantwortlichkeit. „Wer da sagt, daß er in Ihm
bleibe, ist schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie Er gewandelt hat". (1. Joh.
2, 6.) Hierbei erinnern wir an die Zahlen für die Höhe und Länge des ganzen
Umhanges des Vorhofes, und was wir darüber gesagt haben (auf Seite 24), da wir
vor Gott und Menschen verantwortlich sind, in den Fußstapfen des Herrn zu
wandeln. Der Apostel Paulus war sich dessen bewußt. Er schreibt: „Darum übe ich
mich auch, allezeit ein Gewissen ohne Anstoß zu haben vor Gott und den
Menschen". (Apg. 24, 16.) Und er ruft uns zu: „Tut alles zur Ehre Gottes! Seid
ohne Anstoß, sowohl Juden und Griechen und der Versammlung Gottes; gleichwie
auch ich mich in allen Dingen allen gefällig mache". (1. Kor. 10, 1—33.) Gott
wird diese Treue der Seinigen für ihren Wandel hie-nieden in Reinheit und in
praktischer Gerechtigkeit droben belohnen; wir werden als die Braut oder das
Weib des Lammes am Hochzeitstage „gekleidet in feine Leinwand, glänzend und
rein; denn die feine Leinwand sind die Gerechtigkeit der Heiligen". Offbg. 19,
8.)
Auch die Säulen, an denen der weiße Umhang des Vorhofs hing, können vorbildlich
auf uns, die Gläubigen, gedeutet werden. Die Füße waren eingelassen in einen
Sok-kel von Erz, d. h. von Kupfer. Sie gründeten sich also auf die göttliche
Gerechtigkeit, wie sie sich erwiesen hat am Kreuze im Feuer des Gerichts
gegenüber der Sünde. Zugleich waren die Säulen gekrönt mit Kapitalen (Köpfen)
von Silber, dem Bilde der Erlösung, worüber wir schon redeten. Außerdem waren
Bindestäbe da von Silber und Haken von Silber (2. Mose 27, 17) und Seile. (2.
Mose 35, 18.) Wie wir vor Gott nur in Christo stehen können, auf Sein Werk
gegründet und „angenehm gemacht
in Ihm, dem Geliebten", so ist es auch hinsichtlich unseres Wandels, um Christum
in der Welt darzustellen als Seine Nachfolger und Zeugen. Wir alle lesen es im
Worte Gottes und erfahren es täglich in unserem Wandel, daß die Kraft und Stärke
für ein treues Zeugnis hienieden nicht in uns selbst liegt, sondern in der
praktischen Gemeinschaft und dem inneren, verborgenen Umgang mit dem Herrn,
unserem Haupte, und in der Gnade unseres Gottes. Der Apostel erinnert uns daran,
daß wir bis zum Ende unserer Pilgerfahrt der „Bindestäbe" und „Haken und Silber"
und der „Seile" bedürfen. Er schreibt: „Ihr werdet durch Gottes Macht bewahrt
durch Glauben zur Errettung". (1. Petr. 1, 5.) Ob wir also an unsere Stellung
denken oder an unseren praktischen Zustand hienieden und an die damit verbundene
Verantwortlichkeit, so gründet sich alles bei uns auf die Gnade Gottes, die in
Christo „heilbringend erschienen ist" und uns nun „unterweist, besonnen und
gerecht und gottselig zu leben in dem jetzigen Zeitlauf". (Tit. 2, 11. 12.) Wie
Wichtig und wie nötig ist es, dies allezeit festzuhalten! Wenn wir es tun,
„vermögen wir alles in dem, der uns kräftigt, Christus" (Phil. 4, 13). Dann
dürfen wir jubeln mit dem Psalmisten: „Alle meine Quellen sind in Dir!" und mit
dem Dichter singen:
„Du bist uns alles:
Ja, was wir haben, was wir sind, In Dir nur seinen Ursprung find't". „O
Reichtum, wir besitzen Dich, Du bleibest unser ewiglich!"
Betrachten wir, ehe wir uns von den Umhängen des Vorhofs zu den beiden Geräten:
dem Brand-opferaltar mit seinem Feuer und dem ehernen Meere mit seinem Wasser —
beide zur Reinigung — wenden, noch kurz den Vorhang oder Eingang des Vorhofes.
(2. Mose 27, 16. 17.)
Dieser Eingang war auf der östlichen Seite des Vorhofes, also so weit ab als
möglich vom Throne Gottes, der im Allerheiligsten war, über der Bundeslade. Aber
er
wurde am frühesten von der Sonne beschieinen, die erleuchtete den Eingang zuerst,
wie auch das Panier des Stammes J u d a, der gegen Osten lagerte, (4. Mose 2,
3.)
Wenn wir bedenken, daß der Eingang in den Vorhof und zum Heiligtum und der
Vorhang, der vor dem Eingang hing, ein Vorbild von dem Herrn Jesu ist, so finden
wir es schön, daß die Sonne zuerst auf ihn schien. Wie lieblich ist der Gedanke,
daß die Sonne des Vaterantlitzes Gottes von Anfang an über Jesus leuchtete, der
uns zuruft: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum
Vater, als nur durch Mich". —
Weiter ist es bezeichnend, daß der Eingang ins Heiligtum eine so große Breite
hatte: der Vorhang, der ja den Eingang bildete oder schloß, war, wie wir lesen,
zwanzig Ellen breit und nur fünf Ellen hoch (2. Mose 27, 16. 18). Dagegen war
der Eingang oder Vorhang ins Allerheiligste nur zehn Ellen breit und zehn Ellen
hoch. Wie bedeutungsvoll ist dieser Unterschied! — Der Eingang für die Priester,
die drinnen waren, ins eigentliche Heiligtum, war also nur halb so breit und
doppelt so hoch wie der Eingang für die Draus-senstehenden, die aus der Welt und
Wüste noch hereinkommen sollten! — Nicht wahr, teurer Leser, das ist gut
begreiflich. Nur die Gläubigen, die Erlösten, die ja alle Priester Gottes sind,
können und dürfen durch die hohe und heilige Tür eintreten ins Allerheiligste,
nur für sie ist dieser Weg und Eingang offen. Ihre Zahl ist begrenzt
und'beschränkt. — Aber die Un-bekehrten, die Weltkinder, sollen alle kommen. Dia
Arme des Heilands der Welt stehen weit offen. Er ruft: „Wer da will, der komme!"
„Kommet her zu Mir a1 e!" — Ja, „also hat Gott die Welt geliebt, daß Er
Seinen eingeborenen Sohn gab, auf daß alle — oder ein jeder — die an Ihn
glauben, nicht verloren gehen!" — Und der Sohn Gottes ruft nun -— ruft noch:
„Wenn jemand (einerlei wer es sei) diusch Mich eingeht, so wird er errettet
werden." (Joh. 10, 9.)
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Wenn einer untrer Leser noch nicht errettet sein sollte, so möge er doch — auch
angesichts dieses herrlichen Vorbildes von dem weiten und breiten Eingang in den
Vorhof — endlich Mut fassen und im Glauben kühn herzutreten zu Jesu Christo, dem
Erlöser. Er sagt: „W e r z u M i r kommt, den werde Ich nicht hinausstoßen"
(Joh. 6, 37).
Auch waren im Vorhang am Eingang zum Vorhof keine Cherubim, wie dies bei dem
Vorhang vor dem Allerheilig-sten der Fall war (Vergl. 2. Mose 36, 35 und 36 mit
Vers 37).
Wir wissen, daß im Garten Eden Cherubim, Engel des Gerichts oder Hüter und
Vertreter der Gerechtigkeit Gottes mit flammenden Schwertern, den von Gott
abgefallenen Menschen, die Rückkehr in den Garten Eden wehrten, um nicht zum
Baume des Lebens zu gelangen. Nun aber steht der Weg offen. Der Sünder darf
nahen, darf ungehindert eintreten in den Vorhof, den Kreis der Segnungen Gottes.
Wenn der Draußenstehende gleichsam aus der Gottesferne in die Nähe Gottes, in
den Vorhof und zum Heiligtum, hintreten wollte, so sah er sich dem Vorhang
gegenüber, von dem aus ihm also keine Cherubim ein drohendes Halt!
entgegenriefen, hinter dem vielmehr ein weiter, breiter Eingang ihm ein
freudiges Willkommen! zurief. Überdies wissen wir heute, daß die einzelnen
Farben und Bestandteile dieses breiten Vorhangs hinweisen auf die
Wesenseigenschaften unseres einzigen „Mittlers zwischen Gott und Menschen: den
Menschen Christus Jesus, der Sich Selbst gab zum Lösegeld für all e". (1. Tim.
2, 5. 6). Der blaue Purpur wies hin auf die himmlische Herkunft des Herrn und
Heilands, der rote Purpur auf die königliche Würde, auf die Er Anspruch hatte,
und die Er einst hier besitzen wird, während der Karmesin wohl auf Seine Leiden
hinwies und der gezwirnte weiße Byssus auf Seine reine Menschheit in Wandel und
Wesen.
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