Herzliche Grüsse
Olivier
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Zu Gesetz:
Wir haben 3 grundsätzlich unterschiedliche
Gesetze zu betrachten:
I: Das Gesetz, das jeder Mensch in sich hat,
► Rö 2.15 Muss
und kann nicht
II: Das Gesetz Mose für Israel ► 2. Mose 20
Muss und kann
nicht
II: Das Gesetz des Christus ► Galater 6.2
für die Erretteten
Das Neue Leben will, kann und tut
Was ist der Unterschied dieser 3 Prinzipien
(Nomen)?
→ I: Die Leitlinie für jeden Menschen ab
Leben im Verstand
→ II: Das Volk Israel bekam es dann (I) auf
Steinere Platten, die alsbald zertrümmert wurden und dann zwei Neue,
die in eine Lade von Holz gelegt werden
mussten; (Bild auf Christo → Ps 40)
→ III: Wir Christen haben das Gesetz im
Neuen Leben = Christus in uns und wir wollen nichts anders (Neue
Natur) als die Gesetze auszuleben.
Gesetz und Gnade
Es gibt zwei Verse, die den Gegensatz
zwischen Gesetz und Gnade so gut beleuchten, dass ich sie gleich an den
Anfang stellen möchte: „Das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade
und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden“ (Joh 1,17). „Die
Sünde wird nicht über euch herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz,
sondern unter Gnade“ (Röm 6,14).
Der erste Vers zeigt, dass mit dem Kommen
Jesu eine neue Zeitepoche begonnen hat. Der zweite Vers stellt die
Auswirkungen dieses Wendepunkts für den Gläubigen vor: Unter der neuen
Ordnung wird er von der Sklaverei der Sünde befreit.
In einer Hinsicht sind Gesetz und Gnade
gleich: Sie führen beide einen sehr erhabenen Maßstab vor Augen – doch
selbst darin übertrifft die Gnade das Gesetz. In allem anderen stehen
die beiden in starkem Gegensatz zueinander.
Die Gnade gibt einen höheren Maßstab als das
Gesetz.
Auf dem Berg Sinai gab Gott Mose das Gesetz
(2. Mo 19 und 20). Gott, der in mancher Hinsicht unbekannt war, da er
sich noch in tiefer Finsternis verbarg, erließ damals ausdrücklich seine
gerechten und heiligen Gebote. Wer sie hielt, wurde gesegnet; wer sie
brach, kam unter den Fluch des Gesetzes (Gal 3,10). Die Israeliten
brachen das Gesetz und verdienten diesen Fluch, noch bevor Mose die
Steintafeln zu ihnen bringen konnte (2. Mo 32). Im folgenden Kapitel
lesen wir, wie barmherzig Gott mit ihnen umgegangen ist. Nur unter dem
Gesetz – ohne die mildernde Barmherzigkeit – hätten sie sofort umkommen
müssen.
Gnade hingegen bedeutet, dass alle gerechten
und heiligen Forderungen Gottes, der sich uns in seinem Sohn völlig
offenbart hat, durch den Tod und die Auferstehung Christi erfüllt
wurden. Dadurch kann der Segen Gottes allen zuteilwerden. Allen, die
glauben, werden die Vergebung der Sünden und der Heilige Geist gegeben.
Durch den Geist bekommen wir die Kraft, die uns befähigt, gemäß dem
göttlichen Maßstab der Gnade zu leben. Dieser Maßstab ist kein
geringerer als Jesus Christus selbst.
Das Wesen des Gesetzes ist eine Forderung,
das der Gnade ist ein Angebot.
Unter dem Gesetz steht Gott sozusagen vor
uns und sagt: „Gebt! Erweist mir eure Liebe und euren pflichtgemäßen
Gehorsam.“ Unter der Gnade streckt Er uns seine vollen Hände entgegen
und sagt: „Nehmt! Empfangt meine Liebe und meine rettende Macht.”
Das Gesetz sagt: „Tu und du wirst leben“,
die Gnade sagt: „Lebe und du wirst tun.“
Wie wir festgestellt haben, stehen wir
Gläubigen nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade. In Galater
4,4-5 lesen wir, wie es dazu kam: „Als aber die Fülle der Zeit gekommen
war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau, geboren unter
Gesetz, damit er die, die unter Gesetz waren, loskaufte, damit wir die
Sohnschaft empfingen.“
Was zu dem Wechsel geführt hat, kann in
einem Wort zusammengefasst werden: Erlösung. Doch das erforderte den Tod
des Erlösers. Er musste für uns zum Fluch gemacht werden, indem Er am
Kreuz starb (Gal 3,13). Daher dürfen wir als Gläubige von uns sagen,
dass wir dem Gesetz gestorben sind (Röm 7,4). Im Tod unseres
Stellvertreters, des Herrn Jesus Christus, sind auch wir gestorben. Das
Gesetz starb nicht – ganz im Gegenteil: Durch nichts wurde seine Hoheit
mehr bestätigt, als dadurch, dass Jesus unter dessen Fluch starb. Es
geschahen jedoch zwei Dinge: Zum einen hielt Gott seinen Zorn zurück und
verkündete Gnade für die gesamte Menschheit, nachdem das Gesetz
verherrlicht und dessen Fluch getragen war. Zum anderen starben wir
Gläubigen in der Person unseres großartigen Stellvertreters dem Gesetz.
Wir sind, um es mit den Worten der Bibel auszudrücken, „eines anderen
[geworden], des aus den Toten auferweckten“ (Röm 7,4). Das bedeutet,
dass uns nun eine andere Macht leitet. Und diese Macht ist eine Person:
der auferstandene Sohn Gottes.
Das Gesetz ist nicht gestorben. Wir aber
sind dem Gesetz gestorben.
Diese beiden Dinge sind mit zwei großen
Tatsachen verbunden:
Erstens ist das Gesetz nicht der Grund für
die Rechtfertigung des Sünders. Der Sünder ist durch Gnade
gerechtfertigt, durch Jesu Blut, durch Glauben. Das wird in Römer 3 und
4 umfassend erklärt. Zweitens ist das Gesetz nicht der Maßstab des
christlichen Lebens. Christus ist der Maßstab. Wir sind mit Ihm
verbunden und nicht mit dem Gesetz, wie wir in Römer 7,4 lesen. Das wird
auch in Galater 3 und 4 ausführlich erläutert.
Die Galater hatten gut angefangen: Sie
bekehrten sich, als der Apostel ihnen das Evangelium der Gnade Gottes
verkündete. Doch dann kamen die judaisierenden Unheilstifter daher, die
als „Eiferer für das Gesetz“ (Apg 21,20) die Beschneidung und das Halten
des Gesetzes lehrten. In diese Falle tappten die Galater.
Paulus stellte daraufhin klar, dass das
Gesetz nur eine vorläufige Regelung war (Gal 3,17), die die
Übertretungen der Israeliten aufzeigte (V. 19) und als Lehrmeister „auf
Christus hin“ (V. 24) dienen sollte.
Weil Christus kam und das Erlösungswerk
vollbrachte und weil der Gläubige mit dem Heiligen Geist versiegelt ist,
verlässt der Gläubige die Stellung eines unmündigen Kindes oder eines
Knechtes und wird ein Sohn im göttlichen Haushalt. Damit wird er in die
Freiheit der Gnade gestellt (Gal 4,1-7).
Die Ebene der Gnade, auf die wir gestellt
worden sind, ist deutlich erhabener, als die des Gesetzes, die wir
verlassen haben. Von der einen zur anderen Ebene zurückzukehren – wenn
auch nur in Gedanken – ist daher so, als würden wir fallen. Paulus
formuliert es in Galater 5,4 mit den Worten: „Ihr seid aus der Gnade
gefallen.“
Das Gleichnis vom verlorenen Sohn
veranschaulicht diesen Punkt. Selbst sein höchster Gedanke ging nicht
über das Gesetz hinaus, als er sagte: „Mache mich wie einen deiner
Tagelöhner“ (Lk 15,19). Dennoch empfing der Vater ihn voller Gnade und
nahm ihn als Sohn in sein Haus auf. Stellen wir uns vor, er hätte einige
Tage später angefangen, als Haussklave zu arbeiten und hätte sich unter
das starre Gesetz der Sklaven gestellt, um die Zuwendung seines Vaters
und die Stellung und Privilegien zu behalten, die ihm so großzügig
gewährt wurden: Was wäre dann passiert? Er wäre „aus der Gnade gefallen“
und hätte das Herz seines Vaters zutiefst betrübt. Damit hätte er seinen
Mangel an Vertrauen in seinen Vater ausgedrückt.
Wie wichtig ist es deshalb, ein Herz zu
haben, das „durch Gnade befestigt“ ist (Heb 13,9)!
Frage: Was kann man zu der Auffassung sagen,
dass das Gesetz gehalten werden muss, damit wir in den Himmel kommen?
Ganz einfach: Es widerspricht der Bibel voll
und ganz. Erstens ist es ein Irrglaube, dass Gesetzeswerke einen
Menschen dazu berechtigen, in den Himmel zu kommen. Als der
Gesetzeslehrer den Herrn fragte „was muss ich getan haben, um ewiges
Leben zu erben?“, verwies ihn Jesus auf das Gesetz. Der Gesetzeslehrer
gab daraufhin eine korrekte Zusammenfassung der Gebote und Jesus
antwortete: „Du hast recht geantwortet; tu dies, und du wirst leben“ (Lk
10,25-28). An dieser Stelle wird kein Wort über den Himmel verloren. Das
Leben auf der Erde ist der Lohn für das Halten des Gesetzes.
Zweitens kam die Gnade nicht, um uns zu
helfen, das Gesetz zu halten, sondern um uns von dessen Fluch zu
erretten, indem ein anderer ihn für uns trug. Das wird in Galater 3
deutlich beschrieben.
Falls dies einer weiteren Bestätigung
bedarf, empfehle ich, Römer 3 zu lesen. Während das Gesetz die Menschen
überführt und ihnen den Mund stopft (V. 9-19), rechtfertigt die Gnade
sie durch Gerechtigkeit „ohne Gesetz“ (V. 20-24).
Lies auch 1. Timotheus 1. Das Gesetz soll
Gottlose überführen (1. Tim 1,9-10). Das Evangelium der Gnade hingegen
stellt uns Jesus Christus vor, der „in die Welt gekommen ist, Sünder zu
retten“ (V. 15). Er kam nicht – um es noch einmal zu betonen –, um
Sündern dabei zu helfen, das Gesetz zu halten, damit sie so versuchen
könnten, sich selbst zu erretten.
Frage: Wenn das Gesetz nicht eingeführt
wurde, damit wir es einhalten und dadurch gerechtfertigt sind, wozu
wurde es dann eingeführt?
Die Bibel selbst gibt die Antwort: „Wir
wissen aber, dass alles, was das Gesetz sagt, es zu denen redet, die
unter dem Gesetz sind, damit jeder Mund verstopft werde und die ganze
Welt dem Gericht Gottes verfallen sei“ (Röm 3,19), „Das Gesetz aber kam
daneben ein, damit die Übertretung überströmend würde“ (Röm 5,20) und
„Warum nun das Gesetz? Es wurde der Übertretungen wegen hinzugefügt“
(Gal 3,19).
Wie alles andere, was Gott einführte, hat
das Gesetz seinen Zweck eindeutig erfüllt. Es kann den starrsinnigsten
und frommsten Wichtigtuer überführen und zum Schweigen bringen. Retten
kann ihn allein die Gnade.
Frage: Hat also die Gnade das Gesetz
aufgehoben und für immer außer Kraft gesetzt?
Die in dem Menschen Jesus Christus
offenbarte Gnade hat den Fluch des gebrochenen Gesetzes getragen und
damit alle Gläubigen von diesem Fluch erlöst (Gal 3,13).
Außerdem hat sie uns davon befreit, unter
dem Gesetz zu sein, und eine völlig neue Grundlage für unsere Beziehung
zu Gott geschaffen (Gal 4,4-6).
Nur weil wir als Christen nicht länger dem
Gesetz unterstellt sind, sondern der Gnade, heißt das nicht, dass das
Gesetz selbst aufgehoben ist. Seine Majestät wurde durch nichts mehr
bestätigt, als dadurch, dass der Gerechte stellvertretend unter dem
Fluch litt. Viele werden am Tag des Gerichts vor der Anklage durch das
Gesetz verzagen (Röm 2,12).
Frage: Was ist daran schlimm, wenn ein
Christ das Gesetz zur Lebensregel macht?
Er fällt dadurch „aus der Gnade“. Denn die
Gnade rettet nicht nur, sie unterweist auch (Tit 2,11-14).
Zudem senkt er den göttlichen Maßstab herab.
Denn nicht das Gesetz, sondern Christus ist der Maßstab für den
Gläubigen.
Außerdem lässt er sich durch ein falsches
Motiv leiten: Angst mag einen Menschen zwar zu dem kläglichen Versuch
bewegen, das Gesetz zu erfüllen und das Fleisch im Zaum zu halten, aber
Gottes Geist ist die einzige Kraft, die das Fleisch bezwingen und die
einen Gläubigen in das Bild Christi verwandeln kann (Gal 5,16-18).
Zu guter Letzt schadet ein solcher Christ
den Beziehungen, in denen er sich durch Gottes Gnade befindet. Obwohl er
ein Sohn in der Freiheit des Hauses und Herzens des Vaters ist, besteht
er darauf, sich einem Regelwerk zu unterstellen, das für die Knechte
bestimmt ist.
Und das soll nicht schlimm sein? Ich wage zu
behaupten, dass es das ist.
Frage: Wenn gelehrt wird, dass ein Christ
nicht unter dem Gesetz ist, führt das nicht zu jeglicher Art von bösem
Verhalten?
Das würde es, wenn jemand Christ werden
würde ohne Buße, ohne Neugeburt, ohne den Einfluss der Gnade und ohne
den Heiligen Geist.
Da aber niemand ohne diese Dinge Christ ist,
muss das Ganze aus einer anderen Perspektive betrachtet werden. Eine
solche Argumentationsweise zeugt einzig und allein von einer
bedauernswerten Unkenntnis von der Wahrheit des Evangeliums.
Das Argument läuft darauf hinaus, dass die
einzige Möglichkeit, Christen dazu zu bringen, ein heiliges Leben zu
führen, darin besteht, dass man sie vor das drohende Urteil des Gesetzes
stellt. Es ist so, als wenn sie nur eine Natur wie ein Schwein haben,
das nur mit einem Stock vom Schlamm ferngehalten werden kann. Aber die
Wahrheit ist, dass der Gläubige, obwohl er noch das Fleisch in sich hat,
auch die neue Natur besitzt. Und die
neue Natur ist seine Identität vor
Gott. Er wird vom Geist Gottes geleitet und kann somit ohne Risiko der
Gnade unterstellt werden. Denn letzten Endes ist es die Gnade, die im
Gläubigen herrscht.
Wer das anzweifelt, zweifelt im Grunde den
anfangs zitierten Vers an: „Denn die Sünde wird nicht über euch
herrschen, denn ihr seid nicht unter Gesetz, sondern unter Gnade“ (Röm
6,14).
Unbekehrte Menschen versuchen
möglicherweise, die Gnade als Deckmantel für ihr boshaftes Verhalten zu
missbrauchen (vgl. Jud 4). Das ist jedoch kein Grund dafür, die Wahrheit
über die Gnade Gottes in diesem Vers zu verleugnen. Denn: Welche
Wahrheit wurde noch nicht von bösen Menschen missbraucht?
Frage: Zeigt die Bibel, wie die Gnade den
Gläubigen anleitet, Gott wohlgefällig zu leben?
Ja, das tut sie. Titus 2,11-15 enthält die
Antwort. Im Christentum rettet die Gnade nicht nur, sondern sie lehrt
auch. Und was für eine gute Lehrerin ist sie doch!
Sie füllt unsere Köpfe nicht mit kalten
Regeln oder Vorschriften, sondern bringt unsere Herzen unter den
überwältigenden Einfluss der Liebe Gottes. Durch das Vorbild Christi
lernen wir, was Gott gefällt und durch den Heiligen Geist fangen wir an,
besonnen, gerecht und gottselig zu leben.
Es besteht ein großer Unterschied zwischen
einer Familie, in der die Kinder durch die Angst vor der strafenden Rute
im Zaum gehalten werden, und einer Familie, in der die Liebe regiert. In
der ersten Familie mag zwar Ordnung herrschen, aber ein böses Erwachen
ist nur eine Frage der Zeit. In der anderen Familie findet man nicht nur
Gehorsam vor, sondern vielmehr eine freudige Antwort auf die Wünsche der
Eltern, die Frucht gegenseitiger Zuneigung.
Gott leitet seine Kinder nach dem Grundsatz
der Liebe und nicht mit Rute und Stock.
In diesem freudigen Bewusstsein wollen wir
leben.
F. B. Hole
Einordnung: Im Glauben leben, Jahrgang 2018,
Heft 11, Seite 3