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25 Schritte durch die Bibel      Doc

 

 

 

Eine

Anleitung

zum

fundierten

Studium

 

James McCarthy

 

 

 


 

 

Nach einem englischen Manuskript

von James G. McCarthy

 

 

Die Bibelverse sind der Elberfelder Übersetzung entnommen.

25 Schritte zum Bibel-Verständnis

 

Inhaltsübersicht

 

                                               Einleitung

Buch-Ebene

        Schritt     1                     Das Gebet

        Schritt     2                     Das Buch lesen

        Schritt     3                     Der Hintergrund

        Schritt     4                     Die Buch-Übersicht

        Schritt     5                     Das Thema

        Schritt     6                     Der Zweck

        Schritt     7                     Das Buchdiagramm

        Schritt     8                     Die Kurzfassung

Vers-Ebene

        Schritt     9                     Das Einzeichnen von Beobachtungen

        Schritt     10                   Das Etikettieren von Verknüpfungen

        Schritt     11                   Die funktionale Übersicht

        Schritt     12                   Das Satzdiagramm

        Schritt     13                   Die Schlüsselwörter

        Schritt     14                   Das Niederschreiben von Beobachtungen

        Schritt     15                   Die Prüfung mit Übersetzungen

        Schritt     16                   Die Versverweise

        Schritt     17                   Das Niederschreiben von Auslegungen

        Schritt     18                   Die Kommentare

        Schritt     19                   Die Umschreibung

        Schritt     20                   Die Anwendung

        Schritt     21                   Die Diskussion

        Schritt     22                   Das Auswendiglernen

        Schritt     23                   Das Verinnerlichen

        Schritt     24                   Der Gehorsam

        Schritt     25                   Das Lehren anderer

        Anhang

                        A                     Definition der Satzverknüpfungen

                        B                     Literatur


 

 

Einleitung

 

Befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit recht teilt. 2. Tim. 2:15

Der Zweck dieser Anleitung ist die Vermittlung hilfreicher Komponenten zum effektiven, persönlichen Bibelstudium. Im folgenden werden hierzu 25 Schritte zu einer fundierten Schriftauslegung und praktischen Anwendung beschrieben und illustriert.

Das Studium von Gottes Wort ist ein Privileg und eine Freude. Wird es ernstlich betrieben, ist es zudem harte Arbeit. Es gibt keine Abkürzungen zu einem tiefgehenden Bibelverständnis. Gute Auslegungstechniken können jedoch die Effizienz und Freude am Bibelstudium erhöhen.

Die ersten acht der vorgestellten Schritte beziehen sich auf das Studium eines Buches der Schrift als ganzes. Sie dienen der Aneignung einer weiteren Perspektive, die für eine gute und gesunde Auslegung erforderlich ist. Schritte neun bis 25 beziehen sich auf das Studium der Schrift auf der Versebene, und beschäftigen sich mit einem detaillierten Studium der Worte und Sätze des Textes.

Natürlich ist die Anwendung aller 25 Schritte nicht bei jedem Schriftstudium notwendig. Der selbstgewählte Aufwand wird vom Ruf, von den geistlichen Gaben, dem Dienst und dem Freiraum abhängen. Die vorgestellten Schritte sind wie einzelne Werkzeuge anzuwenden; es gibt somit auch gröbere und feinere. Es werden daher vornehmlich solche zur praktischen Anwendung kommen, die für die jeweilige Aufgabe angemessen sind. Manche sind von vornherein als optional gekennzeichnet und sollten ernsthaften Studenten überlassen werden, die entsprechend Zeit mitbringen. Andere Schritte sind elementar. Lerne jeden Schritt und entscheide dann, welche am hilfreichsten für Dich sind.

Ein Wachstum in der Erkenntnis der Person Gottes sollte der primäre Schwerpunkt beim Bibelstudium sein. Daher sollten besonders Gottes Offenbarungen über sich selbst Beachtung finden. Referenzen zu Seinen Attributen sollten hervorgehoben werden, so auch, wie Er unter verschiedenen Umständen gehandelt hat.

Das Bibelstudium sollte natürlich ebenso zu gesunder Lehre und zum Verständnis göttlicher Prinzipien für das eigene Leben und den Dienst führen. Bitte Gott daher, Dich durch Sein Wort zu unterweisen. Sei bereit, dem gehorsam zu sein, was Du von Ihm lernen wirst. Halte Ausschau nach Wahrheiten und Einsichten für Dich selber und für solche, denen Du nach Gottes Gedanken dienen sollst.

Anhand der dargestellten Schritte läßt sich bei kontinuierlichem Studium über Jahre hinweg ein einzigartiges Nachschlage- und Auslegungswerk erstellen. Die Einzigartigkeit besteht darin, daß dies aus dem persönlichen Vertraut machen, Verständnis und der persönlichen Erkenntnis Gottes gewachsen ist. Es kann als leicht wieder zu verinnerlichende - nach längerer Nichtbetrachtung - und ständig ergänzbare Grundlage der Wortbetrachtung dienen.

Als Vorlage zu dieser Anleitung diente ein Manuskript von James G. McCarthy in englischer Sprache. Anhand seines tiefen, und besonders auch analytisch zu nennenden Schriftverständnisses hat er die Wirksamkeit dieser Schritte - auf der Grundlage seiner persönlichen Abhängigkeit vom Willen Gottes - auch in allgemein zweifelhaften Auslegungsfragen verdeutlicht.


 

Die Betonung im Bibelstudium

 

1.      Erkenntnis Gottes - Autor

...um Ihn zu erkennen... Phil 3:10

Halte Ausschau nach Offenbarungen, z. B. zu folgenden Eigenschaften Gottes:

            Ewigkeit                                  Unendlichkeit                           Allwissenheit

            Treue                                       Gerechtigkeit                           Allmächtigkeit

            Gütigkeit                                  Liebe                                       Selbstexistenz

            Gnade                                     Majestät                                  Souveränität

            Heiligkeit                                 Barmherzigkeit                         Wahrheit

            Unveränderlichkeit                   Einheit                                     Allgegenwart

            Weisheit                                  Geduld                                    Zorn

 

2.      Persönliche Anwendung - Selbst

Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen. Jakobus 1:22

 

3.      Fortschritt der Gedanken - Kontext

Befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit recht teilt. 2. Tim. 2:15

 

4.      Bedeutsame Dinge - Lehre

Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, auf daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt. 2. Tim. 3:16-17

 

5.      Generelle Anwendung - Dienst

Und was du von mir in Gegenwart vieler Zeugen gehört hast, das vertraue treuen Leuten an, welche tüchtig sein werden, auch andere zu lehren. 2. Tim. 2:2


 

Drei grundlegende Prinzipien
des Bibelstudiums

 

 

                                                                                     Gesunde Balance:

1.    Beobachtung                              80 %

       Was sagt das?

 

 

2.    Auslegung                                   10 %

       Was meint das?

 

 

3.    Anwendung                                 10 %

       Wie soll ich dem gehorchen?

 

 


 

Studiere die Bibel nach Büchern

 

Die ersten acht Schritte dieses Handbuches stellen eine Anleitung zum Bibelstudium auf der Buchebene dar. Zuvor sollten wir daher die Vorteile betrachten, ein Buch der Bibel nach dem anderen zu behandeln.

1.      Größerer Genuß

Das Studium eines Buches als ganzes macht es lebendig und seine “Persönlichkeit” kommt zum Vorschein. Man erfährt etwas von den Gedanken und Gefühlen des göttlichen Autors, wie auch des menschlichen Schreibers. Auf diese Weise genießt man in höherem Maße die Offenbarung der göttlichen Wahrheit in diesem Buch.

2.      Korrekte Auslegung und Anwendung

Der Kontext ist der Schlüssel zum gesunden Bibelverständnis. Um den Kontext einer Bibelstelle zu verstehen, ist es jedoch notwendig, das ganze Buch zu studieren. Nur dann wird man fähig sein, besonders in schwierigen Fragen, die Bibel in verantwortlicher Weise auszulegen und persönlich anzuwenden.

3.      Sicherheit und Autorität in der Lehre

Sicherheit und Autorität sind die natürlichen Nebenprodukte dieser Vorgehensweise. Wenn ein Buch vom Anfang bis zum Ende studiert wird, lernt man die grundlegenden Lehren und zudem Probleme kennen. Man wird sich sicherer fühlen, seine Meinung und Position zu erklären und zu verteidigen. Falsche Interpretationsansätze sind leichter herauszustellen, indem man auf den Kontext hinweist.

4.      Einordnung und Erinnerung

Sofern man nicht die Bibel nach ganzen Büchern studiert, wird das Studium Tausende von einzelnen,  nicht zusammenhängenden Informationsbrocken produzieren, die kaum einzuordnen oder zu behalten sind. Hingegen wird ein buchorientiertes Studium verdeutlichen, daß Gott auf wunderbare Weise Seine Offenbarung in 66 Einheiten, jede mit seinem eigenen Thema, Zweck und Aufbau, organisiert hat. Diese dienen in der Tat als ein schnelles Einordnungs- und gedankliches “Speichersystem mit schnellem Zugriff” auf die biblischen Wahrheiten.


 

Schritt 1 - Das Gebet

 

Wir haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, auf daß wir die Dinge kennen, die uns von Gott geschenkt sind; welche wir auch verkündigen, nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit, sondern in Worten, gelehrt duch den Geist, mitteilend geistliche Dinge durch geistliche Mittel. Der natürliche Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird. 1. Kor. 2:12-14

 

Beginne jedes Bibelstudium grundsätzlich mit Gebet. Gott gab die Schrift, um geistlich verstanden zu werden und damit Wahrheit der Gemeinde zu offenbaren (Röm. 15:4; Heb. 1:1-2; Joh. 20:31). Frage Ihn, Dir Sein Wort zum Verständis zu eröffnen, in dem Glauben, daß Er wirlich antworten wird (Jak. 1:5-6)! Verpflichte Dich selbst zum Gehorsam zu dem, was Gott Dich lehren wird (Jak. 1:23).

Wenn Dir Probleme in Deinen Studien begegnen, bitte den göttlichen Autor um Hilfe. Du wirst es erleben, daß einige Deiner fruchtbarsten Bibelstudien auf den Knien ausgeführt werden.

Bibel-Studium ist eine geistliche Übung. Es ist Kommunikation mit Gott durch Sein lebendiges Wort (Heb. 4:12). Überprüfe Dich selbst dabei, um offenes Gespräch mit Gott sicherzustellen. Wandelst Du im Geist, wenn Du studierst, und in Deiner täglichen Praxis? Bist Du solchen Gedanken Gottes gehorsam, die Du bisher verstanden hast?


 

Schritt 2 - Das Buch lesen

 

Diese aber waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf, indem sie täglich die Schriften untersuchten, ob dies sich also verhielte. Apg. 17:11

Die Bücher der Bibel wurden zunächst dazu geschrieben, um gelesen - und dann erst um studiert - zu werden. Sorgfältiges Lesen des Buches (drei bis fünf mal) wird Dir helfen, den Kontext, Aufbau und den Ton zu verstehen.

Ein von manchen als hilfreich empfundenes Herangehen an diese Aufgabe ist, das Buch dreizig bis fünfzig mal zu lesen. Mit jedem Mal wird das Buch verständlicher und zugänglicher werden. Beachte den Gedankenfluß des Buches und konzentriere Dich bei jedem Lesen auf verschiedene Dinge, wie Hinweise auf Gottes Eigenschaften, sich wiederholende Worte, Warnungen oder Preisungen.

 

Fragen als Begleitung

 

Lese das Buch mit bestimmten Fragen in Deinem Sinn, wie beispielsweise:

§     Was ist der Fluß der Gedanken/Argumente?

§     Was ist der Ton des Schreibers?

§     Wer ist der Schreiber?

§     In welcher Person (erste, zweite, dritte) ist der Text geschrieben?

§     An wen ist das Buch geschrieben?

§     Welche Worte, Redewendungen oder Gedanken werden wiederholt?

§     Wo ändert sich das Thema?

§     Was sind die wesentlichen Punkte?

§     Welche Orte stehen mit dem Buch in Verbindung?

§     Welcher Zeit ist der Text zugeordnet?

§     Was sind die Gründe für die getroffenen Aussagen?

§     Welche Zwecke werden mit dem Buch verfolgt?


 

Schritt 3 - Der Hintergrund

 

Je besser wir den Hintergrund verstehen, vor dem ein Buch der Bibel geschrieben wurde, desto besser werden wir auch dazu befähigt sein, es korrekt auszulegen. Es ist ein arbeitsreicher Versuch, die Kultur, Geschichte, Politik, Religion, Wirtschaft und den geographischen Kontext zu biblischen Zeiten zu verstehen. Doch erfreulicherweise existieren einige hilfreiche Nachschlagewerke in Form von Bibel-Lexikas, -Wörterbüchern, -Einführungen, -Kommentaren und -Atlanten.

Das beste Buch über die biblischen Zeiten ist jedoch die Bibel selbst! Wenn immer Du die Schrift studierst, beachte den kulturellen Kontext. Auf diese Weise wirst Du Dein Wissen über Hintergrund-Informationen kontinuierlich erweitern.

So hilfreich dieses Studium des Hintergrundes ist, so ist sich jedoch auch bewußt zu machen, daß sich die Bibel als lebendiges Wort Gottes nicht auf bestimmte historische und kulturelle Rahmen in ihrer Anwendung beschränkt, sofern kein zwingender Grund hierfür besteht.


 

Betrachtungspunkte

 

Bei der Erforschung des Hintergrundes eines bestimmten Bibel-Buches ist die Beantwortung folgender Fragen hilfreich:

§     Was sind die geographischen Begebenheiten?

§     Was sind die historischen und politischen Begebenheiten?

§     Was sind die kulturellen Umstände?

§     Was sind die religiösen Zustände?

§     Wer ist der Schreiber?

§     Welche internen Informationen sind zur Stützung der Autorschaft         vorhanden?

§     Was ist über den Schreiber bekannt?

§     Welches waren seine Zeitgenossen?

§     Zu wem wurde das Buch geschrieben?

§     Was war der Anlaß und die Zeit der Niederschrift?

§     Wie paßt dieses Buch in die Chronologie der anderen Bücher der Bibel?

§     Welche zusätzlichen Informationen über den Hintergrund diese Buches          kann in anderen Teilen der Bibel gefunden werden?

§     Welche Quellen wurden für die Recherche benutzt?


 

Schritt 4 - Die Buch-Übersicht

 

Eine Buch-Übersicht bietet einen raschen Überblick über ein Bibelbuch, gleichsam einer vom Schreiber vorweggenommenen Inhaltsangabe, und kann daher wichtige Gedanken zum Kontext und somit zur Auslegung liefern. Das Thema oder die Themen werden deutlicher erkennbar. Die erhaltenen Hinweise auf den Gedankenfluß vereinfachen auch die detailliertere Auslegungen auf der Versebene.

Die Erstellung einer Buch-Übersicht ist ein schwieriger und häufig iterativer Prozeß: Die erste wird zumeist nicht die endgültige Fassung sein. Mit einiger Praxis wird dieser Prozeß jedoch kürzer. Ein Vorschlag zur Durchführung ist:

§    Schreibe an den linken Rand auf ein Papier die Vers-Referenzen für jeden Absatz eines Buches.

§    Zur rechten dieser Referenzen sollte nun jedem Absatz ein Titel gegeben werden. Dieser sollte den zentralen Gedanken dieses Abschnitts wiedergeben. Die Titel sollten jedoch kurz (etwa drei bis sechs Worte) gehalten werden. Soweit möglich, sollten sie aus Schlüsselwörtern des Abschnitts gebildet und mit anderen Abschnitts-Titeln koordiniert werden.

§    Gruppiere nun Abschnitts-Titel, die einen gemeinsamen Fokus haben. Diesen Gruppen ist ebenfalls wieder ein Titel zuzuordnen. Dieser Schritt wird so lange wiederholt, bis das ganze Buch unter einem einzigen Titel steht. Dieser Gesamt-Titel ist auch das Thema des Buches.

§    Die ersten Gruppen links von dem Buchtitel sind die Hauptkapitel des Buches. Die Gruppen unterhalb (links) von diesen Hauptkapiteln sind die erste Ebene von Unterkapiteln etc. Diese Titel-Ebenen sind nun zu einer Buch-Übersicht, wie eine Inhaltsangabe, zu gliedern:

Buch-Titel

         1        Erste Ebene: Hauptkapitel

                   1.1     Zweite Ebene: Erste Ebene von Unterkapiteln

                            1.1.1  Dritte Ebene: Zweite Ebene von Unterkapiteln

                                      usw.


 

Übung

 

Jeder unten stehenden Figur ist zunächst ein Name zuzuordnen. Gruppiere dann ähnliche Formen und ordne jeder Gruppe eine Benennung zu. Dann gruppiere die Gruppen und gib diesen wiederum einen Namen. Fahre auf diese Weise fort, bis alle Gruppen unter einem Titel vereinigt sind. Abschließend behandle diese Titel-Ebenen wie Abschnitte eines Buches und schreibe eine Buch-Übersicht.

 


 

Beispiel der Erstellung einer
Buch-Übersicht

 

 

Der Brief an die Galater

 


 

Schritt 5 - Das Thema

 

Der Schritt 4 führte bereits auf eine inhaltsbezogene Überschrift für das betrachtete Buch, die auch als das Thema bezeichnet wird. Dieses sollte so allgemein formuliert sein, daß die wesentlichen Hauptkapitel darin inhaltlich einzuordnen sind. Das Thema kann natürlich nicht als der einzige Gegenstand eines Buches angesehen werden. Doch dient diese Simplifizierung wiederum einer einprägsamen Strukturierung der Bibel und stellt zudem einen Anhaltspunkt für die weitere Auslegung dar.

 

 

Schritt 6 - Der Zweck

 

Der Zweck ist das beabsichtigte Ziel des Autors beim Schreiben des Buches. Was wollte der Autor erreichen? Häufig handelte es sich hierbei um ein Problem, das es zu korrigieren galt. Wenn möglich sollte ein Vers identifiziert werden, der den Zweck ausdrückt.

 

Übung:       Lese 1. Korinther 13.

1.       Was ist das Thema des Kapitels?

 

 

2.       Was ist der Zweck dieses Kapitels?

 

 

3.       Gibt es einen Vers, der den Zweck des Kapitels zum Ausdruck bringt?

 


 

Schritt 7 - Das Buch-Diagramm

 

Ein Diagramm dient der Verdeutlichung der Buch-Übersicht und hebt die Betonung des Schreibers auf einen jeden Betrachtungsgegenstand (d.h. jedes Kapitel, den diese sind bereits inhaltlich gruppiert worden) hervor.

Die einfachste Art, ein Diagramm zu erstellen, besteht darin, den einzelnen Kapiteln eine Länge proportional zu der enthaltenen Versanzahl zuzuordnen (siehe Beispiel).

Die Erstellung eines Buch-Diagramms hat den zusätzlichen Nutzen, daß auch sekundäre Themen, Stil- und Inhaltswechsel, andere als in der Buch-Übersicht, wiedergegeben und übersichtlich dargestellt werden können. Horizontale Zeilen können hinzugefügt werden, die zusätzliche Eigenschaften und deren Wechsel im Buches wiedergeben: der Sprachstil (lehrend, zurechtweisend, korrigierend, ermunternd), die Bezugszeit (Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft), der Ort (Damascus, Arabia, Syria, Jerusalem), die angesprochenen oder über sie gesprochenen Leute (Juden, Heiden/Griechen, Gläubige).

Der Brief an die Galater kann beispielsweise mit Nennung von vier Kontrasten dargestellt werden (siehe Beispiel):

1.       Evangelium Christi, nicht von Menschen

2.       Verheißung, nicht Gesetz

3.       Söhne, nicht Sklaven

4.       Durch den Geist, nicht durch das Fleisch

 


 

Beispiel eines Buch-Diagramms

Der Brief an die Galater

 

 


 

Schritt 8 - Die Kurzfassung

 

Das Ziel dieses Schrittes ist die Erstellung einer komprimierten Umschreibung des Textes, die alle primären Aussagen des Originals enthält. Da diese Aussagen bereits in der Buch-Übersicht identifiziert worden sind, besteht die Arbeit im wesentlichen nur noch darin, das Buch aus der Übersicht zu rekonstruieren, d. h. die Aussagen nun wieder in ganzen Sätzen zu formulieren.

Die Kurzfassung sollte sich wie ein Buch lesen lassen und der Originalfassung ähnlich klingen. Es sollte zudem versucht werden, den Stil und Ton des Original-Textes und besonders die Person (erste, zweite, dritte) beizubehalten. Wenn möglich sollten die genauen Wörter des Originals benutzt werden. Demgegenüber besteht natürlich die Freiheit, vereinfachende Worte einzuführen, um die Sätze und den Kontext zu verkürzen. Wenn man auf einen Abschnitt stößt, der nicht ganz verstanden wird, sollte man nach bestmöglichem Verständnis vorgehen, doch nicht bewußt “schwammig” schreiben. Nach fortgesetztem Studium kann man zu dieser Stelle zurückkehren.

Die Kurzfassung sollte etwa 1/10 bis 1/3 der Länge des Original-Textes ausmachen. Berichte mit vornehmlich historischen Begebenheiten sind sehr viel leichter und komprimierter zusammenzufassen als Bücher mit Lehre als Schwergewicht, wie Römer und Galater.

Die Kurzfassung wird sich als wertvolles Hilfsmittel zum Verständnis des Textes, des Gedankenflusses, der angeführten Hauptpunkte und als Einstieg für zukünftige Nacharbeiten herausstellen. Zudem ist es natürlich ein effektives Mittel, solche Passagen des Textes zu identifizieren, deren grundsätzliches Verständnis für uns fraglich ist.


 

Schritt 9 - Das Einzeichnen von Beobachtungen

 

Dieser Schritt ist zur Verdeutlichung von wichtigen Beziehungen und von Einzelheiten hilfreich. Der Bibeltext sollte mit zumindest doppeltem Zeilenabstand und breitem Rand auf Papier gebracht werden, so daß genügend Raum für handschriftliche Kommentare und Zeichnungen vorhanden ist. Dieses Arbeitspapier kann leicht mit rechnergestützter Textverarbeitung erzeugt werden, oder einfach indem der Text fotokpiert und in einzelne Zeilen zerschnitten wird, die dann wiederum auf Papier in einem weiteren Abstand aufgeklebt werden. Zehn bis fünfzehn Verse auf einer Seite sind angemessen.

Betrachte den Text nun genau und markiere, was Du bemerkst. Eigne Dir dabei Dein eigenes System von Markierungen an. Benutze viel Abwechslung: Unterstreiche, umrahme, umzirkel, male Figuren und Symbole, benutze Farben etc. Gebrauche Linien, um Textstellen zu verbinden, die sich auf die gleiche Aussagen oder Sachverhalte beziehen. Die Dinge, nach den gesucht werden sollte, beinhalten:

1.  Erkenntnisse über den Charakter Gottes

2.  Wiederholung von Wörtern, Ausdrücken, Gedanken

3.  Befehle, Ermahnungen, Warnungen, Verheißungen, Ermunterungen etc.

4.  Gute und schlechte Beispiele

5.  Rhetorische Fragen, Bedingungen, Vergleiche, Kontraste

6.  Die Wer, Was, Wo, Wann, Warum, Wie, Wozu

7.  Aufzählungen

Markiere nur die wichtigsten Dinge, indem Du Unübersichtlichkeit vermeidest. Wenn das Blatt mit trivialen Informaionen überfüllt wird, ist es im Sinne dieses Schrittes nicht mehr nützlich. Bei der Betrachtung des Textes und den Markierungen sollten folgende grundsätzliche Regeln angewandt werden:

1.   Eile nicht durch diesen Schritt

2.   Vermeide Kommentare zu diesem Zeitpunkt

3.   Vermeide Textinterpretationen in diesem Schritt

4.   Arbeite die Textstelle eingehend durch, ggf. mehrmals

5.   Beachte Einzelheiten

6.   Versuche dem Gedankenfluß zu folgen


 

Beispiel des Einzeichnens von Beobachtungen

Galater 5:13-26

13 Denn ihr seid zur Freiheit berufen worden, Brüder; allein gebrauchet nicht die Freiheit zu einem Anlaß für das Fleisch, sondern durch die Liebe dienet einander. 14 Denn das ganze Gesetz ist in einem Worte erfüllt, in dem: “Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.” 15 Wenn ihr aber einander beißet und fresset, so sehet zu, daß ihr nicht voneinander verzehrt werdet. 16 Ich sage aber: Wandelt im Geiste, und ihr werdet die Lust des Fleisches nicht vollbringen. 17 Denn das Fleisch gelüstet wider den Geist, der Geist aber wider das Fleisch; diese aber sind einander entgegengesetzt, auf daß ihr nicht das tuet, was ihr wollt. 18 Wenn ihr aber durch den Geist geleitet werdet, so seid ihr nicht unter Gesetz. 19 Offenbar aber sind die Werke des Fleisches, welche sind: Hurerei, Unreinigkeit, Ausschweifung, 20 Götzendienst, Zauberei, Feindschaft, Hader, Eifersucht, Zorn, Zank, Zwietracht, Sekten, Neid, 21 Totschlag, Trunkenheit, Gelage und dergleichen, von denen ich euch vorhersage, gleichwie ich euch vorhergesagt habe, daß, die solches tun, das Reich Gottes nicht ererben werden. 22 Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit; 23 wider solche gibt es kein Gesetz. 24 Die aber des Christus sind, haben das Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Lüsten. 25 Wenn wir durch den Geist leben, so laßt uns auch durch den Geist wandeln. 26 Laßt uns nicht eitler Ehre geizig sein, indem wir einander herausfordern, einander beneiden.


 

Schritt 10 - Das Etikettieren von Verknüpfungen

 

Dies ist ein optionaler Schritt für solche, die mit Grammatik vertraut sind. Betrachtet wird die Funktion von Konjunktionen, Präpositionen und Adverbien im Text.

Konjunktionen verbinden und bestimmen die Beziehung zwischen Worten, Ausdrücken (Phrasen) und Satzteilen. Einige der meist benutzten sind weil, wenn, da, so daß, obwohl und deshalb. Jedes dieser Worte verbindet ein Satzelement mit einem anderen auf eine ganz spezifische Weise. Das Verständnis darüber, auf welche Weise jede Konjunktion zwei Elemente eines Verses verbindet, ist daher ein wichtiger Schlüssel zur korrekten Auslegung.

Eine Präposition beschreibt, wie ein Nomen oder Pronomen mit einem anderen Wort oder Satzteil in Verbindung steht. Präpositionen beinhalten beispielsweise in, auf, unter, durch, bis, mit und gegenüber.

Adverbien beschreiben oder modifizieren Verben, Adjektive und andere Adverbien. Sie können Informationen bezüglich Zeit, Ort, Art und Weise, Grad, Zustand, Grund, Zweck und Resultat geben.

In Anhang A ist eine Zusammenstellung der häufigsten Verbindungen und ihres Gebrauches aufgeführt.

 


 

Beispiel zum Etikettieren von Verknüpfungen

 

 

Galater 3:10-12

 

 

       Erklärung                                                 Position              Erklärung

10    Denn so viele aus Gesetzeswerken sind, sind unter dem Fluche; denn es

 

                                                                                      Mittel          Position

       steht geschrieben: "Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im

 

                                                            Zweck

       Buche des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun!"

 

                      Mittel                       Position

11    Daß aber durch Gesetz niemand vor Gott gerechtfertigt wird, ist offenbar,

 

       Grund                          Mittel

       denn "der Gerechte wird aus Glauben leben".

 

                         Gegensatz                        Gegensatz

12    Das Gesetz aber ist nicht aus Glauben, sondern: "Wer diese Dinge getan

 

                      Mittel

       hat, wird durch sie leben".

 

 


 

Schritt 11 - Die funktionale Übersicht

 

Die funktionale Übersicht verbindet die Buch-Gliederung aus Schritt 4 und die markierten Verknüpfungen aus Schritt 10. Hier wird nun der Text hinunter bis zu den einzelnen Ausdrücken und Wörtern gegliedert.

Beginne mit der Buch-Gliederung. Diese ist das Skelett, an das die funktionale Gliederung gehängt wird. Dann zerlege jeden Abschnitt, indem die primären Sätze gefunden werden. Diese geben den zentralen Gedanken des Absatzes wieder. Sekundäre Sätze sind dann solche, die den primären Satz nur ergänzen, erklären, modifizieren etc.

Markiere die Haupt-Satzteile der primären Sätze: das Subjekt, Verb oder Prädikat, Objekt oder Prädikatsnomen.. Diese sind nun als Unterpunkte der Buch-Gliederung zu behandeln. Danach können unter diesen Unterpunkten die übrigen Bestandteile des primären Satzes und die sekundären Sätze gegliedert werden. Markiere dann nach dem Schema von Schritt 10, in welcher Weise die Satzbestandteile die Haupt-Satzteile modifizieren.

Dabei ist es für die Übersichtlichkeit bedeutsam, daß die Bestandteile der Gliederung und die Etikettierung der Verknüpfungen vom Bibeltext durch fette Druckschrift oder farbig abgehoben werden.

Dieser Schritt ist optional für solche, die Freude an Gliederungen und Grammatik haben. Korrekt ausgeführt wird dieser schwierige Schritt jedoch zur Übersichtlichkeit und dem Verständnis über die Verbindung der Gliederungs- zur Vers-Ebene beitragen.

 


 

Schritt 12 - Das Satz-Diagramm

 

Dieser optionale Schritt kann von jenen angewandt werden, die Schritt 11 als zu mühsam empfinden, aber doch die grammatische Textstruktur studieren möchten. Er führt zu einer graphischen Darstellung des Aufbaus eines Satzes:

Beispiele:

 

 

 

Josef und Maria lesen die Bibel still in der Küche.

 

 


 

Vers-Beobachtungen

 

In den folgenden Schritten wird jeder Vers einzeln und ausführlich untersucht. Um die gewonnenen Erkenntnisse zu ordnen und für spätere Studien und Dienste zu archivieren, wird hierzu für jeden Vers ein gesondertes Blatt angelegt. Hierauf werden in fünf Bereichen die Ergebnisse der Schritte 13 bis 20 festgehalten. Diese fünf Bereiche sind:

 

1.   Schlüsselwörter (Schritt 13) - Was meinen diese Wörter?

2.   Beobachtungen (Schritte 14-15) - Was sagt der Vers?

3.   Beziehungen (Schritt 16) - Wie verhält sich der Vers zu anderen Stellen?

4.   Auslegung (Schritte 17-19) - Was meint der Vers?

5.   Anwendung (Schritt 20) - Was soll ich tun?


 

Schritt 13 - Die Schlüsselwörter

 

Da die hebräischen und griechischen Worte der Heiligen Schrift durch den Heiligen Geist ausgewählt wurden, um göttliche Wahrheiten zu offenbaren, sollte man sich Zeit für das Verständnis und die korrekte Auslegung dieser nehmen. Doch die Zeit wird uns kaum erlauben, alle Wörter zu studieren, weshalb zunächst bedeutsame und für die Versaussage wichtige Wörter auszuwählen sind. Sie werden als Schlüsselwörter bezeichnet.

Dabei ist die Wortbedeutung im Originaltext wichtig, nicht unbedingt die der Übersetzung (z. B. Gebrauch des Wortes Ermahnung im Deutschen). Da es einige sehr hilfreiche Nachschlagewerke auch für Alt-Sprachen-Laien gibt, ist jedoch ein Verständnis der Originalsprachen nicht erforderlich. Doch sollte ein Wortstudium sehr gründlich und unter Hinzunahme verschiedener Quellen durchgeführt werden.

Die Strong’s-Nummer

Die meisten englischen Nachschlagewerke sind gemäß dem Nummernsystem von Strong’s Exhaustive Concordance of the Bible indiziert. Es gibt zumindest drei Wege, wie eine Striong’s-Nummer gefunden werden kann:

1.    Nachschlagen des Wortes in einer Exhaustive Concordance. Diese gibt es     für verschiedene englisch/amerikanische Übersetzungen.

2.    The Word Study New Testament ist eine King James Version des Neuen       Testamentes, in der Strong’s-Nummern direkt unter jedem Wort vermerkt         sind.

3.    Computer-Software, die ebenfalls zu jedem Wort die Strong’s-Nummer         angeben.

Alttestamentliche Wörter

The Theological Wordbook of the Old Testament (TWOT) ist ein zweibändiges Werk zum Wortstudium. Es ist im Englischsprachigen die beste Quelle für ein fundiertes Wortstudium auch mit Hintergrundinformationen mit einer vernünftigem Zeitaufwand.

Der Zugriff erfolgt über die Strong’s-Nummer, die ihrerseits mit einer oder mehreren (für Wortstämme und Abwandlungen) TWOT-Nummern korreliert ist.


 

Neutestamentliche Wörter

(The Expanded) Vine’s (Expository) Dictionary of New Testament Words ist eines der Standardwerke zum Nachschlagen der Wortbedeutungen und Hintergrundinformationen über die griechischen Worte des Neuen Testamentes. Sollte diese Quelle nicht zufriedenstellend sein, oder der angeratene Check erfolgen, kann zudem Colin Brown’s New International Dictionary of New Testament Theology verwendet werden.

Wonach Ausschau halten?

Im Wortstudium sollte zunächst auf den Wortstamm eingegangen werden. Dies verleiht ein Gefühl für die ursprüngliche Bedeutung, doch ist Vorsicht geboten: Wortbedeutungen ändern sich natürlich, besonders bei zusammengesetzten Wörtern.

Suche dann eine kurze, doch präzise Definition. Liste einige Bibelverse auf, die dieses Wort ebenfalls in dieser Bedeutung verwenden oder ggf. sogar klar ausdrücken. Die Bibel ist und bleibt ihr bestes Nachschlagewerk. Manche Wörter haben mehr als eine Bedeutung, weshalb es wichtig ist, wirklich der Verwendung im gerade betrachteten Vers nachzugehen.

Stets zu notieren:

Das deutsche Wort in der benutzten Übersetzung.

Bei Studium englischer Quellen die Übersetzung nach der King James Version, da viele Nachschlagewerke hierauf aufbauen.

Ein deutsches Äquivalent.

Eine kurze, präzise Definition mit Quellenangabe.

Andere hilfreiche Informationen:

Die Wurzel des Wortes. Schreibe zudem Wörter auf, die dieselbe Wurzel haben.

Die Auftrittshäufigkeit in der Bibel.

Die unterschiedlichen Übersetzungen des Wortes in der studierten Bibelversion sowie die Anzahl ihres Auftretens.

Andere Verse, die dieses Wort beinhalten. Versuche einen Vers zu finden, der die Bedeutung klar wiedergibt.

Unterschiede zwischen dem studierten Wort und anderen griechischen, hebräischen oder aramäischen Wörtern mit ähnlicher Bedeutung.

Zusätzliche Informationen, Hintergründe, die dem Verständnis Licht geben oder für Lehre quotiert werden können.

Das Wortstudium ist eine sehr zeitkonsumierende Tätigkeit, doch gibt sie ganz fundamentale Einblicke in Versbedeutungen. Mit etwas Übung wird es einer der wichtigsten Schritte im Bibelstudium werden.


 

Schritt 14 - Das Niederschreiben von Beobachtungen

 

Dieser Schritt beinhaltet ein sehr sorgfältiges Studium des Versinhaltes. Das Ziel ist hier, Erkennnisse durch Niederschreiben zu gewinnen. In früheren Schritten wurden Informationen kenntlich gemacht; hier sollen sie nun in Worten ausgedrückt werden. Notiere dazu:

1.       Beobachtungen aus Schritt 9:

         a.       Erkenntnisse zum Wesen Gottes

         b.      Wiederholung von Wörtern, Phrasen, Gedanken

         c.       Aufträge, Ermunterungen, Ermahnungen, Warnungen etc.

         d.      gute und schlechte Beispiele

         e.       rhetorische Fragen, Bedingungen, Vergleiche, Unterschiede

         f.       Die Wer, Was, Wo, Wann, Warum und Wie des Verses

 

2.       Verknüpfungen, die in Schritt 10 markiert wurden

 

3.       Wie die einzelnen Teile des Satzes zueinander in Verbindung stehen   (Schritte 11 und 12)

 


 

Schritt 15 - Die Prüfung mit Übersetzungen

 

Dieser Schritt ist einfach zu vollziehen und wird dennoch sehr hilfreich zum Verständnis des Textes sein. In der Betrachtung, wie verschiedene Übersetzer den Text mit seinen Schwierigkeiten gehandhabt haben, gewinnt man einen zusätzlichen Zugang zum Original und zudem Sicherheit bezüglich der eigenen Nachforschungen.

Vergleiche besonders die Unterschiede in den Übersetzungen und versuche, Gründe hierfür zu finden. Untersuche auf jeden Fall die Übersetzungen, die bei Predigten/Vorträgen wahrscheinlich die Zuhörer benutzen werden!

 

 

Schritt 16 - Die Vers-Verweise

 

Der Vergleich einer Schriftstelle mit einer anderen ist der sicherste Weg, um zu einer korrekten Auslegung zu gelangen. Dies ist die Methode, die in der Schrift selber angewandt wird.

Das Auffinden anderer Verse oder ganzer Abschnitte mit derselben Thematik kann über die Angaben in einer Studienbibel, eigene Notizen oder z. B. über Nachschlagewerke wie The Treasury of Scripture Knowledge, mit über 500.000 Referenzen, erfolgen. Zudem kann man sich von Referenzangaben bei Parallelstellen weiter verzweigen.

Betrachte die Referenzen auch in ihrem eigenen Kontext. Häufig werden hierbei Beweggründe Gottes für die gerade betrachtete Aussage sichtbar.


 

Schritt 17 - Die Auslegungen

 

Dieser Schritt soll die Frage “Was meint der Text?” beantworten. Die vorausgehenden Schritte haben das Fundament für eine korrekte Beantwortung dieser Frage gelegt. Daher wird auch dieser Schritt die Vorarbeit weitestgehend aufgreifen.

Beginne einfach mit dem Subjekt, Verb und Objekt. Versuche, die Bedeutung selber auszudrücken. Dann füge einzelne Worte, Phrasen usw. hinzu. Betrachte die Bedeutung dieser und wie sie zu den anderen Versteilen in Beziehung stehen. Frage dich selber:

Wie paßt dieser Vers in den Kontext des Buches (Schritt 5)?

Wie stehen die einzelnen Versteile zueinander in Beziehung (Schritt 10)?

Was habe ich über die präzise Bedeutung der einzelnen Wörter herausgefunden (Schritt 13)?

Ist die Sprache in ihrer buchstäblichen Bedeutung oder bildlich zu verstehen? Werden Metaphern benutzt?

Ist meine Interpretation mit anderen Bibelstellen in Harmonie? Paßt sie zum Wesen Gottes? (Schritt 16)

Ist diese Interpretation die klarste und einfachste?

Macht diese Interpretation Sinn und paßt sie in den historischen Kontext
(Schritt 3)?

 

Falls Schwierigkeiten bei der Auslegung auftreten, sollte man die konkreten Fragen niederschreiben und den Herrn um Klarheit bitten. Weitere Hilfen können auch die folgenden Schritte geben.

 

 


 

Schritt 18 - Die Kommentare

 

Die beste Art, Kommentare zu benutzen, besteht darin, die eigene Arbeit zu überprüfen und sie zur Lösung von Problemen in der Auslegung heranzuziehen. Auch die einzelnen Aussagen der Kommentare sollten kritisch betrachtet werden. Nicht bloßes Konsumieren , sondern eine Auseinandersetzung mit den Aussagen ist gesund.

Die Auswahl der Kommentare sollte sorgfältig erfolgen. Viele setzen unterschiedliche Schwerpunkte (Hintergrundwissen versus Anwendung). Daher sollten mehrere konsultiert werden, um ein ausgewogenes Bild zu bekommen.

Notiere nicht nur, was der Autor zu einer Versbedeutung schreibt, sondern auch den Weg dahin, seine Begründungen und Schlußfolgerungen. Damit wird die Auseinandersetzung mit dem Geschriebenen erleichtert und zudem lernt man einige Auslegungs-”techniken”.

Kennzeichne zudem besonders neue Einsichten mit Angabe der Quelle.

Sofern immer noch Fragen zur Textauslegung bestehen, gehe zu Schritt 21 über.

 

 

Schritt 19 - DieUmschreibung

 

Ein effektiver Weg, um das eigene Textverständnis zu klären, ist es, den Vers in eigenen Worten wiederzugeben. Versuche dabei den Ton des Originals beizubehalten (so auch dieselbe Person, Zeit etc.). Diese Umschreibung sollte wie das Original klingen, doch zur Verdeutlichung ggf. erweitert werden.


 

Schritt 20 - Die Anwendung

 

Die Schrift auf das eigene Leben anzuwenden, ist eines der wichtigsten Schritte im Bibelstudium. Zu diesem Zeitpunkt sollte man ein klares Verständnis des Textes haben und darauf basierend fragen: Wie beeinflußt dieser Vers mein Leben?

Suche zunächst persönliche Anwendungen. Bitte Gott darum, durch Sein Wort zu dir zu reden. Dann erst suche nach Anwendungen, die im Dienst für andere nützlich sind. Das Niederschreiben dieser Anwendungen wird noch einmal herausfordern und zu Taten Anstoß geben.

Anwendungen werden in ganz unterschiedlicher Weise gefunden. Die einfachste ist ein direkter Befehl des Herrn. Andere Formen beinhalten Warnungen, Beispiele, Verheißungen, Attribute Gottes etc.

Übung:

Lese jede der folgenden Schriftstellen sorgfältig und finde eine Anwendung. Schreibe zudem auf, in welcher Form sie erscheint oder gefunden wurde (z. B. Befehl, Warnung etc.).

Lukas 6:36

Seid nun barmherzig, wie auch euer Vater Barmherzig ist.

Anwendung:

Form:

Jesaja 40:28

Ein ewiger Gott ist der Herr, der Schöpfer der Enden der Erde; er ermüdet nicht und ermattet nicht.

Anwendung:

Form:

Apostelgeschichte 20:35

Geben ist seliger als Nehmen.

Anwendung:

Form:

1. Samuel 14:6

Denn für den Herrn gibt es kein Hindernis, durch viele zu retten oder durch wenige.

Anwendung:

Form:


 

Schritt 21 - Die Diskussion

Propheten aber laßt zwei oder drei reden, und die anderen laßt urteilen.
1. Kor. 14:29

Wenn wir mit anderen über Gottes Wort reden, wird es uns selber deutlicher und oft noch lebendiger. Das in Worte fassen unserer Gedanken zwingt uns, diese eingehend zu durchdenken und so auf eine tiefere Ebene zu gehen.

Erzähle daher einer anderen Person, was Du aus der Heiligen Schrift gelernt hast, und sei zudem auch für Korrekturen offen. Dieser Schritt ist besonders effektiv, wenn der Gesprächspartner geistlich gesinnt und ein fundiertes Wissen über Gottes Wort hat. So ist es ratsam, eine Beziehung zu einem reifen Christen aufzubauen, dem man Fragen stellen und neue Gedanken vorlegen kann.

 

Schritt 22 - Das Auswendiglernen

In meinem Herzen habe ich Dein Wort verwahrt,
auf daß ich nicht wieder Dich sündige.
Psalm 119:11

Das Auswendiglernen des betrachteten Verses oder von Teilen eines betrachteten Absatzes ist eine Hilfe, um diese Gedanken im Leben anzuwenden. Die Wahrheit aus Gottes Wort wird so zu unserem ständigen Gefährten, stets bereit, um wirksam zu sein.

Lerne die Verse immer genau so, wie sie geschrieben sind. Beginne mit der Versreferenz. Wiederhole sie ständig, bis sie im Gedächtnis haften bleibt. Dann füge den ersten Teil des Verses hinzu und wiederhole stets alles. Fahre in dieser Weise fort, bis der ganze Vers gelernt ist.

Da die Referenz meist der schwierigste Teil ist, wiederhole sie am Anfang und Ende des Verses. Vermeide es, den Vers falsch wiederzugeben, da dies den Lernprozeß verlangsamt und zu Verwirrung führt.

Der Vers sollte täglich mindestens sieben Wochen lang wiederholt werden, damit er in das Langzeitgedächtnis kommt. Wenn dies einmal geschehen ist, wird eine Wiederholung alle drei bis sechs Monate den Vers oder Absatz frisch im Gedächtnis bleiben lassen.

Dieser Schritt des Bibelstudiums ist optional.


 

Schritt 23 - Das Verinnerlichen

Über Deine Vorschriften will ich sinnen und achthaben auf Deine Pfade. An Deinen Satzungen habe ich meine Wonne; Deines Wortes werde ich nicht vergessen. Psalm 119:15,16

Das Wort Gottes zu verinnerlichen bedeutet, die Aussagen, Prinzipien und Wahrheiten darin eingehend zu überdenken. Es braucht seine Zeit, das lebendige Wort Gottes zu seiner Seele und zu seinem Herzen reden zu lassen.

Dies sollte möglichst an einem ruhigen Ort ohne Störungen stattfinden. Hier kann der Text langsam und mit Gebet nochmals betrachtet werden. Wenn wir so über Gottes Wort wiederholt nachdenken, wird uns der Heilige Geist seine Bedeutung aufschließen und es für unser Leben und unseren Dienst lebendig machen. Wir erkennen, wie der Text zu anderen Wahrheiten aus der Bibel paßt, verstehen seine tiefere Bedeutung und entwickeln persönliche Überzeugungen.

 

Schritt 24 - Der Gehorsam

Seid aber Täter des Wortes und nicht allein Hörer, die sich selbst betrügen. Jakobus 1:22

Halte Dein Bibelstudium persönlich. Wandel nah bei Gott und erwarte, daß Er zu Dir durch Sein Wort spricht. Wenn wir uns nach dem verhalten, was wir gelernt haben, bereiten wir unsere Herzen für neue Einsichten vor. Und wenn wir gehorsam sind, wird unser Leben von Gott gesegnet und zudem anderen zum Segen sein.

 

Schritt 25 - Das Lehren anderer

Gehet nun hin und machet alle Nationen zu Jüngern,...und lehret sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe. Matth. 28:19-20

Wir haben die Verantwortung, das anderen zu übertragen, was wir selber von Gott erfahren haben. Wahrheit ist ein göttlich anvertrautes Gut zum Dienst. Wenn wir die Worte Gottes lehren, werden wir anderen Menschen dienen und selber in der Kenntnis des Wortes Gottes wachsen.


 

Anhang

 

Anhang A - Definition von Satzverknüpfungen

 

Funktion

Definition

Beispiele

Gegensatz

Ausdruck von konträren Sachverhalten, Kontrast, Antithesen, Gegensätzlichkeiten

aber, doch, wie auch immer, jedenfalls, auf der anderen Seite (Hand)

Agent

die Person, durch die ein Ende beeinflußt wird, persönliches Mittel, Stellvertreter

durch, von, vom

Vergleich

führt einen analogen Gedanken zum Zweck der Verdeutlichung, Beschreibung oder Betonung ein

als, wie, so, gleich

Konzession

ein Zugeben oder Anerkennen eines Argumentes, im wesentlichen gleich der Bedingung, doch die apodosis ist wahr unabhängig von der protasis

obwohl, wohl, aber wenn

Schluß

logisches Urteil, notwendige Konsequenz einer Prämisse

deshalb, aus diesem Grund, daher, folglich, demzufolge, so daß

Bedingung

die Bedingung besteht gewöhnlich aus einer Prämisse (wenn) und eines logischen Schlusses (dann), diese Teile werden protasis und apodosis genannt: wenn protasis, dann apodosis

wenn, dann, falls, auch

Erklärung

dient der Klarstellung, Vereinfachung, Veranschaulichung

nun, jetzt, denn

Ausnahme

Ausschluß eines Gegenstandes oder Sachverhaltes

mit Ausnahme, aber, ohne

Mittel

die Sache, durch die ein Ende beeinflußt wird, das Instrument, unpersönliches Mittel

durch, mit

Position

Stellung oder Ort einer Sache, Person, auch metaphorisch

in, im, auf, unter, vor, über

Behauptung

eine Aussage, die geglaubt, bezweifelt oder geleugnet werden kann, häufig rhetorisch in einem Bedingungssatz

wenn...dann

 

Ergebnis

 

ein aktuelles Ergebnis, das wirklich eintritt

 

so daß, mit dem Ergebnis

Grund

Begründung, Erklärung, Motivation hinter einem Ziel, Frage:warum?

weil, da, denn, wegen

Zweck

eine Intention, das gewünschte Ergebnis, das Ziel, Frage: wofür?

um zu, für, so daß

 

Übersetzung von Guido Wolff guido.wolff@xlink.net