Home   Forum    Bibellehre.ch   Bibelkreis.ch  Singetdemherrnkomplett_23_09_2019/singetdemherrn/index.htm  Jahresbibelleseplan  Evangelium


Psalm 32

C.A.C.: In diesen Wortbetrachtungen gedachten
wir aus der Schrift zu lernen, daß Gott in diesen
Letzten Tagen eine Schar auf Erden haben möchte,
die durch Weisheit gekennzeichnet ist; Daniel 11
und 12 reden von ihr in Vers'33 und 35» bzw. Vers 3
und 10 als den Weisen oder Verständigen» den Mas-
kilim. Diese Psalmen wurden im Blick daraufhin

vorgeschlagen» weil sie solche zur Unterweisung sind
und deshalb einen besonderen Platz bei denen
haben» die Weise oder Unterwiesene genannt werden.
Jeder geübten Seele muß es klar sein» daß wir in den
Letzten Tagen leben» in der 2Seit der Geschichte der
Kirche» die der in Daniel 11 und 12 in der Geschichte
Israels entspricht; deshalb ist es höchst wichtig» weise

und unterwiesen zu sein.
.........
Der erste dieser  Psalmen ist der 32., und der
bringt uns die dem Evangelium gemäße Er-
kenntnis Gottes. Da haben wir die Glückseligkeit
dessen» der weiß» daß seine Übertretung vergeben,
 seine Sünde bedeckt» seine Hinterhältigkeit hinweg-
getan ist; er hat ein gereinigtes Gewissen und hat
den Geist empfangen» er hat Gott als einen Recht-
fertiger» Befreier» Führer und als die Quelle der
Freude kennengelernt. Dem Wesen nach ist es das»


Seite 5


was uns das Evangelium bringt. Dieser Psalm ist ein
Evangeliumspsalm, er stellt uns die Segnungen des
neuen Bundes vor, wie sie durch das Evangelium ge-
kannt und durch den Geist genossen werden; das ist
die erste große Unterweisung, die Gott uns zu eigen
machen mochte.
Es ist gut, immer daran zu denken, daß die Hei-
ligen die Gegenstände der göttlichen Unterweisung
sind. In der Ordnung des neuen Bundes gibt es keine
höhere Segnung als die: „Sie werden alle von Gott
gelehrt sein« (Joh. 6, 45), was der Herr aus Jes. 54,
13 anfährt. Das besagt nicht nur, in der Schrift
unterwiesen zu sein. Man könnte in einer Schule mit
den Knaben und Mädchen die Schrift lesen und er-

klären, was gewiß sehr gesegnet ist, doch derart ist
nicht die Belehrung dieser Maskil- oder Unter
weisungspsalmen; sie bringen uns das, worin Gott
uns unterwiesen haben will. In ihnen lernt die Seele
Gott und Christum durch viele tiefe Seelenübungen
kennen; wir haben solche durchzumachen, wir kön-
nen das nicht nur aus Büchern lernen. Jedem, der
die Psalmen liest, ist es klar, daß es keinen unter
ihnen gibt, der nicht ein gut Teil Übung erfordert,
wenn man das, was er bringt, wahrhaft in sich auf-
 nehmen will. Die Psalmen sind ein wunderbarer Teil
der Schrift, sie enthalten viel Seelenerfahrung. Wir
sollten uns nicht der Lehre halber zu den Psalmen
wenden, sondern der Seelenerfahrungen halber, um
zu lernen, wie wir Gott erfahrungsmäßig kennen
lernen.

Seite 6

.....Psalm 32 zeigt uns den Weg, wie wir zu der Er-
kenntnis Gottes kommen, zu der Israel unter dem

neuen Bunde gelangen wird. Er beginnt mit der Ver-
gebung und Nichtzurechnung der Sünde, und auf
diese Erkenntnis gründet sich das Weitere. Wir kön-
nen unbedenklich sagen, daß der Herr nie durch

diese Erfahrung ging. Er kommt in vielen der vor-
ausgehenden Psalmen vor uns, und im Blick auf die
Schönheit und Vollkommenheit, in der Er daselbst
dargestellt wird, bekommt die Seele einen wahren
Begriff von der Sünde.

.....Wir sollten beachten, daß die Psalmen einer gött-
lichen Ordnung gemäß niedergeschrieben sind; sie
gleichen darin nicht der Kapiteleinteilung der Bibel,
 die des Menschen Werk ist, oder einem Liederbuch,
worin die Lieder nach verschiedenen Grundsätzen
angeordnet sein können. Wir lesen zum Beispiel:
„Wie auch in dem zweiten Psalm geschrieben steht"
(Apg. 13, 33), deshalb können wir die Psalmen nicht umstellen.
.......Nun den 32. Psalm haben wir nach einer wunder-
baren Entfaltung der Person Christi in sittlicher und
persönlicher Hinsicht sowie auch als Opfer; Sein Tod,
Seine Auferstehung, Seine Auffahrt und Herrlich-
keit sind dargetan worden. Eine derartige Erfahrung,
wie die des Psalms 32, folgt erst auf eine Erkenntnis
Christi, die den vorausgehenden Psalmen entspricht.
.....Das erste Buch der Psalmen, Psalm 1—41, ist ein
höchst wunderbarer Teil der Schrift, er ist voll vom
Menschen des Wohlgefallens Gottes, von Gottes Ge-

Seite 7

salbtem, er beginnt mit der Glückseligkeit dieses
Menschen und endet damit, daß Er ewig vor Gottes
Angesicht stehen werde. Denken wir an Psalmen wie
Psalm 1, 2, 8, 16, 22, 24, die den Christus Gottes,
den Sohn Gottes darstellen. Bei Seinem Auftreten
brauchen wir nicht erstaunt zu sein, daß es den sün-
digen Menschen Vergebung brachte. Sein Kommen
machte das Herz Gottes frei, all dessen Liebe und
Gnade der Vergebung zu offenbaren. Er tat Sich als
einer kund, der Ungerechtigkeit nicht zurechnet, als
„Jehova, Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum
Zorn und groß an Güte und Wahrheit'' (2. Mose 34,
6} Ps. 86, 15), doch Sein Herz war hierzu nicht frei,
bis Christus gekommen war und das Werk vollbracht
hatte. In Psalm 2 führt Gott Seinen gesalbten Sohn
mit den Worten ein: „Du bist mein Sohn" (V. 7).
In Psalm 8 ist Er dann des Menschen Sohn (V. 4),
der Jehovas Namen auf der ganzen Erde herrlich
macht, und unter Dessen Füße alles gestellt ist
(V. 1. 6). In Psalm 16 sehen wir Seine sittliche Voll-
kommenheit im Wandel vor Gott, getrennt von einer
dem Götzendienst ergebenen Welt, und daß Er die,
die Gott lieben, die Herrlichen auf Erden, zu Seinen
Gefährten macht. Welch eine Entfaltung des Werkes
Christi enthält dann der 22. Psalm! Und das Ergeb-
nis dieses Werkes ist, daß Gottes Name den Brüdern
verkündigt wird und Lobgesang inmitten der Ver-
sammlung ertönt (V. 22). Wenn Christus vor uns ist
und Sein Werk und Seine Auferstehung, so können
wir verstehen, daß Gottes Herz frei ist, dem neuen

Seite 8

Bunde  gemäß offenbar zu werden; Er ist frei, uns
trotz allem, was wir waren und noch sind, zu lehren.
Er kann uns Christum vorstellen und das Ergebnis
Seines Kommens. Der 32. Psalm ist eine der geseg-
netsten Entfaltungen davon im Alten Testament.
In den Psalmen kommen die inneren Gefühle und
Erfahrungen Christi zum Ausdruck, nicht so sehr da
gegen in den Evangelien, dort finden wir mehr Seine
Worte und Taten. Es ist etwas Großes, die Psalmen
zu lesen, um Christum darin zu finden. Sie werden
von den Gläubigen im Allgemeinen mehr als andere
Teile der Schrift gelesen, aber nicht, um Trost zu
erlangen, und dann wird nur aufgenommen, was man
auf seine Umstände anzuwenden vermag. Sie sind
einem willkommen für den Trost, den sie bieten;
doch es ist besser, sich Christo und Dessen Erfahrun
gen halber zu den Psalmen zu wenden. Auf diese
Weise werden wir frei, da wir mit einer anderen
Person beschäftigt sind und uns selbst vergessen, und
das sind glückselige Augenblicke. C. H. M. nannte
das die höchste Stufe der christlichen Erfahrung.
Das zu pflegen, tut uns not; es ist sehr wohl möglich,
mit Christo und des Vaters Gedanken über Ihn be-
schäftigt zu sein.
....Da uns der Geist Gottes in den Psalmen die
Menschwerdung, den Tod, die Auferstehung, Auf
fahrt und Wiederkunft Christi vorstellt, sind wir be-
rechtigt, alles das in Verbindung mit den Psalmen
zu bringen und sie im Lichte dessen zu lesen, was am
Tage des Geistes besteht. Anstatt sie also im Lichte

Seite 9

alttestamentlicher Frömmigkeit zu lesen, können wir
sie im Lichte der gegenwärtigen Stellung Christi
lesen, wonach Er, als in der Zeit geboren. Seinen
Lauf hienieden erfüllte, in den Tod ging, auferstand,
auffuhr und wiederkommen wird. Die größte Unter-
weisung, die Gott uns geben konnte, liegt im Kom-
men Christi; doch Er möchte uns auch über die Fol-
gen davon belehren.
....Psalm 32 ist die Grundlage der Maskilm Psalmen,
ohne dieselbe würden wir Bedenken tragen, einige
von ihnen zu betrachten. Gott möchte, daß jede
Seele mit dem Lichte beginne, wie Er Christum und
alles das eingeführt hat, was in Ihm Gestalt gewann.
Im Lichte dessen sollten wir alles das erfassen, sogar
die tiefste Seelenangst. In der Geschichte der See-
len, sogar solcher, die das Brot mitbrechen, haben
wir oft tausenderlei Übungen, an deren Ende man zu
Christo kommt, doch das ist nicht der göttliche Weg.
Dieser ist, mit Christo zu beginnen, und alle die
Übungen in Seinem Lichte durchzunehmen. Darin
besteht der Unterschied zwischen Knechtschaft und
Freiheit. Gott hatte Christum vor Sich, als Er Adam
machte; dieser war nur „ein Bild des Zukünftigen**
(Röm. 5, 14). Adam wurde Christo ähnlich gemacht,
und nicht umgekehrt.
....In Psalm 32 steht ein Mann Tag und Nacht unter
dem Druck der Hand Gottes. Gott sucht ihm nahe
zubringen, was er ist und was er getan hat, und Er
läßt ihn nicht frei, bis er die Wahrheit anerkennt.
Je länger er da standhält, umso schlechter für ihn.

Seite 10

Er geht durch alle die Übungen von Vers 3 und 4,
seine Gebeine verfielen durch sein Gestöhn den gan-
zen Tag und er ward ausgedorrt wie durch Sommer-
dörre.Welch eine schwere Übung, und all das, um
einen Menschen zum Bekenntnis zu bringen 1 Gott
kann den unbußfertigen Sünder nicht segnen. Es ist
höchst wichtig, das zu beachten, denn eine Evan-
geliumspredigt ohne Buße hat armselige Bekehrte zur
Folge, die keine wahre sittliche Grundlage in ihrer
Seele haben. Buße ist eine große Segnung von Gott,
eine der größten Segnungen des Evangeliums, worin
im Namen Christi „Buße und Vergebung der Sünden
gepredigt" werden sollten" (Luk. 24, 47). Gott gibt
dem Menschen eine Gelegenheit, den rechten Platz
vor Ihm einzunehmen. In Hehr. 12,17 ist von einem
die Rede, der keinen Raum zur Buße fand; uns aber
gibt Gott jede Gelegenheit. Bei diesen Übungen han-
delt es sich um das Werk Gottes, Er bringt die Ge-
genstände Seiner Gnade zur Buße, und wenn diese
stattgefunden hat, genießen sie die Glückseligkeit
von Vers 1. In der Anwendung auf uns begreift das
in sich, daß wir den Geist haben. Das ist höchst lehr-
reich, denn darin haben wir die durch den Geist ge-
wirkte Erkenntnis Gottes, die Vergebung, die Nicht-
zurechnung der Sünde und das Hinwegtun aller Hin-
terhältigkeit unseres Geistes. Du hast dir nicht im
 Geringsten etwas anzumaßen, was du nicht bist; je
schlechter du bist, umso mehr verherrlichst du Got-
tes Gnade. Der selbstgerechte Pharisäer ist in uns
allen sehr lebendig.

Seite 11


Dieser Psalm bildet die Grundlage von Rom. 1-5,
er führt zur Glückseligkeit. Rom. 4 und 5 entspre-
chend dem, ja, unser Psalm wird dort angeführt (Rom.
4, 7.8). Dann sind wir derart von Gottes Haltung uns
gegenüber überzeugt und stehen so in deren Glück-
seligkeit, daß es uns zum Gebet führt (V. 6). Wer
Vergebung empfangen hat, ist ein Gottseliger oder
Frommer. Den wahren Gottseligen, den Heiligen,
sehen wir in Psalm 16, doch der, dem vergeben ist, ist
auch ein Gottseliger, er ist dahin gekommen, dem
Wesen nach Christo zu entsprechen. Ich bin ein Sün-
der, dem vergeben worden ist, und wenn ich den
Geist habe, so habe ich Christi Wesensart aus reiner
Gnade erlangt.
....Für den Beter gibt es eine wunderbare Errettung.
Was auch die Bedrängnis sein mag, ihn umgibt
Rettungsjubel (V. 7). Der Gottselige hat einen Aus-
weg  - das Gebet. Die ganze Macht Satans kann
nichts gegen einen Beter ausrichten; ein altes Lied
sagt:

......Satan zittert, wenn er sieht,
......daß der schwächste Heilge kniet.

....Wenn uns Gottseligkeit kennzeichnet, so ist diese
im Heiligen Geiste, sie ist nicht fleischlich. Hier
haben wir einen Beter, der Gott findet; wir leben in
einer Zeit, wo Gott gefunden werden kann. Er verbirgt Sich nicht: „Siehe, jetzt ist die wohlangenehme
Zeit, siehe, jetzt ist der Tag der Errettung" (2. Kor,
6,2). Gebet ist ein großer Schutz. Ein Glückseliger,

Seite 12

der den Geist hat, fromm ist und Christi Wesensart
besitzt, wird nicht um Dinge bitten, um sie in seinen
eigenen Lüsten zu vergeuden (Jak. 4, 3). Wenn ich
den Geist habe und Christo gemäß gestaltet bin, muß
ich dem treu sein, was ich bin. Wenn Gott einen
Betenden sieht, sagt Er gleichsam: das ist Christus.
Jedes wahre Gebet ist im Geiste. Es gibt einen Not-
schrei, doch wahrhaftes Gebet geht von einer gott-
seligen Person aus. Du magst fühlen, beten zu müs-
sen, und nach einiger Übung darüber machst du die
Entdeckung, daß du es nicht kannst, du wirst inne,
daß es etwas war, das nicht wert war, darum zu be-
ten. Dieser Psalm möchte uns zu Weisen, zu Ver
ständigen machen, zu „Maskilim'^ die einen so gro-
ßen Platz in Dan. 11 und 12 haben. Hier sehen wir,
wie sie gestaltet werden.
......Vers 8 und 9 stehen mit geistlichem Tun in Ver-
bindung. Wer in der Glückseligkeit des Geistes steht,
gottselig ist, betet und Gesänge der Befreiung, den
Rettungsjubel, kennt, kann auf des Geistes Führung
in geistlicher Wirksamkeit rechnen. Hier handelt es
sich nicht um Führung in tagtäglichen Angelegen-
heiten, zum Beispiel, wo ich meine Ferien verbringe.
Wir sollten nicht den uneinsichtigen Rossen und
Maultieren gleichen; oft müssen wir gleichsam auf
den Pfad geistlicher Glückseligkeit geschoben wer
den. Vielleicht trachten wir nicht nach Erkenntnis
Gottes und werden auf ein Krankenbett gelegt, das ist
ein Geschoben werden. Zaum und Zügel entsprechen
nicht dem Wohlgefallen Gottes; doch wir müssen

Seite 13

zerbrochen und Gott unterwürfig gemacht werden.
Der da sprach: „Dein Wohlgefallen zu tun, mein
Gott, ist meine Lust'* (Ps. 40,8), war durchaus unter
würfig. Einer, der wertvolle Hunde züchtete, wurde
gefragt: „Wann erachten Sie einen Hund als völlig
ausgebildet? Er antwortete: „Wenn ich mit dem
Hunde ausgehe und ein Kaninchen läuft über den
Weg, und der Hund blickt zuerst auf mich, so ist er
völlig ausgebildet." Darauf kommt es an, der völlig
ausgebildete Hund blickt erst nach seines Herrn Auge
und tut nichts zuvor. Doch was nützt das auf mich
gerichtete Auge, wenn es nicht meinen Blick auf-
fängt?  Zuerst muß ich erzogen sein, und dann
habe ich nach Leitung von Gott auszuschauen. Wenn
wir dem Willen Gottes unterwürfig sind, entrinnen
wir dem Kummer des Zaumes und Zügel. Diese Art
Zucht begehrt Gott nicht; sie setzt einen nicht im
Einklang mit dem Willen Gottes befindlichen Willen
voraus, der durch äußere Dinge zurückgehalten wer
den muß. Das ist nicht Gottes Gedanke der Unter-
weisung; doch Er mag so etwas gebrauchen, mich vor
Verkehrtem zu bewahren. Ich kann mir zum Bei-
spiel ein Bein brechen; das ist eine der Vorsehung ge-
mäße göttliche Bewahrung, doch an sich keine Unter-
weisung. Söhne werden gezüchtigt; doch hier haben
wir Rosse und Maultiere, und wir werden gewarnt,
ihnen zu gleichen.

....Dieser Psalm ist ein guter Beginn in der Schule
göttlicher Unterweisungen.

Seiet 14