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PETRUSBRIEFE 1 & 2
Eschatologie
Es wird kaum bezweifelt, dass der Apostel
Petrus der Autor dieser beiden Briefe ist.
Die meisten nehmen an, dass der
1. Petrusbrief um das Jahr 63 n.Chr.
verfasst wurde,
der 2. möglicherweise um 66 n. Chr. Im Jahr
darauf,
so glauben viele, sei der Apostel in Rom zum Märtyrer geworden. Der erste
Brief beginnt mit der Adressierung an die
»Fremdlinge in der Zerstreuung«, das heißt
an die gläubigen Juden, die in Kleinasien
und anderswo lebten. Der zweite Brief zeigt
eine für jene Zeit typischere Begrüßung.
Außerdem befasst er sich von Anfang an mit
schwierigeren eschatologischen Themen als
der erste Brief. Das Grundthema des ersten
Briefes scheint die Gnade Gottes zu sein,
angewandt auf viele schwierige Themen der
christlichen Lebensführung. Der zweite
Petrusbrief ermahnt die Christen, sich
Irrlehren und falschen Lehrern
entgegenzustellen und zu erkennen, dass Gott
für den Tag des Gerichts den Gottlosen Feuer
und Vernichtung vorbehalten hat.
Der erste Petrusbrief
hat viele prophetische Passagen, aber die
meisten sind fein nuanciert und reduzieren
sich auf Sätze oder gar nur einzelne
Ausdrücke. Der Apostel schreibt von einem
unvergänglichen künftigen Erbe, »das in den
Himmeln aufbewahrt ist für euch« (
1Petr 1,4 ), und über eine Errettung,
die bereit ist, in der letzten Zeit
geoffenbart zu werden (
1,5 ). Er spricht vom kommenden
Lobpreis, von der Herrlichkeit in der
Offenbarung Jesu Christi (
1,7 ) und von der Erlangung des Ziels
der Glaubenden, das ist »die Errettung eurer
Seelen« (
1,9 ). Er bestürmt die Christen, an
ihrer Hoffnung auf die künftige Gnade
festzuhalten, »die euch gebracht wird bei
der Offenbarung Jesu Christi« (
1,13 ). Aber er erinnert die Herde auch
daran, dass der Vater unparteiisch einen
jeden nach seinem Werk beurteilen wird.
Dieses Gericht sollte die Kinder Gottes
veranlassen, ihr Verhalten in Zucht zu
nehmen, so dass es den Herrn am
bevorstehenden »Tag der Heimsuchung«
verherrlicht (
2,12; 4,13 ).
Mehrere Male verweist Petrus auf das
gegenwärtige Leiden, das zur Teilhabe an der
künftigen Herrlichkeit führt. Der Christ ist
Teilhaber der Herrlichkeit, die offenbar
werden wird. Er ist berufen zu Gottes ewiger
Herrlichkeit und wird, wenn Christus
erscheint, die unvergängliche Krone der
Herrlichkeit empfangen (
5,4 ). Der Apostel bildet aus
Jesaja 8,28 und anderen
alttestamentlichen Textpassagen ein
prophetisches Profil Jesu als des kostbaren
Ecksteins, des Steines des Anstoßes und
Felsens des Ärgernisses (
2,6-8 ). Wegen der Zurückweisung Christi
durch Israel konzentriert sich Petrus auf
diese Prophetien. Er behauptet sogar, dass
seine jüdische Generation dazu eingesetzt
sei, wegen ihres Ungehorsams gegenüber dem
Wort Gottes zu straucheln und ins Verderben
zu fallen (
2,8 ).
Im Blick auf die Zukunft verweist der
Apostel im 2. Petrusbrief auf das Eintreten
in das ewige Reich unseres Herrn (
2Petr 1,11 ). Er schreibt prophetisch
über seinen eigenen Fortgang von der Erde,
»da ich weiß, dass das Ablegen meines Zeltes
bald geschieht« (
1,14 ). Er ermuntert die Gläubigen, Acht
zu haben auf das prophetische Wort und
wachsam zu sein, »bis der Tag anbricht und
der Morgenstern in euren Herzen aufgeht« (
1,19 ); möglicherweise ein Hinweis auf
das zweite Kommen Christi (Ryrie).
Im 2. Petrusbrief
prophezeit der Apostel das Auftreten
falscher Propheten und Lehrer, die den Weg
der Wahrheit verlästern werden (
2,2 ). Er spricht von den gefallenen
Engeln, die in finsteren Höhlen des
Abgrundes eingesperrt und dort für das
künftige Gericht aufbewahrt sind (
2,4 ). Er schreibt auch von Spöttern,
die in den letzten Tagen aufkommen und sagen
werden: »Wo ist die Verheißung seiner
Ankunft? Denn seitdem die Väter entschlafen
sind, bleibt alles so von Anfang der
Schöpfung an« (
3,4 ).
Dann erinnert Petrus seine Leser daran, dass
die Himmel und die Erde für den Tag des
Gerichts und des Verderbens der Gottlosen
aufbewahrt sind (
3,7 ). Er mahnt, dass der Herr noch
wartet, da er nicht will, dass irgend jemand
verloren geht, sondern dass alle zur Buße
kommen (
3,9 ). Mit gleicher Stimme wie Paulus (
1Thes 5,2 ) spricht Petrus vom Tag des
Herrn, der wie ein Dieb kommt. Er schreibt
über den Tag Gottes, an dem die Elemente
zerschmelzen werden, worauf neue Himmel und
eine neue Erde folgen werden, in denen
Gerechtigkeit wohnt (
3,13 ).
Diese prophetischen Tatsachen sollten die an
Christus Glaubenden veranlassen,
gewissenhaft ein christliches Leben zu
führen, in Frieden, unbefleckt und tadellos
(
3,14 ). Und da sich jene zukünftigen
Vorgänge noch nicht ereignet haben, erweist
dies »die Langmut unseres Herrn für
Errettung« (
3,15 ).
Der Judasbrief, vermutlich um 70-80 n. Chr.
geschrieben, bedient sich auf weiten
Strecken der Worte im 2. Petrusbrief. Judas,
der Halbbruder Christi, empfand Petrus Worte
angemessen für seine Zuhörerschaft. Offenbar
gab es Zweifler, die ein Gericht und den
dramatischen Höhepunkt mit dem Ende des
Universums leugneten. Judas bekräftigte
einfach die zuverlässigen Worte des Apostels
Petrus.
In den beiden Briefen des Petrus gibt es
keinen systematischen oder chronologischen
eschatologischen Fluss. Er gebraucht die
Prophetie in sehr praktischer Weise zur
Ermutigung der Gläubigen und zur Warnung der
Verlorenen. Der Apostel versucht nicht, eine
chronologische Abfolge künftiger Ereignisse
auszulegen. In gewisser Weise gilt dies auch
für Paulus. Es war der Apostel Johannes, dem
von dem Herrn selbst durch das Buch der
Offenbarung ein vollständiges und
lückenloses Szenario endzeitlicher
Ereignisse gegeben wurde. Doch Petrus���
Worte sind dramatisch und ernüchternd, wie
er die Prioritäten des Lebens und die
Tatsache beschreibt, wie kurz die
Weltgeschichte sein wird.
Siehe auch:
Tag des Herrn ;
Judasbrief, Eschatologie .
Mal Couch
Charles C. Ryrie,
Ryrie Study Bibl e, erweiterte Ausgabe
(Chicago 1995, Moody Press).
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