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Bibelkreis.ch
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- Lieber Markus
- Eigentlich wollte ich zum angesprochenen Thema nichts mehr
sagen, da schon genug Stoff und Literaturhinweise enthalten sind,
um sich anhand des Wortes Gottes Gewissheit verschaffen zu können.
Bei einer solchen Fülle ist aber die Gefahr gross, dass
man nicht alles liest oder gar studiert. Ich teile übrigens
Deine Sorge wegen der Leichtfertigkeit, mit der viele auf dem
breiten Weg wandeln. Die Frage ist nur, ob Gott dem so begegnet,
dass Er damit droht, ein echtes Kind Gottes könne wieder
verloren gehen, wenn...??? Mein Gebet ist, dass Gott diese Betrachtungen
zu "Deinen" Bibelstellen benützen möge, um
mehr Klarheit zu schenken.
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- 1. Gleichnis vom Weinstock (Joh.15,1-16)
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- Hans Peter hat dazu schon Stellung genommen und 2 Punkte
herausgestrichen:
- a) Der Weinstock zeigt zuerst Israel, letztlich
aber den Herrn Jesus.
- b) In diesem Gleichnis geht es v.a. ums Frucht
bringen.
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- Zu a): Die Aufgabe des Weinstockes besteht darin,
für Gott Frucht und Freude zu bringen. (Richter 9,12.13!).
Leider hat Israel darin versagt. Jesus Christus dagegen hat Seinen
Gott und Vater immer in allem völlig erfreut! (Mt.12,18
u.a.). Darum ist Er der wahre Weinstock und auch der wahre Israel
(=Gotteskämpfer)!
- Als Jesus auf diese Erde kam, geschah das als Jude unter
Juden und im jüdischen System. Bald wurde Er aber verworfen,
so dass sich hier eine Trennung anbahnte, welche früher
oder später von jedem Israeliten eine Entscheidung forderte:
Will ich im jüdischen System oder beim (verworfenen) Messias
bleiben? Ganz besonders galt das für alle, die Ihm nachfolgten.
Deshalb die häufige Aufforderung des Herrn, in Ihm und in
Seinem Wort zu bleiben. Das ist ganz offensichtlich auch eine
Hauptaussage dieses Gleichnisses. Leider sind viele weggegangen,
wollten nicht bei Ihm bleiben, als es "härter"
wurde (s. Joh.6,60-69; 8,31f und viele andere Stellen).
- Merke! Es geht hier nicht um die Gemeinde (oder Versammlung),
sondern um Israel! Auch wenn wir letztlich den Herrn im Bild
des Weinstocks sehen dürfen, steht Er hier in Verbindung
mit Israel, nicht mit der Gemeinde! Der Weinstock hat seine Wurzel
in der Erde. Israel ist das irdische Volk Gottes, hat irdische
Verheissungen, die Versammlung dagegen hat himmlischen Charakter
und himmlische Verheissungen.
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- Zu b) Ich persönlich glaube wie Du, dass die
Aussagen in den Versen 2 und 6 mit "verloren gehen"
zu tun haben. Würde sonst der Herr sagen: "... und
wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen"? Ich denke
nicht! Wir müssen gerade deshalb unbedingt beachten, dass
hier nicht von der Gemeinde die Rede ist, sondern von
Israel. Die Reben am Weinstock dürfen keinesfalls mit
den Gliedern am Leib Christi, der Gemeinde, gleichgesetzt werden!
(Die Gemeinde gab es damals noch gar nicht!) Jeder einzelne Israelit,
der im oben erwähnten Sinn nicht beim Messias, seinem Erlöser
geblieben ist, wurde abgeschnitten und ins Feuer geworfen.
- Interessant ist ausserdem, dass der Herr Jesus, wenn Er in
den Versen 2 und 6 von "wegnehmen", "hinausgeworfen
werden", "verdorren" und "ins
Feuer geworfen werden und verbrennen" redet,
immer in der dritten Person spricht. Wenn Er aber Seine Jünger
direkt anredet, sind Seine Aussagen immer positiv, z.B. Vers
3: "Ihr seid schon rein ..." und viele andere.
- Das sollte genügen, um zu verdeutlichen, dass dieses
Gleichnis keineswegs aussagt, ein wiedergeborener Christ könne
wieder verloren. Wenn schon, könnte man aus den Versen 3
und 16 eher das Gegenteil ableiten.
- Obwohl das Gleichnis nicht die Gemeinde meint, dürfen
wir mit viel Gewinn das Gebot des "In Ihm Bleibens",
um viel Frucht zu bringen, auf uns anwenden, weil das zu allen
Zeiten galt und gilt. Genau gleich verhält es sich mit allen
andern Schriften, die nicht uns direkt betreffen. (Siehe Röm.15,4!)
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- 2. Hebr.6,7-8
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- Auf die vorangehenden Verse dieses Kapitels bin ich in einer
früheren Stellungnahme bereits eingegangen. Das einleitende
Wörtchen "denn ..." der Verse 7 und 8 zeigt, dass
es sich hier um eine Begründung des zuvor Gesagten handelt.
Wie in Mt.13,3ff werden auch hier Menschen(herzen) mit dem Erdboden
verglichen. Das Land trägt Samen in sich. Kommt dann der
Regen und bewässert es, so spriesst das hervor, was darin
ist. Waren Samen von nützlichen Pflanzen dort, so kommen
logischerweise Nutzpflanzen hervor. Befanden sich aber Samen
von Dornen oder Disteln darin, so werden eben Dornen oder Disteln
wachsen.
- Genau so ist es mit den menschlichen Herzen: Gott akzeptiert
unseren Willen! ER zwingt niemanden in den Himmel! Sind in einem
Herzen Hochmut und Ablehnung gegen Gott versteckt, so wird selbst
die beste Pflege ("Bewässerung") nichts anderes
als Hochmut und Ablehnung hervorbringen.
- Beim bussfertigen, sich demütigenden Menschen dagegen
wird diese "Bewässerung" mit dem Wort Gottes Busse
hervorbringen. Darauf kann und will dann Gott aus reiner Gnade
mit dem Geschenk der Wiedergeburt antworten.
- Gerade durch die "Bewässerung" (Verkündigung
des Evangeliums) kommt zum Vorschein, was in den Herzen ist!
- Also verdeutlichen diese Verse, dass die Abfallenden keine
Wiedergeborenen sein konnten, denn der Keim (Same) der Ablehnung
war schon längst in ihren Herzen. Durch all das, was in
den Versen 4 und 5 steht, ist das dann erst so richtig zur Reife
gekommen!
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- 3. Röm.11,20-22
- Dieses Gleichnis hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem
des Weinstocks. Nur geht es beim Olivenbaum nicht ums Frucht
bringen, sondern ums Zeugnis.
- Dass Israel als verantwortlicher Träger des Zeugnisses
für den Herrn versagt hat, geht nicht nur aus diesem Gleichnis
hervor. Wegen dieses Versagens hat Gott diese Verantwortung (aber
auch das Vorrecht!) von Israel weggenommen und der Gemeinde übertragen.
Ziehen wir nun die 7 Sendschreiben (Off.2 und 3) herzu, so finden
wir dort leider auch bereits das Versagen der "erweiterten
Gemeinde", wie ich das nennen möchte. Die Androhung
in Off.2,9, den Leuchter (=das Zeugnis) von seiner Stelle wegzurücken,
können wir mit dem Ausbrechen der Zweige aus dem Ölbaum
vergleichen.
- Die für unser Thema entscheidende Frage ist nun, ob
die an Stelle Israels eingepfropften Zweige alles gläubige,
wiedergeborene Christen sein müssen oder nicht. Leider sehen
wir aus der "Christenheit" sehr viel schlechtes Zeugnis.
Ich will nun nicht behaupten, dass dieses negative Zeugnis für
unsern Herrn nur von unechten "Gläubigen" stamme
(leider tragen wir auch zu oft dazu bei!), aber sehr vieles kommt
von reinen Bekennern. Ich hatte unlängst am Büchertisch
in Winterthur ein Gespräch mit einem Moslem-Mädchen.
Als ich ihr das Evangelium bringen wollte, erwähnte sie
sofort, dass sie das, was sie bei den christlichen Mädchen
sehe, abstosse ..., das wolle sie keinesfalls! Natürlich
konnte sie genau so wenig zwischen echten Christen und reinen
Bekennern unterscheiden, wie z.B. die Juden im Holocaust oder
die Indianer bei den sogenannten "Bekehrungen mit dem Schwert"
durch die katholischen Eroberer. Diese Beispiele zeigen neben
vielen anderen, wie sehr das christliche Zeugnis von Ungläubigen
mitgeprägt wird. Also müssen wir annehmen, dass hier
die ganze "Christenheit" gemeint ist, Gläubige
und Ungläubige. Überhaupt geht es hier m.E. nicht um
einzelne Menschen, sondern um die Verantwortung fürs Zeugnis
von a) Israel und b) der "Christenheit" im gesamten.
Das wird einerseits bestätigt aus dem Zusammenhang der Kapitel
9-11 des Römerbriefes, ganz speziell aus V 25 von Kap.11
und anderseits aus den bereits erwähnten Sendschreiben.
Auch dort sind offensichtlich Ungläubige eingeschlossen
und geht es nicht um Einzelne, sondern um das christliche Zeugnis
von verschiedenen Gruppen.
- Übrigens haben wir hier - im Gegensatz zum Gleichnis
des Weinstocks - keinen Hinweis darauf, dass die abgeschnittenen
Zweige verloren wären! Könnten sonst die einen wieder
eingepfropt werden?
- Somit gibt auch diese Bibelstelle keinen Anhaltspunkt dafür,
dass ein echter Christ sein ewiges Leben verlieren könnte.
Interessanterweise finden wir
gerade hier einen ganz starken Beweis für das Gegenteil
im Vers 29: "Denn die Gnadengaben und die Berufung
Gottes sind unbereubar"!! Aus Röm.6,23 wissen
wir ja, dass das ewige Leben eine dieser unbereubaren Gnadengaben
Gottes ist!!
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- 4. Phil.2,12
- In welchem Zusammenhang steht diese Aussage? Ab Vers 5 bis
11 werden wir aufgefordert, die in der Folge so ergreifend geschilderte
wunderbare Gesinnung unseres treuen Herrn zu haben. Dann schliesst
Vers 12 an mit "Daher, meine Geliebten ..., bewirket
eure eigene Seligkeit mit Furcht und Zittern" und Vers
13: "denn Gott ist es, der in euch wirkt sowohl das Wollen
als auch das Wirken, nach seinem Wohlgefallen." In der Elberfelder-Übersetzung
steht nicht Heil oder Errettung, sondern Seligkeit. Die Anmerkung
lässt immerhin erkennen, dass beides möglich ist.
- Wenn wir trotzdem "Errettung" annehmen, kann damit
die ewige Errettung gemeint sein? Wenn ja, wie kannst Du Deine
Errettung selber bewirken? (Es heisst nicht, dass wir diese bewahren
sollen, sondern effektiv "bewirken"!!)
Apg.4,12 erwähnt, dass nur im Herrn Jesus Christus Heil
(Errettung) ist, in keinem andern! ER allein hat Deine und meine
Errettung bewirkt, und zwar völlig! Wir konnten diese nur
dankbar annehmen! Alles andere wäre ein "anderes Evangelium"!
Siehe Gal.1,6-9!)
- Das zeigt klar, dass hier von einer anderen Errettung oder
vielleicht besser Seligkeit die Rede ist, nicht vom ewigen Leben.
Verdeutlicht wird das mit dem unmittelbar folgenden Vers 13:
"denn Gott ist es, der in euch wirkt ..." Was
wirkt Er? Um was geht es hier? Um unsere ewige Errettung? Nein!
Sondern um die Gesinnung Seines geliebten Sohnes! ER will, dass
wir in der Seligkeit Seines Sohnes unseren Wandel mit Furcht
und Zittern durchlaufen. Nicht dass wir um unsere ewige Rettung
bangen müssten, sondern wir sollen in ehrfürchtigem
Wandel in den Fussstapfen unseres Herrn wandeln. Wir sollen uns
davor fürchten, diesen Weg zu verlassen, weil wir Ihn sonst
betrüben, statt Ihn zu ehren und zu erfreuen.
- Zittere ich davor, meinen Herrn durch
einen schlechten Wandel zu verunehren oder ist Er mir nicht so
viel Ehrfurcht wert? Hat Er zu wenig für mich getan, als
dass ich Ihn aus Dankbarkeit dafür mit einem heiligen Lebenswandel
erfreuen möchte?
- Ginge es um meine eigene ewige Errettung
- was wir ja bereits ausgeschlossen haben! - würde ich mich
laufend um mich selber drehen, aus Angst, dieses verlieren zu
können! Nun aber bin ich frei, mich ganz Ihm zu widmen,
aus Dankbarkeit und Liebe zu Ihm! Die echte Freiheit in Christo
habe ich erst zu erkennen begonnen, nachdem ich die Erkenntnis
erlangte, dass der Herr in Bezug auf die Errettung alles für
mich vollbracht hat. Diese Freiheit und Freude der Gewissheit
des ewigen Heils wünsche ich jedem Bruder und jeder Schwester
im Herrn von ganzem Herzen!
- In diesem Sinne grüsse ich herzlich mit Hebr. 10,14!
- Denn mit einem Opfer
hat er für immerdar vollkommen gemacht, die geheiligt werden.
- Hans
>Hallo Markus
>
>da noch ein Artikel den mir Hans Rapold heute gesendet hat.
>https:///themen/joh15.htm
>
>Eventuell hast du mal Zeit?
>In IHM
>HP
>
Hallo Hans-Peter!
Danke für das Mail! ....ja die Zeit, das ist wirklich
ein Problem bei
mir...
Wie ist das eigentlich, haben wir als Menschen einen freien
Willen? Haben
wir die Möglichkeit uns für oder gegen Gott zu entscheiden?
Alles andere
wäre widersinnig! Oder?
- Genauso widersinnig ist auch die Theologie das mit einem
einmaligen "Akt"
der Freifahrtschein für den Himmel gelöst wird. Wenn
ich nicht mehr die
Möglichkeit habe mich gegen Gott zu entscheiden, dann bin
ich zu einer
Marionette geworden! Aber der Herr möchte keine Marionetten
sondern Kinder,
die IHN aus freiem Willen lieben! Deshalb muß es möglich
sein - deshalb ist
es möglich! - sich, nach dem man die Wiedergeburt erlebt
hat, wieder von
Gott abzuwenden.
"Denn wenn sie den Befleckungen der Welt durch die Erkenntnis
unseres Herrn
und Heilandes Jesus Christus entflohen sind, aber wieder in diese
verwickelt
und überwältigt werden, so ist für sie das letzte
schlimmer geworden als das
erste. Denn es wäre ihnen besser, den Weg der Gerechtigkeit
nicht erkannt zu
haben, als sich, nachdem sie <ihn> erkannt haben, wieder
abzuwenden von dem
ihnen überlieferten heiligen Gebot. Es ist ihnen aber nach
dem wahren
Sprichwort ergangen: »Der Hund kehrt wieder um zu seinem
eigenen Gespei« und
die gewaschene Sau zum Wälzen im Kot." 2. Petrus 2,19-22
Liebe Grüße!
Markus
Lieber Markus
Das mit "dem freien Willen, ist eine so wichtige Frage,
die schon so oft gestellt wurde, dass es, denke ich, Zeit ist,
dass wir auch da eine
Forum Frage daraus machen.
HP