Die
siebenarmige goldene Leuchter
(2. Mose 25, 31—40; 3. Mose 24, 1—4.)
Wenden wir unseren Blick
nun vom Schaubrotetisch weg auf die ihm entgegengesetzte Seite des
Heiligtums, so sehen wir dort den goldenen Leuchter mit seinen
Lampen: das hell leuchtende Licht im Dunkel des Heiligtums.
Der Leuchter war, wie das Wort uns sagt, „von
reinem Golde" und in getriebener Arbeit". Sein Fuß und
sein Schaft mit mehreren übereinander liegenden Blumenkelchen
bildeten ein Ganzes. An jeder Seite des Schaftes waren drei Arme,
Auch diese sechs Arme, von denen ein jeder durch drei
mandelblütenförmige Kelche geziert war, bildeten mit dem Schafte ein
Stück und Ganzes. Und da auch der Schaft oben, wie jeder einzelne
der sechs Arme, auf dem obersten Blumenkelch eine Lampe oder Flamme
trug, so hieß er der siebenarmige Leuchter. Und noch einmal sagt das
Wort: „Der ganze Leuchter soll eine getriebene Arbeit sein von
reinem Golde". (V. 36.)
Die Flammen des Leuchters, der wohl in gleicher Richtung mit der
Seitenwand stand, mußten alle „geradeaus" scheinen, also nach der
Vorderseite ihr Licht werfen. Im Glänze ihres stets hellen Lichtes
stand also der Schaubrotetisch da, der uns Christus als das Brot
Gottes, welches uns das Leben gibt, abbildet. Ebenso standen in
seinem Glänze die Priester, die „das Brot" dort aßen und im
Heiligtum dienten.
Zu dem goldenen Leuchter gehörten auch „Lichtschneuzen"
und „Löschnäpfe", beides „von reinem Golde". Wie bedeutungsvoll und
ernst ist das! Mittelst der Lichtschneuzen wurden die Dochte, soweit
sie verkohlt waren und den Glanz des Lichtes trübten, entfernt, und
die „Löschnäpfe", eigentlich müßte es heißen: Aschgefäße oder
Abfallpfännchen, waren dazu da, um die verkohlten Teile der Dochte,
die mit den Scheren abgenommen wurden, reinlich aufzunehmen, um sie
fortzutragen. Da das Gold, wie überall im Heiligtum ein Bild von der
göttlichen Gerechtigkeit ist, so sehen wir, wie das Licht,
entsprechend der göttlichen Gerechtigkeit hell leuchten und rein
gehalten werden muß, weshalb die Lichtschneuzen von
Gold
waren. Ferner lernen wir hier, daß auch das Böse, gemäß der
göttlichen Gerechtigkeit behandelt und beseitigt werden muß. Es darf
nicht herumliegen oder -fliegen, damit nicht die Priester ihre
weißen Gewänder befleckten oder das Heiligtum verunreinigt wurde. O,
daß dies alles im Hause Gottes beachtet und so das Böse behandelt
würde!
Der Leuchter ist vor allem ein Bild von Christus. Er sagt
Selbst von Sich: „Ich bin das Licht der Welt". Er war das
wahrhaftige Licht, welches in die Welt kommend, jeden Menschen
erleuchtet". (Joh. 1, 9; 8, 12.)
Die sieben Arme weisen hin auf
die Vollkommenheit des Lichtes und Zeugnisses in der Kraft des
Heiligen Geistes, des Herrn und Seines Volkes. Der „Schaft" des
sieben-armigen Leuchters, welcher dieser an und für sich schon
darstellte, war mit seinen sechs Armen, wie wir hörten, „eine
getriebene Arbeit": die Arme waren also nicht künstlich an den
Schaft gelötet oder angenietet, sondern mit ihm ein Ganzes. Ja,
„sowohl Der, welcher heiligt, als auch die, welche geheiligt werden,
sind alle von einem, um welcher Ursachen willen Er sich nicht
schämt, sie Brüder zu nennen",
(Hebr. 2, 11.) Aber nicht nur in
der Stellung, auch in der Gemeinschaft müssen wir eins sein mit
Christo, wenn wir leuchten wollen.
Er sagt: „Ohne Mich (oder
außer Mir) könnt ihr nichts tun". Darum wird auch von uns gesagt: „
Ihr
seid Licht indem Herr n". (Eph. 5, 8.)
Nur
insofern wir in Ihm bleiben und Er in uns bleibt, und Sein Geist,
den Er uns gegeben hat, in uns wirkt, leuchtet Sein Licht i n uns
und durch uns im Heiligtum und in der Welt. Vom Herrn wird gesagt,
daß Er „die sieben Geister Gottes" habe. Nach allen Richtungen hin
entfaltet sich Seine Tätigkeit. Schon der Prophet sagt von Ihm: „
Auf Ihm wird ruhen der Geist Jehovas,
der Geist der Weisheit und
des Verstandes,
der Geist des Rates und der Kraft,
der Geist
der Erkenntnis und der Furcht Jehovas"
(Jes. 11. 2).
Sein
Zeugnis war überall göttlich vollkommen; bei I h m war keine
Lichtschere nötig, wie leider bei uns. Ach, nicht nur bei den
„sieben goldenen Leuchtern", in den sieben Gemeinden, in deren Mitte
der Herr richtend und sichtend wandelte und wandelt (Offbg. Kap. 2
und 3), brennt das Licht Seiner Bekenner oft ungleichmäßig, sondern
auch bei den einzelnen der Seinigen. Auch ist es beachtenswert, daß
in den Ermahnungen, die der Geist Gottes an die einzelnen Gläubigen
richtet, oft sieben Stücke oder Tugenden genannt werden.
So
sagt der Apostel Petrus:
„Indem ihr allen Fleiß anwendet, reichet
in eurem Glauben dar:
die Tugend (d. h. Entschiedenheit), ...
die Erkenntnis, ...
die Enthaltsamkeit, . . .
das Ausharren, .
. .
die Gottseligkeit, ...
die Bruderliebe, ...
die Liebe".
(2. Petri 1, 5—7.)
Im Kolosserbrief hören wir:
„Ziehet nun
an als Auserwählte Gottes . . .:
herzliches Erbarmen, Güte,
Demut, Milde, Langmut,
. . . die Liebe . . .,
und den
Frieden". (3. 12. 13.
(Vergl. auch Jak. 3, 17.) Wenn diese
sieben Stücke oder Tugenden bei uns gefunden werden, so sind auch
wir in gewisser Hinsicht ein siebenarmiger Leuchter.
Die Lampen
mußten gefüllt werden mit „reinem, zerstoßenem Olivenöl".
Das
Oel ist ein Bild vom Heiligen Geiste.
Kein Wunder
darum, daß das Vorbild von Ihm reines Öl sein mußte. Und wenn es
heißt, daß es gestoßenes Olivenöl sein sollte, wird an dessen
Herstellung gedacht, weil es von gestoßenen Oliven gewonnen werden
sollte. Also, der Leuchter war von „getriebener" oder geschlagener
Arbeit und das Olivenöl gestoßen. Durch die beiden Forderungen will
der Heilige Geist uns gewiß sagen, daß das Werk des Heiligen Geistes
und der Heilige Geist Selbst in inniger Verbindung steht mit den
Leiden Christi und Seinem Tode auf Golgatha. So konnte auch der
Heilige Geist nicht vom Himmel herniederkommen, bis Christus auf
Grund Seines Opfertodes zur Rechten Gottes verherrlicht war; und
auch heute kann der Geist Gottes erst dann in einer Seele Wohnung
machen, wenn diese zuvor in Buße und Glauben unter dem Schütze des
Blutes Christi Rettung gesucht und gefunden hat.
Die
Zurichtung der Lampen und der Zustand der Flammen hatte zu tun mit
der Tätigkeit des Hohenpriesters. Für uns ist es Christus, der für
uns, die Seinigen, eintritt, „auf daß unser Glaube nicht aufhöre".
Wie die Lampen ehedem jeden Morgen und jeden Abend neu mit Öl
gefüllt oder zugerichtet wurden, und zwar in Verbindung mit der
Darbringung des Weihrauches auf dem goldenen Altar (2. Mose 30, 7.
8), so ist auch die Tätigkeit unseres Hohenpriesters nötig, auf daß
nichts bei uns, den Seinigen, vorhanden ist, was die Darreichung und
Wirksamkeit des Heiligen Geistes zum Zeugnis hindern könnte.*)
Beachtenswert jedenfalls ist, daß die Darbringung des Weihrauches
beim Morgen- und Abendopfer in enger Verbindung stand mit der
Zurichtung der Lampen (2. Mose 30, 7. 8.) Ein reiner Wandel als
Licht in dem Herrn muß also Hand in Hand gehen mit dem Vorrechte,
als Priester Gottes Fürbitte tun zu können und anzubeten im Heiligen
Geiste.
Gebe uns denn der Herr täglich neue Gnade, daß wir,
solange wir in dieser dunklen Welt zu wandeln haben, hell leuchtende
Lichter sind für Ihn, bis Er uns einzeln oder gemeinsam von hinnen
ruft in Seine eigene Herrlichkeit!
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Auf des Vaters Throne, In der Herrlichkeit,
Glänzet in dem Sohne
Unsere Seligkeit.
Ja, in Seinen Händen Ist nun unser Heil;
Glück, das nie soll enden. Er ist unser Teil.
Er, der
auferstanden Zu der Herrschermacht
Aus des Grabes Banden, Aus des
Todes Nacht;
Er, des Himmels Krone; Er, des Vaters Lust —
Trägt zu Seinem Lohne Uns auf Seiner Brust.
Ewig weit erhoben
Über Tod und Grab Ist,
Er, und von oben Kommt uns Licht herab,
Licht , das hin uns leitet In die Ruhestatt,
Die uns der bereuet,
Der gesieget hat.
Himmlisches Entzücken, Nun in Ihm zu sein;
Froh Ihn anzublicken, Seiner sich zu freun.
Preis' den Herrn, o
Seele! Jauchze himmelan!
Jeder Hauch erzähle, Was er Dir getan!
*) Ob die Lampen des Leuchters im Heiligtum auch bei Tag
gebrannt haben, um das Dunkel des geschlossenen Heiligtums zu
erhellen, Ist nicht festzustellen. Nach 2. Mose 30, 8 scheint es,
daß das Licht bei Tag nicht brannte. Jedoch ist zu beachten, daß das
Wort „anzünden" auch mit „aufstecken" oder „aufsetzen" und
„herrichten" wiedergegeben werden kann.