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Fakten zur Bibel
Die Stiftshütte
Der goldene Räucheraltar.
(2. Mose 30, 1—10.)
Der goldene Altar oder Räucheraltar ist das letzte Gerät der Stiftshütte, das
wir zu betrachten haben. Er stand im Inneren des Heiligtums, dicht vor dem
Vorhang, ja, er wurde sogar zum Allerheiligsten gerechnet, wenn er auch nicht in
demselben stand, sondern allein dje B un d es l a d e.*) Wir lesen nämlich:
„Auch den ganzen Altar, der zum Sprachorte gehörte, überzog er mit Gold". (1.
Kön. 6, 22.) Der „Sprachort" war aber bekanntlich das Allerheiligste.**)
Bezeichnend für den hohen Wert und die besondere Stellung des Räucheraltars ist
der Umstand, daß überall, wo von ihm die Rede ist, genau angegeben wird, wo sein
bevorzugter Platz war. (2. Mose 30, 6; 40, 26.) So wird auch von ihm allein —
nicht, also vom goldenen Leuchter, auch nicht vom Schaubrotetisch — gesagt:
„Hochheilig ist er dem Jehova" (2. Mose 30, 10).
Der „goldene Alta r", wie er auch kurz genannt wird (4. Mose 4, 11), bildet in
mancher Hinsicht einen gewissen Gegensatz zu dem ehernen Altar. Dieser, mit
Kupfer überzogen, stand, als erstes aller Geräte, draußen im Vorhofe; der
Räucheraltar, mit Gold überzogen, im Heiligtum, gleichsam zum Allerheiligsten
gehörend. Der erste hatte zu tun mit der Sühnung der Sünde. Darum war hier
tägliches Blutvergießen. Der letzte Altar dagegen war die Stätte einer täglichen
Darbietung wohlriechenden Räucherwerks. Der kupferne Altar zeigt uns somit
Christum am Kreuze für den Sünder; der goldene Altar aber Christum als den
großen Hohenpriester, wie Er sich fürbittend für die Erlösten verwendet.
Wie der kupferne Altar war auch der goldene von Akazienholz, das ein Bild von
der Menschheit des Herrn Jesu ist. In dieser hat Er die Wüste durchschritten und
hat in ihr Erfahrungen gesammelt, die Ihn nun befähigen, den
•) So muß es auch in Hebr. 9, 4 nicht „das goldene Rauchfaß" heißen, sondern
jedenfalls: „der goldene Räucheraltar" (vgl. die Fußnote in der neuesten Auflage
der Elberfelder Übersetzung!)
**) Vgl. z. B. 2. Mose 25, 22; 4. Mose 7, 89; 1. Kön. 6, 16 folg.
Seinigen, die Seine Nachfolger hienieden sind, von der Herrlichkeit aus,
hohenpriesterlich zu helfen. Er wendet uns „Mitgefühl" und „Barmherzigkeit" zu
und tut Fürbitte für uns. (Hebr. 2, 17; 4, 15; 7, 25.) ..Auch vermag Er den
Müden aufzurichten durch ein Wort". Er war ja Selbst einst hienieden und ließ
Sich als Mensch von Gott täglich neu durch Sein Wort leiten und führen. (Jes.
50, 4. 5.) Ferner hat der Herr kraft Seiner göttlichen Natur, wovon das Gold auf
dem Räucheraltar ein Bild ist, hienieden allezeit Gott verherrlicht. Wie „Morgen
für Morgen" und ebenso am Schluß eines jeden Tages, „zwischen den Abenden", das
Räucherwerk auf dem goldenen Altar angezündet wurde, auch des Nachts seinen Duft
verbreitete, so war Christus für Gott ein beständiger Wohlgeruch; und Er bleibt
es in alle Ewigkeit! Das Räucherwerk bestand aus vier Stoffen: aus drei
wohlriechenden Gewürzen : Stakte, Räuchermuschel und Galban, und aus reinem
Weihrauch. Diese vier Substanzen deuteten wohl hin auf die verschiedenen Würden
des Herrn, wie sie in den vier Evangelien uns gleichmäßig schön gezeigt werden.
In Matthäus sehen wir den Herrn als König, in Markus als Knecht, in Lukas als
Sohn des Menschen (diese Würden haben dann ihr Vorbild in den drei
wohlriechenden Gewürzen) und in Johannes als den Sohn des Vaters, also als den
„reinen Weihrauch". Indem die vier Stoffe aber „zu gleichen Teilen" im
Räucherwerk verwandt werden mußten, zeigt uns der Geist Gottes, daß keine
Eigenschaft Jesu in ihrer Herrlichkeit und Schönheit auf Kosten der anderen
ausgebildet war.
So groß wie Seine Sanftmut war auch Seine Tatkraft, so groß wie
Seine Güte war auch Seine Heiligkeit. Alles kam in Ihm in voller Harmonie zur
Ehre Gottes und zum Segen Seines Werkes zum Ausdruck. Indem aber kein bestimmtes
Maß vorgeschrieben war für das Räucherwerk, zeigt uns Gott, daß die
Vortrefflichkeit und Tugenden Christi, die für Gott ein Wohlgeruch sind und
waren, unermeßlich sind, ohne Grenzen.
Heute stehen die Gläubigen als die Erlösten des Herrn im Werte Seiner Person und
Seines Werkes wohlannehmlich vor Gott, getragen durch die Kraft Seiner Fürbitte
und preisen Gott als Anbeter im Heiligen Geiste. So lesen wir: „Durch Ihn nun
lasset uns Gott stets e,in Opfer des Lobes darbringen". (Hebr. 13, 15.)
Bei der Anbetung sollen die Erlösten aber stets eingedenk bleiben, daß sie nur
auf Grund des Blutes Christi für Zeit und Ewigkeit Gott nahe gebracht sind.
Darum mußten die vier goldenen Hörner des goldenen Altars am großen
Versöhnungstage immer wieder neu mit dem Blut des Sühnopfers bestrichen werden,
auch mußte Blut vor den Altar selbst gesprengt werden. (3. Mose 16, 18. 19.)
Auch durfte das Räucherwerk nur angezündet werden durch Feuer vom
Brandopferaltar, auf welchem die Frage der Sünde geordnet wurde. Sonst war es
verbotenes „fremdes Feuer". (3. Mose 10, 1; 16, 12.) Ja, jedes Opfer, jede
Anbetung, die Gott wohlgefällig sein soll, muß zur Grundlage das Opfer von
Golgatha haben, Christum Selbst zum Inhalte und den Heiligen Geist zur Quelle.
So ist der goldene Räucheraltar, der durch einen „K ranz" (nicht Leiste) von
Gold" gekrönt war, der Ort und Ausdruck der Anbetung, die Gott suchte, als Er
sagte: „Sie sollen Mir ein Heiligtum machen, daß Ich in ihrer! Mitte wohn e".
(2. Mose 25, 8.) Er stand „dem Sühndeckel (der Bundeslade) gegenüber" (2. Mose
30, 6). Die Bundeslade aber selbst war das Sinnbild der Gegenwart Gottes in
Christo, in welchem Er für Zeit und Ewigkeit in der Mitte der Seinigen wohnt und
wohnen wird!
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