![]() Der Autor des Buches ist "Jeremia, der Sohn Hilkijas" ( Jer 1,1 ). Die genaue Bedeutung des Namens "Jeremia" ( yirm+yAhU oder yirm+yCh ) ist umstritten. Übersetzungsvorschläge sind u.a. "Jahwe richtet auf", "Jahwe erhöht" und "Jahwe schleudert nieder". Jeremias Vater, Hilkija, gehörte zur levitischen Priesterschaft und lebte in Anatot, einer kleinen Stadt etwa fünf Kilometer nordöstlich von Jerusalem (siehe die Karte "Die Welt Jeremias und Hesekiels"). Diese Stadt gehörte zu jenen Städten, die Josua den Nachkommen des Priesters Aaron gegeben hatte (vgl. Jos 21,13-16 ). Wahrscheinlich ist dieser Hilkija nicht identisch mit seinem Zeitgenossen gleichen Namens, der während der Regierungszeit Josias das Gesetz im Tempel entdeckte (vgl. 2Kö 22,3-14 ). Jeremia kam, wie Hesekiel ( Hes 1,3 ) und Sacharja ( Sach 1,1 ; vgl. Neh 12,1.4.16 ), also aus einer Priesterfamilie. Es gibt allerdings keinerlei Hinweise darauf, daß er selbst zur Priesterschaft in Jerusalem gehört hat. Jeremias prophetischer Dienst erstreckte sich von dem "dreizehnten Jahr der Herrschaft Josias" ( Jer 1,2 ) bis zur Wegführung der Bewohner Jerusalems in die Gefangenschaft ( Jer 1,3 ). Er war also etwa zwischen 627 v. Chr. und mindestens 586 v. Chr. tätig. Die Kapitel 40 - 44 deuten sogar an, daß er auch noch über den Fall Jerusalems hinaus bis mindestens 582 v. Chr. gewirkt hat. Jeremia nennt in seinem Buch oft chronologische Bezüge, so daß viele seiner Prophezeiungen recht gut datiert werden können. Ein größeres Problem stellt uns die Frage, wie die verschiedenen Prophezeiungen im Buch Jeremia zusammengestellt wurden. Viele Theologen halten das Buch für eine Anthologie ausgewählter Reden Jeremias (oder seiner Schüler), die dann später gesammelt und, oft eher wahllos, angeordnet wurden. Manche meinen, daß im Text keine bewußte Ordnung gesehen werden kann (oder darf). Die Übersicht "Datierung der Prophezeiungen Jeremias" zeigt, wie seine Weissagungen chronologisch angeordnet sind. Drei Beobachtungen lassen sich machen. 1) Offensichtlich ging Jeremia nicht chronologisch vor. Anders als Hesekiel, der seine Prophetien zeitlich ordnete, stellte Jeremia oft Prophezeiungen nebeneinander, deren Datierungen weit auseinanderliegen. 2) Jeremias Botschaften ergingen in Zeiten der Bedrückung, des Umbruchs und der Not. Kapitel 1 - 6; 11 - 12 gehören größtenteils in die Zeit der Reformen König Josias. Der nächste große Ausbruch prophetischer Aktivität ( Jer 7-10;14-20; 22,1-19;26 ) folgte, als Nebukadnezar Macht erlangte. Die restlichen Prophezeiungen Jeremias geschahen zur Zeit der ersten Wegführung nach Babylon, der zweiten Wegführung nach Babylon, der geheimen Verschwörung zur Rebellion gegen Babylon und der abschließenden Belagerung und Wegführung nach Babylon. Kapitel 52 wurde zu einem späteren Zeitpunkt geschrieben. 3) Das Buch selbst enthält Hinweise auf verschiedene Entwicklungsstufen in seiner Entstehung. Das heißt, daß Jeremia an bestimmten Stationen seines Dienstes seine Prophezeiungen gesammelt und nach einem bestimmten System geordnet hat (vgl. Jer 25,13; 30,2; 36,2.32 ). Jeremia könnte die Endform der Kapitel 1 - 51 nach seiner gezwungenen Reise nach Ägypten festgelegt haben (vgl. Jer 51,64 ). Was aber ist mit Kapitel 52 ? Jer 52 ist beinahe identisch mit 2Kö 24,18-25, 30 und wurde irgendwann nach 561 v. Chr. geschrieben, als König Jojachin aus seiner Gefangenschaft in Babylon befreit worden war ( Jer 52,31 ). Offensichtlich wurde dieses letzte Kapitel von demselben Schreiber an die Prophezeiungen Jeremias angefügt, der auch das Buch Könige zusammenstellte. Dies geschah, um zu zeigen, daß die Gerichtsworte Jeremias sich erfüllt hatten und daß Jojachins Befreiung ein Vorzeichen von Gottes Verheißung der Wiederherstellung und des Segens war.
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Jeremias Dienst umspannte die letzten fünf Jahrzehnte der Geschichte Judas. Seine Berufung zum Dienst geschah 627 v. Chr., im dreizehnten Jahr König Josias (vgl. Jer 1,2 ), des letzten guten Königs von Juda. Josias Herrschaft war der letzte Lichtstrahl vor der Dunkelheit des Götzendienstes und ausländischer Intrigen, die den Thron Davids überschatteten. Josia wurde mit acht Jahren König und sorgte 31 Jahre lang für eine relative Beständigkeit und Stabilität. Innerlich war das Volk Juda von dem Götzendienst gefangen, den König Manasse in den 55 Jahren seiner Herrschaft gefördert hatte ( 2Kö 21,1-9 ). Im Jahre 622 v. Chr. (dem achtzehnten Jahr Josias) erlebte Juda seine letzte geistliche Erneuerung (vgl. 2Kö; Jer 22,3- 23,25 ). Angespornt durch die Wiederentdeckung einer Abschrift des mosaischen Gesetzes im Tempel startete Josia eine tiefgreifende Aktion zur Beseitigung des Götzendienstes im Volk. Was die äußeren Formen anbetraf, hatte er zwar Erfolg, aber seine Anstrengungen erreichten die Herzen der Menschen nicht. Nach dem vorzeitigen Tod Josias kehrten die Menschen wieder auf ihre gottlosen Wege zurück. International gesehen stand das assyrische Weltreich, das jahrhundertelang im Nahen Osten die führende Rolle gespielt hatte, kurz vor seinem Zusammenbruch. Die Hauptstadt Ninive war 612 v. Chr. zerstört worden, und 609 v. Chr. wurde das assyrische Heer auf seinem Rückzug bei Haran besiegt. Die umzingelten Überreste des einst so mächtigen assyrischen Weltreiches retteten sich nach Karkemisch, auf die andere Seite des Eufrats (siehe die Karte "Die Welt Jeremias und Hesekiels"). Dieser Zusammenbruch Assyriens war zum großen Teil durch das Aufkommen einer anderen Macht bedingt - Babylon. Im Oktober 626 v. Chr. hatte der chaldäische Prinz Nabopolassar das assyrische Heer vor den Toren Babylons besiegt und Anspruch auf die Herrschaft über Babylon erhoben. Das Reich, das er gründete, wurde als Neubabylonisches Reich bekannt. Er festigte es, und im Jahre 616 v. Chr. brach er bereits auf, um sein Herrschaftsgebiet auszudehnen. Die vereinigte Armee der Babylonier und Meder zerstörte 612 v. Chr. Ninive. Der Aufstieg Babylons und der Niedergang Assyriens führten zu einer völligen Neuordnung der Machtstrukturen in jener Region. Juda warf unter König Josia das Joch der assyrischen Herrschaft von seinen Schultern und erlebte eine kurze Zeit der nationalen Unabhängigkeit. Diese Unabhängigkeit wurde jedoch bereits im Jahre 609 v. Chr. wieder zunichte gemacht.
Ägypten sah in dem assyrischen Zusammenbruch die Gelegenheit zur eigenen Expansion. Wenn sich ein geschwächtes Assyrien als eine Art Pufferstaat zur Verhinderung der weiteren Ausdehnung Babylons nach Westen aufrechterhalten ließe, dann könnte Ägypten ohne Gefahr einen Großteil des westlichen Palästina (und damit auch Juda), das es früher an Assyrien verloren hatte, für sich beanspruchen. Bisher hatte Ägypten immer ein allzu mächtiges Assyrien gefürchtet. Nun bereitete ihm die Aussicht auf ein mächtiges Babylon noch mehr Sorgen. Deshalb griff Ägypten auf der Seite der Assyrer in den Konflikt zwischen Assyrien und Babylon ein. 609 v. Chr. marschierte Pharao Necho II. mit einem großen ägyptischen Heer nach Haran, um die übriggebliebenen assyrischen Truppen bei ihrem letzten Versuch, ihr verlorenes Gebiet zurückzuerobern, zu unterstützen. König Josia wußte, welche Konsequenzen ein ägyptischer Erfolg für Juda haben würde. Er wollte nicht, daß Ägypten an der Stelle Assyriens die Herrschaft über Juda übernahm. Deshalb mobilisierte er sein Heer, um den ägyptischen Vormarsch zu stoppen. Es kam zu einem Kampf in der Ebene von Megiddo - und Juda verlor. Josia wurde in diesem Kampf getötet, und das ägyptische Heer zog weiter in Richtung Haran ( 2Chr 35,20-24 ). Es ist nicht bekannt, ob der Angriff Josias einen direkten Einfluß auf das Ergebnis der Schlacht bei Haran hatte. Vielleicht verhinderte er, daß die ägyptische Armee rechtzeitig zur dringend benötigten Unterstützung Assyriens eintraf. Assyrien gelang es nicht, sein Land zurückzuerobern. Es verlor damit aber auch seine Stellung als bedeutende Militärmacht. Die Stadt Karkemisch wurde zu einer Grenzmarkierung. Die Mächte, die sich nun hier gegenüberstanden, waren Ägypten und Babylon. Nach der Niederlage Judas riß Ägypten die Kontrolle über Palästina an sich. Juda hatte Joahas anstelle seines Vaters Josia zum König gemacht. Aber nach nur dreimonatiger Regierungszeit wurde er von Necho abgesetzt und nach Ägypten deportiert. (Siehe die Tabelle "Die letzten fünf Könige Judas" zu 2Kö 23,31-32 .) Necho plünderte die Schatzkammern Judas und setzte Jojakim, einen anderen Sohn Josias, als Vasallenkönig ein ( 2Kö 23,34-35 ). Eine weitere Verschiebung im Machtgefüge jener Zeit erfolgte 605 v. Chr. Vier Jahre lang hatten die Ägypter und die Babylonier einander bei Karkemisch gegenübergestanden, ohne daß eine der beiden Seiten die Oberhand gewinnen konnte. Dann, im Jahre 605 v. Chr., führte Kronprinz Nebukadnezar die babylonischen Truppen zu einem entscheidenden Sieg. Das babylonische Heer durchbrach die ägyptischen Befestigungsanlagen bei Karkemisch und verfolgte die fliehenden Soldaten bis an die Grenzen Ägyptens. Zwei weitere Ereignisse des Jahres 605 v. Chr. waren für die Geschichte Judas wichtig. Das erste war, daß König Jojakim nach der Schlacht von Karkemisch ein Bündnis mit Babylon einging und sich als Vasallenkönig Nebukadnezars einsetzen ließ ( 2Kö 24,1 ). Das zweite Ereignis fand am 15. August 605 statt, als Nabopolassar, der König von Babylon, starb. Dadurch wurde Nebukadnezar gezwungen, seinen Eroberungszug abzubrechen und nach Babylon zurückzukehren, um den Thron zu beanspruchen. Nebukadnezar festigte seine Herrschaft über die neueroberten Gebiete, indem er Könige einsetzte und "Geiseln" nahm, um sich die Loyalität seiner Untertanen zu sichern. Während dieses ersten Feldzuges durch Palästina nahm er auch Daniel als Gefangenen mit sich ( Dan 1,1-6 ). Juda blieb bis Ende 601 v. Chr. ein Vasallenstaat. Dann führte Nebukadnezar ein weiteres Heer durch Palästina hindurch. Es ging ihm um Ägypten, aber er konnte sein Ziel nicht erreichen. Das babylonische Heer erlitt eine große Niederlage und mußte sich zurückziehen. Beinahe drei Jahre dauerte es, bis seine Armee wieder zu einer vollen Offensive in der Lage war. Jojakim war ein politisches Chamäleon. Nachdem Nebukadnezar 605 v. Chr. Ägypten besiegt hatte, hatte er sein Bündnis mit Ägypten gebrochen und war zu den Babyloniern übergelaufen. Als nun im Jahre 601 v. Chr. die Babylonier besiegt wurden, wechselte er wieder die Seite und unterstützte Ägypten (vgl. 2Kö 24,1 ). Dies war ein tödlicher Fehler. Im Dezember 598 v. Chr. war das babylonische Heer für einen erneuten Angriff gerüstet. Hauptziel Nebukadnezars war die Einnahme Jerusalems, durch die er diesem (und gewiß auch allen anderen Vasallenstaaten) klarmachen wollte, welche schrecklichen Konsequenzen eine Rebellion gegen Babylon hätte. Jojakim starb während dieses Angriffs der Babylonier, und sein Sohn Jojachin bestieg den Thron. Jojachin sah, wie töricht es war, sich gegen Babylon zu stellen. Im März 597 v. Chr. ergab sich Jerusalem. Nebukadnezar setzte den neuen König ab, plünderte die Stadt und setzte ihre führenden Männer ab. Jojachin wurde nach nur dreimonatiger Regierungszeit nach Babylon deportiert, und sein Onkel Zedekia wurde als Vasallenkönig auf den Thron Judas gesetzt. Zusammen mit Jojachin deportierte Nebukadnezar 10 000 Oberste, Handwerker und Soldaten aus Jerusalem (vgl. 2Kö 24,12-16 ). Zu dieser Zeit wurde vermutlich auch der Prophet Hesekiel nach Babylon weggeführt. Fünf Jahre später begann er sein prophetisches Wirken in Babylon. Weil Judas neuer König Zedekia schwach und unentschlossen war, zerfiel das Land schließlich immer mehr. Seine elfjährige Regierungszeit war durch geistlichen Niedergang und politische Instabilität gekennzeichnet. Statt aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, schien Zedekia darauf erpicht zu sein, sie zu wiederholen. Nachdem 588 v. Chr. ein neuer Pharao den ägyptischen Thron bestiegen hatte (Hofra), wagte Juda einen erneuten Bruch mit Babylon ( 2Kö24,20- 25,1; Jer 52,3-4 ). Eine Koalition von Vasallenstaaten (Juda, Tyrus und Ammon) lehnte sich gegen die Beherrschung durch Babylon auf. Nebukadnezars Antwort war schnell und grausam. Das Heer Babylons umzingelte Jerusalem und begann eine lange Belagerung. Im Juli / August 586 v. Chr. fiel die Stadt und wurde zerstört. |
Drei strukturelle oder stilistische Hauptmerkmale lassen sich im Buch Jesaja finden. 1. Das Fehlen einer chronologischen Anordnung. Wie schon unter "Autor und Entstehungszeit" gesagt, gibt es in dem Buch keine chronologische Ordnung. Jeremia hat seine Prophezeiungen in Stufen zusammengefaßt, nicht aber zeitlich geordnet. So wurden z. B. viele seiner Weissagungen gegen die Nationen sehr früh in seinem Dienst geschrieben (vgl. Jer 25,1.13 ). Aber der Inhalt dieser Weissagungen wird erst gegen Ende des Buches wiedergegeben (vgl. Jer 46,1- Jer 49,33 ). Deshalb muß man nach einem anderen Grund für die Anordnung der Prophezeiungen in ihrer jetzigen Form suchen. 2. Autobiographischer Charakter. Im Buch Jeremia finden wir drei Arten literarischer Stoffe: poetische Abhandlungen, Prosa-Abhandlungen und Prosa-Erzählungen. Die Anordnung dieser Stoffe kann uns einen Schlüssel für die dem Buch zugrundeliegende Struktur liefern. Es ist folgendermaßen gegliedert: Kapitel 1 - 25 : Mischung aus poetischen und Prosa-Abhandlungen mit vereinzelten Erzählungen Kapitel 26 - 29 : Mischung aus Prosa-Abhandlungen und -Erzählungen Kapitel 30 - 31 : Poetische Abhandlungen Kapitel 32 - 33 : Prosa-Abhandlungen Kapitel 34 - 36 : Mischung aus Prosa-Abhandlungen und -Erzählungen Kapitel 37 - 45 : Erzählungen in chronologischer Reihenfolge Kapitel 46 - 51 : Poetische Abhandlungen Kapitel 52 : Erzählungen in chronologischer Reihenfolge Diese literarischen Stile machen offenbar die Hauptabschnitte des Buches sichtbar. Die Bedeutung dieses Gliederungsschemas soll nun erörtert werden. 3. Die logische Anordnung des Stoffes. Wenn Jeremia sein Buch nicht chronologisch geordnet hat, wie hat er es dann geordnet? Die beste Antwort auf diese Frage scheint zu sein, daß er eine grobe, allgemeine Struktur gewählt hat, um dadurch den Menschen etwas deutlich zu machen. Das heißt, daß Jeremia, als er diese Sammlung seiner Weissagungen zusammenstellte, sie nach logischen Gesichtspunkten ordnete. Durch diese Anordnung entwickelte er seinen Hauptgedanken des Gerichtes Gottes. In Kapitel 2 - 45 geht es vor allem um das Gericht Gottes über Juda, während Kapitel 46 - 51 dem Gericht über die heidnischen Nationen gewidmet sind. Die verschiedenen Literaturstile liefern einen weiteren Schlüssel für die Aufteilung des Buches Jeremia. Die Kapitel 2 - 25 (Mischung aus poetischen und Prosa-Abhandlungen mit vereinzelten Erzählungen) enthalten 13 Botschaften Jeremias, deren Inhalt das Gericht über Juda ist. Diesen folgen die Kapitel 26 - 29 (Mischung aus Prosa-Abhandlungen und -Erzählungen), aus denen wir die Reaktion der Menschen auf Jeremia und seine Botschaft ersehen. Deren Verwerfung durch die Juden liefert die Bestätigung für dieses Gericht. Bevor jedoch das Gericht selbst beginnt, weist Jeremia auf die zukünftige Hoffnung Judas hin ( Jer 30-31 ,Poetische Abhandlungen, und 32 - 33 , Prosa-Abhandlungen). Die Kapitel 34 - 36 (Mischung aus Prosa-Abhandlungen und -Erzählungen) führen das in Kapitel 26 - 29 begonnene Thema der Verwerfung fort. Judas Zerstörung ist unvermeidlich, weil es Gottes Wort verworfen hat. In Kapitel 37 - 45 (Erzählungen in chronologischer Reihenfolge) schildert Jeremia Ereignisse, die vor, während und nach dem Untergang Jerusalems stattfinden. Gottes Gericht über das Volk ist eine Strafe für dessen Sünde. Wenn aber Gottes auserwähltes Volk für seine Sünde bestraft wird, wie kann dann der Rest der Welt irgendeine Hoffnung haben zu entkommen? In Kapitel 46 - 51 (Poetische Abhandlungen) wendet sich Jeremia an diese anderen Völker und verkündigt ihnen ihr Gericht. Jeremia hat also diese unterschiedlichen literarischen Stile verwendet, um seine Botschaft anschaulicher zu gestalten. |
I. Einleitung ( Kap. 1 ) A. Die Herkunft des Propheten ( 1,1-3 ) B. Die Berufung des Propheten ( 1,4-10 ) C. Die bestätigenden Visionen des Propheten ( 1,11-16 ) 1. Der erwachende Zweig ( 1,11-12 ) 2. Der siedende Kessel ( 1,13-16 ) D. Die Herasforderung des Propheten ( 1,17-19 ) II. Weissagungen über Juda ( Kap. 2-45 ) A. Das Göttliche Gericht über Juda ( Kap. 2-25 ) 1. Jeremias neun allegemeine Gerichtsprophetien ( Kap. 2-20 ) 2. Jeremias vier besondere Gerichtsprophetien ( Kap. 21-25 ) B. Persönliche Konflikte mit Juda ( Kap. 26-29 ) 1. Der Konflikt mit dem Volk ( Kap. 26 ) 2. Der Konflikt mit den falschen Propheten in Jerusalem ( Kap. 27-28 ) 3. Der Konflikt mit den falschen Propheten im Exil ( Kap. 29 ) C. Der zukünftige Trost für Israel und Juda ( Kap. 30-33 ) 1. Die Wiederherstellung Israels und Judas wird verkündigt ( Kap. 30-31 ) 2. Die Wiederherstellung Israels und Judas wird geschildert ( Kap. 32 ) 3. Die Wiederherstellung Israels und Judas wird bekräftigt ( Kap. 33 ) D. Die gegenwärtige Katastrophe Judas ( Kap. 34-45 ) 1. Vor dem Untergang ( Kap. 34-36 ) 2. Während des Untergangs ( Kap. 37-39 ) 3. Nach dem Untergang ( Kap. 40-45 ) III. Weissagungen über die Völker ( Kap. 46-51 ) A. Die Weissagung gegen Ägypten ( Kap.46 ) 1. Ägypten wird bei Karkemisch besiegt werden ( 46,1-12 ) 2. Ägypten wird angegriffen und ins Exil gefürt werden ( 46,13-26 ) 3. Israel wird wieder gesammelt werden ( 46,27-28 ) B. Die Weissagung gegen die Philister ( Kap. 47 ) C. Die Weissagung gegen Moab ( Kap. 48 ) 1. Moabs Land wird verwüstet werden ( Kap. 48,1-10 ) 2. Moabs Selbsgälligkeit wird zerschlagfn werden ( 48,11-17 ) 3. Moabs Städte werden Katastrophen erleben ( 48,18-28 ) 4. Moabs Stolz wird aufhören ( 48,29-39 ) 5. Moabs Zerstörung wird vollständig sein ( 48,40-47 ) D. Die Weisagung gegen Ammon ( 49,1-6 ) E. Die Weisagung gegen Edom ( 49,7-22 ) F. Die Weisagung gegen Damaskus ( 49,23-27 ) G. Die Weisagung gegen Kedar und Hazor ( 49,28-33 ) H. Die Weisagung gegen Elam ( 49,34-39 ) I. Die Weisagung gegen Babilon ( Kap. 50-51 ) 1. Die Ankündigung des Gerichtes ( 50,1-10 ) 2. Der Untergang Babylons ( 50,11-16 ) 3. Die Wiederherstellung Israels ( 50,17-20 ) 4. Der angriff Babylons ( 50,41-46 ) 5. Die Angst Babylons ( 50,41-46 ) 6. Gottes Rache an Babylons ( 51,1-4 ) 7. Gottes Souveränität gegenüber Babylon ( 51,15-26 ) 8. Der Aufruf an die Völker zum Kampf gegen Babylon ( 51,45-48 ) 9. Gottes Vergeltund an Babylon ( 51,34-44 ) 10. Die Warnung an den Überrest in Babylon ( 51,45-48 ) 11. Die Gewißheit des Untergangs Babylons ( 51,49-53 ) 12. Gottes Vergeltung an Babylon ( 51,54-58 ) 13. Serajas symbolischer Auftrag ( 51,59-64 ) IV. Schluß ( Kap. 52 ) A. Das Schicksal Jerusalems ( 52,1-11 ) 1. Der Fall Zedekias ( 52,1-11 ) 2. Die Zerstörung des Tempels ( 52,17-23 ) B. Das Schicksal verschiedener Personen ( 52,24-34 ) 1. Das Schicksal der Bewohner Jerusalems während der Eroberung der Stadt ( 52,24-27 ) 2. Das Schicksal der Gefangenen ( 52,28-30 ) 3. Das Schicksal Jojachins ( 52,31-34 ) |
( Jer 1 ) Das Buch Jeremia beginnt mit der Vorstellung des Propheten. Seine Herkunft und seine Berufung in den prophetischen Dienst bilden den Hintergrund des ganzen Buches. ( 1,1 - 3 ) Jeremia informiert uns über seinen familiären Hintergrund (V. 1 ) und die Zeit seines Dienstes (V. 2 - 3 ). Er stammt aus dem Priestergeschlecht, und zwar aus der Linie Aarons. Sein Vater, Hilkija , ist vermutlich nicht mit dem Hohenpriester Hilkija identisch, der während der Regierungszeit Josias eine Abschrift des Gesetzes entdeckte ( 2Kö 22,2-14 ). Offensichtlich war der Name "Hilkija" recht gebräuchlich, denn im Alten Testament werden verschiedene Männer, die alle Priester oder Leviten waren, so genannt ( 1Chr 6,30-31; 26,10-11; 2Chr 34,9-22; Neh 12,7; Jer 1,1 ). Jeremias Heimatort war Anatot im Lande Benjamin . Das Dorf Anatot lag etwa fünf Kilometer nordöstlich von Jerusalem. Das Land Benjamin grenzte an das Land Juda. Die Grenzlinie zog sich von Osten nach Westen hin und lief an Jerusalem vorbei (vgl. Jos 18,15-16 ). Josua hatte Anatot den Priestern vermacht ( Jos 21,15-19 ). Salomo schickte den Priester Abjatar nach Anatot in die Verbannung, weil er Adonija als Nachfolger Davids unterstützt hatte ( 1Kö 1,7; 2,26-27 ). |
Jeremia war als Priester geboren worden. Aber er wurde ein Prophet, als er das Wort des HERRN empfing. Ein Prophet ist ein Mensch, durch den Gott direkt zu seinem Volk spricht. Die Berufung Jeremias durch Gott geschah im dreizehnten Jahr der Regierung Josias. Josia wurde 640 v. Chr. König von Juda. Sein dreizehntes Jahr war also das Jahr 627 v. Chr. Josia war der letzte König von Juda, der vor Gott gerecht war. Die Könige, die nach dem vorzeitigen Tod Josias im Jahre 609 v. Chr. den Thron bestiegen, waren allesamt dieser Aufgabe unwürdig. Jeremia blieb der Sprecher Gottes bis ans Ende des elften Jahres Zedekias . Das war im Juli / August 586 v. Chr. Jeremias Wirken währte also mindestens 41 Jahre lang. Diese Aussage bezieht sich aber vermutlich auf den Dienst Jeremias am Volk von Juda, bis Jerusalem weggeführt wurde, denn Jer 39,11- Jer 44,30 berichten über Ereignisse während Jeremias Dienst, die nach August 586 stattfanden. |
( 1,4 - 10 ) Die göttliche Berufung Jeremias als Prophet enthielt, auch wenn sie nur kurz war, eine Botschaft, die ihn ermutigen sollte, diese Aufgabe zu übernehmen. Gott offenbarte ihm, daß er ihn, Jeremia, auserwählt habe, ehe er ihn im Mutterleib bereitete . Das Wort kannte ( yADaZ ) bedeutet weit mehr als ein intellektuelles Kennen. Es wurde für die intimste Beziehung zwischen einem Mann und seiner Frau (vgl. 1Mo 4,1 ) benutzt und drückte ein enges, persönliches Verhältnis ("erkannt"; Am 3,2 ) und Schutz ( Ps 1,6 ) aus. Bevor Jeremia empfangen wurde, war er bereits von Gott auserwählt worden, um Israel sein Wort zu verkünden. Gott sonderte Jeremia für diesen Dienst aus. Das Verb, das mit "aussondern" übersetzt wird ( qADaS ), bedeutet, jemanden oder etwas für eine bestimmte Aufgabe beiseite stellen. Menschen oder Dinge, die "ausgesondert" (oder geheiligt) wurden, um von Gott benutzt zu werden, waren z. B. der Sabbat ( 2Mo 16,23; 20,8 ), die Stiftshütte und ihre Einrichtung ( 2Mo 29,44; 40,9 ) und die Priester ( 2Mo 29,1; 30,30 ). Gott hatte Jeremia von der Empfängnis an gekennzeichnet und für eine besondere Aufgabe aufbewahrt. Er hatte ihn zum Propheten für die Völker bestimmt. Auch wenn Jeremia das Wort Gottes zunächst an Juda richtete ( Jer 2-45 ), ging sein Dienst als Sprecher Gottes doch weit über Juda hinaus und richtete sich auch an die heidnischen Völker ( Jer 46-51 ). |
Jeremia reagierte auf Gottes Weisung mit einer gewissen Unsicherheit. Er wandte zunächst ein, er tauge nicht zu predigen . Damit wollte er nicht sagen, daß er körperlich nicht in der Lage sei zu reden. Vielmehr meinte er damit einen Mangel an Beredsamkeit und spachlichen Fähigkeiten, wie sie für einen solchen Dienst in der Öffentlichkeit unerläßlich waren. Aber er wandte auch ein, daß er zu jung ( naZar ) sei. Dieses Wort wurde für Kinder ( 2Mo 2,6; 1Sam 4,21 ) und junge Männer ( 1Mo 14,24 ) benutzt. Jeremias Alter wird nicht genannt, aber er war zu dieser Zeit vermutlich knapp oder etwas über 20. Indem er das Wort "Kind" benutzte, wollte Jeremia seine mangelhafte Erfahrung deutlich machen. Er fühlte sich nicht darauf vorbereitet, Gottes Bote für die Völker zu werden. |
Gott gab auf Jeremias Einwände drei Antworten. Erstens betonte er, in wessen Autorität Jeremia handeln solle. Jeremia konnte seine Unerfahrenheit nicht als Argument benutzen, um sich vor dieser Aufgabe zu drücken. Er würde sich weder seine Zuhörerschaft noch seine Botschaft aussuchen können. Vielmehr sollte er zu jedem gehen, zu dem Gott ihn senden, und alles predigen, was Gott ihm gebieten würde. Jeremia mußte kein sprachgewandter Politiker sein - er sollte einfach ein treuer Bote sein. Zweitens unterstrich Gott, daß er den zukünftigen Propheten bewahren werde. Offensichtlich fürchtete Jeremia um seine persönliche Sicherheit. Und ganz bestimmt waren seine Befürchtungen darauf gegründet, daß er seine Zeit gut kannte, denn die Menschen versuchten später wirklich, sich seiner zu entledigen (vgl. Jer 11,18-23; 12,6; 20,1-2; 26,11; 37,15-16; 38,4-6 ). Aber Gott ließ Jeremia wissen, daß er sich vor ihnen nicht zu fürchten brauche, denn er selbst werde an seiner Seite stehen. Die Menschen würden versuchen, Jeremia zu töten, aber Gott versprach, ihn zu erretten. Drittens schließlich zeigte Gott Jeremia die Grundlage seiner Botschaft. Jeremias Berufung muß in Form einer Vision erfolgt sein (vgl. Hes 1,1 ), denn er schreibt, daß der Herr seine Hand ausstreckte und Jeremias Mund berührte. Diese sichtbare Manifestation Gottes war eine Gegenstandslektion für Jeremia. Sie sollte ihm zeigen, daß Gott selbst seine Worte in Jeremias Mund legen würde. Jeremia brauchte sich nicht darum zu kümmern, was er sagen sollte. Gott würde ihm die Worte eingeben, die er sprechen sollte. Nun faßte Gott den Inhalt der Botschaft Jeremias zusammen ( Jer 1,10 ). Sie würde eine Botschaft sowohl des Gerichtes als auch des Segens für Völker und Königreiche sein. Gott gebrauchte zwei Bilder, um Jeremias Auftrag zu beschreiben (vgl. Jer 31,28 ,wo dieselben Bilder noch einmal auftauchen). Er verglich Jeremia mit einem Bauer und sagte, daß er ausreißen (Gericht ankündigen) und pflanzen (Segen verheißen) werde. Ferner verglich er ihn mit einem Baumeister und sagte, daß er einreißen, zerstören, verderben (Gericht ankündigen) und bauen (Segen verheißen) werde. |
( 1,11 - 16 ) Gott bestätigte die Berufung Jeremias, indem er ihm zwei Visionen gab. Die erste (V. 11 - 12 ) spricht von der Art der Botschaft, die Jeremia überliefern sollte, und die zweite (V. 13 - 16 ) zeigt den Inhalt dieser Botschaft. ( 1,11 - 12 ) Gottes erste bestätigende Vision ließ Jeremia einen erwachenden Zweig , d.h. den Zweig eines Mandelbaumes, sehen. Das hebräische Wort für "Mandelbaum" ist SAqED . Dieses Wort ist abgeleitet von dem Wort "wachen", "aufwachen" ( SAqaD ). Der Mandelbaum wurde "erwachter Baum" genannt, weil er in Palästina der erste Baum im Jahr ist, der blüht und Früchte trägt. Seine Blüten kommen noch vor seinen Blättern, und er beginnt bereits Ende Januar zu blühen. |
Der Zweig war ein Bild für Gott, der darüber wachen wollte, daß sich sein Wort erfüllte. Gott benutzte ein Wortspiel, um den Mandelbaumzweig mit seinem Handeln zu verknüpfen. Das Wort "wachen" ist SOqED , ein Wort, das mit dem hebräischen Substantiv für "Mandelbaum" verwandt ist. Jeremias Vision des "wachen Baumes" erinnerte ihn daran, daß Gott wach war und über seinem Wort wachte, damit es sich auch wirklich erfüllte. |
( 1,13 - 16 ) Die zweite bestätigende Vision ließ Jeremia einen siedenden Kessel sehen. Dieser Kessel war ein großes Gefäß, das offensichtlich auf einem Feuer stand, denn er war "siedend" (wörtl.: "angeblasen", nAPUaH , was einen Wind oder Hauch meint, der in das Feuer bläst, damit es den Inhalt des daraufgestellten Kessels zum Sieden bringt). Jeremia sah den Kessel überkochen von Norden her . Sein Inhalt würde sich also nach Süden hin ergießen. |
Der siedende Kessel war ein Bild für das Unheil, das losbrechen würde über alle, die im Land wohnten . Die Richtung, aus der der Kessel überkochte, bezeichnete die Völker der Königreiche des Nordens, die Gott versammelte, um das Volk von Juda zu bestrafen. Manche Ausleger meinen, daß Gott hier von einer skythischen Invasion sprach, aber es ist wohl besser, diese Botschaft als einen Hinweis auf den bevorstehenden Angriff Babylons und seiner Verbündeten zu deuten (vgl. Jer 25,8-9 ). Zwar lag Babylon geographisch gesehen im Osten , aber die Invasionstruppen folgten bei ihrem Marsch gegen Juda den Handelswegen entlang des Euphrats. Diese Heere kamen daher von Norden her (vgl. Jer 4,6; 6,1.22; 10,22; 13,20; 15,12; 16,15; 23,8; 25,9.26; 31,8; 46,24; 47,2; 50,3.9.41 ). Sie würden ihre Throne vor die Tore Jerusalems setzen . Die Stadt würde also von ihnen eingenommen werden. Jeremia berichtet über die Erfüllung dieser Prophetie in Jer 39,2-3 ,nachdem die Babylonier Jerusalem besiegt haben. Judas Eroberung durch Babylon sollte ein Gericht Gottes für den Götzendienst in Juda sein. Weil sie Gott verlassen und ihrer Hände Werk angebetet hatten, hatten die Menschen in Juda ihren Bund mit Gott gebrochen (vgl. 5Mo 28 ). Die Sünde Judas führte zu seinem Untergang. |
( 1,17 - 19 ) Nachdem Gott ihm seine Aufgabe erklärt hatte, rief er Jeremia dazu auf, die Herausforderung anzunehmen. So gürte nun deine Lenden und mache dich auf! mahnte er ihn (vgl. 2Mo 12,11; 2Kö 4,29; 9,1; Lk 12,35; Eph 6,14; 1Pet 1,13 ). Gott würde ihm die nötige Kraft geben, um dem Volk von Juda entgegenzutreten. Durch Gottes Befähigung würde Jeremia zur festen Stadt, zur eisernen Säule, zur ehernen Mauer werden. Jeremia würde Gottes Kraft zum Widerstand gegen die Angriffe benötigen, denn alle Menschen würden sich gegen seine Botschaft stellen. Sie würden wider Jeremia streiten, aber Gott versicherte ihm, daß sie ihm nichts anhaben könnten. |
( Jer 2-45 ) Dieser Abschnitt beginnt mit dreizehn Weissagungen, die sich auf das göttliche Gericht über das Volk von Juda beziehen ( Jer 2-25 ). Dann berichtet Jeremia von den persönlichen Nöten, die die Folge der Verwerfung seiner Botschaften durch die Menschen waren ( Jer 26-29 ). Das Gericht über Juda war nun besiegelt. Aber ehe Jeremia die Vollziehung dieses Gerichtes beschreibt, fügt er zunächst Gottes Botschaft des zukünftigen Trostes für Israel und Juda ein ( Jer 30-33 ). Auch wenn Juda in die Gefangenschaft geführt würde, würde Gott sein Volk nicht verlassen. Nach dieser Botschaft der zukünftigen Hoffnung berichtet Jeremia schließlich von der Eroberung Judas durch Babylon ( Jer 34-45 ). Das Wort des Gerichtes, das er verkündet hatte, hatte sich erfüllt. ( Jer 2-25 ) Diese 13 Gerichtsbotschaften bestehen aus neun allgemeinen ( Jer 2-20 ) und vier besonderen Prophezeiungen über das Gericht ( Jer 21-25 ). ( Jer 2-20 ) ( 2,1 - 3,5 ) In seiner ersten Botschaft konfrontiert Jeremia Jerusalem mit dessen Widerspenstigkeit. Um seine Aussage zu verdeutlichen, stellte er Judas frühere Frömmigkeit (V. 1 - 3 ) seiner gegenwärtigen Loslösung von Gott gegenüber ( 2,4 - 3,5 ). Zur Zeit des Exodus hatte Israel Gott geliebt und war ihm in der Wüste gefolgt. Zwar hatte Israel auch damals Zeiten mangelnden Glaubens gekannt, als es auf seinen Wüstenwanderungen gegen Gott gemurrt hatte, aber Gott hatte dies in seiner Gnade und "Geduld" ( Röm 3,26 ) vergeben. Im großen und ganzen jedoch war Israel als Volk Gott treu geblieben. Israel war ausgesondert worden als dem HERRN heilig (vgl. 2Mo 19,6; Jer 22,30 ). So wie die Erstlingsfrucht der Ernte Gott gehörte (vgl. 3Mo 23,9-14 ), so war Israel als erste Nation auserwählt worden, um den Herrn anzubeten. Wer sich an ihm vergriff, war ebenso schuldig wie einer, der von den Erstlingsfrüchten aß, die doch Gott gehörten, und Unheil mußte über ihn kommen (vgl. 1Mo 12,3 ). |
Israels Treue zu Gott war jedoch nicht von Dauer. Jakob (ein Synonym für Israel ; V. 4 ) folgte nichtigen Götzen (V. 5 ; vgl. V. 8.11 ; Jer 8,19; 10,8.14-15; 14,22; 16,19; 18,15; 51,17-18 ) und vergaß, daß der Herr es aus der Wüste ( Jer 2,6 ) in ein fruchtbares Land gebracht hatte. Und die Menschen machten das Land unrein mit ihrem Götzendienst (V. 7 ). Jeremia griff die drei Gruppen heraus, die die Aufgabe hatten, das Volk zu führen, und legte ihren Mangel an Gehorsam dar (V. 8 ). Die Priester , die das Volk in den Wegen Gottes unterweisen sollten, kannten Gott nicht. Sie hatten selbst keine enge Beziehung zu dem Einen, von dem sie lehrten. Die Hirten ( rOZIm ) waren die politischen und zivilen Führer, die von Gott angewiesen waren, das Volk zu leiten und zu schützen. In der Frühzeit der Geschichte Israels wurde diese Aufgabe von den Richtern wahrgenommen, aber später ging sie auf die Könige über. Aber die, welche eigentlich Juda führen sollten, hätten selbst der Zurechtweisung bedurft. Sie wurden dem Einen untreu, der sie in ihre Aufgabe eingesetzt hatte. Die Propheten waren die dritte Gruppe, die den Auftrag hatte, das Volk zu leiten. Aber statt Gottes Worte der Zurechtweisung und Korrektur zu verkünden, weissagten sie im Namen des Baal und riefen die Menschen dazu auf, wertlosen Götzen zu folgen (vgl. die Anmerkungen zu Jer 2,5 ). Baal war ein kanaanitischer Fruchtbarkeitsgott, dessen Anbetung Israel immer wieder reizte (vgl. 1Kö 18,18-40; 2Kö 10,18-28; 21,1-3 ). |
Nachdem Jeremia auf die Untreue der Menschen deutlich hingewiesen hatte, benutzte er das Bild einer Gerichtsverhandlung, um die Größe der Sünde Israels sichtbar zu machen. Gott würde mit Israel rechten ( rIB ; ein Ausdruck aus der Gerichtssprache, der das Erheben einer Anklage vor Gericht bezeichnet; vgl. Mi 6,1-2 ). Jeremia forderte die Menschen auf, hinauszuziehen und die Treue der Heiden zu beobachten. Aber ob sie nun zu den Inseln der Kittäer (Zypern) im Westen gingen oder nach Kedar (Wüstenstämme in Nord-Arabien) im Osten, überall würden sie das gleiche feststellen: Kein heidnisches Volk hatte jemals seine Götter gewechselt. Die götzendienerischen Völker, die Israel umgaben, waren ihren falschen Göttern treuer, als Israel es gegenüber dem wahren Gott des Universums gewesen war. |
Israel hatte eine zweifache Sünde begangen. Die erste war eine Unterlassungssünde: Das Volk hatte seinen Gott verlassen. Die zweite Sünde war eine Begehungssünde: Das Volk hatte den wahren Gott durch falsche Götzen ersetzt. Das Herz des Menschen kann ja ebensowenig wie die Natur ein Vakuum enthalten. Jeremia benutzte Bilder, die in Juda sehr gut verstanden werden konnten, und so verglich er das Verhalten des Volkes mit dem eines Menschen, der die lebendige Quelle (fließendes Wasser) mit Zisternen, die rissig sind , vertauscht hat. Die verläßlichsten und erfrischendsten Wasserlieferanten in Israel waren seine natürlichen Quellen. Dieses Wasser war beständig. Es war klar und kühl und daher wirklich befriedigend. Im Gegensatz dazu konnte man sich auf die Zisternen am wenigsten verlassen. Zisternen waren große Löcher, die in einen Felsen gehauen und mit Mörtel ausgekleidet wurden. In ihnen sammelte man Regenwasser. Dieses Wasser war abgestanden, und wenn es wenig regnete, fehlte es ganz. Wenn nun eine solche Zisterne einen Riß hatte, konnte sie das Wasser nicht halten. Es wäre völlig unsinnig gewesen, sich von einem verläßlichen, reinen Strom fließenden Wassers abzuwenden, um sich einer rissigen Zisterne mit abgestandenem Wasser zuzuwenden. Aber genau dies taten die Menschen in Juda, als sie sich von Gott abwandten und den Götzen dienten. |
Der Abfall Judas würde schlimme Folgen haben. Das Land würde von fremden Eroberern (die mit Löwen verglichen werden) verwüstet, und seine Städte würden verbrannt, so daß niemand darin wohnte . Die Erwähnung von Memfis (vgl. Hes 30,13.16 ) und Tachpanhes (vgl. Hes 30,18 ), zwei Städte in Ägypten, könnte bedeuten, daß Jeremia hier von der Invasion Judas durch Pharao Schischak im Jahre 925 v. Chr. ( 1Kö 14,25-26 ) oder durch Pharao Necho, der 609 v. Chr. König Josia tötete ( 2Kö 23,29-30 ), sprach. Beide Male hatte Ägypten Juda besiegt und Juda den Kopf kahl geschoren. |
Juda hatte den Herrn nicht nur wegen falscher Götzen verlassen (V. 13 ), sondern auch wegen falscher Bündnisse. Vergeblich wandte es sich von Ägypten nach Assyrien , um Bündnisse zu schließen, die seine Sicherheit garantieren sollten (vgl. V. 36 ; Hes 23; Hos 7,11 ). Kein Bündnis könnte Juda vor seinen Sünden beschützen. Erst wenn die Menschen das Gericht erlebt hätten, würden sie erkennen, was es für Jammer und Herzeleid bringt, den Herrn zu verlassen. |
Judas geistlicher Abfall entsprach geistlicher Hurerei. Indem er es als Hure bezeichnete, wies Jeremia auf Judas unersättliche Lust nach falschen Göttern hin. Vier Bilder malte Jeremia mit seinen Worten (V. 20 - 28 ) von Juda, um dessen Widerspenstigkeit zu zeigen. Das erste Bild war das eines Tieres, das sein Joch zerbrochen hat. Juda hatte sein Joch zerbrochen, das es mit dem Herrn verbunden hatte, und war den Göttern der heidnischen Nachbarn nachgelaufen (vgl. Jer 5,5 ). Es errichtete Anbetungsstätten auf allen hohen Hügeln , um diesen Göttern zu dienen (vgl. Jer 3,2; Hes 6,1-7.13 ). In geistlicher Hinsicht trieb Juda damit Hurerei . Diese Worte Jeremias könnten jedoch auch tatsächliche sexuelle Perversionen bezeichnen, die mit diesem Götzendienst einhergingen (vgl. Hos 4,10-14 ). |
Jeremias zweites Bild von Juda war das eines edlen Weinstockes von verläßlicher Herkunft, den Gott gepflanzt und gepflegt hatte. Oft wird Juda als Gottes Weinstock oder Weinberg bezeichnet, sowohl im AT (vgl. Jes 5,1-7; Hes 15 ) als auch in den Evangelien (vgl. Mt 21,33-46 ). Gott hatte für das Volk alles getan, was er tun konnte. Aber trotz seiner Pflege wurde es zu einem schlechten, wilden Weinstock , der keine gute Frucht bringen konnte. |
Das dritte Bild von Juda war das eines Menschen, der seinen Schmutz nicht abwaschen kann. Die Sünde des Volkes war so tief eingedrungen, daß auch Lauge (ein stark alkalisches Mineral) und Seife (ebenfalls stark alkalisch, aber ein pflanzliches Produkt) diesen Schmutz nicht entfernen konnten. |
Das vierte Bild schließlich, das Jeremia von Juda malte, war das eines ungezähmten Tieres in der Brunstzeit . Wie eine Kamelstute lief Juda unablässig hinter seinen Götzen her (zu dem Wort Baale im Text vgl. die Anmerkungen zu Ri 2,11 ; siehe auch Jer 9,14 ). Wie eine Wildeselin ließ es sich in seiner Lust nach diesen Fremden nicht aufhalten. |
Weil Juda diesen falschen Göttern nachlief, würde es zuschanden werden. Wenn es auch sogar seine Existenz den falschen Göttern aus Holz und Stein zuschrieb, hatte es doch, wenn Not kam, die Dreistigkeit, Gott zu bitten, daß er komme und es rette. Ihre falschen Götter hatten keine Macht, und doch hatte Juda so viel Städte, so viel Götter (vgl. Jer 11,13 ) - was die Ausbreitung des Götzendienstes deutlich macht. |
Juda war geistlich unzurechnungsfähig geworden. Trotz seiner Sünde meinte es, mit Gott rechten zu können. Hier liegt eine ironische Umkehrung von Vers 9 vor, wo Gott mit Juda rechtet. Juda klagte Gott der Belästigung an. Gottes Gericht aber war verdient, denn die Menschen waren alle von ihm abgefallen. Gott hatte das Volk gestraft, aber seine Züchtigung sollte es erziehen und zurechtweisen. Aber die Menschen lehnten es ab, auf ihn zu hören, und töteten sogar Gottes Boten, die Propheten. |
Judas Unzurechnungsfähigkeit zeigte sich am deutlichsten darin, daß es vergessen hatte, wie Gott in der Vergangenheit an ihm gehandelt hatte. Das Volk hielt sich für frei, für unabhängig von Gott. Eine Braut würde niemals ihren Schleier vergessen, der sie als verheiratete Frau kennzeichnet, aber Juda hatte seinen Gott vergessen, der es geschmückt und ausgesondert hatte aus den anderen Nationen dieser Welt. Juda hatte dies seit endlos langer Zeit getan. Voller Sarkasmus fügte Jeremia hinzu, daß Juda sich daran gewöhnt habe, sich unerlaubte Liebhaber zu suchen, so daß selbst die schlimmsten Huren von ihm noch neue Wege der Verführung lernen könnten. |
Die Unzurechnungsfähigkeit des Volkes zeigte sich auch darin, daß es am Vergießen unschuldigen Blutes beteiligt war. Seine Kleider waren mit dem Blut von Armen und Unschuldigen bedeckt. Wenn diese Menschen bei einem Einbruch ertappt worden wären, wenn sie also beim Stehlen erwischt und getötet worden wären, dann wäre derjenige, der für ihren Tod verantwortlich war, unschuldig gewesen ( 2Mo 22,1 ). Aber Juda tötete nicht um irgendwelcher Verbrechen willen. Die Ermordeten waren "unschuldig". Und doch behauptete es immer: Ich bin unschuldig. Ich habe nicht gesündigt. Deshalb würde es Gottes Gericht erfahren. |
Ein viertes Zeichen für die Unzurechnungsfähigkeit Judas war seine wankelmütige Außenpolitik. Ständig änderte es seine Wege im Umgang mit anderen Völkern (vgl. V. 18 ; Hes 23 ). Aber es würde feststellen müssen, daß ein neues Bündnis mit Ägypten ebenso enttäuschend wäre wie sein Bündnis mit Assyrien in der Vergangenheit (vgl. 2Kö 16,7-9; Jes 7,13-25 ). Der Herr hatte diese Nationen verworfen. Deshalb würden sie Juda nicht helfen können. |
Jeremia beendete seine erste Botschaft, indem er noch einmal die geistliche Hurerei Judas deutlich machte. Wenn eine Ehe geschieden wurde und die Frau sich mit einem andern vermählte, dann durfte sie, wenn auch diese Ehe zerbrach, nach dem Gesetz nicht wieder zu ihrem ersten Mann zurückkehren ( 5Mo 24,1-4 ). Juda hatte sich von seinem Mann, Jahwe, getrennt und mit vielen gehurt (vgl. Jer 2,20 ). Dieses Tun machte es unrein (zu unrein vgl. Jer 3,2.9 und siehe die Anmerkungen zu Jer 23,11 ). Deshalb hätte es sein können, daß Gott sein Volk nicht wieder zu sich nahm. Dies war offensichtlich eine zeitlich begrenzte Verwerfung, denn später berichtete Jeremia von Gottes Verheißung, Israel unter einem neuen Bund wieder als Nation zu erneuern (vgl. Jer 3,18; 31,31-33 ). Israels geistliche Hurerei war offensichtlich. Es war kaum ein Ort zu finden, wo es sich nicht in seiner geistlichen Vereinigung falschen Göttern preisgegeben hatte (vgl. Jer 3,9 und die Anmerkungen zu Jer 2,20 ). Sein begieriges Warten an den Wegen auf Liebhaber war ein Verhalten, das gewöhnlich von kultischen Prostituierten praktiziert wurde (vgl. 1Mo 38,13-14.20-21 ). Diese Lust Judas nach götzendienerischen Liebhabern war vergleichbar einem plündernden Araber in der Wüste , der auf vorbeiziehende Karawanen wartete, um sie zu berauben. Gott würde Juda richten, indem er Frühregen und Spätregen zurückhielt (vgl. 5Mo 28,23-24; Jer 14 ). Aber Juda wollte sich nicht mehr schämen. Auch wenn es zu Gott schrie und Lieber Vater, du Vertrauter von meiner Jugend rief, wenn es ihn bäte, seinen Grimm zu beenden, wären seine Worte doch nur leere Hülsen, die lediglich dazu dienen sollten, Gott zu manipulieren. Sein Reden wäre freundschaftlich, aber seine Taten änderten sich nicht. Auch weiterhin täte es allenthalben nur Böses. |
( 3,6 - 6,30 ) Jeremias zweite Botschaft ist eine Prophezeiung, die vermutlich zu einer anderen Zeit erging als seine erste Botschaft. Dennoch besteht ein logischer Zusammenhang zwischen dieser Weissagung und Jer 2,1- Jer 3,5 .Sie stellt eine Art Schlußfolgerung aus der ersten Botschaft dar. Im Lichte der Sünde Judas forderte Gott das Volk zur Umkehr auf. Die Weissagung wird recht allgemein datiert: Zur Zeit des Königs Josia . Vielleicht kann man sie irgendwann zwischen dem Beginn von Jeremias Dienst im Jahre 627 v. Chr. und der Entdeckung des Gesetzes 621 v. Chr. einordnen (vgl. Jer 11,1-8 ). (1) Die Aufforderung zur Umkehr ( Jer 3,6-4,4 ) Gott offenbarte Jeremia die Geschichte zweier Schwestern - Israel und Juda (vgl. Hes 23 ). Das Nordreich Israel trieb Hurerei auf allen Höhen des Landes, eine Bezugnahme auf den ausgiebig betriebenen Götzendienst. Gott wartete in seiner Geduld, daß Israel zu ihm zurückkehren würde. Aber Israel lehnte dies ab und fuhr in seinem Götzendienst fort. Seine Schwester Juda, die Treulose, beobachtete diese Sünde Israels. Gott antwortete darauf, indem er Israel einen Scheidebrief gab und es entließ (vgl. die Anmerkungen zu Hos 2,2 ). Jeremia meinte hiermit die Zerstörung des Nordreiches Israel durch Assyrien im Jahr 722 v. Chr. (vgl. 2Kö 17,5-20 ). Leider hatte Juda aus dem Fall Israels nichts gelernt. Statt dessen hatte es auch begonnen, Hurerei zu treiben. Ja, Juda fügte sogar noch Heuchelei zu der Sünde Israels hinzu, denn es beging dieselben Sünden und behauptete gleichzeitig, zum Herrn umzukehren. So war Israel trotz seiner Sünde noch gerechter als das treulose Juda. |
Jeremia unterbrach seine Verurteilung der Sünde, um eine Botschaft der Umkehr und Hoffnung für das Nordreich einzufügen. Wenn Israel zu seinem Gott zurückkehrte (vgl. Jer 7,3; 26,13 ), dann würde er es nicht zornig anblicken und Barmherzigkeit walten lassen. Aber die Menschen müßten ihre Schuld der Rebellion und des Götzendienstes erkennen. Gott verhieß, daß er einen Überrest sammeln würde ( einen aus einer Stadt und zwei aus einem Geschlecht ) und ihn nach Jerusalem ( Zion ; vgl. die Anmerkungen zu Kl 1,4 und Sach 8,3 ) bringen würde. Dieser Überrest würde Hirten haben (Führer, vgl. Jer 10,21; 22,22; 23,1-2.4 ), die sie im Sinne Gottes führen würden, und sie würden zahlreich werden - ein Zeichen des Segens Gottes ( 5Mo 30,5.9 ). Die Bundeslade , die nach der Zerstörung Judas durch Babylon im Jahre 586 v. Chr. verloren ging, würden sie nicht mehr vermissen , und eine andere Lade würde nicht gemacht werden. Statt der Bundeslade würde d es HERRN Thron dort sein, ein Titel, unter dem die Stadt Jerusalem bekannt sein würde. Es ist bedeutsam, daß auch Hesekiel (vgl. Hes 43,7 ) den Tempel im Tausendjährigen Reich als einen Ort ansah, an dem Gottes Thron stehen würde. Christus würde in der Zeit des Tausendjährigen Reiches vom Tempel aus regieren. Gottes Herrschaft von Jersualem aus würde sich auf alle Heiden erstrecken, die nach Jerusalem kommen würden, um ihn anzubeten (vgl. Sach 14,16-19 ). Neben der geistlichen Erneuerung würden Juda und Israel auch eine äußere Erneuerung erleben. Das Haus Juda und das Haus Israel würden als Nation vereint werden (vgl. Jer 31,31-33; Hes 37,15-28 ). Sie würden aus der Gefangenschaft in das Land zurückkehren, das Gott ihren Vätern zum Erbe verheißen hatte. Israel und Juda wurden 931 v. Chr. als Nation geteilt und sind seither nie wieder als ein Volk unter Gott vereinigt worden. Die Erfüllung dieser Verheißung steht aus bis zur Wiederkunft Christi. |
Gottes Verlangen war es, sein Volk zu segnen. Er wollte es halten, als wäre es sein Sohn, und es in sein Erbe einsetzen. Aber das Volk war gleich wie ein Weib , das seinem Ehemann untreu ist. Was die Wiederherstellung verhinderte, war Israel, nicht Gott. |
Es kann sein, daß Jeremia in diesen Versen ein idealistisches Bild der Israeliten zeichnete. Die Menschen beklagen ihre Situation ( V. 21 ), Gott bietet ihnen die Umkehr an (V. 22 a), und die Menschen fühlen eine echte und tiefe Reue über ihre Sünde (V. 22 b. 23-25 ). Das Buch Jeremia jedoch macht im Gegensatz dazu deutlich, daß Israel diesem Beispiel nicht gefolgt ist. Noch steht die zukünftige Umkehr des Volkes aus, die erst dann erfolgen wird, wenn Christus als König wiederkommt ( Sach 12,10-13,1 ). Der Abschnitt beginnt mit Menschen, die ein klägliches Heulen und Weinen vernehmen lassen. Sie schreien wegen ihrer Übertretungen (sie haben übel getan) und weil sie den Herrn vergessen haben. In Jeremias Bild einer Nation, die echte Buße tut, erkennt das Volk schließlich die Tiefe der Grube, in die es gefallen ist. Gott antwortet auf diesen Schrei des Volkes, indem er ihm seine Hilfe anbietet, falls es umkehrt. Israels Antwort liefert uns ein Modell echter Umkehr. Bewußt entschließt es sich, zu Gott zu kommen, weil er wirklich Gott ist. Das Volk gibt seine Schuld des Götzendienstes zu, der das ganze Land überschwemmt hat. Es bekennt, daß der Götzendienst ein Betrug war und daß es nur in Gott Rettung für Israel gibt. Die Schande und Schmach seiner vergangenen Taten zwingt es zuzugeben, daß es gesündigt hat wider den Herrn. |
Gott versprach, Israel und Juda anzunehmen, wenn diese wirklich zu ihm umkehrten. Diese Umkehr aber mußte ehrlich sein. Die greulichen Götzen mußten von Gottes Angesicht entfernt werden, und die Menschen durften nicht länger ihren falschen Göttern folgen. Wenn die Völker von Israel und Juda aber nun wirklich umkehrten, dann würden sie von Gott gesegnet. |
Nun benutzte Jeremia zwei Bilder, um die Notwendigkeit der Umkehr zu zeigen. Das erste Bild entstammte der Landwirtschaft: So wie ein Bauer seine Saat nicht auf ungepflügten Boden sät, so sät auch Gott seinen Samen des Segens nicht in Herzen, die nicht umgekehrt sind. Die Menschen in Juda und zu Jerusalem mußten den ungepflügten Boden ihrer Herzen durch eine echte Umkehr pflügen. Das zweite Bild bezog sich auf die jüdische Praxis der Beschneidung. Die Beschneidung war ein Zeichen dafür, daß man am Bund Gottes mit Israel teilhatte (vgl. 1Mo 17,9-14 ). Die Männer, die physisch beschnitten waren, mußten die Vorhaut ihres Herzens entfernen, so daß ihr innerer Zustand mit ihrem äußeren Zustand übereinstimmte (vgl. 5Mo 10,16; 30,6; Jer 9,24-25; Röm 2,28.29 ). Wenn Juda nicht wirklich umkehrte, sondern nur sein äußerliches Verhalten änderte, würde Gottes Grimm über die Menschen kommen und wie Feuer brennen. Und wenn Gottes Zorn einmal entbrannt war, würde niemand ihn wieder löschen können. |
(2) Die Warnung vor dem kommenden Gericht (
Jer 4,5-31 )
Die herannahende babylonische Armee würde in ihrer Grausamkeit wie ein Löwe sein, der aus seinem Dickicht käme, um das Land Juda anzugreifen. Dieser Angriff würde die Städte Judas verbrennen, so daß niemand darin wohnt. Die Erkenntnis der kommenden Zerstörung würde die Menschen dazu bringen, zu klagen und Sackleinen zu tragen, rohen, harten Stoff, der ein Bild für Trauer ist (vgl. Jer 6,26; 48,37; 49,3; 1Mo 37,34; 1Kö 21,27; Neh 9,1; Ps 30,12; 35,13; 69,12; Kl 2,10; Dan 9,3 ), denn der grimmige Zorn Gottes würde sich nicht von ihnen wenden (vgl. Jer 4,4 ). Der Gerichtstag Gottes würde für die Führer Judas besonders schrecklich sein. Der König und die Fürsten , aber auch die Priester und die Propheten würden vor Furcht wie gelähmt sein, wenn sie die Zerstörung des Landes betrachteten. Diese Zerstörung würde ja zum Teil auf ihrer Unfähigkeit beruhen, Juda die Führung zu geben, die es brauchte (vgl. Jer 2,8 ). |
Dieser Vers ist Jeremias Antwort an Gott. Er gehört zu den schwierigsten Versen des gesamten Buches. Der Prophet behauptete, daß Gott das Volk getäuscht habe, als er ihm versprach, daß sie Frieden haben würden, wo doch in Wirklichkeit Gott dafür verantwortlich sei, daß das Schwert des Gerichtes ihnen ans Leben ginge. Hatte Gott sein Volk in die Irre geführt, indem er über dessen Schicksal die Unwahrheit gesagt hatte? Eine solche Auslegung ist nicht möglich, denn sie stünde im Widerspruch zum Wesen Gottes (vgl. 4Mo 23,19 ). Und schließlich hatten die wahren Propheten Gottes ja das Gericht und nicht den Frieden angekündigt (vgl. Jer 1,14-16; Mi 3,9-12; Hab 1,5-11; Zeph 1,4-13 ). Nur die falschen Propheten hatten Frieden verkündigt (vgl. Jer 6,14; 14,13-14; 23,16-17 ). Jeremia klagte hier also wohl eher darüber, daß Gott diesen falschen Propheten erlaubt hatte, ihre Botschaft weiterzusagen. |
Jeremia kam nun wieder auf Gottes Ankündigung der kommenden Invasion Judas zurück. Die Armeen würden für Gott wie ein heißer Wind sein, der aus der Wüste weht. Der Wind war für alle Bewohner Israels von großer Bedeutung. Die erfrischenden Brisen, die vom Mittelmeer her wehten, halfen den Bauern, das Korn zu dreschen und zu worfeln, und sie führten den lebenserhaltenden Tau mit sich, der das Land während der Sommerzeit mit Wasser versorgte. Der heiße, trockene Ostwind dagegen, der Chamsin, der von der Wüste her weht, brachte große Probleme mit sich. Man konnte ihn nicht zum Worfeln benutzen, da er zu stark war. Der Chamsin konnte die Vegetation verdorren lassen ( 1Mo 41,6 ). Er war für alle, die ihn ertragen mußten, äußerst unangenehm ( Jon 4,8 ). Auch Hesekiel verglich die babylonische Invasion mit dem Kommen des Ostwindes ( Hes 17,10; 19,12 ). |
Gott benutzte nun ein weiteres Bild: Er verglich den Anmarsch des babylonischen Heeres mit einem herannahenden Sturm. Die Soldaten würden über Juda wie Wolken daherfahren, und ihre Wagen würden herankommen wie ein Sturmwind . Angesichts der sicheren Zerstörung Judas rief Gott in seiner Gnade die Menschen noch einmal zur Umkehr auf. Wenn sie ihr Herz von der Bosheit waschen würden, dann würde ihnen geholfen, und sie würden vor dem kommenden Untergang gerettet. |
Der Anmarsch der Soldaten Babylons würde von Boten aus Dan im äußersten Norden Israels und vom Gebirge Ephraim , etwa 60 - 70 Kilometer nördlich von Jerusalem, gemeldet werden. Diese Boten würden verkünden, daß Belagerer kommen aus fernen Landen gegen die Städte Judas. Gott würde dieses Heer schicken, um Juda zu bestrafen, denn das Volk hat ihn erzürnt. Juda sei selbst für dieses Elend verantwortlich. Es seien sein eigener Wandel und sein Tun, die diese Strafe Gottes über es bringen würden. |
Jeremia antwortete auf diese Nachricht der kommenden Invasion mit einem Aufschrei. Sein Herz pochte, und er hatte keine Ruhe bei dem Gedanken an die herannahende Feldschlacht und die Niederlage, die sie über Juda bringen würde. Er kam zu dem Schluß, daß das Volk von Juda toll sei ( ?MwIl ; ein Mensch ohne Verstand und moralisch verdorben). Es sei töricht und hätte kein Verständnis für den Weg der Gerechtigkeit, den es eigentlich gehen sollte. In einer ironischen Umkehr von Spr 1,2-3 sagte er, daß die Menschen weise ( HXKAmIm ) seien, Übles zu tun, aber unfähig, rechttun zu lernen. |
Jeremia sah das Gericht Gottes wie eine kosmische Katastrophe herannahen - eine Umkehrung der Schöpfung. Mit Bildern aus dem Schöpfungsbericht ( 1Mo 1 ) machte Jeremia deutlich, daß kein Bereich des Lebens unberührt bleiben würde. Gott würde Juda wüst und öde ( TOhU wABOhU ) machen, ein Ausdruck, der das Chaos beschreibt, welches Gottes Schöpfungswerk vorausging (vgl. 1Mo 1,2 ). Das Licht, das während der Schöpfung in die Dunkelheit gekommen war ( 1Mo 1,3-5 ), wäre verschwunden, es wäre finster. Die Berge und Hügel, die von den Wassern getrennt worden waren (vgl. 1Mo 1,9-10 ), bebten und wankten nun unter dem Gericht Gottes. Die Menschen und alle Vögel und das Fruchtland wären nicht mehr da. Das Land wäre wieder so verlassen, wie es vor der Erschaffung des Lebens war ( 1Mo 1,11-13.20-26 ). Gottes Bildersprache war so furchtbar, daß einige Menschen denken mochten, er werde das Land Israel völlig vernichten. Um diesem Mißverständnis vorzubeugen, machte Gott seine Aussage eindeutiger ( Jer 4,27 ). Zwar würde das ganze Land wüst werden , wenn er das Volk richtete, aber dennoch verhieß er, daß er mit ihm doch nicht ganz ein Ende machen würde (vgl. Jer 5,18 ). Trotzdem aber würde das Land betrübt sein. Das Gericht würde kommen ( Jer 4,28 ). |
Wenn die Heere sich Juda näherten, würden die Menschen aus allen Städten zu fliehen versuchen, um dem Tod zu entgehen. Sie würden in die dichten Wälder laufen und in die Felsen kriechen und hoffen, von den Soldaten nicht entdeckt zu werden. Die Bewohner Jerusalems dagegen würden versuchen, si ch mit Purpur und mit goldenen Kleinoden zu schmücken und ihr Angesicht zu schminken . Sie würden versuchen, sich wie eine Hure zu kleiden, um die Babylonier anzulocken und von ihrem Angriff abzulenken (vgl. Hes 16,26-29; 23,40-41 ). Diese List würde jedoch keinen Erfolg haben, denn Jerusalems frühere Liebhaber würden ihm nun nach dem Leben trachten. Unter dem Druck der Babylonier, die ihren Angriff verstärkten, wäre die Tochter Zion (Jerusalem) wie eine Gebärende in Kindsnöten (vgl. Jes 13,8; 21,3; 26,17; Jer 6,24; 13,21; 22,23;30,6; 48,41; 49,22.24; 50,43; Mi 4,9-10 ). Sie würde die Hände um Hilfe ausstrecken, aber vergebens: Sie würde vergehen vor den Würgern . |
(3) Die Gründe für das kommende Gericht (
Jer 5 )
Er sollte einen Menschen finden, der Recht übte und auf Wahrheit hielt. Aber Jeremias Suche verlief noch erfolgloser als einst die Suche in Sodom (vgl. 1Mo 18,22-23 ). Die Menschen lehnten jede Korrektur ab, und ihr A ngesicht war härter als ein Fels , ein Bild für ihre Weigerung, sich zu bekehren . |
Jeremia hatte angenommen, daß er nur armen Menschen begegnet sei - den ungebildeten Massen, die ihres Gottes Recht nicht kannten. Wenn er aber zu den Großen ginge, dann würden diese um des HERRN Weg wissen. Aber Jeremias Besuch brachte nur Enttäuschung (vgl. Jer 2,8 ). Die Obersten waren nicht anders als das Volk. Sie hatten das Joch des Dienstes Gottes zerbrochen (vgl. Jer 2,20 ). Deshalb würde Gott beide, die Führer und die Geführten, für ihre Sünde richten. Jeremia nannte drei wilde Tiere, um dieses kommende Gericht zu verdeutlichen. Juda hatte sich selbst durch seine Loslösung aus dem Joch seines Herrn diesem Angriff der wilden Tiere ausgesetzt. Der Löwe , der Wolf und der Panther sind Bilder für die Verwüstungen durch den babylonischen Angriff auf Juda. |
Gott stellte Juda zwei rhetorische Fragen. Zuerst fragte er, wie er Juda gnädig sein sollte (V. 7 ). Dann fragte er, warum er sich an Juda nicht wegen seiner Sünde rächen sollte (V. 9 ). Zwischen den beiden Fragen beschrieb Gott Judas Charakter in einer Weise, die die Antworten offensichtlich machte. Er konnte Juda nicht vergeben, weil es ihn verlassen und bei falschen Göttern geschworen hatte. Obwohl Gott für die Menschen gesorgt hatte, handelten sie wie lüsterne Hengste, die fremden Frauen nachlaufen. Gott würde Juda für seine Hurerei und seinen Ehebruch bestrafen. |
Juda, Gottes auserwählter Weinstock, war ein wilder Weinstock geworden ( Jer 2,21 ). Deshalb hatte Gott seine Invasionstruppen gerufen, damit sie in die Weinberge Judas einbrächen und die toten Weinranken abrissen. Auch wenn das Volk nicht ganz vernichtet würde, würden doch alle, die nicht dem HERRN gehörten, beim Gericht entfernt werden. Die Menschen wollten nicht glauben, daß Gott jemals Jerusalem zerstören könnte. Gott würde nichts dergleichen tun. Die Propheten - Jeremia, Hesekiel und andere, die das Gericht verkündeten - seien, so sagten die Leute, nichts als Schwätzer . Gott ließ daher Jeremia wissen, daß seine Worte wie Feuer sein würden, das die Menschen verzehrte. Gott würde ein Volk von ferne (Babylon) gegen Juda heranführen - ein Volk, dessen Sprache die Juden nicht kannten. Diese Helden würden die Ernte, die Herden und die Söhne und Töchter der Juden verschlingen. Sie würden die mächtigen, festen Städte einnehmen, auf die Juda als sein Schutz vertraut hatte. Noch einmal machte Gott deutlich, daß er mit Juda nicht ganz ein Ende machen würde (vgl. Jer 4,27 ). Er würde einen Überrest aufbewahren. Wenn diese Gefangenen fragen würden, warum sie besiegt worden seien, dann sollte Jeremia ihnen sagen, daß sie Gott verlassen hätten, um in ihrem eigenen Land fremden Göttern zu dienen. Deshalb lasse Gott sie nun Fremden (den Babyloniern) in einem fremden Land dienen. Seine Strafe entspräche ihrer Sünde. |
Juda war bewußt ungehorsam geworden gegenüber Gott. Zwar hatte es Augen und Ohren, aber es konnte nicht sehen und hören (d. h. nicht verstehen), wie Gott wirklich ist (vgl. Hes 12,2 ). Juda lehnte es ab, Gott zu fürchten , ihn zu ehren (vgl. Spr 1,7 ). Das Meer bleibt innerhalb seiner ewigen Grenzen (vgl. Hi 38,10; Ps 104,9 ). Nur das Volk Gottes blieb nicht innerhalb der Grenzen des Bundes Gottes mit ihm. Statt dessen wurde es abtrünnig und ging seiner Wege. Es wollte Gottes gnädige Hand, die ihm Frühregen und Spätregen gab und die Ernte sicherte, nicht am Werk sehen. Jeremia kam nun auf einzelne Sünden der Menschen zu sprechen. Gottlose, die groß und reich geworden waren, warteten nur darauf, die Armen auszunutzen. Sie wollten den Unterdrückten (den Waisen und den Armen ) nicht helfen. Die Propheten , die Gottes Wort der Wahrheit verkündigen sollten, weissagten Lüge . Und die Priester , die die Menschen in den Wegen Gottes unterweisen sollten, herrschten auf eigene Faust (vgl. Jer 2,8 ). Und alle diese Abirrungen von der Gerechtigkeit wurden noch vom Volk gutgeheißen, das es gern so hatte. Alle Mitglieder der Gesellschaft zogen die Gottlosigkeit der Gerechtigkeit vor. |
(4) Die Gewißheit des kommenden Gerichtes (
Jer 6 )
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Die Feinde, die sich zum Krieg gegen Jerusalem versammelten, wären begierig, die Stadt zu überfallen. Sie hofften anzugreifen, solange es noch heller Tag wäre. Aber ehe die Vorbereitungen beendet waren, hatten die Schatten des Abends bereits die Täler im Umkreis der Stadt verdunkelt. Die meisten Heere würden nun auf den nächsten Tag warten, bevor sie angriffen. Die Babylonier aber würden sich entschließen, noch in dieser Nacht zu beginnen. Gott selbst würde die Soldaten Babylons leiten, wenn sie den Wall bauten, um die Verteidigungsanlagen der Stadt zu durchbrechen (vgl. Hes 4,1-2 ). |
Jerusalem mußte heimgesucht werden wegen des von ihm begangenen Unrechts . Seine Bosheit war so reichlich vorhanden, daß sie wie Wasser aus einer Quelle floß. Wenn es sich nicht warnen ließ und umkehrte, würde es zum wüsten Land werden. Gott würde Babylon benutzen, um an Jerusalem eine gründliche Nachlese zu halten. |
Jeremia war über den Unglauben Judas verwundert. Niemand wollte auf ihn hören, wenn er versuchte, es vor der kommenden Zerstörung zu warnen. Dies ist die erste von mehr als drei Dutzend Stellen in Jeremia, an denen erklärt wird, daß die Menschen nicht auf Gottes Wort hören wollten (d. h., daß sie ungehorsam waren). Ihr Ohr war verschlossen (wörtl.: unbeschnitten ), und sie hielten Gottes Wort für anstößig. Jeremia aber mußte das Wort vom Gericht Gottes verkünden. Er konnte es nicht zurückhalten (vgl. Jer 20,9 ). Gottes Zorn wurde über alle Glieder der Gesellschaft ausgegossen - über Kinder und Alte (und allen dazwischen). Die Menschen würden ihre Häuser samt den Äckern und Frauen an die herannahenden Invasionstruppen verlieren. Dies würde geschehen, weil alle Glieder der Gesellschaft verdorben waren. Die Propheten wie die Priester liebten die Lüge ebenso wie das ganze Volk. Der Schaden bezieht sich auf die geistliche Krankheit der Menschen und deren geistliche und physische Folgen (vgl. Jer 8,11.22; 10,19; 14,17; 15,18; 30,12.15 ; vgl. "Plagen" in Jer 19,8; 30,17; 49,17; 50,13 ). Die Propheten und Priester verkündigten Frieden (vgl. Jer 8,11; 23,17 ), obwohl Gott ihnen diese Botschaft nicht aufgetragen hatte. Diese Scharlatane schämten sich nicht, die Menschen anzulügen. Ja, sie sind in ihrem Wesen so verhärtet, daß sie auch dann nichts von Scham wußten, wenn ihre Sünde offenbart wurde. Gott drohte, daß diese falschen Führer fallen würden, wenn die Stadt zerstört würde (vgl. Jer 8,12 ). |
Juda war von Vernichtung bedroht, denn es war von den Wegen der Vorzeit abgewichen, den Wegen der Gerechtigkeit Gottes. Dennoch ermahnte es Gott, auf dem guten Weg zu wandeln, wo es Ruhe finden würde, aber Juda lehnte dies ab. Die Propheten waren wie Wächter (Leute, die eine Stadt vor einer drohenden Gefahr warnen sollten). Aber die Nation wollte nicht hören. Juda verwarf Gottes Gesetz und meinte, daß Rituale anstelle von Gehorsam ausreichten. Gott erwiderte darauf, daß er Weihrauch , der aus Saba im Südwesten Arabiens (vgl. 1Kö 10,1-13; Hes 27,22 ) importiert wurde, und köstliches Gewürz (vielleicht Zukkerrohr, 2Mo 30,23 ; vgl. auch Hl 4,14; Jes 43,24 ) aus fernen Landen nicht wolle. Auch die vorschriftsmäßig durchgeführten Brandopfer und Schlachtopfer seien ihm, wenn sie nicht mit echter Liebe zu Gott verbunden seien, nicht wohlgefällig . Statt diesen heuchlerischen Gottesdienst anzunehmen, drohte Gott, dem Volk Anstöße in den Weg zu legen, damit sie sich daran stießen und darüberfielen. Über diese Anstöße wird nichts Genaueres gesagt, aber wahrscheinlich sprach Gott hier wieder von den Babyloniern (vgl. Jer 6,22 ). |
Jeremia beschloß seine zweite Botschaft, indem er noch einmal auf den Feind von Norden hinwies (vgl. Jer 1,13-15; 4,5-6; 6,1 ). Die heranrückende Armee sei grausam und ohne Erbarmen , eine auf die Babylonier wirklich zutreffende Beschreibung (vgl. Hab 1,6-11 ). Wenn sie gerüstet als Kriegsleute kämen, dann hätten sie nur ein Ziel: Jerusalem anzugreifen. Der Bericht über den Anmarsch Babylons ließe die Menschen in Juda in große Angst geraten, gleich einer Gebärenden (vgl. die Anmerkungen zu Jer 4,31 ). Die Menschen würden sich fürchten, ihre Städte zu verlassen, da sie dann ein Schwert niederstrecken könnte. Statt dessen zögen sie Sackleinen an, eine schwarze, grobe Kleidung, die man in Zeiten der Trauer ( 1Mo 37,34; 2Sam 3,31; 1Kö 21,27; Esr 4,1-4 ) und Buße ( Neh 9,1; Dan 9,3; Mt 11,21 ) trug. Jerusalem würde eine ähnliche Traurigkeit erleben wie jemand, der seinen einzigen Sohn verloren hat. |
Gott setzte Jeremia als Prüfer ein zum Prüfen von Erz, und das Volk von Juda war Erz und Eisen . Jeremia, der das Volk untersuchte, stellte fest, daß sie alle ganz und gar abtrünnig waren. Gott versuchte, sie durch das Gericht zu läutern, aber die Läuterungsversuche waren erfolglos. Die Bösen waren bei dem Läuterungsprozeß nicht ausgeschieden worden, so daß das ganze Volk wie verworfenes Silber war. Gottes Versuche, die Nation zu erneuern, hatten nicht zum Erfolg geführt. Deshalb war das Gericht nun unausweichlich geworden. |
( Jer 7-10 ) Diese Kapitel, die oft als Tempelbotschaft Jeremias bezeichnet werden, reden von Gottes Strafe über das Volk wegen dessen falscher Religiosität. Die Menschen glaubten, Gottes Gericht würde niemals Jerusalem oder sie selbst betreffen (vgl. Jer 5,12-13 ). Sie fühlten sich sicher aufgrund der Gegenwart des Tempels Gottes und wegen ihrer äußerlich sichtbaren Religiosität (vgl. Jer 6,20 ). Jeremias Tempelbotschaft zerstörte diese falsche Hoffnung und legte die eiternde Wunde des Götzendienstes bloß, die in den Menschen geistliche Fäulnis verursachte. Die in Kapitel 26 beschriebenen Ereignisse beinhalten vermutlich die Reaktion der Menschen auf diese Botschaft. (1) Die Tempelpredigt und Judas falscher Gottesdienst ( Jer 7,1-8,3 ) Gott gab Jeremia den Auftrag, am Eingang des Tempels zu stehen und sein Wort denen zu verkündigen, die kämen, um dort anzubeten . Die Botschaft selbst war der eben behandelten ähnlich: Die Menschen mußten ihr Leben bessern (vgl. Jer 3,12; 26,13 ), wenn sie weiter dort leben wollten. Jeremia stellte sich den Einwänden der Menschen gegen seine Botschaft. Sie glaubten, daß kein Gericht kommen würde, weil in Jerusalem des HERRN Tempel stand (dreimal betont, um den Glauben der Menschen an seine beschützende Macht zu zeigen). Das Volk Juda sah im Tempel eine Art Talisman, einen Glücksbringer, der jeden Angriff abwehren konnte. Aber für Gott waren Gebäude nicht wichtiger als Gehorsam. Gottes Schutz würde nur bestehen bleiben, wenn die Menschen ihr Leben besserten ( Jer 7,5 ; vgl. V. 3 ). Drei Beispiele führte Jeremia an, um die Veränderung zu zeigen, die Gott wollte. Die beiden ersten bezogen sich auf Verhaltensweisen gegenüber anderen Israeliten, das dritte Beispiel betraf das Verhalten gegenüber Gott. (1) Die Menschen sollten an den Hilflosen in der Gesellschaft - an denen, die sich nicht wehren konnten, wenn man ihnen Unrecht tat - keine Gewalt üben (vgl. 5Mo 14,29; 16,11; 24,19; Ps 94,6 ). (2) Sie sollten kein unschuldiges Blut vergießen (vgl. 5Mo 19,10-13; 21,1-9 ). (3) Sie sollten keinen anderen Göttern nachlaufen . Wenn Gott diese Zeichen der Treue gegenüber Gottes Bund sähe, würde er dem Volk erlauben, in dem Lande zu bleiben. Wenn aber die Menschen auf das Tempelgebäude vertrauten, statt im Gehorsam gegenüber dem Bund Schutz zu suchen, dann verließen sie sich auf Lügenworte, die zu nichts nütze waren. |
Juda fühlte sich durch die Gegenwart des Tempels Gottes so sicher, daß es glaubte, alle Arten von Greueln begehen zu können und doch geborgen zu sein. Die Schlechtigkeit der Menschen aber hatte den Tempel bereits zu einer Räuberhöhle werden lassen (vgl. Mt 21,12-13 ). Die Menschen hatten nicht begriffen, daß Gott dies alles sah und ihre Taten kannte. Jeremia wies auf die Vergangenheit Israels hin, um die irrige Auffassung zu widerlegen, daß die bloße Gegenwart des Tempels Gottes das Unheil verhindern werde. Er forderte die Menge auf, sich an Silo zu erinnern, wo das Heiligtum Gottes zuerst gestanden hatte ( Jos 18,1; Ri 18,31; 1Sam 1,3; 4,3-4 ). Sie sollten sich daran erinnern, was Gott mit Silo getan hatte wegen der Bosheit Israels. Die Bibel berichtet uns nichts über das Schicksal Silos. Aber nachdem die Philister die Bundeslade entführt hatten ( 1Sam 4,10-11 ), flohen die Priester offensichtlich nach Nob ( 1Sam 22,11 ), und Silo hörte auf, das Zentrum des Gottesdienstes in Israel zu sein (vgl. Ps 78,56-64 ). Archäologische Hinweise zeigen, daß die Stadt Silo etwa um 1050 v. Chr. zerstört wurde, vermutlich durch die Philister. Jeremia wollte damit sagen, daß Gott das, was er mit Silo getan hatte, auch mit dem Tempel tun würde. Wenn Juda sein Leben nicht änderte, würde Gott es von seinem Angesicht verstoßen, wie er es auch mit dem Nordreich ( Ephraim ) im Jahre 722 v. Chr. getan hatte ( 2Kö 17,5-20 ; bes. V. 20 ). Der Tempel trug Gottes Namen ( Jer 7,10.12.14 ; vgl. V. 30 ), d. h. er war ein Symbol der Gegenwart Gottes (sein "Name" sprach von seinem geoffenbarten Wesen). |
Gott ließ Jeremia nicht für Juda eintreten, denn er würde ihn nicht hören (vgl. Jer 11,14; 14,11-12 ). Die Sünde des Volkes war an einen Punkt gelangt, wo die Bitten Jeremias vergeblich gewesen wären. Um zu zeigen, wie entartet Juda geworden war, griff Gott einen Aspekt seiner Götzenanbetung heraus. In ganz Juda waren die Familien gemeinsam damit beschäftigt, Kuchen (flache Brotkuchen, vielleicht in der Form der Göttin; vgl. Jer 44,19 ) für die Himmelskönigin (vermutlich Ischtar, die babylonische Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit) zu backen. Auch spendeten die Familien fremden Göttern Trankopfer (gewöhnlich Wein). Diese götzendienerischen Praktiken aber würden über die, die sie durchführten, Schande bringen. Gott schadete dieser falsche Götzendienst nicht. Denn die Menschen würden die Folgen ihres Tuns tragen müssen, wenn Gottes Zorn und Grimm über ganz Juda ausgeschüttet würde. |
Die Menschen von Juda brachten alle vorgeschriebenen Opfer. Aber sie erkannten nicht, daß Gott am Sinai etwas anderes geboten hatte. Er hatte Israel aufgerufen, ihm zu gehorchen und ganz auf dem Wege zu wandeln, den er ihnen gebot. Aber leider wollte Israel nicht auf dieses Gebot Gottes hören. Obwohl Gott immer wieder seine Propheten geschickt hatte, um die Menschen zu warnen, wollten sie nicht hören (vgl. Jer 25,4-7 ). Jeremia sollte nicht denken, daß die Menschen seiner Zeit auf Gottes Warnungen anders reagieren würden als ihre Vorfahren. Vielmehr ließ Gott Jeremia wissen, daß das Volk nicht auf ihn hören würde. Deshalb sollte Jeremia seine Haare abscheren, ein Zeichen tiefer Trauer (vgl. Hi 1,20; Jes 15,2-3; Jer 48,37; Hes 7,18 ), und über das Volk wehklagen ( qInCh , "Totenklage" halten). Diese Klage konnte bereits beginnen, denn die Zerstörung Judas war sicher. Gott hatte bereits dieses Geschlecht, über das er zornig war, verworfen. |
Gott fuhr mit der Beschreibung der Sünde der Leute von Juda, durch die das Gericht über das Volk kommen würde, fort. Sie hatten Greuelbilder im Tempel selbst aufgestellt und dadurch sogar das Haus Gottes unrein gemacht (vgl. Hes 8,3-18 ). Außerhalb der Stadt hatten sie die Höhen des Tofet (vgl. Jer 19,6.11-14 ) im Tal Ben-Hinnom (vgl. Jer 19,2.6; 32,35 ,auch einfach Tal Hinnom genannt) gebaut. Hier brachten sie Kindesopfer dar, indem sie ihre Söhne und Töchter verbrannten (vgl. 2Kö 21,6; 2Chr 33,6; Jer 19,5 ). Der Ursprung des Wortes "Tofet" ( tOPeT ) ist unsicher. Es ist möglich, daß es von einem ähnlich klingenden Wort abgeleitet ist, das "Backofen" oder "Herd" bedeutet. Die dabei erfolgte Veränderung der Vokale ist bedeutsam, denn es wurden die Vokale des Wortes bOSeT ("Schande") auf das andere Wort übertragen, um so den schändlichen Charakter der dort betriebenen Praktiken deutlich zu machen. Diese "Anhöhe der Schande" lag im Tal Hinnom, genau im Süden und Westen der Stadt. In diesem Tal wurden die Abfälle der Stadt verbrannt. Im Griechischen wurde das Tal Hinnom (Hebr. : gL?-hinnOm ) bekannt als Gehenna ( geenna ); dieses Wort bezeichnete das feurige Verderben in der Hölle (vgl. Mt 5,22.29-30; 2Pet 2,4 ). Gott kündigte an, daß der Name dieses Ortes in Würgetal umgeändert werden würde wegen der großen Zahl von Leichnamen, die nach der Zerstörung von Jerusalem hierher gebracht würden. Die Weissagung über die Vögel und Tiere, die diese Leichname fressen würden, unterstreicht das, was auch der mosaische Bund über die Folgen des menschlichen Ungehorsams sagt ( 5Mo 28,26 ). Alle Freude würde vergangen sein (vgl. Jer 16,9; Jer 25,10 ), wenn das Land wüst geworden war. |
Selbst die Toten würden Gottes Gericht nicht entgehen. Die Gebeine aller Fürsten, die falsche Götter angebetet hatten, aber vor dem Fall Jerusalems gestorben waren, würden aus ihren Gräbern geworfen und den Elementen hingestreut, die sie früher einmal angebetet hatten. Sie würden dort liegenbleiben wie Dung auf dem Felde (vgl. Jer 25,33 ). Und alle, die den Fall Jerusalems überlebten, würden verbannt sein. Ihr Leben würde so schrecklich sein, daß sie lieber tot als lebendig sein wollten. |
(2) Gottes Vergeltung an dem Volk (
Jer 8,4-10,25 )
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Dennoch fühlte sich Juda den anderen Nationen an Weisheit überlegen, denn es besaß ja das Gesetz des HERRN . Aber diese Schreiber gingen mit diesem Gesetz in lügnerischer Weise um. Diese Verwerfung des Gesetzes Gottes sollte das Gericht über das Volk bringen (vgl. 5Mo 28,30-45 ). Alle Menschen, klein und groß, hatten die gleiche Einstellung zum Gesetz Gottes. Die Führer gingen mit den Sünde des Volkes leichtfertig um - sie wollten den Schaden (vgl. Jer 8,22 und die Anmerkungen zu Jer 6,14 ) nur obenhin heilen, weil sie ihn nicht ernst nahmen, obwohl er tödlich war. Jer 8,10 b. 11-12 wiederholt noch einmal die Botschaft des Propheten in Jer 6,12-15 (vgl. die Anmerkungen dort). Diese Wiederholung unterstreicht die Bedeutung und Wahrheit der Aussage. Gott würde das Volk bestrafen, indem er den Erntesegen, den er ihnen früher gegeben hatte, von ihnen nehmen würde. |
Jeremia hatte die panische Angst vor Augen, die ausbrechen würde, wenn Gottes Gericht begann. Die Menschen würden in die festen Städte ziehen und zugleich wissen, daß Gott sie dort umkommen lassen würde. Ihre Hoffnungen auf Friede wären zunichte geworden und der Schrecken der Babylonier erfüllte das Land. Wenn der Lärm der feindlichen Rosse von Dan im Norden sich nach Süden zog, würde alles erzittern in der furchtbaren Erwartung des Heeres, das das Land auffressen würde. Gott verglich die Babylonier mit giftigen Schlangen und Nattern , die die Juden stechen würden. |
Diese hoffnungslose Lage Judas ließ Jeremia aus ganzem Herzen zu Gott schreien. Er bat Gott, auf den Schrei des Volkes zu hören, der aus fernem Lande herdrang. Diese Gefangenen Babylons fragten sich, wie ihre Stadt untergehen konnte, wo doch Gottes Tempel dort stand. Voller Verzweiflung fragten sie, ob Judas König, Jahwe, nicht mehr dort sei. Gott antwortete darauf, indem er zeigte, daß die Zerstörung Jerusalems durch ihre eigene Sünde herbeigeführt worden war, nicht durch seine Abwesenheit. Gott hatte das Heer Babylons gerufen, weil Juda ihn mit seinen Götzen erzürnt hatte. Gott hatte Juda jede nur mögliche Gelegenheit zur Umkehr gegeben, aber es hatte nicht aufgehört, gegen ihn zu rebellieren. Jer 8,20 enthält den trauernden Aufschrei jener, die die Folgen ihrer Sünde zu spät erkannten. Die Ernte , ein Bild für die Gelegenheiten zur Umkehr, die Gott ihnen geschenkt hatte, war vergangen. Weil sie Gottes Ausweg aus dem Gericht nicht angenommen hatten, als er noch zur Verfügung stand, waren die Menschen nun ohne Hoffnung ( uns ist keine Hilfe gekommen ). In Jeremias Antwort auf das Schicksal Judas mischten sich Traurigkeit und Verzweiflung. So sehr identifizierte er sich mit seinem Volk, daß er von der Tatsache seiner Vernichtung selbst wie zerschlagen war. Vergeblich suchte er nach Salbe in Gilead , um sein Volk zu heilen. Mit "Salbe" war das Harz eines Baumes (Storaxbaum) gemeint, das medizinisch genutzt wurde. Gilead, östlich des Jordan gelegen, war für seine Heilsalbe berühmt (vgl. 1Mo 37,25; Jer 46,11; 51,8; Hes 27,17 ). Der Schmerz Jeremias war so groß, daß er sich wünschte, seine Augen wären Tränenquellen , so daß er ohne Unterbrechung (Tag und Nacht) könnte die Erschlagenen beweinen . Dieses herzliche Mitgefühl mit dem Leiden der Menschen brachte Jeremia den Beinamen "der weinende Prophet" (vgl. Jer 13,17; 14,17 ) ein. Und doch war sein Mitgefühl mit ihrem Leiden von einer tiefen Abneigung gegen ihre Sünde begleitet. Eine einsame Herberge in der Wüste wäre ihm noch angenehmer, als mit den Menschen von Juda zusammenzuleben, die nur ein treuloser Haufe waren. |
Die Menschen benutzten ihre Zungen wie ein Bogenschütze seinen Bogen - indem sie mit ihnen lauter Lüge schossen. Ehrlichkeit gab es nicht unter denen, die in Juda lebten. Man mußte sich selbst vor seinem Freunde hüten, und niemand konnte seinem Bruder trauen. In dem Maße, wie sich das Gefüge der Gesellschaft auflöste, sprach niemand mehr ein wahres Wort . Jeremia lebte unter einem Volk, das voller Trug war und Gott nicht kennen wollte. |
Auf diesen Zustand Judas reagierte Gott, indem er versuchte, das Volk zu schmelzen und zu prüfen (vgl. Jer 6,28-30; Hes 22,18-22 ). Gott würde Juda in den Schmelzofen des Gerichtes werfen und so seinen falschen Zungen begegnen. In einer rhetorischen Frage fragte Gott Jeremia, ob er sich denn nicht an dem Volk für dessen Sünde rächen sollte. |
Jeremia begann zu weinen und zu heulen über das Land Juda, weil die babylonische Invasion und Wegführung es öde machen würde, so daß niemand mehr hindurchzöge. Gott ließ ihn wissen, daß er aus Jerusalem einen Steinhaufen machen würde, in dem nur noch wilde Schakale wohnten (vgl. Jer 10,22; 49,33; 51,37 ). Er bat die weisen Männer von Juda, zu erklären, warum das Land so verderbe und öde werde . Bevor irgend jemand antworten konnte, machte Gott das Offensichtliche deutlich. Diese Zerstörung werde kommen, weil sich die Menschen von Gottes Gesetz abgewandt hätten und den Baalen folgten (vgl. Jer 2,23 und siehe die Anmerkungen zu Ri 2,11 ). Dies sei der Grund, warum Gott sie unter die Völker zerstreuen werde und warum so viele in Juda durch das Schwert getötet würden (vgl. Hes 5,2.12 ). |
Jeremia führte drei einzelne Erklärungen des Herrn auf (V. 16-20.21.22-23 ), von denen jede mit einem ähnlichen Satz begann. In der ersten Erklärung (V. 16 - 20 ) rief Gott die Klageweiber , deren Beruf die Totenklage war, damit sie über Jerusalem trauerten. Diese Klageweiber sollten dann ihre Töchter und auch einander dies Klagelied lehren. In dem Totengesang ging es um den Tod der Kinder und der jungen Männer, die getötet würden, wenn die Babylonier die Stadt einnähmen. Im zweiten Abschnitt (V. 21 ) zeigte Gott die Schrecken des babylonischen Gemetzels. Die Leichen würden wie Garben daliegen, die hinter dem Schnitter im Feld zurückbleiben, und niemand würde mehr übrig sein, der diese grausame "Ernte" sammelte. Die dritte Erklärung schließlich (V. 22 - 23 ) faßte die Antwort zusammen, die Gott von den Menschen erwartete. Sie sollten sich nicht rühmen wegen ihrer menschlichen Weisheit oder Stärke oder wegen ihres Reichtums , denn dies alles habe keinen Bestand. Vielmehr solle sich ein Mensch nur rühmen, daß er Gott kenne . Auch hier bedeutet das Wort "kennen" ( yAdAZ ) ein enges, persönliches Verhältnis zu Gott (vgl. die Anmerkungen zu Jer 1,5 ). Gott wollte, daß die Menschen ihn als den, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt , wirklich kannten. "Barmherzigkeit" ( HeseD ) bezieht sich auf die treue Liebe Gottes (vgl. Jer 31,3; 33,11; Kl 3,22 ). Gott würde zu seiner Verpflichtung gegenüber seinem Volk stehen. "Recht" ( miSpoF ) ist ein recht allgemein gefaßter Begriff, der auf ein gerechtes Regieren hinweist. Gott würde dem Unschuldigen Recht verschaffen und den Schuldigen bestrafen. "Gerechtigkeit" ( Q+DAqCh ) bedeutet, dem Maßstab oder der Norm Gottes zu entsprechen. Gottes Maßstab für das Verhalten untereinander sollte für Israel die gültige Norm sein. |
Wenn persönliche Qualitäten und Fähigkeiten Gott nicht gefallen konnten (V. 22 ), dann vermochten dies auch äußere Bemühungen um Einhaltung der religiösen Riten nicht. Gott würde denjenigen heimsuchen (bestrafen), der nur an der Vorhaut beschnitten war, ob dieser nun nah oder fern war. Wenn Juda sich auf sein Bundeszeichen der Beschneidung verließ, dann war dies ein Irrglaube, denn auch manche anderen Völker kannten diesen Brauch - und sie gehörten nicht zu Gottes Bund. Judas Taten zeigten, daß das Volk wirklich ein unbeschnittenes Herz hatte (vgl. Jer 4,4 ). |
Die ersten 16 Verse von Kapitel 10 sind ein Einschub. Bevor Jeremia weiter über die kommende Gefangenschaft schrieb, kam er zunächst auf das Wesen Gottes, der dieses Gericht bringen würde, zu sprechen. Gott wandte sich an alle vom Hause Israel, zu dem auch das bereits im Exil befindliche Nordreich gehörte, und machte die Nichtigkeit der Götzen deutlich. Israel sollte nicht den Gottesdienst der Heiden annehmen , der von den Völkern seiner Umgebung praktiziert wurde, und sich nicht fürchten vor den Zeichen des Himmels . Diese "Zeichen" waren vermutlich unübliche Erscheinungen, wie Sonnen- oder Mondfinsternisse oder Kometen, die man für Vorboten kommender Ereignisse hielt, die von den Göttern geschickt wurden. Solche götzendienerischen Praktiken waren alle nichts ( heBel , "Hauch"; vgl. die Anmerkungen zu heBel in Pred 1,2 ), denn schließlich waren die "Götter", die man verehrte, von ihren Verehrern selbst geschaffen worden (vgl. Jes 40,18-20 ). Ein Mensch fällte einen Baum und gab das Holz einem Bildhauer , der das gewünschte Bild daraus schnitzte. Dieser "Gott" wurde dann mit Silber und Gold überzogen und so auf einer Unterlage befestigt, daß er nicht umfalle. Wenn der Gott einmal geschaffen war, mußte man ihn an seinen Bestimmungsort tragen. Er war so leblos wie Vogelscheuchen im Gurkenfeld . Ganz gewiß konnte solch ein "Gott" nicht reden, um an seine Verehrer Wissen weiterzugeben. Deshalb ermahnte Gott sein Volk, diese falschen Götzen nicht zu fürchten . Die Götzen hätten keine Macht, denen, die sie ablehnten, irgendwelchen Schaden zu tun oder denen, die ihnen folgten, zu helfen. |
Jeremia antwortete auf diese Beschreibung der Götzen, indem er unterstrich, wie einzigartig der Herr sei. Niemand sei ihm gleich (V. 6 a. 7 b; vgl. Jes 40,18.25 ). Die wertlosen hölzernen Götzen (vgl. Jer 10,15 und die Anmerkungen zu Jer 2,5 ) waren mit Silberblech aus Tarsis und Gold aus Ufas geschmückt. Tarsis war eine Stadt, die vermutlich in Südspanien lag. Es könnte jedoch auch ein stehender Ausdruck für ein "erzreiches Land" gewesen sein. Ufas ist entweder ein (uns nicht bekannter) Ort oder eine andere Schreibweise für Ofir, ein arabisches Land, das besonders für seine Goldvorkommen bekannt war (vgl. 1Kö 9,28; 10,11; 22,48; Hi 22,24;28,16; Ps 45,10; Jes 13,12 ). Es könnte jedoch auch ein Fachausdruck für "geläutertes Gold" sein. Jeremia beschrieb den Herrn als den wahrhaftigen (echten) Gott im Gegensatz zu den falschen Götzen. Er lebe, während sie leblos seien. Er sei ewig, während sie durch die Arbeit eines Bildhauers geschaffen und dem Verfall unterworfen seien. Jer 10,11 ist der einzige Vers in diesem Buch, der in Aramäisch statt in Hebräisch geschrieben ist. Aramäisch war zu jener Zeit die Handelssprache. Vielleicht wurde dieser Vers in Aramäisch geschrieben, weil er sich an die heidnischen Götzendiener in der Nachbarschaft Israels richtete. Gott benutzte eine Sprache, die diese ganz bestimmt verstehen konnten. Seine Botschaft an diese Götzendiener war, daß ihre falschen Götter, die keinen Anteil an der Erschaffung des Universums gehabt hatten, letztlich selbst aus Gottes Universum vertilgt würden. Im Gegensatz zu den falschen Götzen war der Herr wirklich der Schöpfer (V. 12 - 13 ). Er hatte die Erde gemacht und den Himmel ausgebreitet . (V. 12 - 16 sind wörtlich dieselben wie Jer 51,15-19 .) Nur er hatte Kraft und Weisheit , um ein solches Werk zu vollbringen. Diese Macht des Herrn spiegelt sich in seiner fortdauernden Offenbarung in der Schöpfung wider. Indem Jeremia die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer auf einen großen Sturm mit Wolken und Blitzen, Regen und Wind lenkte, machte er die beständige Macht Gottes deutlich (zu Vorratskammern vgl. die Anmerkungen zu Hi 38,22 und auch Ps 33,7; Ps 135,7; Jer 51,16 ). Wenn Gottes Größe sich in seiner ganzen Fülle zeigen würde, dann würden alle die, die solche wertlosen Götzen gemacht hatten (vgl. Jer 10,8 und die Anmerkungen zu Jer 2,5 ), wegen dieser Spottgebilde , die sie einmal angebetet hatten, beschämt dastehen. Gott dagegen würde als Jakobs Reichtum bekannt sein (vgl. Jer 51,19 ). "Reichtum" ( HEleq , wörtlich "Anteil") bezieht sich gewöhnlich auf etwas, was einem Menschen zugeteilt wird (vgl. 1Mo 14,24; 3Mo 6,17; 1Sam 1,5 ). Gott gehörte tatsächlich in gewisser Weise Israel. Aber zur gleichen Zeit gehörte Israel Gott. Es war sein Erbteil (vgl. die Anmerkungen zu 5Mo 4,20 ). Gott war aber auch der, der alles geschaffen hatte (vgl. Hi 4,17;32,22;35,10; Ps 115,15; Ps 121,2; Pred 11,5 ), während die leblosen Götzen nichts schaffen konnten! Jeremia beendete diesen Einschub ( Jer 10,1-16 ), indem er diesen wahren Gott, der sich untrennbar an sein Volk gebunden hatte, benannte. Er heißt HERR Zebaoth . |
Nachdem er die Erhabenheit Gottes über die Götzen deutlich gemacht hatte (V. 1 - 16 ), fuhr Jeremia in seiner Tempelrede fort und beschrieb die kommende Zerstörung und das Exil. Die Menschen von Jerusalem sollten ihre wenigen Besitztümer, ihr Bündel zusammenraffen, um das Land zu verlassen (vgl. Hes 12,3-16 ). Gott kündigte an, daß er die Bewohner des Landes wegschleudern werde. Sie würden gefangengenommen und weggeführt werden. Jerusalem würde mit großer Verzweiflung und Furcht auf diese Ankündigung der Gefangenschaft reagieren. Die Plage , die es erleiden müßte, wäre schrecklich. Die Stadt würde einem Zelt gleichen, das zerstört worden ist. Ihre Söhne würden weggeführt werden, und die Hirten ( rOZIm , "Führer"; vgl. Jer 2,8 ), die die Herde eigentlich führen sollten, würden es zulassen, daß ihre Herde zerstreut würde (vgl. Jer 23,1-2; Hes 34,1-10 ). Der Angriff aus dem Norden würde Juda so dezimieren, daß seine Städte verlassen sein würden (vgl. Jer 9,10 ). |
Jeremia beschloß seine Tempelpredigt mit einem Gebet zum Herrn. Der Prophet erkannte, daß das Tun eines Menschen nicht in seiner Gewalt steht, auch wenn er seinen eigenen Weg geht. Gott hat die Herrschaft über ihn, und nur wer es zuläßt, daß Gott seine Wege leitet, wird wahrhaft gesegnet sein (vgl. Spr 3,5-6;16,9;20,24 ). Weil das Gericht über Juda unausweichlich geworden war, bat Jeremia, daß es mit Maßen geschehe und nicht im Grimm . Jeremia bat also um Gottes Geduld und Milde, wenn er sein Gericht ausübte, auf daß das Volk nicht ganz zunichte gemacht werde. Indem er das Wort mich gebrauchte, identifizierte sich Jeremia mit Juda und repräsentierte es gleichsam. Dann bat Jeremia Gott darum, daß sein Gericht über Juda begleitet sein möge von seinem Gericht über die Heiden. Sie wollten ja Gottes Namen nicht anrufen und hatten das Bundesvolk Gottes vernichtet und verwüstet. |
( Jer 11-12 ) Die vierte Botschaft Jeremias hatte den Bundesbruch zwischen Juda und seinem Gott zum Thema. Auch wenn diese Botschaft selbst ohne zeitliche Angabe ist, gibt es im Text einige Hinweise darauf, daß sie 621 v. Chr., sechs Jahre nach dem Beginn der Wirkung Jeremias, verkündigt wurde. In diesem Jahr wurde der Tempel renoviert, ein Bestandteil der Reformen König Josias. Während dieser Renovationsarbeiten fand man eine Abschrift des Gesetzes (vgl. 2Chr 34,14-33 ). Jeremia scheint an mehreren Stellen auf diesen Fund des Gesetzes Gottes und der daraus resultierenden Erkenntnis, daß man den Bund mit Gott gebrochen hatte, hinzuweisen (vgl. Jer 11,3-5 ). Er forderte die Menschen auf, die Worte des Bundes, die Josia ihnen vorlegte, zu beachten ( Jer 11,6; 2Chr 34,19-32 ). (1) Die Verletzung des Bundes ( 11,1 - 17 ) Gott sagte Jeremia, daß er auf die Vereinbarungen dieses Bundes hören und sie den Leuten in Juda und Jerusalem weitersagen solle. Besonders wichtig waren dabei die Worte, in denen es um den Gehorsam und Ungehorsam gegenüber dem Gesetz ging (vgl. 5Mo 28 ). Zu Kanaan, einem Land darin Milch und Honig fließt , vgl. die Anmerkungen zu 2Mo 3,8 . |
Als Jeremia das Volk dazu aufrief, den Worten des Bundes zu gehorchen, erinnerte er es an das Versagen Israels in der Vergangenheit. Immer wieder hatte Gott die Menschen ermahnt, auf ihn zu hören, aber sie gehorchten nicht. Deshalb brachte Gott alle Worte dieses Bundes über sie. Israels Geschichte war voll von Rebellion und Zurechtweisung. |
König Josia hatte eine äußerliche Rückkehr zu den Formen des Bundes erzwungen. Aber seine Reform konnte die Herzen der Menschen nicht bleibend verändern. Nachdem Josia gestorben war, kehrten die Menschen wieder zu ihrem Götzendienst zurück. Sie hatten sich verschworen , den Bund nicht zu beachten. Statt auf die Warnungen Jeremias zu hören (V. 2 - 8 ), kehrten sie zurück zu den Sünden ihrer Väter und dienten falschen Göttern. Beide, das Nordreich ( Israel ) und das Südreich ( Juda ), wurden auf diese Weise abtrünnig. Judas bewußte Entscheidung, den Götzen zu dienen, besiegelte seinen Untergang. Gott kündigte Unheil an, dem die Nation nicht entgehen sollte. Die Menschen würden in dieser Stunde der Trübsal zu Gott schreien und auch zu ihren Götzen, aber weder er noch sie würden ihnen helfen. Daß Juda voller Götter und Schandaltäre war (vgl. Jer 2,28 ), würde sein Untergang sein und nicht seine Rettung. Zwar hatte Josia versucht, das Land vom Götzendienst zu reinigen ( 2Chr 34,33 ), aber die Zahl der Altäre, die dem Baal geweiht waren (vgl. Jer 11,17 ), war noch immer so zahlreich wie die Gassen in Jerusalem. |
Die Sünde der Menschen war so bedrückend allgegenwärtig, daß Gott Jeremia erneut anwies, nicht für dieses Volk zu bitten, denn er würde auf diese Gebete um Befreiung in ihrer kommenden Not nicht hören (vgl. Jer7, 16; 14,11 ). Jer 11,15 hat schon vielen Übersetzern Schwierigkeiten bereitet. Es scheint folgender Gedankengang vorzuliegen: Gottes geliebtes Volk von Juda hielt sich in Gottes Tempel ( in seinem Hause ) auf. Offenbar kamen manche Menschen in den Tempel, um heiliges Opferfleisch darzubringen, weil sie glaubten, daß dieses Ritual die Schuld von ihnen nehmen könne. Aber sie hörten dabei nicht auf, übel zu tun . Nun zeigte Gott ihr Gericht mit dem Bild eines Ölbaumes , der - vermutlich durch einen Blitz - in Brand gesetzt wurde: in großem Brausen . Gott hatte Juda als sein Volk gepflanzt. Nun würde er es ausreißen, denn es hatte ihn durch seinen Götzendienst erzürnt. |
(2) Die Folgen der Verletzung des Bundes (
Jer 11,18-12,17 )
Gott versicherte Jeremia, daß sein Gericht bald kommen würde. Die Verschwörung gegen Jeremia war von den Männern von Anatot organisiert worden, also von Jeremias Landsleuten ( Jer 1,1 ). Sie hatten ihm befohlen, nicht zu weissagen. Sonst würde er von ihren Händen sterben. Gott versprach, diese Aufrührer mit dem Schwert und mit Hungersnot zu bestrafen. Anatot würde von Unheil heimgesucht, weil es sich gegen Gottes Botschaft und Botschafter gestellt hatte. |
Jeremia reagierte auf die Enthüllung der gegen ihn geplanten Verschwörung, indem er über das Wohlergehen der Gottlosen klagte. Er gab zwar zu, daß Gott recht hatte, wann immer er mit ihm rechten ( rIB ; vgl. Jer 2,9.29 ) wollte, aber dennoch wollte er Gott nach seinem Recht fragen. Vor allem andern wollte er wissen, warum es den Gottlosen anscheinend so gut erging, wenn Gott wirklich über ihre Sünde erzürnt war (vgl. Hi 21,7; Ps 73,3-5.12; 94,3 ). Für Jeremia sah es eher so aus, als habe Gott sie selbst gepflanzt, denn sie schlugen Wurzeln und trugen materielle Frucht . Jeremia bat Gott, die Ungerechten zu richten (vgl. Jer 11,20 ). Er hoffte, daß Gott sie wie Schafe zum Schlachten wegreißen würde (d. h., daß sie wie "ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird", Jer 11,19 ,behandelt würden). So wie Jeremia für seine Aufgabe von Gott "ausgesondert" worden war ( Jer 1,5 ), so richtete er an Gott die Bitte: sondere sie aus, daß sie getötet werden. Gott hatte das Volk für die Sünden der Gottlosen bestraft. Aber auch die Gerechten litten in diesem Gericht. In Jer12,4 widersprach Jeremia nicht dem, was er gerade über das Wohlergehen der Gottlosen (V. 1 ) gesagt hatte. Vielmehr ging es ihm wohl darum, zu sagen, daß selbst in schwierigen Zeiten der Gottlose besser dazustehen schien als der Gerechte. Gott hatte eine Dürre als Gericht über die Nation geschickt (vgl. Jer 14,1-6; 3Mo 26,19-20; 5Mo 28,22-24 ), so daß das Land so trokken und das Gras verdorrt war. Aber die Menschen wollten Gottes Hand in diesem Gericht nicht sehen. Sie glaubten, daß Gott ihren Sünden gegenüber gleichgültig war, und behaupteten: Er weiß nicht, wie es uns gehen wird (vgl. Ps 73,11; 94,7 ). Gottes Antwort auf die Frage Jeremias war überraschend. Wenn Jeremia seine Situation als schwierig empfand, dann sollte er wissen, daß sie in Zukunft noch wesentlich schwieriger werden würde ( Jer 12,5 ). Zwei Bilder benutzte Gott für diese Aussage - ein Rennen und eine Wanderung über Land. Wenn Jeremia mit Fußgängern gelaufen war und sich nun beklagte, daß er müde sei, wie würde er sich dann erst beklagen, wenn er mit Rossen laufen sollte? Oder wenn Jeremia schon Sicherheit ( bAFaH ) suchte, wenn er im Lande war, wo es keine Gefahr für ihn gab, wie wollte er dann zurechtkommen, wenn er sich im Dickicht des Jordan befand? "Dickicht" bezeichnet hier die niedrige und dichte Bewachsung entlang des Jordan. Dieses zweite Bild bedeutete etwa folgendes: Wenn Jeremia sich schon in Friedenszeiten an Gottes Hilfe klammerte, wie sollte er dann zurechtkommen, wenn es wirklich schwierig würde? Gott fuhr in seiner Antwort an Jeremia fort, indem er darauf hinwies, daß selbst seine Brüder und seines Vaters Haus ihn verraten hatten. Offensichtlich hatten sie sich der Verschwörung der Männer aus Anatot gegen Jeremia angeschlossen. So warnte Gott Jeremia, ihnen nicht zu trauen, auch wenn sie ihn äußerlich lobten und freundlich mit ihm redeten. |
Gott fuhr mit seiner Gerichtsankündigung, die in Jer 11,18 durch den Bericht über den Anschlag auf das Leben Jeremias unterbrochen worden war, fort. Er würde Juda verlassen und verstoßen, er würde es in der Feinde Hand geben. Gott nannte das Volk hier sein Haus , sein Erbe (vgl. Jer 10,16 und die Anmerkungen zu 5Mo 4,20 ) und was seine Seele liebte . Er zeigte dadurch, daß das Gericht nicht dem harten Herzen eines launischen Herrschers entsprang. Gott wollte eigentlich das genaue Gegenteil tun. Aber er mußte das Volk wegen seiner Sünde richten. Die Nation war wie ein Löwe geworden, der seine Stimme gegen ihn erhoben hatte ( brüllt wider mich ). Das ganze Volk hatte sich so sehr verändert, daß es wie der bunte Vogel geworden war. Damit ist ein Vogel gemeint, der sich durch seine auffällige Färbung aus der Menge der Vögel heraushebt und deshalb von den anderen Vögeln angegriffen wird. Juda war so sehr anders als die anderen Völker geworden, daß es von ihnen angegriffen werden würde. Die Zerstörung, die über Jerusalem kommen sollte, wird mit Hirten verglichen, die ihre Herden in einen Weinberg bringen und ihn dadurch zerstören. Gottes Volk, das einmal Frucht gebracht hatte, würde wie eine Wüste werden, wenn das Schwert des HERRN (d. h. das Schwert der Babylonier, die Gott als sein Werkzeug benutzen würde) die Einwohner tötete. Die Weizen gesät hatten, würden nur Dornen ernten (wegen der Zerstörung durch den Krieg) und so die Folgen des Gerichtes tragen. |
Jeremia beschloß seine vierte Botschaft, indem er Gottes Verheißung/Drohung über die Völker verkündigte. Die bösen Nachbarn, die Israels Erbteil (vgl. V. 7 - 9 ) angetastet hätten, würden selbst aus ihrem Land vertrieben werden (vgl. Jer 25,12-14.27-29; 46,51 ). Das Haus Juda aber würde Gott aus der Mitte dieser heidnischen Völker, unter die er es zerstreut hatte, reißen und wieder in sein Land zurückbringen (vgl. Jer 31,7-11; Hes 37,1-14 ). Auch wenn Gott diese heidnischen Völker richten würde, würde er sich später über sie erbarmen und sie ebenfalls in ihre Länder zurückführen. Dies wird geschehen, wenn Christus zurückkehrt und sein Tausendjähriges Reich auf der Erde errichtet. Jene Völker, die von Gottes Volk lernen und bei seinem Namen schwören , werden gesegnet sein und inmitten seines Volkes wohnen. Aber jedes Volk, das nicht hören will, wird vernichtet werden (vgl. Sach 14,9.16-19 ). |
( Jer 13 ) Die Menschen reagierten auf die Botschaft Jeremias nicht. Deshalb ließ Gott ihn eine symbolische Handlung vollziehen (V. 1 - 11 ). Außerdem begann Jeremia, besonders eindrucksvolle Gleichnisse zu benutzen (V. 12 - 14 ). Diese unüblichen Kommunikationsmittel sollten die Neugier und das Interesse dieser unempfänglichen Zuhörerschaft erregen. Später erhielt Hesekiel während seines Dienstes in Babylon den Auftrag, sich ähnlicher Mittel zu bedienen (vgl. Hes 4,1-5,4 ). (1) Der Leinengürtel ( Jer 13,1-11 ) Gott befahl Jeremia, einen leinenen Gürtel zu kaufen und damit seine Lenden zu gürten. Er sollte ihn aber nicht naß werden lassen. Manche Ausleger halten diese Verse 1 - 7 für eine Vision. Aber im Text selbst finden wir keinerlei Hinweise darauf, daß sich das Ereignis nicht wirklich zugetragen hat. Im Gegenteil sagt Vers 2 , daß Jeremia diese Anordnung tatsächlich ausgeführt hat. Ein Gürtel ( ?EzNr ) war eine Schärpe oder ein Stück Stoff, das man um seine Lenden trug (vgl. 2Kö 1,8; Jes 5,27 ). Der Gürtel war aus Leinen gemacht, dem Stoff, aus dem auch die priesterliche Kleidung bestand (vgl. 3Mo 16,4 ). Dies war für die, die Jeremias Tun beobachteten, von besonderer Bedeutung. Nachdem er den Gürtel eine Zeitlang getragen hatte, sagte Gott, er solle ihn nach Perath bringen und ihn in einer Felsspalte verstecken. Perath ( p+=rAT ) wird gewöhnlich mit Euphrat übersetzt (vgl. Jer 51,63 ). Viele meinen, daß Jeremia an den Euphrat gewandert sei, eine Reise von etwa 1200 Kilometern hin und zurück, um den Gürtel dort zu verstecken. Aber es ist auch denkbar, daß Jeremia in die Stadt Para ( pArCh ) ging, etwa fünf Kilometer nordöstlich von Anatot im Stamm Benjamin gelegen (vgl. Jos 18,21.23 ). In dieser Gegend liegt ein tiefes Tal, heute als 'Ain Farah bekannt, das auf die Beschreibung eines Ortes mit Felsen und Felsspalten paßt. Im Hebräischen sind "nach Para" und "an den Euphrat" von der Schreibweise her völlig identisch (beide werden p+rATCh geschrieben; vgl. Jer 13,4-7 ). Weil dieser Ort so nahe lag, waren die Menschen in der Lage, das, was Jeremia tat, genau zu beobachten. Die Ähnlichkeit der Namen erinnerte sie an die Armee, die vom Euphrat her zu ihnen kommen sollte, um sie zu vernichten. Nach langer Zeit sagte Gott Jeremia, daß er den Gürtel , den er vergraben hatte, wieder holen solle. (Wäre Perath der Euphrat, dann hätte dies erneut einen Marsch von 1200 Kilometern bedeutet!) Als er den Gürtel ausgrub, stellte er fest, daß er verdorben war und zu nichts mehr taugte . |
Gott selbst legte das symbolische Handeln Jeremias aus. Dies war eine Botschaft des Gerichtes über das böse Volk , das sich weigerte, auf Gottes Worte zu hören. Der Gürtel, der um die Lenden Jeremias gebunden war, stellte Israel und Juda dar. Solange er um seine Hüfte geschlungen war, nahm er eine Stellung zum Ruhm, zu Lob und Ehren ein. Aber von der Hüfte losgelöst und vergraben wurde er vollkommen unbrauchbar. So waren auch Israel und Juda unbrauchbar geworden, als sie sich von ihrem Gott gelöst hatten, um falschen Göttern zu dienen. |
(2) Das Gleichnis von den Weinkrügen (
Jer 13,12-14 )
Die Menschen spotteten über die selbstverständliche Aussage Jeremias. Natürlich mußte jeder Weinkrug mit Wein gefüllt werden. Dann aber machte Jeremia deutlich, um was es ihm mit diesem Gleichnis ging. Die leeren Krüge waren alle, die in diesem Land lebten, die Führer und das Volk. Gott würde sie mit Trunkenheit füllen - ein Bild für das Gericht (vgl. Jes 49,26; 63,6; Jer 25,15-25; 51,7.39 ). Dann würde er die Menschen, einen am andern , wie Tonkrüge zerschmettern . Nichts würde Gott davon abhalten, sie zu verderben. |
(3) Die Botschaft der Sünde und ihrer Folgen (
Jer 13,15-27 )
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Jeremia wandte sich von der Volksmenge ab und sprach zu dem König und der Königinmutter . Sie werden hier nicht näher identifiziert, aber vermutlich waren König Jojachin (auch als Jechonja bekannt) und die Königinmutter Nehuschta - die Witwe Jojakims (vgl. Jer 29,2; 2Kö 24,8.12.15 ) - gemeint. Jeremia ermahnte sie, sich im Blick auf die drohende Gefangenschaft zu demütigen. Da sie im Jahre 597 v. Chr. nach nur dreijähriger Regierungszeit ins Exil gehen mußten ( 2Kö 24,8 ), muß diese Weissagung während dieser drei Monate ergangen sein. Jeremia ermahnte den König und seine Mutter, in Demut von ihrem Thron herabzusteigen, denn ihre Kronen würden bald fallen, da Nebukadnezar sie ihres Amtes entheben würde. Ihre Verbannung nach Babylon sollte ein Vorgeschmack auf das Gericht über Juda sein, bei dem das ganze Volk weggeführt würde. |
Jeremia forderte die Führer auf, die Armeen zu beobachten, die von Norden kämen ( Jer 1,14; 4,6; 6,1.22; 10,22 ) und die Herde wegführen würden (vgl. Jer 10,21; 13,17 ), die ihnen anbefohlen war. Diejenigen, mit denen Juda einmal versucht hatte, ein Bündnis zu schließen, würden dann ihre grausamen Herren sein (vgl. Jes 39,1-7; Hes 23,14-27 ). Juda aber würde Angst ankommen wie eine Frau in Kindsnöten (vgl. die Anmerkungen zu Jer 4,31 ). Wenn die Menschen fragten, warum das Gericht komme, ließ Gott sie schon jetzt wissen, daß es um der Menge ihrer Sünden sei. Juda sei ebensowenig fähig, sich zu verändern, wie ein Mohr die Möglichkeit hat, seine Haut anders zu färben, oder ein Panther seine Flekken entfernen kann. Die Sünde sei so tief in es eingebrannt, daß es ans Böse gewöhnt sei. Gott würde das Volk im Exil zerstreuen wie Spreu, die verweht wird von dem Wind aus der Wüste (vgl. Jer 4,11-12 ). Dieses Gericht war kein Zufall. Es war der Lohn, den Gott Juda zugemessen hatte, weil es auf seine falschen Götter vertraut (sich auf Lügen verlassen) hatte. Um das unzüchtige Verhalten Judas deutlich zu machen, benutzte Gott eine recht drastische Sprache. Er erklärte, daß er sein Gewand hochheben würde, um es vor den Völkern bloßzustellen. Die Völker sollten seine Ehebrecherei und seine Geilheit (wie wilde Tiere; vgl. Jer 2,23-24 ) sehen, die seine freche Hurerei kennzeichneten. Gott hatte seine Greuel des Götzendienstes gesehen, und es würde die Folgen seiner Verfehlungen tragen müssen. |
( Jer 14-15 ) (1) Die hoffnungslose Lage infolge der Dürre ( Jer 14,1-6 )
Gott hatte dem Bundesvolk in seinem Bund angedroht, daß zu den Strafen für Ungehorsam auch die Dürre gehören würde (vgl. 3Mo 26,18-19; 5Mo 28,22-24 ). Jeremia hatte bereits erwähnt, daß Gott Dürrezeiten schickte ( Jer 3,3; Jer 12,4 ), auch wenn nicht sicher ist, ob er sich auf eine längere oder mehrere kürzere Dürreperioden in den letzten Jahren Judas bezog. Die nun angekündigte schlimme Dürre würde in Jerusalem lauter Klagen erschallen lassen. Der Regen hätte aufgehört, und das gesammelte Wasser ginge zur Neige. Auch wenn die Großen ihre Leute zum Brunnen schickten, um Wasser zu holen, brächten diese ihre Gefäße leer zurück . Die, welche das lebendige Wasser gegen trügerische Zisternen eingetauscht hätten ( Jer 2,13 ), würden nun feststellen, daß ihre physische Wasserversorgung der geistlichen entsprach. Die Erde finge bereits an, vor Regenmangel aufzuspringen, und die Ackerleute wären traurig (vgl. Jer 14,3 ) über den Anblick ihrer verdorrten Ernte. Jeremia berichtete, daß sowohl die Menschen in der Stadt als auch die Bauern auf dem Lande ihre Häupter verhüllen würden, ein Zeichen von Trauer oder Scham (vgl. 1Sam 15,30 ). |
Die Dürre würde auch die Tiere auf dem Felde in Not bringen. So müßten z. B. die sonst ihre Kinder sehr umsorgenden Hirschkühe nun die neugeborenen Jungen verlassen, weil sie nicht genügend Gras fänden. Die Wildesel stünden auf den kahlen Höhen und schnappten nach Luft (vgl. Ps 42,2 ) wie die Schakale . Ihre sonst so scharfen Augen versagten nun. Sie fänden nichts Grünes, wo sie weiden könnten. |
(2) Die Bitte wegen der Dürre (
14,7-15,4 )
Gott hätte wohl die Macht zu helfen. Aber er würde auf die Bitten der Menschen um Regen nicht antworten. Er würde an ihnen handeln wie ein Fremdling , ein Wanderer , der sich nicht wirklich um das Land kümmert, durch das er gerade zieht. Gottes Untätigkeit würde das Volk an einen, der verzagt ist (einer, der überrascht und überwältigt worden ist, bevor er irgendeine Hilfe leisten kann) erinnern oder an einen Helden, der nicht helfen kann . Weil Gott nichts tun würde, bäte das Volk ihn inständig, es nicht zu verlassen. |
Auf den ersten Blick erscheint Gottes Antwort recht verwunderlich. Statt das Schuldbekenntnis der Menschen anzunehmen, würde er sie für ihre Missetaten tadeln. Gott wüßte, daß ihr Bekenntnis nur äußerlich und oberflächlich sein würde. Sie würden Gott ihren Herrn nennen, wollten aber ihre Füße nicht vom Bösen zurückhalten. Weil sie noch immer dazu neigten zu sündigen, sagte Gott, daß er ihr oberflächliches Bekenntnis nicht annehmen werde. Er werde sie vielmehr für ihre Sünden heimsuchen . Noch einmal forderte Gott Jeremia auf, nicht für dies Volk zu bitten (vgl. Jer 7,16; 11,14 ). Die vergeblichen Bemühungen der Menschen, Gott zu manipulieren, würden verschiedene Formen annehmen. Sie würden fasten und Brandopfer und Speiseopfer darbringen in der Hoffnung, den Herrn zu versöhnen und seinen Zorn zu besänftigen. Aber Gott würde sich nicht bestechen lassen. Er kündigte an, daß er die Abtrünnigen aufreiben würde durch Schwert, Hunger und Pest - die drei Hammerschläge des göttlichen Gerichts (vgl. 3Mo 26,23-26; Jer 21,6-7.9; 24,10; 27,8.13; 29,17-18; 32,24.36; 34,17; 38,2; Hes 5,12; 6,11; 7,15; 12,16; Offb 6,8 ; vgl. auch Jer 42,17.22; 44,13 ). |
Jeremia unterbrach Gott, indem er ihn daran erinnerte, daß die falschen Propheten seiner Botschaft widersprachen. Statt Schwert und Hungersnot verkündigten sie, daß Gott Jerusalem beständigen Frieden geben werde (vgl. Jer 5,12-13; 6,13-14; 7,4.9-10; 27,16 : Jer 28,2-4 ). Gott antwortete Jeremia, indem er ihm zeigte, daß die Botschaften dieser falschen Propheten Lüge waren, weil sie nicht von ihm gesandt waren. Ihre Botschaften waren ihres Herzens Trug . Gott würde die falschen Propheten, aber auch diejenigen, welche auf sie hörten, für ihre Lügen bestrafen. Sie alle würden durch Schwert und Hunger sterben (vgl. Jer 14,13.18 ). |
Bei dem Gedanken an das Gericht über Jerusalem wurde Jeremia von einer großen Traurigkeit erfaßt. Seine Augen füllten sich mit Tränen, und er weinte unaufhörlich Tag und Nacht über Jerusalems Fall (vgl. Jer 9,1.18; 13,17; Kl 3,48-51 ). Er sah die Stadt als eine Jungfrau , die unheilbar verwundet war (vgl. die Anmerkungen zu Jer 6,14 ), und er beklagte ihren Verlust. Auf dem Feld würden die Leichen derer liegen, die vom Schwert erschlagen worden waren. Und die, welche sich in die Stadt retten könnten, fielen nach und nach der Hungersnot zum Opfer. Die Propheten und Priester, die das Volk auf den rechten Weg hätten bringen sollen, würden nach Babylon weggeführt. |
Wieder würden sich die Menschen an Gott wenden und ihn um sein Eingreifen bitten. Sie wären verwirrt darüber, daß Gott sie verworfen hatte, und fragten ihn, warum er sie so geschlagen habe (vgl. "warum" in V. 8 - 9 ); sie hätten auf Frieden gehofft, aber nun erlebten sie nur Schrecken. Wieder würden sie ihr gottloses Leben (vgl. V. 7 ) und ihre Missetat anerkennen und Gott bitten, ihnen zu helfen. In ihrem Flehen um Gottes Hilfe beriefen sie sich auf sein Wesen ( um deines Namens willen ; vgl. V. 7 ), seinen Tempel ( den Thron deiner Herrlichkeit ; vgl. Jer 3,17; 17,12 ) und seinen Bund (vgl. Jer 11,2-5 ). Die Menschen wären schnell dabei, wenn es galt, Gott an seine Verpflichtungen zu erinnern. Aber sie würden ihre eigenen Verpflichtungen ihm gegenüber nicht erkennen. Schließlich gäben sie sogar zu, daß die Götzen der Heiden (vgl. die Anmerkungen zu Jer 2,5 ), denen sie gedient hatten, keinen Regen geben konnten, um die Dürre zu beenden. Gott war der einzige, der alles tun konnte (vgl. 1Kö 17,1; 18,18-46 ). |
Der Einschnitt zwischen den Kap. 14; 15 stimmt nicht mit dem Gedankengang überein. Die ersten vier Verse von Kapitel 15 enthalten Gottes Antwort auf das scheinbare "Sündenbekenntnis" in Jer 14,19-22 .Die Sünde des Volkes war so in ihm verwurzelt (vgl. Jer 13,23 ), daß das Gericht unausweichlich geworden war. Selbst die Fürbitten eines Mose oder Samuel hätten Gottes Gericht nicht aufhalten können. Die Erwähnung dieser beiden Männer ist bezeichnend, denn Mose war für das Volk eingetreten, um Gottes Zorn von ihm abzuwenden ( 2Mo 32,9-14; 4Mo 14,11-20; 5Mo 9,18-20.25-29 ), und auch Samuel hatte Fürbitte geleistet, um die Feinde des Volkes zu besiegen und Gottes Zorn abzuwenden ( 1Sam 7,5-11; 12,19-25 ). Das Schicksal des Volkes war besiegelt. Gott hatte viererlei Plagen dafür auserwählt. Die einen würde der Tod treffen - vermutlich ist der Tod durch die Pest gemeint (vgl. Jer 14,12 ). Andere würden durch das Schwert getötet, und wieder andere würden vom Hunger dahingerafft. Und wer dieser Dreiheit des Schreckens (Pest, Schwert, Hunger; vgl. die Anmerkungen zu Jer 14,12 ) nicht erläge, würde zwar dem Tod entrinnen, aber in die Gefangenschaft geführt werden. Jeremia sah Hunde, Vögel und Tiere des Feldes , die die Erschlagenen fressen und vertilgen würden ( Jer 15,3 ,vgl. Jer 16,4 ). Juda war in seinem Verhältnis zu Gott an einen Punkt gelangt, von dem aus es keine Rückkehr mehr gab. Dieser Punkt wurde durch Manasse , den Sohn Hiskias (vgl. 2Kö 21,1-18;2Chr 33,1-20 ) erreicht. Manasse verunreinigte Jerusalem dermaßen mit Götzendienst, daß die Zerstörung der Stadt unausweichlich geworden war ( 2Kö 21,10-15 ). Selbst die Reformen des Josia konnten ihre sichere Zerstörung nur noch hinauszögern ( 2Kö 22,16-20 ). |
(3) Das Schicksal Jerusalems (
Jer 15,5-9 )
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Die furchtbaren Folgen des Gerichtes würden alle Menschen zu spüren bekommen. Es würde mehr Witwen geben als Sand am Meer, wenn die Männer von den Babyloniern erschlagen würden. Selbst die Mütter würden nicht entkommen können. Eine Mutter, die sieben Kinder hatte, war ein Bild für höchste Freude und Sicherheit. Aber selbst sieben kräftige Verteidiger wären nicht imstande, den Schlag des Gerichtes Gottes abzuwehren. Jene Mutter würde dahinwelken , wenn sie erlebte, wie die feindlichen Soldaten die Stadt einnahmen, um die nach der Belagerung Übriggebliebenen mit dem Schwert zu töten. Mit diesem Bild kann eine wirkliche Mutter gemeint sein, aber auch die Stadt Jerusalem, die sich so sicher fühlte wie jene Mutter. In beiden Fällen sollte Babylon diese Sicherheit zerstören, indem es die Stadt und jene, die in ihr lebten, vernichtete. |
(4) Jeremias Klage (
Jer 15,10-21 )
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Gott stellte nun eine rhetorische Frage, um die Unausweichlichkeit des Gerichtes deutlich zu machen. So wie man nicht mit bloßen Händen Eisen oder Kupfer zerbrechen kann, so würden auch die Menschen in Juda nicht in der Lage sein, die Macht des babylonischen Ansturms zu brechen. All ihre Schätze würden von diesen Angreifern geplündert werden (vgl. Jer 17,3; Jer 20,5 ). Die Babylonier würden die Juden zum Knecht ihrer Feinde machen und sie in ein Land deportieren, das sie nicht kannten (vgl. Jer 14,18; 15,2; 16,13; 17,4 ). Dieses Gericht war die Folge von Gottes Zorn, der wie ein Feuer gegen das Volk von Juda entbrannt war. |
Gott hatte versprochen, Jeremia letztlich zu befreien und zu rechtfertigen (V. 11 ). Aber angesichts der bevorstehenden Bedrängnis (V. 12 - 14 ) bat Jeremia darum, daß Gott dies bald tun möge. Gott solle ihn an seinen Verfolgern rächen. Jeremia wußte, daß Gott langmütig ist. Dennoch hoffte er, daß die Gerechtigkeit recht bald wiederhergestellt würde. Er wollte gerechtfertigt werden, bevor er im Tod hinweggerafft würde. Jeremia konnte diese Bitte aufgrund seines Verhältnisses zu Gott äußern. Im Gegensatz zum Volk Juda, das Gottes Wort verachtete ( Jer 8,9 ), hatte Jeremia es angenommen ( dein Wort ward meine Speise ) und als seine Freude und seinen Trost (vgl. Ps 1,2 ) angesehen. Jeremia hatte sich nicht zu den Fröhlichen (and. Übers.: den "Schwelgern") gesellt ( Ps 1,1 ), sondern es vorgezogen, einsam zu sein und sich durch die Hand Gottes führen zu lassen. Wie Gott empfand er Grimm über die Sünde der Menschen. Jeremia beendete diesen Abschnitt, indem er schmerzlich über seine bedauernswerte Lage klagte. Er wollte wissen, warum seine Leiden so lange währten und seine Wunden niemand heilen konnte (vgl. die Anmerkungen zu Jer 6,14 ). Er fühlte sich, als zöge Gott selbst seine Leiden in die Länge. Ja, er fragte sich sogar, ob Gott, der doch eine Quelle lebendigen Wassers ( Jer 2,13 ) zu sein behauptete, wie ein trügerischer Born geworden sei, der nicht mehr quellen wollte. Der Anblick eines ausgetrockneten Flußtales, das nur in der Regenzeit mit Wasser gefüllt ist, bedeutet für einen Menschen, der auf der Suche nach Wasser ist, eine große Enttäuschung (vgl. Hi 6,15-20 ). Jeremia hoffte, daß Gott ihn nicht enttäuschen würde. |
Gott tadelte Jeremia für seine Zweifel und sein Selbstmitleid. Wenn Jeremia Gott dienen wollte, dann mußte er sich stets an ihn halten. Um Gottes Mund zu sein, mußte er recht reden und nicht leichtfertig . Wenn er fest stand vor Gott, dann würden sich die Menschen zu ihm kehren. Er aber durfte sich auf keinen Fall zu ihnen kehren. Wenn sich jemand in Bewegung setzen mußte, dann die Menschen, nicht Jeremia! Gott beendete seinen Tadel, indem er noch einmal die Versprechen wiederholte, die er Jeremia bei seiner Berufung zum Propheten gegeben hatte (vgl. Jer 1,18-19 ). Er würde Jeremia stärken und zu einer ehernen Mauer machen, so daß alle seine Widersacher ihm nichts anhaben könnten. Auch wenn Widerstand käme, würde Gott Jeremia aus der Hand derer erretten, die ihn zu töten suchten. |
( 16,1 - 17,18 ) (1) Jeremias Einschränkungen ( Jer 16,1-9 ) Gott erlegte Jeremia mehrere persönliche Einschränkungen auf, die als Gegenstandslektionen für das Volk gedacht waren. Die erste Einschränkung war der Befehl, keine Frau zu nehmen und keine Familie zu gründen. Jeremia wurden diese selbstverständlichen Bindungen, die alle Israeliten schätzten, verwehrt. Dadurch wollte Gott zeigen, daß die kommende Katastrophe alle normalen Beziehungen unterbrechen und verändern würde. Viele Ehepartner und Kinder würden an bösen Krankheiten sterben . Die, welche übrig blieben, würden durch Schwert und Hunger umkommen (vgl. Jer 14,15-16; 15,2 ). Das Blutbad würde so furchtbar sein, daß die Toten nicht einmal beklagt oder begraben würden (vgl. Jer 16,6 ). Statt dessen würden sie wie Dung auf dem Acker liegen (vgl. Jer 25,33 ) - ihre leblosen Körper würden wilden Tieren zum Fraße dienen (vgl. Jer 15,3 ). |
Die zweite Einschränkung für Jeremia war, daß er in kein Trauerhaus gehen und weder klagen noch trösten durfte (vgl. Hes 24,15-24 ). Er durfte nicht einmal diese selbstverständlichen Gefühle zeigen oder sein Beileid bekunden, wenn ein Mensch gestorben war. Zwei Gründe gab es dafür. Erstens sollte dies zeigen, daß Gott seinen Frieden , seine Gnade und seine Barmherzigkeit von diesem Volk weggenommen hatte. Zweitens sollte es daran erinnern, daß diejenigen, welche während der Eroberung Jerusalems sterben würden, nicht begraben noch beklagt würden (vgl. Jer 16,4 ), und daß die Überlebenden niemanden finden würden, der sie in ihrer Trauer tröstete. Die Zerstörung würde zu umfassend sein. Sich wund zu ritzen und sein Haupt zu scheren waren Zeichen der Trauer (vgl. Jer 41,5; 47,5; 48,37 ), obwohl es durch das Gesetz verboten war, sich zu ritzen ( 5Mo 14,1 ), da dies an heidnische Sitten erinnerte (vgl. 1Kö 18,28 ). Zu dem Scheren des Hauptes vgl. die Anmerkungen zu Hi 1,20 . |
Die dritte Einschränkung für Jeremia war, daß er in kein Hochzeitshaus gehen durfte. Durch dieses Verbot sollte gezeigt werden, daß die Zeiten der Feste und der Fröhlichkeit bald vorbei sein würden. Gott kündigte an, daß er der Freude Judas und seiner gegenwärtigen Fröhlichkeit ein Ende machen wollte (vgl. Jer 25,10 ). |
(2) Judas Sünde (
Jer 16,10-17,18 )
Wegen dieser beständigen Auflehnung des Volkes gegen ihn kündigte Gott an, es aus diesem Lande zu verstoßen . "Verstoßen" ( FUl ) bedeutet: einen Gegenstand wegwerfen oder wegschleudern (vgl. 1Sam 18,11; 20,33; Jer 22,26-28 ). Die Menschen würden in ein Land geschleudert werden, von dem sie bisher nicht gewußt hatten (vgl. Jer 14,18; 15,2.14; 17,4 ) und in dem sie anderen Göttern dienen müßten (vgl. Jer 5,19 ). Weil sie Gott verworfen hatten, würde er ihnen keine Gnade mehr erweisen (vgl. Jer 16,5 ). |
Wieder unterbrach Gott seine Botschaft des Gerichts, um etwas klarzustellen: Seine Worte bedeuteten keineswegs, daß Israel nun nicht länger sein Bundesvolk war. Dieses Gericht würde, wie Gott deutlich zu verstehen gab, nicht bleibend sein (vgl. Jer 4,27; 5,18 ). Einmal würde Israel wieder als Volk in sein Land zurückkehren und dort den Segen Gottes erleben. Dies würde während der tausendjährigen Herrschaft Christi geschehen, wenn das Volk den Segen des Neuen Bundes erfahren würde ( Jer 31,31-34 ). Gott verhieß, daß es nach der kommenden Gefangenschaft Judas einen neuen "Exodus" geben würde. Dann würden die Menschen nicht mehr auf den ersten Exodus schauen, bei dem Gott die Israeliten aus ihrer Gefangenschaft in Ägyptenland herausgeführt hatte. Vielmehr würde man von der Zeit sprechen, da Gott sie aus dem Lande des Nordens (d. h. Babylon; vgl. die Anmerkungen zu Jer 1,14 ), wohin sie verstoßen worden waren, zurückbrachte. Da Jer 16,14-15 beinahe mit Jer 23,7-8 identisch ist, halten manche Ausleger die Einordnung dieser Verse in Kapitel 16 für einen Fehler. Dies ist jedoch keine notwendige Folgerung. Jeremia hat an mehreren Stellen seines Buches gleiche oder ähnliche Worte benutzt (vgl. Jer 1,18-19 mit Jer 15,20; 6,13-15 mit Jer 8,10 b.11-12; Jer 7,31-32 mit Jer 19,5-6; 15,13-14 mit Jer 17,3-4 ). |
Nach dieser Zusicherung der Rückführung des Volkes in sein Land setzte Gott seine Beschreibung des drohenden Gerichtes fort. Zunächst verglich er die Babylonier mit Fischern , die die Juden in ihren Netzen fischen sollten. Dann folgte ein Vergleich mit Jägern , die alle jene fangen sollten, denen es gelungen war zu entfliehen und die sich versteckten. Niemand würde entkommen, denn Gottes Augen sahen auf alle ihre Wege. Weder die Flüchtlinge noch ihre Missetat wären vor Gott verborgen. Er würde die Menschen jagen und es ihnen zwiefach vergelten, daß sie das Land mit ihren toten Götzen unrein gemacht hatten (Gott nannte das Land bewußt mein Land). |
Jeremia bekräftigte sein Vertrauen auf Gott, der seine Stärke und Kraft und Zuflucht sei (vgl. die Anmerkungen zu Ps 18,2 ), drei Wörter, die den Schutz betonten, den Gott für ihn bereitet hatte. Nachdem Jeremia sein Vertrauen auf Gott bekräftigt hatte, wandte er sich den Tagen zu, da die ganze Welt Gott kennen würde. Während zu seiner Zeit Juda den falschen Göttern der Heiden huldigte, würde eine Zeit kommen, in der die Völker zu dem wahren Gott Israels kommen würden. Sie würden bekennen, daß ihre bisherigen Götter nichtige Götter , wertlose Götzen waren (vgl. die Anmerkungen zu Jer 2,5 ). Zu jener Zeit würde Gott sie lehren und ihnen seine Kraft und Gewalt zeigen, so daß sie sein wahres Wesen erkennen würden. Sie würden erfahren, daß er der Herr heißt (vgl. Hes 36,22-23 ). |
Die Heiden würden eines Tages ihre Götzen verlassen und sich Gott zuwenden. Aber in den Tagen Jeremias waren die Menschen in Juda mit Götzendienst durchsetzt. Sie waren so sehr festgelegt in ihren Wegen, daß es schien, als wäre ihre Sünde auf die Tafel ihres Herzens geschrieben oder gegraben mit eisernem Griffel und mit diamantener Spitze . Eisen und Diamant wurden wegen ihrer außergewöhnlichen Härte benutzt, um Worte in Steintafeln zu ritzen (vgl. Hi 19,24 ). Die Sünde Judas würde auf den Hörnern ihrer götzendienerischen Altäre sichtbar. Die "Hörner" waren steinerne Spitzen an den vier Ecken eines Altares. Der Götzendienst war so allgegenwärtig, daß selbst ihre Söhne die Altäre und Ascherabilder anbeteten. Aschera war die kanaanitische Göttin der Fruchtbarkeit. Ein geschnitztes Bild der Aschera war durch Manasse in Gottes Tempel aufgerichtet worden ( 2Kö 21,7 ; vgl. 5Mo 16,21 ), auch wenn er es später wieder wegnahm ( 2Chr 33,13.15 ). Offensichtlich wurde es nach seinem Tode in den Tempel zurückgebracht, denn Josia entfernte es später während seiner Reformen wieder und verbrannte es im Kidrontal, außerhalb der Stadt ( 2Kö 23,6 ). Nachdem Josia gestorben war, wandten sich die Menschen wiederum dem Götzendienst zu und errichteten neue Ascherabilder. Das "Bild des Ärgernisses" ( Hes 8,5 ) könnte solch ein geschnitztes Ascherabild gewesen sein. Man betete diese Götter unter den grünen Bäumen und auf den hohen Hügeln an, traditionelle Orte für den Götzendienst (vgl. Hes 6,13 ). Gott würde die Stadt Jerusalem mit ihren Schätzen wegen der Sünde der Menschen den Angreifern zum Raube geben (vgl. Jer 15,13; 20,5 ). Das Volk von Juda würde das Land verlieren (sein Erbe ), wenn Gott es an seine Feinde als Knecht verkaufen und in ein Land bringen ließe, das sie nicht kannten (vgl. Jer 14,18; 15,2.14; 16,13 ). |
Jeremia fügte nun ein kurzes Gedicht ein, in dem er den Weg des Gottlosen (V. 5 - 6 ) mit dem Weg des Gerechten (V. 7 - 8 ) verglich. Juda hatte sich falschen Göttern zugewandt und bei ausländischen Mächten Schutz gesucht. Gott aber machte deutlich, daß jeder, der sich auf Menschen verläßt und bei ihnen Schutz sucht, verflucht ist, denn sein Herz ist vom Herrn abgewichen. Statt zu blühen, wird er wie ein Dornstrauch in der Wüste verdorren. Gott wird ihn so fruchtlos werden lassen wie das unfruchtbare Land der Salzwüste am Toten Meer, wo kein Leben möglich ist. Ein Gerechter dagegen ist gesegnet, denn seine Zuversicht (sein Vertrauen) ist auf Gott gegründet. Anders als der Mensch in Vers 5 - 6 wird er wie ein Baum, am Wasser gepflanzt , sein (vgl. Ps 1,3 ). Wenn Schwierigkeiten (hier durch Hitze und Dürre dargestellt) kommen, dann fürchtet er sich nicht . Statt dessen wird er weiter wachsen wie ein Baum, der Früchte bringt und dessen Blätter grün bleiben. |
Wenn die Wege des Segens und des Fluches so eindeutig sind (V. 5 - 8 ), warum wählt dann irgendein Mensch den Weg der Sünde? Der Grund für ein solches Verhalten ist das menschliche Herz. Es ist so trotzig, daß Jeremia sich fragte, wer es ergründen könne. Gott antwortete, indem er Jeremia klarmachte, daß der HERR das Herz ergründen und die Nieren prüfen kann . Gott kennt jene innersten Gedanken und Motive, die ein Mensch vielleicht vor allen anderen Menschen geheimzuhalten vermag. Deshalb kann Gott jedem sein Tun auf gerechte Weise vergelten. Dieses Prinzip der Gerechtigkeit wird nun auf jene angewandt, die sich unrecht Gut angesammelt haben. Wenn ein Vogel die Eier eines anderen Vogels ausbrütet, wird dieser Nachwuchs sehr bald davonfliegen. So wird auch Reichtum, der in unrechter Weise erworben wurde, weggenommen werden, und wer ihn erworben hat, wird den Spott tragen müssen. Jeremias Ausweg aus der Sünde war, sich auf die Majestät Gottes auszurichten. Gott war auf dem Thron in seinem Heiligtum . Wer sich dafür entschied, ihn ( die Hoffnung Israels ; vgl. Jer 14,8 ) zu verlassen, war gleichsam auf die Erde (d. h. in den Staub) geschrieben - ein Hinweis auf die Vergänglichkeit dieser Menschen (das Gegenteil davon war, im Buch des Lebens eingeschrieben zu sein; vgl. 2Mo 32,32-33; Ps 69,29 ). Das Volk hatte dieses Los verdient, denn es hatte Gott, die Quelle des lebendigen Wassers (vgl. Jer 2,13 ), verlassen. |
Jeremia beschloß seine Botschaft, indem er Gott bat, ihn zu rechtfertigen. Er tat dies in Form einer persönlich gehaltenen Klage. Jeremia stellte seine treue Hingabe an Gott dem Unglauben derer gegenüber, die ihn verfolgten. Sie spotteten über seine Weissagungen und verlangten, daß sie sich sofort erfüllen sollten, wenn sie denn wahr wären. Aber trotz dieses Widerstandes hatte Jeremia seinen Dienst als Bote Gottes treu getan. Deshalb bat er nun Gott, seine Verfolger zuschanden werden zu lassen, indem er den Tag des Unheils über sie brächte , den Jeremia vorausgesagt hatte. Weil sie seine Botschaft nicht hören wollten, bat er Gott, das ganze Maß des Gerichtes über sie zu bringen ( zerschlage sie zwiefach ; vgl. Jer 16,18 ). |
( 17,19 - 27 ) Jeremias bisherige Botschaften handelten von der allgemeinen Sünde und Rebellion des Volkes. In diesen Versen nun kam er auf ein besonderes Gebot des mosaischen Gesetzes zu sprechen, um der Nation zu zeigen, wie weit sie sich von Gott entfernt hatte (vgl. 2Mo 20,8-11 ). Er verband dies aber wiederum mit dem ausdrücklichen Angebot der Umkehr. Auf Gehorsam würde Segen, auf Ungehorsam das Gericht folgen. Gott sagte Jeremia, daß er ins Tor des Volks treten solle. Welches Tor dies war, wissen wir nicht. Es wird als das Tor bezeichnet, durch das die Könige aus- und eingehen . Dieser Ort wurde gewählt, weil hier eine große Zahl von Menschen vorbeikam. Möglicherweise handelte es sich hierbei um das Osttor, das vom Tempelberg in das Kidrontal hinabführte. Hesekiel schreibt, daß sich an diesem Tor die Führer Judas versammelten ( Hes 11,1 ). Vielleicht war aber auch das Benjamintor am Nordende der Stadt gemeint (vgl. Jer 37,13 ). Dies war ein Ort, an dem der König auf seinem Thron saß ( Jer 38,7 ). Auf jeden Fall sollte Jeremia sich nicht auf ein Tor beschränken, sondern seine Botschaft in alle Tore Jerusalems tragen, so daß die Bewohner der ganzen Stadt sie hören konnten. |
Seine Botschaft an diejenigen, die durch diese Tore zogen, war, daß sie den Sabbattag heiligen sollten. Im Gegensatz zu ihren Vätern, die ungehorsam waren, sollten sie den Tag Gottes ehren, den dieser ausgesondert hatte, indem er keine Arbeit an ihm tat. Dies war ein sichtbarer Prüfstein für ihre Treue gegenüber dem Bund Gottes. |
Die Treue gegenüber dem Gesetz würde Segen bringen. Wenn die Menschen Gottes Befehlen gehorchten, würde Jerusalem immerdar bewohnt bleiben. Aus dem Norden (dem Lande Benjamin ), von den sanften Hügeln der westlichen Region (dem Hügelland ), von dem zerklüfteten Berggebiet zwischen Jerusalem , dem Jordantal und dem Toten Meer (dem Gebirge ) und aus der halbtrockenen Wüstengegend im Südland (dem Negev) würden die Menschen in die Stadt strömen. Sie würden dort ihre Brandopfer und Schlachtopfer im Tempel darbringen. Der Ungehorsam gegen Gottes Sabbatgebot jedoch würde ein Feuer des Gerichtes anzünden, das die festen Häuser der Stadt verzehrte und die Bewohner ohne Verteidigung zurückließe (vgl. Jer 49,27 ). |
( Jer 18-20 ) Die neunte Botschaft Jeremias bestand aus mehreren Gleichnissen und Ereignissen, die den Höhepunkt des ersten Teiles dieses Buches darstellten. Das Gleichnis vom Töpfer ( Jer 18 ) zeigte Gottes souveränes Umgehen mit Juda. Auf dieses Gleichnis folgte das symbolische Zerbrechen eines Tonkruges, welches dem Volk das nahende Gericht Gottes vor Augen führte ( Jer 19 ). Kapitel 20 schließlich dient als eine Art Übergang. Chronologisch steht es mit Kapitel 19 in Zusammenhang, aber es bereitet den Leser auch auf den offenen Widerstand und die sehr speziellen Gerichts-Weissagungen vor, die sich daran anschließen. (1) Die Botschaft im Haus des Töpfers ( Jer 18 ) Gott befahl Jeremia, in des Töpfers Haus zu gehen und ihm zuzusehen, wie er den Ton auf seiner Scheibe formte. Als Jeremia ihm bei der Arbeit zusah, mißriet ihm der Topf unter den Händen . Der Töpfer rollte ihn zu einem großen Klumpen zusammen und machte einen andern Topf daraus. |
Gott erklärte, daß der Töpfer und der Ton ein Bild für sein Verhältnis zu seinem Volk seien. In seiner Hand war es wie der Ton . Gott konnte ein Volk nach seinem Gefallen zerstören oder bauen. Er hatte seinem Volk Segen verheißen. Aber wenn es nicht abließe von seiner Bosheit, würde ihn das Gute, das er ihm verheißen hatte , reuen, und er würde das Gericht über es bringen. Wenn Juda sich jedoch von seinen bösen Wegen abwandte, würde auch Gott das Unheil abwenden, das er zu senden gedroht hatte. Die Menschen von Juda aber antworteten auf dieses Angebot, daß sie nicht in der Lage seien, etwas zu ändern ( daraus wird nichts ). Sie wollten weiterhin nach den Gedanken ihrer sündigen Herzen leben. Die Nation lehnte es ab, ihrem Götzendienst zu entsagen und dem Herrn nachzufolgen. |
Unter den Völkern stand Juda mit seiner törichten Weigerung, Gott zu folgen, allein da (vgl. Jer 2,10-11 ). Selbst der Schnee auf den Höhen des Libanon und das Regenwasser, das von diesen majestätischen Bergen herabfloß, war verläßlicher als Juda. Es hatte sich von Gott abgewandt, um nichtigen Götzen (vgl. die Anmerkungen zu Jer 2,5 ) zu opfern. Nachdem es die alten Wege des Gehorsams gegen Gott verlassen hatte (vgl. Jer 6,16 ), befand sich Juda wieder auf ungebahnten Straßen und wanderte ziellos einher. Gott würde das Volk für seine Sünde richten, indem er sein Land zur Wüste werden ließe. Es würde zur ewigen Schande werden für alle, die sich entsetzten über die Starrsinnigkeit dieses Volkes, das seinen Gott verlassen hatte (vgl. Jer 19,8; Kl 2,15 ). Der Herr würde das Volk zerstreuen wie durch einen Ostwind (vgl. Jer 4,11-12;13,24 ). Ihm stand Gottes Gericht (sein Rücken ) bevor, nicht seine Gnade (sein Antlitz). |
Wieder antworteten die Menschen, indem sie gegen Jeremia Böses planten. Sie wollten seine warnenden Worte nicht annehmen, weil diese ihrem Glauben an die Beständigkeit der gegenwärtigen Ordnung zuwiderliefen. Deshalb suchten sie ihn mit seinen eigenen Worten zu schlagen, d. h. ihn zu verleumden. Auf seine Worte wollten sie nichts geben. Durch ihre Mißachtung versuchten sie, ihn zum Schweigen zu bringen. Offensichtlich hatten sie noch ernstere Pläne mit ihm, denn Jeremia sagte dem Herrn, daß sie sich verschworen hätten, ihn zu töten ( sie haben mir eine Grube gegraben ; V. 20 - 21 ; vgl. Jer 11,18-21 ). Auf ihre Drohungen hin wandte sich Jeremia an Gott und forderte ihn auf, ihre Anklagen zu hören, sich an seine (Jeremias) Treue zu erinnern und die Verschwörer für ihre Sünde zu richten. Früher einmal hatte Jeremia Gott gebeten, seinen Grimm von ihnen abzuwenden ( Jer 18,20 ; vgl. Jer 7,16 ). Nun aber rief er Gott auf, an ihnen zur Zeit seines Zorns zu handeln ( Jer 18,23 ). Sie hatten Gott und seinen Boten abgelehnt. Jeremia konnte nun nichts mehr für sie tun. Sie würden Hunger und das Schwert erleben (V. 21 ). |
(2) Die Botschaft des zerschmetterten Kruges (
Jer 19 )
Vor dem Hintergrund des Tales Ben-Hinnom übermittelte Jeremia seine Botschaft. Gott kündigte an, er werde ein Unheil über Jerusalem bringen wegen des dort praktizierten Götzendienstes. Das Tal selbst legte gegen die Menschen Zeugnis ab, denn hier befanden sich die Höhen des Gottes Baal , wo man Kinder als Brandopfer darbrachte. Wieder schwor Gott (vgl. Jer 7,32-33 ), daß er das Tal Ben-Hinnom wegen dieser gottlosen Taten in Würgetal umbenennen würde, wenn er dort die Menschen vernichtete. |
Jeremia erläuterte die kommende Katastrophe. Die Menschen würden durchs Schwert fallen , und ihre Leichname würden den Vögeln und wilden Tieren zum Fraße dienen (vgl. Jer 7,33; 16,4; 34,20; 5Mo 28,26 ). Die Stadt selbst würde zum Spott werden (vgl. Jer 18,16 ) unter denen, die ihre Zerstörung beobachteten. Die in die Stadt Geflüchteten würden zum Kannibalismus gezwungen sein ( ihrer Söhne und Töchter Fleisch essen ), weil während der babylonischen Belagerung keine Lebensmittel in die Stadt gelangten (vgl. 3Mo 26,27-29; 5Mo 28,53-57; Kl 2,20; 4,10 ). Der ganze Fluch Gottes würde über die Menschen kommen wegen ihrer Sünde (vgl. 3Mo 26,14-39; 5Mo 28,15-68; Jer 11,1-8 ). |
Um diese Botschaft seinen Zuhörern ganz deutlich zu machen, befahl Gott Jeremia, den Krug zu zerbrechen , den er mit ins Tal genommen hatte. Genauso wie Jeremia des Töpfers Gefäß zerbrochen hatte, würde Gott das Volk von Juda und die Stadt Jerusalem zerbrechen. Die Stadt selbst würde wie das Tofet werden (vgl. die Anmerkungen zu Jer 7,31-32 ). Seine einst wunderschönen Häuser würden zu Ruinen, und die ganze Gegend würde durch die verwesenden Körper der Erschlagenen unrein werden. Der Grund für diese Zerstörung war die Sünde der Menschen, die dem ganzen Heer des Himmels geopfert und andern Göttern Trankopfer dargebracht hatten. |
Als Jeremia vom Tofet in die Stadt zurückkam, ging er auf direktem Wege in den Vorhof des Tempels. Hier wiederholte er die Botschaft, die er den Führern des Volkes gegeben hatte (V. 1 ) noch einmal vor allem Volk. Gottes Gericht würde über Jerusalem und alle Ortschaften in der Umgebung kommen, weil die Menschen seine Worte nicht hören wollten. |
(3) Die Reaktion Paschhurs (
Jer 20,1-6 )
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Als Jeremia am andern Morgen aus seinen Ketten befreit wurde, weigerte er sich, seine Botschaft zu ändern. Statt dessen änderte er den Namen Paschhurs. Gottes neuer Name für Paschhur war "Magor-Missabib", Schrecken um und um . Weil Paschhur sich geweigert hatte, auf Gottes Botschaft zu hören, würde er sehen, wie Gottes Gericht ausgegossen würde. Er würde mit Schrecken zusehen, wie seine eigenen Freunde durchs Schwert fielen und wie Babel alle Schätze Jerusalems rauben und wegtragen würde (vgl. Jer 15,13; 17,3 ). Paschhur und seine Familie würden nach Babel in die Gefangenschaft geführt werden, wo sie alle sterben würden. Der Grund für dieses Schicksal war nicht, daß er Jeremia geschlagen hatte. Paschhur hatte Lügen gepredigt , vermutlich, indem er die Wahrheit der Botschaft Jeremias geleugnet hatte. Wir haben keinen Bericht über die Erfüllung dieser Weissagung, aber es ist möglich, daß Paschhur während der zweiten Wegführung im Jahre 597 V. Chr. zusammen mit dem Priester Hesekiel nach Babylon gebracht wurde (vgl. 2Kö 24,15-16; Hes 1,1-3 ). |
(4) Die Last Jeremias (
Jer 20,7-18 )
Jeremia wollte seinen Dienst niederlegen, weil die Menschen sich gegen ihn verschworen hatten. Die Botschaft Schrecken ist um und um , die er selbst ständig verkündigte ( Jer 20,3-4 ; vgl. Jer 6,25; 17,18; 46,5; 49,29; Kl 2,22 ), fiel nun auf ihn zurück (vgl. Ps 31,14 ). Selbst seine Freunde lauerten darauf, ob er falle, indem er etwa eine falsche Vorhersage machte, so daß sie sich an ihm rächen konnten als an einem falschen Propheten (vgl. 5Mo 18,20 ). |
Jeremia fuhr in seinem Gebet fort, indem er sein Vertrauen auf Gott zum Ausdruck brachte. Er forderte Gott auf, ihn zu rächen (vgl. Jer 18,19-23 ). Auch wenn er sich betrogen gefühlt hatte ( Jer 20,7 ), erkannte er doch, daß Gott bei ihm war wie ein starker Held . Da der Herr auf der Seite Jeremias kämpfte, war er sicher, daß die, die ihn jetzt noch verfolgten und verspotteten, fallen und letzten Endes zuschanden werden mußten. Jeremia bat darum, die Vergeltung des allwissenden Gottes sehen zu dürfen, die über seine Widersacher kommen würde, weil er seine Sache Gott befohlen hatte. Diese Siegesgewißheit ließ Jeremia dem Herrn singen und ihn rühmen für sein machtvolles Handeln. Gott war hoch zu loben, weil er Jeremia aus den Händen der Boshaften retten würde. |
Ganz plötzlich fiel Jeremia aus dieser Höhe der Zuversicht (V. 11 - 13 ) wieder in eine tiefe Verzweiflung. Vielleicht erkannte er, daß die Rechtfertigung, die er herbeisehnte, nur durch die Zerstörung der Stadt und der Nation kommen konnte, die er doch so sehr liebte. Seine Verzweiflung ließ ihn wünschen, daß der Tag, an dem er geboren wurde, verflucht sei. Er wünschte, nie geboren worden zu sein (vgl. Jer 15,10; Hi 3,1-19 ). Wäre er noch im Mutterschoß gestorben, dann wäre er nicht aus dem Mutterleib hervorgekommen, um Jammer und Herzeleid zu erleben. Jeremias Selbstmitleid konnte jedoch die Tatsache, daß er schon "im Mutterleibe" für seine jetzige Aufgabe auserwählt worden war, nicht auslöschen ( Jer 1,5 ). |
( Jer 21-25 ) Der Widerstand Paschhurs ( Jer 20,1-6 ) dient im Buch Jeremia als eine Art Übergang oder Brücke. In neun zeitlich nicht genau bestimmten Prophezeiungen hatte Jeremia die Sünde Judas angeklagt, das Gericht angedroht und von der Hoffnung gesprochen, die noch bestand, falls die Menschen umkehrten. Trotz allen Widerstandes ( 11,18-23 ; Jer 12,6; 15,10; 17,18; 18,19-23 ) hatte er noch keinerlei physische Verfolgung erlebt. Durch den Bericht von der Reaktion Paschhurs jedoch erhält das Buch Jeremia eine persönlichere Note. Jeremias Prophezeiungen richteten sich nun gegen bestimmte Menschen und Gruppen, und die Hoffnung auf Judas Umkehr wurde durch die Gewißheit des Gerichtes Gottes ersetzt. ( 21,1 - 23,8 ) Die erste Gruppe, die Jeremia herausgriff, waren die Könige - die von Gott eingesetzten Hirten über die Herde Judas (vgl. Jer 2,8; 10,21; 23,1-8; Hes 34,1-10 ). Zunächst tadelte Jeremia die gottlosen Könige, die Juda regiert hatten ( Jer 21-22 ). Dann verkündigte er die Hoffnung auf den gerechten König, der kommen und Juda wiederherstellen würde ( Jer 23,1-8 ). Jeremias Botschaften an die gottlosen Könige folgten einer ungewöhnlichen Reihenfolge (vgl. die Tabelle "Die letzten fünf Könige Judas" zu 2Kö 24 ). Der erste König, der genannt wird, ist Zedekia, der chronologisch gesehen der letzte König ist ( Jer 21,1-22,9 ). Die anderen Könige werden dann, angefangen mit Schallum (Joahas; Jer 22,10-12 ) über Jojakim ( Jer 22,13-23 ) bis Konja (Jojachin/Jechonja; Jer 22,24-30 ), chronologisch aufgeführt. Warum nahm Jeremia Zedekia aus der zeitlichen Reihenfolge heraus und erwähnte ihn an erster Stelle? Zwei Gründe ließen sich dafür nennen. Erstens konnte Jeremia so die Geschichte von "Paschhur, dem Sohn Malkias", ( Jer 21,1 ) neben die Geschichte von "Paschhur, dem Sohn Immers", ( Jer 20,1 ) setzen. Die Tatsache, daß beide den gleichen Namen trugen, war ein guter Übergang. Die Rechtfertigung, die Jeremia suchte, als Paschhur, der Sohn Immers, ihn lächerlich machte, kam, als Paschur, der Sohn Malkias, zu Jeremia geschickt wurde, um den Herrn zu befragen. Zweitens sind die Berichte so angeordnet, daß die Weissagung gegen Konja der Höhepunkt in Gottes Gericht über die Könige ist. Die Linie der gottlosen Könige würde zu ihrem Ende kommen ( Jer 22,30 ), denn Gott würde einen gerechten Zweig schaffen, der das Volk regierte ( Jer 23,1-8 ). Die Anordnung der Weissagungen schafft also zugleich Beständigkeit und einen geeigneten Höhepunkt. (1) Die Botschaft an Zedekia ( Jer 21,1-22,9 ) Diese Weissagung wurde irgendwann zwischen 588 V. Chr. und 586 V. Chr. gegeben. König Zedekia sandte Paschhur, den Sohn Malkias, und Zefanja, den Sohn Maasejas , mit einer Bitte zu Jeremia. Paschhur war einer der hohen Würdenträger am königlichen Hof. Später überbrachte er dem König den Antrag, Jeremia wegen Verrates zum Tode zu verurteilen (vgl. Jer 38,1-4 ). Zefanja war der Nachfolger Jojadas ( Jer 29,25-26 ), des nach dem Hohenpriester Seraja ranghöchsten Priesters ( Jer 52,24 ). Zefanja war also in religiösen Fragen der zweithöchste Führer in Juda. Später, nach dem Untergang Jerusalems ( Jer 52,24-27 ), wurde er durch Nebukadnezar getötet. Diese Obersten baten Jeremia, den HERRN zu befragen , wie der Angriff Nebukadnezars auf Jerusalem enden würde. Sie hofften, daß Gott Wunder tun würde, wie er sie so manches Mal getan hatte, so daß Nebukadnezar von ihnen abzöge. Vermutlich dachten Zedekia und seine Ratgeber an die Zeit Hiskias, als die Assyrer Jerusalem bedrohten ( 2Kö 18,17-19,37; Jes 36-37 ). Hiskia hatte damals seine wichtigsten politischen und religiösen Ratgeber zu dem Propheten Jesaja geschickt und ihn um seine Fürbitte gebeten ( Jes 37,2-4 ). Ohne Zweifel hoffte auch Zedekia, daß Gottes Antwort ähnlich sein würde wie einst die Jesajas ( Jes 37,5-7 ). |
Leider verkündete Jeremia eine Botschaft, die Zedekia nicht hören wollte. Der Herr würde Jerusalem nicht retten, sondern die Waffen gegen die Stadt wenden, die deren Bewohner in ihren Händen hielten. Er würde die Armeen, die draußen vor der Mauer lagen, mitten in der Stadt versammeln. Ihre Eroberung würde gelingen. Gott würde für Jerusalem nicht der Befreier sein, sondern mit ausgestreckter Hand wider es streiten . Wer sich in der Stadt zu verstecken suchte, würde durch eine große Pest sterben - eine der größten Schrecken einer Stadtbelagerung (vgl. die Anmerkungen zu 14, 12). Wem es gelänge, die Eroberung zu überleben, könnte sich dennoch nicht freuen, denn Gott würde ihn in die Hände Nebukadnezars geben . Er durfte weder Gnade noch Erbarmen erwarten, denn Nebukadnezar würde ihn töten. Dies erfüllte sich 586 V. Chr., nachdem die Stadt eingenommen worden war. König Zedekia wurden die Augen ausgestochen, und er wurde in Ketten nach Babylon gebracht ( Jer 39,5-7 ). Die anderen Führer der Stadt wurden gefangengenommen und nach Ribla gebracht, wo man sie tötete ( Jer 52,24-27 ). |
Die Menschen hatten nur zwei Möglichkeiten: den Weg zum Leben oder den Weg zum Tode . Der "Weg zum Tode" war jener Weg, den alle die wählten, die in der Stadt blieben. Sie würden sterben. Der "Weg zum Leben" war der Weg derer, die zum Feind, der Jerusalem belagerte, überliefen. Dies wäre die einzige Hoffnung für jene, die sich noch in der Stadt aufhielten, denn Gott hatte beschlossen, die Stadt durch die Babylonier erobern zu lassen. Die Antwort auf diese Botschaft Jeremias finden wir in Jer 38,1-4 . |
Wieder sprach Jeremia zum Hause des Königs von Juda und wies auf dessen Sünde hin. Der König sollte eigentlich gerechtes Gericht halten und für das Recht der Unterdrückten sorgen. Aber da er Gottes Warnung nicht beachten wollte, würde Gottes Grimm wie ein Feuer brennen, das niemand löschen könnte (vgl. Jer 4,4; 17,4 ). Der König hielt es offenbar nicht für notwendig, Gottes Anordnung zu gehorchen. Er fühlte sich so sicher, daß er sich rühmte: Wer will in unsere Feste kommen? Wegen dieser stolzen Selbstsicherheit, die von sündigem Ungehorsam begleitet war, würde Gott den König und sein Volk heimsuchen. Gottes Feuer (vgl. Jer 21,12 ) des Gerichtes würde alles umher verzehren. |
Gott gab Jeremia die Anweisung, aus dem Tempel in das Haus des Königs hinabzugehen. Dort sollte er dem König, den Großen und dem Volk seine Botschaft übermitteln. Sie alle wurden aufgefordert, Recht und Gerechtigkeit zu schaffen. Der Inhalt dieser Botschaft ähnelt Jer 21,12 ,aber es werden dann noch einige Konsequenzen des Verhaltens genannt. Wenn der König Gottes Worten gehorchte, dann konnte er beständigen Segen erwarten. Wenn er aber diesen Worten nicht gehorchen würde, sollte der königliche Palast zerstört werden. |
In diesen Versen bezog sich Jeremia auf den königlichen Palast. Sowohl Gilead als auch der Libanon waren für ihre Wälder bekannt ( Ri 9,15; 1Kö 5,13; 2Chr 2,7 ), und der königliche Palast wurde "Libanon-Waldhaus" genannt ( 1Kö 7,2-5; Jes 22,8 ). Aber nach dem Gericht Gottes würde der Palast so öde und verlassen sein wie eine Wüste. Die Babylonier würden seine auserwählten Zedern umhauen und sie ins Feuer werfen (vgl. Jer 52,13 ). Wenn die Menschen anderer Völker die Zerstörung dieses großartigen Gebäudes sähen, dann würden sie fragen, warum Gott so gehandelt habe. Die Antwort wäre einfach: Gott hatte die Stadt gerichtet, weil die Menschen den Bund verlassen und andere Götter angebetet hatten. Gott hatte das Volk wegen seines Ungehorsams mit dem angedrohten Fluch gerichtet. |
(2) Die Botschaft an Schallum (
22, 10 - 12 )
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(3) Die Botschaft an Jojakim (
Jer 22,13-23 )
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Jeremia machte den Gegensatz zwischen Jojakim und seinem Vater, König Josia, deutlich. Josia hielt auf Recht und Gerechtigkeit und half dem Elenden und Armen zum Recht . Solche Taten erwartete Gott von einem König. Als Hirte im Auftrag Gottes sollte er die Herde weiden, nicht ausnutzen. Jojakim aber besaß keinen der gottgemäßen Charakterzüge seines Vaters. Ihm ging es nur um unrechten Gewinn , Blutvergießen, Frevel und Unterdrückung. |
Weil Jojakim sie so schwer unterdrückt und ausgenutzt hatte, würden die Menschen ihn bei seinem Tod nicht beklagen. Während einem Monarchen sonst gewöhnlich ein prunkvolles Begräbnis zuteil wurde, würde Jojakim, so sagte Jeremia voraus, wie ein Esel begraben werden . Wenn ein Tier in der Stadt starb, wurde es einfach von der Stelle, an der es verendet war, fortgeschleift und hinausgeworfen vor die Tore . Mit der gleichen Verachtung würde man auch den Leichnam Jojakims behandeln. Jojakim starb gegen Ende des Jahres 598 V. Chr., als Nebukadnezar Jerusalem angriff, um die Stadt für ihre Rebellion gegen ihn zu bestrafen. Vielleicht wurde er, wie manche Ausleger vermuten, ermordet, weil man Nebukadnezar milde stimmen und dazu bewegen wollte, die Stadt zu verschonen. Der neue König, Jojachin, kapitulierte und wurde nach Babylon weggeführt. Aber die Stadt wurde tatsächlich verschont ( 2Kö 24,1-17 ). |
Jeremia rief Jerusalem auf, über sein Schicksal, das es wegen des törichten Verhaltens Jojakims ereilen würde, zu klagen. Dieser Abschnitt wurde vermutlich Ende 598 oder Anfang 597 V. Chr. niedergeschrieben, da er von der kommenden Invasion durch die Truppen Babylons spricht, die aufgrund von Jojakims Abfall gegen die Stadt marschierten. Man würde die Klage Jerusalems im ganzen Land hören können. Vom Libanon im Norden bis Baschan im Nordosten und bis zum Abarim (den Bergen in Moab; vgl. 4Mo 27,12; 5Mo 32,49; Hes 39,11 ) im Südosten würde diese Klage ertönen, wenn die Verbündeten ( Liebhaber ) Judas von Babylon zunichte gemacht würden. Gott hatte die Stadt Jerusalem vor den Folgen ihres Ungehorsams gewarnt, als es noch gut um sie stand , aber sie wollte nicht hören. Nun könnte sie nur voller Trauer zusehen, wie ihre Hirten (Könige) und ihre Liebhaber (vermutlich die verbündeten Ägypter) ebenfalls gefangen würden (vgl. 2Kö 24,7 ). Es klingt wie eine bissige Ironie, wenn Jeremia den Einwohnern Jerusalems vorhält, auf dem Libanon zu wohnen. So viele Zedern wurden vom Libanongebirge nach Jerusalem befördert (vgl. Jer 22,6-7.13-15 ), daß man in Jerusalem beinahe wie unter den Zedern des Libanon lebte. Aber alle, die in diesen großartigen Zedernhäusern wohnten, würden stöhnen, wenn die Schmerzen des Gerichtes Gottes über sie kämen (zu Kindesnöten vgl. die Anmerkungen zu Jer 4,31 ). |
(4) Die Botschaft an Jojachin (
Jer 22,24-30 )
Gott würde Jojachin in die Hände der Babylonier geben. Er und seine Mutter würden in ein anderes Land (Babylon) geführt werden, wo sie schließlich sterben würden. Jojachins Mutter war Nehuschta, die Witwe des Königs Jojakim ( 2Kö 24,8 ). Jeremia erwähnt ihre Deportation hier zum zweiten Mal (vgl. Jer 13,18-19 ). |
Durch eine Reihe von Fragen machte Jeremia deutlich, daß Gott für das Gericht über Jojachin verantwortlich war. Die erste Frage mußte eindeutig mit Nein beantwortet werden. Die Menschen betrachteten Jojachin nicht als ein unbrauchbares Gefäß, das niemand haben wollte. Vielmehr hofften manche, er würde wieder als König eingesetzt werden ( Jer 28,1-4 ), und manche hielten ihn sogar noch nach der Inthronisierung Zedekias für ihren eigentlichen König (vgl. die Anmerkungen zu Hes 7,27 ). Aber wenn Jojachin so angesehen war, warum würde er samt seinem Geschlecht seines Amtes enthoben und in ein fremdes Land geworfen? (Zu den Worten ein unbekanntes Land vgl. Jer 14,18; 15,2.14; 16,13; 17,4 .) Die Antwort lautete, daß Gott die Herrschaft hatte. Er war für den Untergang Jojachins verantwortlich. Gott rief das Land (durch dreimalige Wiederholung besonders betont; vgl. Jer 7,4 ) auf, sein Wort des Gerichtes zu hören. Obwohl König Jojachin Kinder hatte ( Jer 22,28 ; vgl. 1Chr 3,17 ), würde er doch angesehen als jemand, der ohne Kinder war, weil keiner seiner Nachkommen auf dem Thron Davids sitzen und als König über Juda herrschen würde. Diese Weissagung ist sowohl vordergründig als auch in einem viel umfassenderen Sinne bedeutungsvoll. Kein Nachkomme sollte Jojachin auf den Thron folgen. Sein Onkel Zedekia, der an Jojachins Stelle trat, war der letzte König Judas. Gott "schnitt" diesen Zweig der Linie Davids von der königlichen Linie "ab". Aber diese Prophezeiung hilft uns auch, das Geschlechtsregister Jesu in Mt 1 und Lk 3 zu verstehen. Matthäus zeigt uns die öffentlich gültige Abstammungslinie Christi, die über seinen Stiefvater Joseph ging. Josephs Linie aber lief über Schealtiel, der ein Sohn Jojachins war ( Mt 1,12 ; vgl. 1Chr 3,17 ). Wäre Christus ein wirkliches Kind Josephs gewesen und nicht von der Jungfrau Maria geboren worden, dann hätte er niemals König Israels sein können. Lukas dagegen zeigt uns die Abstammungslinie Marias, die von David aus über dessen Sohn Nathan lief ( Lk 3,31 ). Christus stand also nicht unter dem "Fluch" Jojachins. (Für weitere Informationen siehe die Anmerkungen zu Mt 1,2-17; Lk 3,24-38 .) |
(5) Die Botschaft über den gerechten König (
Jer 23,1-8 )
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Die Linie Davids, die über Jojachin lief, wurde "abgeschnitten". Gott verhieß jedoch, daß er dem (Hause) David einen anderen König erwekken würde, d. h. ein anderes Mitglied aus der davidischen Linie, das er als gerechten Sproß bezeichnete. Die Erfüllung dieser Verheißung war Jesus Christus. Als König würde er wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit üben (im Gegensatz zu dem, was über Jojachin ausgesagt wird; Jer 22,25 ). Obwohl Christus sich schon bei seinem ersten Kommen als Messias für Israel angeboten hat, wird er erst bei seinem zweiten Kommen, kurz vor dem Tausendjährigen Reich, diese Weissagung erfüllen. Zu jener Zeit werden das Südreich ( Juda ) und das Nordreich ( Israel ) wieder von aller Unterdrückung befreit (vgl. Röm 11,26 ) und als Volk vereint sicher wohnen (vgl. Hes 37,15-28 ). Der Name dieses kommenden Königs wird sein: der HERR unsere Gerechtigkeit ( Yahweh QiDqEnU ). Anders als Zedekia ( QiDqIyAhU ; "meine Gerechtigkeit ist Jahwe") wird dieser kommende König seinem Namen als Israels gerechter Gott Ehre machen. |
Nachdem Jeremia bereits die künftige Wiederherstellung Judas und Israels erwähnt hatte (V. 6 ), sprach er nun davon, daß diese Wiederherstellung so grundlegend sein würde, daß man nicht mehr an jene Zeit denken würde, als Gott das Volk aus Ägyptenland geführt hatte. Der erste Exodus würde verblassen angesichts dieses neuen Exodus, wenn Gott die Nachkommen des Hauses Israel aus allen den Landen holte , in denen sie lebten, und wenn er sie wieder in ihrem Lande wohnen ließe (vgl. Jer 16,14-15 ). |
( 23,9 - 40 ) Nun wandte sich Jeremia den falschen Propheten zu. Diese angeblichen Seher griffen Jeremia wegen seiner Ankündigung des Gerichtes öffentlich an (vgl. Jer 6,13-14; 8,10-11; 14,14-16;28,1-4.10-11; 29,8-9.20-23.31-32 ) und versprachen statt dessen einen trügerischen Frieden. (1) Das Wesen der falschen Propheten ( Jer 23,9-15 ) Wenn Jeremia Gottes heiligen Worten lauschte und über sie nachdachte, wollte sein Herz in seinem Innersten brechen und sein Körper schwach werden. Ein Prophet war ein Sprecher Gottes, und sein Leben und seine Botschaft spiegelten den wider, der ihn gesandt hatte. Deshalb verunreinigten die falschen Propheten den Namen Gottes, denn sie behaupteten ja, daß ihre Botschaft von ihm komme und daß er sie bevollmächtigt habe, in seinem Namen zu reden (vgl. Jer 28,2.15-16 ). Gott hatte seinen Widerwillen gegen die physische und geistliche Hurerei, die in Juda getrieben wurde, sehr deutlich gezeigt, indem er seinen Fluch der Dürre (vgl. 5Mo 28,23-24 ) wahrgemacht hatte, so daß das Land nun vertrocknet und verdorrt war (vgl. Jer 14,1-6.22 ). Aber statt Juda zu seinem Bund mit Gott zurückzurufen, führten die Propheten die Menschen weiter auf dem Weg des Unrechts und taten so, als würde Gott die gegenwärtige Dürrezeit nicht benutzen, um sein Volk für seine Sünde zu bestrafen. Alle geistlichen Führer Judas ( Propheten wie Priester ) waren ruchlos ( HAnaP ). Dieses hebräische Wort bedeutet nicht, daß die Führer nicht an Gott glaubten. Im Gegenteil, sie waren sehr "religiös". Es bedeutete vielmehr "verunreinigt" oder "verweltlicht sein". Jeremia hatte das gleiche Wort schon früher benutzt, um die "Verunreinigung" des Landes zu beschreiben (vgl. Jer 3,1-2.9 ). Diese Führer achteten Gottes heiliges Wesen so gering, daß sie sogar seinen Tempel mit ihrer Bosheit beschmutzten. Wegen ihrer Sünde verhieß Gott, Unheil über sie kommen zu lassen . |
Jeremia verglich die Propheten zu Samaria (V. 13 ) mit den Propheten zu Jerusalem (V. 14 ). Die Propheten des Nordreiches Israel ("Samaria") hatten im Namen des Baal geweissagt und das Volk verführt (vgl. 1Kö 18,16-40; 2Kö 10,18-29; 17,16 ). Wegen ihrer Gottlosigkeit hatte Gott das Nordreich vernichtet. Die Propheten von Juda wandelten auf dem gleichen sündigen Weg. Sie fuhren fort, die Ehe zu brechen und die Boshaften zu unterstützen. Sie verhielten sich so sündig, daß sie und auch die Menschen von Jerusalem vor Gott wie Sodom und Gomorra geworden waren. Gott blieb nichts anderes übrig, als sie für ihre Sünde zu richten. Gott würde die falschen Propheten mit Wermut ( laZXnCh , vgl. Jer 9,15; Kl 3,15.19 ) speisen und mit Gift tränken . |
(2) Die Botschaft der falschen Propheten (
Jer 23,16-40 )
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Die falschen Propheten hatten Gottes Wesen nicht begriffen. Er war kein Gott, der sich an einem bestimmten Ort befand und vor dem sich ein Prophet verbergen konnte, so daß Gott ihn nicht mehr sehe. Gott, in seiner Allgegenwart und Allwissenheit, erfüllt Himmel und Erde , so daß es keinen Ort gibt, der außerhalb seines Herrschaftsbereiches liegt. Er hörte, was die Propheten sagten, wenn sie in seinem Namen nichts als Lüge verkündeten. Die Propheten behaupteten, daß Gott ihnen ihre Offenbarungen in ihren Träumen gegeben habe, aber ihre Gesichte waren nur ihres Herzens Trug (vgl. V. 16 ). Diese Träume sollten Juda Gottes Namen vergessen lassen, so wie die Propheten dies früher durch den Baalsdienst getan hatten (vgl. V. 13 ). Ihre "Träume" waren so wertlos für echten geistlichen Hunger, wie Stroh wertlos ist, wenn man physischen Hunger hat. Ihre Worte waren machtlos, Gottes Wort aber war so durchdringend wie Feuer (vgl. Jer 20,9 ) und so machtvoll wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt . Nichts konnte Gott daran hindern, sein Wort zu erfüllen. Weil Gott nicht zu diesen falschen Propheten gesprochen hatte, mußten sie einer vom anderen Weissagungen stehlen, die dann angeblich von Gott stammten. Gott selbst stellte sich gegen diese Propheten, denn sie suchten, das Volk mit ihren Lügen zu verführen , indem sie sich fälschlich auf Gottes Autorität beriefen. |
Die Menschen von Jerusalem fragten einander: Was ist die Last, die der HERR jetzt ankündigt? Das Wort "Last" ( maRRA? , von dem Verb nARA? ) bedeutet "aufheben", "tragen", "nehmen" (vgl. die Anmerkungen zu Sach 9,1 ). Das Substantiv meint die Last, die jemand aufheben oder tragen muß ( 2Mo 23,5; Neh 13,19 ). Die "Last", die der Prophet tragen mußte, war die Botschaft oder Weissagung, die von Gott "auf sein Herz gelegt" wurde ( Jes 13,1; 14,28; Nah 1,1; Hab 1,1 ). Häufig war diese Botschaft eine Botschaft des Gerichtes (vgl. Jes 15,1; 17,1; 19,1; 21,1.11.13; 22,1; 23,1 ). Wenn die Menschen nach einer Weissagung von Gott fragten, dann sollte Jeremia ihnen sagen, daß es keine solche Weissagung gebe. Sie sei bereits verkündigt worden und habe zum Inhalt, daß Gott das Volk wegwerfen würde. Gott hatte gesagt, daß er jene heimsuchen werde, die vorgäben, eine andere Last des HERRN zu haben. So sehr mißbrauchten die Menschen dieses Wort, um für ihre eigenen Worte die Autorität Gottes zu beanspruchen, daß Gott ihnen sagte, es nicht mehr zu sagen. Durch ihren Mißbrauch hatten die Menschen die Worte des lebendigen Gottes verdreht. Wer weiter behauptete, göttliche Weissagungen zu besitzen, würde gerichtet werden. Gott sagte, daß er ihn von seinem Angesicht wegwerfen werde samt der Stadt Jerusalem. Diese falschen Propheten würden ewige Schande und ewige Schmach für ihre gottlosen Worte ernten. |
( Jer 24 ) (1) Die Vision der zwei Feigenkörbe ( Jer 24,1-3 ) Diese Vision der zwei Feigenkörbe erhielt Jeremia, nachdem Jechonja (Jojachin) und die anderen Führer Jerusalems von den Babyloniern weggeführt worden waren (vgl. 2Kö 24,8-16 ). Sie läßt sich also auf ungefähr 597 V. Chr., den Beginn der Herrschaft Zedekias, datieren. Jeremia sah zwei Feigenkörbe , die vor dem Tempel aufgestellt waren. Die Vision erinnert dadurch an die Opferung der Erstlingsfrüchte in einem Korb vor dem Hernn (vgl. 5Mo 26,11 ). In dem einen der Körbe waren sehr gute Feigen, wie die ersten reifen Feigen sind (vgl. Jes 28,4; Hos 9,10; Mi 7,1 ) - diese ersten Früchte gehörten Gott ( 5Mo 14,22 ). In dem zweiten Korb waren sehr schlechte Feigen , die bereits so verdorben waren, daß man sie nicht essen konnte. Solche Opfergaben nahm der Herr nicht an (vgl. Mal 1,6-9 ). |
(2) Die Erklärung der guten Feigen (
Jer 24,4-7 )
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(3) Die Erklärung der schlechten Feigen (
Jer 24,8-10 )
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( Jer 25 ) Jeremias dreizehn Botschaften des Gerichtes ( Jer 2-25 ) sind nicht nach chronologischen, sondern nach inhaltlichen Kriterien geordnet. Kapitel 25 beendet diese Botschaften, weil es inhaltlich gesehen alle vorausgegangenen Prophetien abschließt. (1) Die Warnungen werden ignoriert ( Jer 25,1-7 ) Jeremias abschließende Botschaft betraf das ganze Volk von Juda. Weil sie so wichtig war, wurde der Zeitpunkt ihrer Verkündigung genau angegeben. Es war im vierten Jahr Jojakims, das ist das erste Jahr Nebukadnezars . Diese Zeitangabe hat manche Schwierigkeiten bereitet, denn das "erste Jahr" Nebukadnezars (nach dem Jahr der Thronbesteigung) begann am 2. April 604 V. Chr, während das vierte Jahr Jojakims - wenn man die Datierung von Nisan (März/April) bis Nisan annimmt, die Jeremia gewöhnlich benutzte - vom 12. April (1. Nisan) 605 V. Chr. bis zum 2. April (1. Nisan) 604 V. Chr. (wegen des Mondkalenders nicht bis zum 11. April) dauerte. So scheinen diese beiden Angaben (Nebukadnezars erstes Jahr und Jojakims viertes Jahr) nicht miteinander übereinzustimmen. Für dieses Problem gibt es zwei mögliche Lösungen. Erstens kann es sein, daß das Wort "erstes" ( ri?SOnI ) mit "Anfang" übersetzt werden muß. Dies ist nicht das übliche Wort, mit dem man das erste Jahr der Regierungszeit eines Königs bezeichnete (vgl. Jack Finegan, Handbook of Bibel Chronology , Princeton, N.J.: Princeton University Press, 1964, S. 202). Dann wäre das "Anfangs"-Jahr Nebukadnezars das Jahr seiner Thronbesteigung. Jeremias Weissagung wäre also irgendwann zwischen dem 7. September 605 V. Chr., als Nebukadnezar den Thron bestieg, und dem 2. April 604 V. Chr., als das erste volle Jahr seiner Regierungszeit begann, zu datieren. Die zweite Möglichkeit ist, daß Jeremia bei der chronologischen Einordnung Jojakims ein Kalendersystem benutzte, das von Tischri (September/Oktober) bis Tischri reichte. Dann hätte das vierte Jahr Jojakims vom 7. Oktober (1. Tischri) 605 V. Chr. bis zum 26. Semptember (1. Tischri) 604 V. Chr. gedauert (wegen des Mondkalenders nicht bis zum 6. Oktober). In diesem Fall hätte Jeremia seine Weissagung in der Zeit zwischen dem 2. April 604 V. Chr. (dem Beginn des ersten vollen Jahres Nebukadnezars) und dem 25. September 604 V. Chr. (dem Ende des vierten Jahres von Jojakim) erhalten. Welche Lösung nun die richtige ist, bleibt fraglich. Jedenfalls ist der Text durchaus chronologisch stimmig. Jeremia hatte bereits dreiundzwanzig Jahre lang geweissagt (vgl. Jer 1,2 ), als er diese Prophetie erhielt - ein Dienst, der die Regierungszeit von drei Königen umfaßte. Aber obwohl er immer wieder zu den Menschen gepredigt hatte, wollten sie auf seine Warnungen und Ermahnungen zur Umkehr nie hören . Gott gab ihnen viel Zeit zur Umkehr, aber sie lehnten sein Angebot ab. |
Gott hatte auch andere Propheten gesandt, um die Menschen zur Abkehr von ihren bösen Wegen und Werken aufzurufen. Hätten sie diese Warnungen gehört, so hätte Gott sie in seiner Gnade in dem Lande bleiben lassen und ihnen kein Unheil zufügen müssen. Aber leider wollten sie Gott nicht gehorchen. Durch ihren beständigen Götzendienst hatten sie sich selbst Unheil gebracht. |
(2) Das Gericht wird beschrieben (
Jer 25,8-14 )
Warum hatte Gott angekündigt, daß die Babylonische Gefangenschaft 70 Jahre dauern werde (605 - 536 V. Chr.)? Die Antwort darauf ist wohl, daß dies die Zahl von Jahren war, in denen das Volk sich nicht an das Gebot der "Sabbatruhe" für das Land gehalten hatte. Gott hatte angeordnet, daß das Land jedes siebte Jahr brachliegen solle ( 3Mo 25,3-5 ). In diesem Jahr durften die Menschen ihre Felder und ihre Weinberge nicht bearbeiten. Wenn dieses Gebot nicht erfüllt würde, so hatte Gott gesagt, würde er die Menschen aus dem Land wegnehmen, um so die "Sabbatruhe" zu erzwingen ( 3Mo 26,33-35 ). Der Autor von 2.Chronik schreibt, daß diese 70jährige Gefangenschaft, die von Jeremia geweissagt wurde, dem Land seine "Sabbatruhe" gab ( 2Chr 36,20-21 ). Die Gefangenschaft dauerte also vermutlich deshalb 70 Jahre, weil die Sabbatruhe 70mal gebrochen worden war. |
Wenn die 70 Jahre um wären, würde Gott auch Babylon heimsuchen . Er würde alles, was in diesem Buch (Jeremia) gegen Babylon geschrieben stand, erfüllen. Gott spielte hier auf die Kapitel 50 - 51 an. Offensichtlich waren zumindest einige Teile dieser beiden Kapitel bereits geschrieben, als Kapitel 25 entstand. Gott würde Babylon alles nach seinem Verdienst (d. h. entsprechend seiner Taten) vergelten. |
(3) Der Zorn wird angekündigt (
Jer 25,15-29 )
Andere Nationen würden bald das gleiche Schicksal wie Juda erleiden. (Viele dieser Nationen sind auf der Karte "Die Welt Jeremias und Hesekiels" in der Einführung verzeichnet.) Zu ihnen gehörte Ägypten, auf dessen Hilfe Juda vergeblich gehofft hatte, als es sich von Babylon gelöst hatte (vgl. Hes 29,6-9 ). Was mit dem Land Uz gemeint war, kann nicht ganz sicher gesagt werden. Vermutlich aber lag Uz östlich von Edom in Nordarabien (vgl. die Anmerkungen zu Hi 1,1 ). Die Philister bewohnten die westlich von Juda gelegenen Küstenregionen am Mittelmeer, während die von Edom, die von Moab und die Ammoniter (von Süden nach Norden aufgezählt) drei Völker im Osten Judas waren, die jenseits des Jordan und des Toten Meeres wohnten. Tyrus und Sidon lagen nördlich von Juda an der Küste des Mittelmeeres. Dedan, Tema und Bus waren Städte im Norden der arabischen Halbinsel, wobei jedoch nicht genau bekannt ist, wo Bus lag. Daneben werden die Könige Arabiens genannt, die als Nomaden in der Wüste umherzogen. Die Identifikation von Simri ist nicht sicher. Es steht jedoch neben Elam und Medien , zwei Länder östlich des Flußes Tigris. Alle diese Völker und Städte sollten von Babylon erobert werden. Durch die Hand Babylons würden diese Völker gerichtet. Aber nach ihnen würde Gott auch den König von Scheschach aus dem Becher trinken lassen. Wer oder was war Scheschach? Die meisten Ausleger sind der Meinung, daß es sich hierbei um ein verschlüsseltes Wort für Babylon handelt, also ein Buchstabenrätsel. Eines der damals bekannten Buchstabenrätsel bestand darin, die Stellung der Buchstaben eines Wortes im Alphabet zu zählen. Dann zählte man entsprechend weit im Alphabet von hinten und ersetzte die Buchstaben durch die nun gefundenen neuen. Das deutsche Wort "aber" würde z. B. auf diese Weise zu "zyvi". Wendet man dies auf "Scheschach" ( SSk ) an, so werden die hebräischen Konsonanten zu bbl , die Schreibweise von Babylon (vgl. Jer 25,1 ). Gott würde, nachdem er die anderen Völker gerichtet hatte, auch Babylon richten. Es ist natürlich nicht ganz klar, warum Jeremia diese Botschaft verschlüsselte, wo er doch das Gericht über Babylon bereits angekündigt hatte (V. 12 - 14 ). Dennoch scheint dies die beste Erklärung für Scheschach zu sein. |
Die Völker, die aus dem Becher des Zornes Gottes trinken würden, würden untergehen. Wie einer der trunken ist, würden sie erbrechen und niederfallen. Dieser Zusammenbruch würde durch das Schwert über sie kommen. Auch wenn manche Völker diesen Becher des Gerichtes nicht nehmen wollten, müßten auch sie daraus trinken. Wenn Gott schon über seine eigene Stadt Unheil brächte, warum sollten dann diese heidnischen Völker hoffen, ungestraft zu bleiben? |
(4) Das weltweite Gericht wird bekräftigt (
Jer 25,30-38 )
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Die Herren dieser vielen Völker (die Hirten ) würden schreien und heulen und sich in der Asche wälzen (Zeichen tiefster Trauer; vgl. Jer 6,26; Mi 1,10 ). Sie würden über ihr eigenes Leben jammern, denn für sie war die Zeit erfüllt, wo sie geschlachtet würden. Jeremia wechselte kurz das Bild von den Hirten zur Töpferei, um die völlige Zerstörung zu beschreiben, die über diese Herren kommen würde. Sie würden zerbrechen wie ein kostbares Gefäß, das auf den Boden fällt. Dann kehrte Jeremia wieder zum Bild der Hirten zurück und vervollständigte seine Weissagung. Die Herren ( Hirten ) würden versuchen zu fliehen, aber sie würden nicht entrinnen können. Gott würde ihr Land ( ihre Weide ) zerstören und wie ein Löwe unter den Schafen herumschleichen (vgl. Jer 25,30 ). Das Land dieser Völker würde verheert werden. |
( Jer 26-29 ) Zwar hatte Jeremia bereits hin und wieder von dem Widerstand gegen seine Botschaft gesprochen (vgl. Jer 11,18-23; 15,10; 20,1-6 ), aber in den Kap. 1 - 25 steht dies nicht im Mittelpunkt. In diesen Kapiteln geht es vor allem um das Gericht Gottes, das sicher kommen würde, wenn die Menschen sich weigerten, zu Gott umzukehren. Nun, in den Kap. 26 - 29 , spricht Jeremia hauptsächlich von der Reaktion der Menschen auf seine Botschaft. Er und seine Botschaft wurden von den Führern und dem Volk abgelehnt. ( Jer 26 ) ( 26,1 - 6 ) Jeremia schreibt, daß diese Botschaft im Anfang der Herrschaft Jojakims verkündigt wurde. Da Jojakim den Thron im Jahre 609 V. Chr. bestieg, ist es wahrscheinlich, daß die hier beschriebenen Ereignisse in den Jahren 609 - 608 V. Chr. stattfanden. Die Botschaft selbst scheint mit der in den Kap. 7 - 10 genannten "Tempel-Botschaft" identisch zu sein. In diesen Kapiteln beschreibt Jeremia den Inhalt seiner Botschaft, während er hier von der Reaktion der Menschen berichtet. Der Zweck dieser Botschaft war, die Menschen dazu zu bringen, auf Gottes drohendes Gericht zu hören, so daß jeder sich von seinem bösen Wege abwandte. Für den Fall einer Umkehr verhieß Gott, daß er das Übel, das er ihnen anzutun gedachte, nicht über sie bringen würde (vgl. Jer 7,3-7 ). |
Dies war eine Botschaft des Gerichtes für den Ungehorsam Judas. Wenn das Volk es ablehnte, Gottes Gesetz zu gehorchen und auf Gottes Knechte, die Propheten, (vgl. Jer 7,21-26 ) zu hören, würde Gott den Tempel (sein Haus) ebenso zerstören wie das Heiligtum, das einmal in Silo gestanden hatte (vgl. Jer 7,14 ). Die Menschen würden die Stadt Jerusalem verfluchen (vgl. die Anmerkungen zu Jer 24,9 ). |
( 26,7 - 15 ) In den Kap. 7 - 10 hat Jeremia nicht von der Reaktion der Menschenmenge auf seine Botschaft gesprochen. Als die Priester, Propheten und alles Volk , die im Tempel waren, Jeremias Worte gehört hatten, ergriffen sie ihn gleich nach dem Ende seiner Botschaft und verlangten, daß er für seine Worte sterben müsse. Die Anklage gegen ihn lautete, daß Jeremia ein falscher Prophet sei, weil er im Namen des Herrn behauptet hatte, der Tempel und die Stadt würden verlassen und wüst werden. Offensichtlich glaubten die Menschen, eine solche Weissagung könne niemals von Gott kommen. Die Anklagen gegen Jeremia mußten "im Gericht behandelt" werden. Deshalb verhandelten die Oberen ( RArIm ; wörtl.: "Fürsten", vermutlich die hohen Würdenträger des Königs; vgl. Jer 36,11-12 ) die Angelegenheit vor dem neuen Tor . Dieses Stadttor war der Ort, an dem Gericht gesprochen und über öffentliche Geschäfte verhandelt wurde (vgl. 5Mo 21,18-19; Rt 4,1-11; Jer 39,3 ). Die Priester und Propheten behaupteten, daß Jeremia des Todes schuldig sei . Sein Verbrechen war, daß er gegen die Stadt Jerusalem geweissagt hatte. |
Jeremia verteidigte sich auf dreifache Weise. Erstens erklärte er, daß der Herr ihn gesandt habe, um diese Botschaft, die die Menschen gehört hatten, zu verkündigen. Deshalb sei er kein falscher Prophet. Zweitens machte er deutlich, daß seine Botschaft eine Bedingung enthalte. Wenn die Menschen ihre Wege ändern würden (vgl. Jer 3,12; 7,3 ), dann - so versprach Gott - würde das Übel nicht über Jerusalem kommen. Es bestand also noch eine gewisse Hoffnung für die Stadt. Drittens warnte Jeremia die Menschen, daß sie unschuldig Blut auf sich laden würden, wenn sie ihn töteten. In den Augen Gottes würden sie sich des Mordes an einem unschuldigen Menschen schuldig machen. |
( 26,16 - 24 ) Nachdem die Oberen die Anklage gehört hatten, stellten sie sich, zusammen mit dem ganzen Volk, auf die Seite Jeremias und gegen das religiöse Establishment (die Priester und die falschen Propheten ). Sie erklärten, daß Jeremia des Todes nicht schuldig sei. Einige der Ältesten unterstützten diesen Richterspruch durch eine Aussage des Propheten Micha . Indem sie aus Mi 3,12 zitierten, wiesen sie darauf hin, daß jener Prophet etwa 70 Jahre zuvor ähnliche Aussagen gegen die Stadt und den Tempel gemacht hatte. König Hiskia aber hatte Micha nicht töten lassen, sondern auf dessen Worte gehört und den Herrn um Gnade angefleht. Gott hatte Hiskias Bitte erhört und das Übel nicht gebracht, das durch Micha angekündigt worden war. Wenn man Hiskias Beispiel nicht folgte, würde großes Unheil über Juda kommen. |
Jeremia wurde also verschont. Andere Propheten dagegen waren nicht so glücklich. Einer der Propheten jener Zeit war Uria, der Sohn Schemajas . Von ihm wissen wir nichts weiter, als daß er aus Kirjat Jearim stammte. Er weissagte die gleichen Dinge wie Jeremia. Aber als der König davon hörte, beschloß er, Uria töten zu lassen. Uria erfuhr von diesem Plan und floh nach Ägypten . Der König aber schickte eine Abordnung nach Ägypten, um ihn wieder nach Juda zu holen. Diese Abordnung wurde von Elnatan, dem Sohn Achbors , angeführt. Elnatan gehörte zu jenen Obersten, die bei der Lesung der Schriftrolle Jeremias zuhörten ( Jer 36,11-12 ), und sein Vater Achbor könnte ein Oberster unter König Josia gewesen sein ( 2Kö22,12-14 ). Uria wurde des Verrates bezichtigt und mit dem Schwert getötet. Man gab ihm ein unwürdiges Begräbnis, sein Leichnam wurde an der Begräbnisstätte des niederen Volkes begraben (vgl. 2Kö 23,6 ).
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Jeremia wurde von Ahikam , dem Sohn Schafans , unterstützt. Dieser verhinderte, daß die Menschen ihn töteten. Die Familie Schafans spielte in den letzten Jahren Judas eine wichtige Rolle (vgl. die Tabelle "Die Nachkommen Schafans"). Schafan war der Sekretär König Josias, der diesem das Auffinden des Gesetzes meldete ( 2Kö 22,3-13 ). Schafan hatte mindestens vier Söhne; über drei von ihnen äußerte sich Jeremia positiv (Ahikam, Gemarja und Elasa). Der vierte Sohn aber, Jaasanja, war das "schwarze Schaf" der Familie. Seine Anwesenheit unter den Götzendienern im Tempel versetzte Hesekiel in Erstaunen ( Hes 8,11 ). Ahikams Sohn Gedalja wurde nach der Eroberung Jerusalems im Jahre 586 V. Chr. von Nebukadnezar zum Statthalter von Juda ernannt. |
( Jer 27-28 ) ( Jer 27 ) (1) An die Botschafter ( Jer 27,1-11 ) Die in Kapitel 27 geschilderten Ereignisse fanden im Anfang der Herrschaft Zedekias statt. Diese Aussage ist textkritisch schwierig. In den meisten hebräischen Manuskripten steht hier "Jojakim" statt "Zedekia". Inhaltliche Erwägungen deuten jedoch darauf hin, daß dieses Kapitel während der Zeit Zedekias geschrieben wurde. Er wird in den Versen 3.12 "König von Juda" genannt, und Jer 28,1 zeigt, daß die Weissagung in Kapitel 27 während seiner Regierungszeit erging. Warum also steht in den meisten hebräischen Manuskripten in diesem Vers "Jojakim"? Ohne Zweifel geht diese Lesart auf den Abschreibefehler eines späteren Kopisten zurück. Vielleicht hat der Abschreiber versehentlich Jer 26,1 hier eingefügt. Wenn dies so ist, dann enthält die Septuaginta (in der Jer 27,1 fehlt) die ursprüngliche Lesart. Oder ein Schreiber hat den Namen bewußt umgeändert, um eine Übereinstimmung mit Jer 26,1 herzustellen. Gott ließ Jeremia ein Joch anfertigen, wie es benutzt wurde, um Ochsen zusammenzuspannen, und es auf seinen Nacken legen. Dann sollte er eine Botschaft an die Boten schicken, die sich in Jerusalem aufhielten, um mit Zedekia zusammenzutreffen. Diese Boten kamen aus Edom, Moab und dem Ammoniterland im Osten Judas sowie von Tyrus und Sidon , zwei phönizischen Städten im Norden. Warum befanden sie sich in Jerusalem? Wahrscheinlich waren sie hier zusammengekommen, um über die Möglichkeit zu verhandeln, sich zu einem Bündnis gegen Babylon zusammenzuschließen. Dieses Treffen fand irgendwann zwischen Mai und August 593 V. Chr. statt (vgl. Jer 28,1 ). Die babylonischen Berichte erwähnen eine Revolte in Babylon, die etwa ein Jahr früher stattgefunden hatte. Offensichtlich mußte sich König Nebukadnezar gegen eine innere Verschwörung verteidigen. Eine solche Unruhe in Babylon selbst ermutigte sicher auch die Vasallenstaaten, ihre Chancen für eine Befreiung aus dem Joch der babylonischen Herrschaft zu prüfen. Jeremias öffentliche Verkündigung zerschlug jede Hoffnung der Botschafter, ihr Treffen vielleicht geheimhalten zu können. Gott sagte, daß er die Erde und alles Leben auf ihr gemacht habe. Er könne sie geben, wem er wolle. Und Gott hatte Nebukadnezar, den König von Babel , ausgewählt, um durch ihn die Völker zu unterwerfen; alle Völker würden, so verkündigte Gott, Babylon dienen, bis dessen Zeit des Gerichtes gekommen sei. Erst dann würden andere in der Lage sein, Babylon zu unterjochen. |
Weil Nebukadnezars göttliche Bestimmung eindeutig war, warnte Jeremia die Botschafter vor einer Rebellion. Jedes Volk, das sich weigerte, seinen Nacken unter Babylons Joch zu beugen, würde mit Schwert, Hunger und Pest von Gott gestraft werden (vgl. V. 13 und die Anmerkungen zu Jer 14,12 ). Wir finden hier die erste von insgesamt drei Warnungen Jeremias in Kapitel 27 , nicht auf die falschen Propheten zu hören (vgl. V. 14.16 ). Weil er in den Versen 8 - 11 die Abgesandten der heidnischen Völker ansprach, warnte er auch vor deren Methoden der Wahrsagerei, mit denen sie versuchten, eine Antwort zu erhalten. (Zu dem Wort Wahrsager vgl. Jer 29,8 und die Anmerkungen zu qAsam in 5Mo 18,10 .) Diese falschen religiösen Lehrer verkündigten Lügen, wenn sie für eine Rebellion gegen Babylon Erfolg verhießen, denn Gott hatte geschworen, jedes rebellierende Volk zu vernichten. Nur die Völker, die sich der Autorität Babels unterordneten, würden in ihren eigenen Ländern bleiben. |
(2) An Zedekia (
Jer 27,12-15 )
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(3) An die Priester und das Volk (
Jer 27,16-22 )
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( Jer 28 ) (1) Jeremias Streit mit Hanaja ( Jer 28,1-11 ) Kapitel 28 schließt in chronologischer Hinsicht an Kapitel 27 an. Der genaue Zeitpunkt der Weissagung ist nicht angegeben (vgl. Jer 27,1 ), wohl aber für die Entgegnung seines Widersachers. Es war im fünften Monat des vierten Jahrs König Zedekias , also im August-September 593 V. Chr. Jeremia hielt dieses Datum fest, weil es für die Dinge, die später geschehen sollten (vgl. Jer 28,17 ), wichtig war. Hananja, der Sohn Asurs , sprach öffentlich gegen die Weissagung Jeremias. Vielleicht war Hananja ein Bruder von "Jaasanja, dem Sohn Asurs", über den Hesekiel spricht ( Hes 11,1-3 ). Hananja kam aus Gibeon , einer etwa 9 Kilometer nordwestlich von Jerusalem gelegenen Ortschaft. Gibeon gehörte zu jenen Städten, die Josua den Priestern zugesprochen hatte (vgl. Jos 21,17-18 ). Hananja stammte also vielleicht, ebenso wie Jeremia, aus einer priesterlichen Familie. Hananjas Botschaft war direkt gegen Jeremias Weissagung gerichtet. Er verkündete, daß Gott verheißen habe, das Joch der babylonischen Unterdrückung zu zerbrechen. Er forderte Juda und die anderen Völker also auf, gegen Babylon zu rebellieren, statt zu kapitulieren (vgl. Jer 27,2.8.11-12.17 ). Hananja verhieß, daß diese Rebellion von einer Erneuerung des Volkes begleitet sein werde. Bevor zwei Jahre um waren, so sagte er, würde Gott Juda alle Geräte des Hauses des Herrn wieder zurückbringen (vgl. Jer 27,16-22 ). Dies würde durch Jechonja und die anderen Weggeführten geschehen, wenn sie von Babylon zurückkehrten. |
Zwei Propheten behaupteten also Entgegengesetzes, und beide erklärten, daß sie ihre Botschaft von Gott erhalten hätten. Zwar wünschte Jeremia, der Herr möge das Wort Hananjas bestätigen, aber dennoch war Hananjas Weissagung falsch. Maßgeblich für die Beurteilung eines Propheten war letztlich, ob sich seine Prophezeiungen erfüllten oder nicht. Ein Prophet war nur dann wirklich von Gott gesandt, wenn sein Wort erfüllt wurde (vgl. 5Mo 18,20-22 ). In Zukunft würde es sich erweisen, ob Jeremia oder Hananja der falsche Prophet gewesen war. Als wollte er die Menschen von der Wahrheit seiner Botschaft überzeugen, nahm Hananja das Joch vom Nakken Jeremias und zerbrach es. Dies sollte seine Weissagung verdeutlichen: daß Gott das Joch Nebukadnezars, ehe zwei Jahre um waren, zerbrechen würde . Jeremia stellte sich nicht gegen diese öffentliche Beleidigung durch Hananja, sondern ging seines Weges . |
(2) Jeremias Botschaft an Hananja (
Jer 28,12-17 )
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Nachdem Jeremia so auf die Weissagungen Hananjas geantwortet hatte (V. 12 - 14 ), stellte er nun dessen Glaubwürdigkeit als Prophet öffentlich in Frage. Gott hatte Hananja nicht als seinen Sprecher gesandt. Vielmehr hatte Hananja durch seine wohlformulierten Worte das Volk von Juda dazu überredet, sich auf Lügen zu verlassen. Gott würde Hananja dafür strafen (und so zeigen, daß Jeremia der wahre Prophet war), indem er ihn vom Erdboden wegnahm. Sein Tod würde ihn als falschen Propheten entlarven. Um den göttlichen Ursprung dieser Gerichtsandrohung zu zeigen, verkündete Jeremia, daß der Tod jenen noch in diesem Jahr ergreifen werde. Es war ja bereits der fünfte Monat ( Jer 28,1 ). Hananja würde also innerhalb der nächsten sieben Monate sterben. Hier finden wir den Grund, weshalb Jeremia in Vers 1 so großen Wert darauf gelegt hatte, das genaue Datum niederzuschreiben. Gott erfüllte sein Wort, und im siebenten Monat - knapp zwei Monate nach der Weissagung Jeremias - starb Hananja. Gott bestätigte seinen wahren Propheten Jeremia und richtete den falschen Propheten Hananja. |
( Jer 29 ) ( 29,1 - 23 ) (1) Die Einleitung ( Jer 29,1-3 ) Jeremia fügte nun die Worte des Briefes ein, den er an jene gesandt hatte, die von Jerusalem nach Babel weggeführt worden waren. Diese Wegführung hatte sich zugetragen, nachdem König Jechonja und die Königinmutter ihres Amtes enthoben worden waren (vgl. 2Kö 24,8-17;Jer 13,18; 22,24-27; Dan 1,1-2 ). Sie erfolgte im Jahre 597 V. Chr. Jeremia muß seinen Brief also nach diesem Zeitpunkt geschrieben haben. |
(2) Eine lange Zeit der Gefangenschaft wird
angekündigt (
Jer 29,4-14 )
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Die Rückführung der Weggeführten nach Juda würde erst erfolgen, wenn Gottes siebzig Jahre des Gerichtes voll waren (vgl. Jer 25,11-12 ). Dann würde Gott sein gnädiges Wort erfüllen und die Weggeführten wieder in ihr Land bringen. Die siebzigjährige Gefangenschaft war ein Teil des Planes Gottes. Juda sollte wieder Zukunft und Hoffnung bekommen. Das Gericht würde die Weggeführten dazu bringen, Gott von ganzem Herzen zu suchen (vgl. Dan 9,2-3.15-19 ). Wenn sie wieder zu ihrem Gott umgekehrt wären, würde er sie aus allen Völkern, wohin sie verstoßen worden waren, wieder sammeln und in ihr Land zurückführen. Der eigentliche Zweck der Gefangenschaft war, Israel wieder zu seinem Gott zurückzubringen (vgl. 5Mo 30,1-10 ). |
(3) Die Warnung gegen die falschen Propheten (
Jer 29,15-23 )
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Jeremia griff zwei Männer heraus, die offenbar zur Führungsschicht jener falschen Propheten in Babylon gehörten: Ahab, den Sohn Kolajas und Zedekia, den Sohn Maasejas . Über diese beiden Männer wissen wir nichts, außer daß sie offensichtlich Lügen weissagten (V. 21 ) und Ehebruch trieben mit den Frauen ihrer Nächsten (V. 23 ). Diese unverschämten Lügen und dieses sündige Tun sollten nicht unbestraft bleiben. Gott würde diese falschen Propheten richten, indem er sie Nebukadnezar übergab. Offenbar sagten sie den Fall Nebukadnezars und Babylons voraus (vgl. Jer 28,2 ). Nebukadnezar würde diese verräterischen Aussagen hören. Er würde sie totschlagen lassen vor den Augen der Weggeführten, um diesen eine deutliche Lektion darüber zu erteilen, welche Gefahr ein Widerstand gegen ihn mit sich bringen würde. Sie würden getötet, indem sie im Feuer verbrannt ( qAlCh ; wörtl.: "rösten") würden, eine Form der Strafe, die in Babylon häufig angewandt wurde (vgl. Dan 3,6.11.15.17.19-23 ). Ihr Tod im Feuer würde der Ursprung eines Fluches sein, den die Weggeführten aussprechen würden. Dieser Fluch entstand vermutlich aufgrund eines Wortspieles, denn das Wort für "Fluch" ( q+=lAlCh ) ist dem für "rösten" ( qAlCh ) ähnlich. |
( 29,24 - 32 ) (2) Der Bericht über den Brief Schemajas nach Jerusalem ( Jer 29,24-29 ) Die Reihenfolge der Ereignisse ist hier nicht klar. Offenbar hatte ein anderer Prophet in Babylon, Schemaja, nach dem ersten Brief Jeremias an die Weggeführten (V. 1 - 23 ) an die Führer in Jerusalem geschrieben und sie aufgefordert, Jeremia zu bestrafen (V. 25 - 28 ). Dieser Brief wurde jedoch Jeremia vorgelesen (V. 29 ), der dann einen zweiten Brief an die Weggeführten schrieb. In diesem Brief zitierte er den Brief Schemajas (V. 24 - 28 ) und verkündete Gottes Gerichtswort gegen den falschen Propheten (V. 29 - 32 ). Schemaja schickte unter seinem Namen Briefe an Zefanja, den Sohn Maasejas , der zum Priester bestellt worden war als Aufseher im Tempel. Dieser Zefanja war vielleicht sogar ein Bruder des falschen Propheten Zedekia, der sich in Babylon befand (vorausgesetzt, der Name Maaseja bezieht sich auf denselben Mann; vgl. V. 21 ). Schemaja forderte Zefanja als Aufseher des Tempelbezirkes auf, alle Wahnsinnigen und Weissager (hier meinte er Jeremia) in Block und Eisen zu legen (vgl. Jer 20,1-3 ). Schemaja war aufgebracht darüber, daß Zefanja Jeremia noch nicht dafür gestraft hatte, daß dieser sich als Prophet ausgegeben hatte. Als Beweis dafür, daß Jeremia bestraft werden müsse, zitierte er den Inhalt des ersten Briefes Jeremias an die Weggeführten in Babylon. Aber statt nun Jeremia anzugreifen, las Zefanja ihm den Brief Schemajas vor. Offenbar hatte Zefanja zu diesem Zeitpunkt Jeremias Autorität als Prophet erkannt. Später befragte er Jeremia zweimal im Auftrag König Zedekias (vgl. Jer 21,1; 37,3 ). Zefanja wurde nach dem Untergang Jerusalems gefangengenommen und durch Nebukadnezar getötet ( Jer 52,24-27 ). |
(2) Die Verurteilung von Schemaja (
Jer 29,30-32 )
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( Jer 30-33 ) Gott hatte Juda das Gericht angedroht, weil es ungehorsam war, aber das Volk wollte seine Wege nicht ändern. Nun war alles vorbereitet für den letzten Akt der Geschichte Judas als Volk. Aber bevor diese traurige Szene des Leides ausgebreitet wurde, fügte Jeremia "das Buch des Trostes" ein, eine Sammlung von Weissagungen, die Hoffnung in Zeiten der Verzweiflung verkündeten. Diese Weissagungen schauten weit über Judas bevorstehenden Zusammenbruch hinaus und wiesen hin auf ein neues Zeitalter, in dem Israel und Juda wieder als Volk in ihr Land und zu ihrem Gott zurückkehren würden. ( Jer 30-31 ) ( 30,1 - 11 ) (1) Das Volk wird in sein Land zurückkehren ( Jer 30,1-3 ) Der Herr sagte Jeremia, daß er seine Verheißungen des Trostes in ein Buch schreiben solle, damit sie die Weggeführten nach dem Fall Jerusalems lesen könnten. Dieses Buch sollte die Hoffnung verkünden, daß die Zeit (wörtlich: "die Tage") käme, da Gott sein Volk wieder in das Land bringen würde. Es ist bedeutsam, daß Jeremia von "den Tagen" sprach, denn er beschrieb damit zwei verschiedene Zeitperioden. Der erste "Tag", auf den Jeremia hinwies, war ein Tag der Zerstörung, an dem Gott Juda für seine Sünde richten würde (vgl. Jer 5,18; Jer 7,32; Jer 9,25; Jer 19,6 ). Dieser Tag hatte sich erfüllt, als Juda von Babylon erobert wurde. Mit dem zweiten "Tag" jedoch, von dem Jeremia sprach, war die Zeit der Wiederherstellung gemeint, in der Gott mit den Völkern Judas und Israels eine neue Beziehung eingehen und mit den heidnischen Völkern abrechnen würde (vgl. Jer 3,16.18; 16,14; 23,5.7.20; 30,3.24; 31,27.29.31.33.38; 33,14-16; 48,12.47; 49,2.39; 50,4.20; 51,47.52 ). Dieser "Tag" hat eine eschatologische Dimension. Es ist der Tag, an dem Gott die Verheißung der Wiederherstellung erfüllen wird, die er in 5Mo 30,1-10 gegeben hat. Wie bei allen prophetischen Verkündigungen muß natürlich auch hier das Prinzip der "Verkürzung" beachtet werden. Obwohl Jeremia alle seine Weissagungen als eine kontinuierliche Folge von Ereignissen betrachtete, wurden sie über einen langen Zeitraum hin erfüllt und immer wieder durch bestimmte Zeitintervalle unterbrochen. So finden wir z. B. Weissagungen über den leidenden und den herrschenden Messias nebeneinander, obwohl sie sich auf zwei verschiedene Ereignisse beziehen (vgl. z. B. Jes 9,5-6; 61,1-2 ). Ebenso folgt die Beschreibung der Wiederherstellung Judas nach der babylonischen Gefangenschaft und die der noch in der Zukunft liegenden Wiederherstellung Judas an einigen Stellen unmittelbar aufeinander. Bei der Auslegung dieser Stellen, an denen Jeremia über "die kommenden Tage" spricht, sollte man also sehr behutsam vorgehen. Gottes erste Verheißung war, das Volk von Israel und Juda aus der Gefangenschaft zurückzubringen . Gott versprach, es in das Land zu führen, das er ihm gegeben hatte (vgl. 5Mo 30,3-5 ). Die Verheißung der Wiederherstellung sowohl des Nordreiches als auch des Südreiches, die dieses Kapitel einleitet, sollte jenen Hoffnung geben, die schon bald aus ihrem Land weggeführt würden. |
(2) Das Unglück des Volkes (
Jer 30,4-7 )
Von welcher "Zeit der Angst" sprach Jeremia hier? Manche Ausleger beziehen dies auf die bevorstehende Eroberung Judas durch die Babylonier oder auf die spätere Eroberung Babylons durch das Medo-Persische Reich. In beiden Fällen aber war das Nordreich Israel nicht betroffen. Es war ja bereits in die Gefangenschaft geführt worden (722 V. Chr.). Viel wahrscheinlicher ist, daß Jeremia hier von der noch nie dagewesenen Trübsal sprach, die der Überrest Israels und Judas in Zukunft erleben würde ( Dan 9,27;12,1; Mt 24,15-22 ). Diese Zeit der Trübsal wird erst dann enden, wenn Christus wiederkommt, um seine Auserwählten zu sammeln ( Röm 11,26 ) und sein Königreich zu errichten ( Mt 24,30-31; 25,31-46; Offb 19,11-21; 20,4-6 ). |
(3) Die Befreiung durch den Herrn (
Jer 30,8-11 )
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Gottes Verheißung der Wiederherstellung sollte Israel Hoffnung geben. Israel sollte sich nicht fürchten und sich nicht entsetzen, denn Gott versprach, es zu erretten aus fernen Landen . Kein Land würde für Gott zu weit entfernt sein, als daß er sein Volk nicht erreichen und es retten könnte. Wenn er es in sein Land zurückbrachte, dann würde es Frieden und Sicherheit haben, wie es sie zur Zeit Jeremias nicht gab (vgl. Jer 8,11 ). Gott würde mit allen Völkern ein Ende machen , unter die Israel und Juda zerstreut waren. Zwar würde er Israel und Juda züchtigen, aber, so versprach er, er würde mit ihnen kein Ende machen. Jedes seiner Gerichte würde mit Maßen ausgeführt werden (vgl. Jer 10,24; 46,28 ), so daß Gottes Bestrafung für sein auserwähltes Volk nicht allzu hart sein würde. |
( 30,12 - 17 ) (1) Israels Sünde verursachte ihm Wunden ( Jer 30,12-15 ) Israels Zustand war kritisch. Seine Wunden schienen unheilbar zu sein (vgl. die Anmerkungen zu Jer 6,14 ), und es gab niemanden, der es heilen konnte. Die Liebhaber , auf die das Volk solch große Hoffnung gesetzt hatte, hatten es vergessen. Selbst Gott hatte es geschlagen wie einen Feind und wegen seiner Schuld bestraft. |
(2) Gott wird Israels Wunden heilen (
Jer 30,16-17 )
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( 30,18 - 22 ) Was wird also nach der Wiederkunft Christi geschehen? Gottes Eingreifen wird zu einer physischen Erneuerung führen. (Daß das Geschick Judas gewendet wird, finden wir auch in Jer 32,44; 33,11.26 ; vgl. 5Mo 30,3 .) Die Stadt Jerusalem soll wieder auf ihre Hügel gebaut werden , wozu auch die Burg des Königs zählt. Der Lob- und Freudengesang , der durch Babylon zum Verstummen gebracht worden war (vgl. Jer 7,34; 16,19; 25,10 ), wird wieder in der Stadt zu hören sein, und Gott wird Juda zahlenmäßig wachsen lassen (vgl. 5Mo 30,5 ). Das Volk wird sicher und vor Gott fest gegründet sein, und er wird jeden heimsuchen, der versucht, es zu bedrängen. Der Fürst von Israel wird wieder aus der Mitte des Volkes kommen, statt aus dem Ausland zu stammen (vgl. Jer 30,9 ). Dieser Herrscher soll Gott nahen, wenn er ihn in seinen Dienst nimmt. Erst dann, wenn die Stadt, ihre Einwohner und ihr Fürst von Gott wiederhergestellt sein werden, wird Israel wirklich Gottes Volk und er Israels Gott sein. Von diesem idealen Verhältnis zwischen Israel und seinem Gott wird an vielen Stellen des Alten Testaments gesprochen (vgl. 3Mo 26,12; 5Mo 7,6; 26,16-19; Jer 7,23; 11,4; 24,7; 31,1.33; Hes 11,20; 14,11; 34,30; 36,28; 37,23.27; Hos 2,25; Sach 8,8; 13,9 ). Israel wird dann die Beziehung zu Gott haben, die Gott immer gewollt hat. |
( 30,23 - 31,1 ) Jeremia wiederholte noch einmal mit kleineren Veränderungen die Worte aus Jer 23,19-20 .Bevor Gottes Segen erlebt werden konnte, mußte Gott die Sünde richten. Sein Grimm würde über den Gottlosen niedergehen . Auch wenn diese Worte sich in Jer 23,19-20 auf die falschen Propheten beziehen, könnte es sein, daß Jeremia sie hier benutzte, um von Gottes Gericht über die gottlosen Völker zu sprechen, die Israel feindlich gegenüberstanden (vgl. Jer30,16-20 ). Gottes grimmiger Zorn , der über Juda ausgegossen worden war, würde nicht ablassen , bis er auch die anderen Völker der Erde erfaßt hatte. |
Dieser Vers darf nicht von der Aussage in Jer 30,23-24 getrennt werden. Er erklärt die Ergebnisse des Gerichtes Gottes über die Erde, dient aber auch als Einleitung für den nun folgenden Abschnitt über die nationale Erneuerung. Gott verhieß, daß er Israel zu sich zurückbringen werde, wenn er die Welt für ihre Sünden richtete. Die Menschen aller Geschlechter Israels , nicht nur der Stamm Juda, würden dann Gottes Volk sein (vgl. Jer 30,22 ). |
( 31,2 - 40 ) (1) Die nationale Erneuerung Israels ( Jer 31,2-22 ) Gott verhieß dem Nordreich, daß er es wiederherstellen werde. Diejenigen, die das Schwert (vermutlich die assyrische Zerstörung Israels) überlebt hatten, würden nun Gottes Gnade erfahren, wenn er sie zu einem neuen Exodus in die Wüste führte (vgl. Jer 16,14-15; Jer 23,7-8; Hos 2,16-17 ). Das Leid der langen Jahre ihrer Gefangenschaft würde enden, wenn Gott eingriff und dem Volk Israel Ruhe gab. Der Grund für Gottes Plan, dereinst sein Volk wiederherzustellen, waren seine ewige Liebe ( ?ahXBCh ), die er seinem Volk reichlich zuteil werden ließ (vgl. Hos 11,4; 14,1; Zeph 3,17 ), und seine liebevolle Güte ( HeseD ; vgl. Jer 9,23; 32,18; Kl 3,32; Dan 9,4 ). Gott hatte mit Abraham ( 1Mo 15,7-21 ) und dann mit dem ganzen Volk Israel ( 2Mo 19,3-8; 3Mo 26; 5Mo 28,1-30,10 ) einen Bund geschlossen, und er versprach, seinen Zusagen treu zu bleiben. Israel würde Gottes Segen erleben. Drei Bilder zeichnete Jeremia mit seinen Worten, um die Wiederherstellung Israels zu beschreiben. Erstens würde dies eine Zeit der erneuerten Freude sein. Israel würde wieder seine Tamburine schlagen und herausgehen zum Tanz . Die Zeit der Trauer würde enden, wenn die Gefangenschaft endete (vgl. Ps 137,1-4; Jer 16,8-9; Jer 25,10-11 ). Zweitens würde es eine Zeit des Friedens und Wohlstandes sein, wenn die Menschen ihre Weinberge an den Bergen Samarias pflanzen würden. Ohne äußere Bedrohungen würden sie ihre Früchte genießen können (vgl. 3Mo 26,16; 5Mo 28,33; Mi 4,4; Sach 3,9-10 ). Drittens würde es eine Zeit der erneuerten Hingabe an den Herrn sein. Die Wächter auf dem Gebirge Ephraim würden die Menschen aufrufen, hinaufzuziehen nach Zion, um dem Herrn zu dienen. |
Gottes Wiederherstellung Israels wird von Liedern der Freude und des Lobes wegen seiner Befreiung begleitet sein. Niemand wird zu weit entfernt sein, als daß der Herr ihn nicht wiederbringen könnte. Gott wird sein Volk sammeln von den Enden der Erde . Niemand wird für den Herrn zu unbedeutend sein. Gott wird auch Blinde und Lahme, Schwangere und junge Mütter wiederbringen. Wenn Gott diese Menschen in einem neuen Exodus nach Israel führt, dann wird er für alle ihre Bedürfnisse sorgen. Er wird die Menschen zu Wasserbächen führen (vgl. 2Mo 15,22-25; 4Mo 20,2-13; Ps 23,2 ), und sie werden auf ebenem Wege gehen, so daß sie nicht zu Fall kommen . Gott wird all dies tun, weil er ein besonderes Verhältnis zu Israel hat. Er ist Israels Vater ( 5Mo 32,6 ), und Ephraim (hiermit sind vor allem die nördlichen Stämme Israels gemeint) ist sein erstgeborener Sohn (vgl. 2Mo 4,22 ). Das Bild des Vater-Sohn-Verhältnisses soll Gottes tiefe Liebe zu seinem Volk zeigen (vgl. Hos 11,1.8 ). |
Israels Sammlung (wie die einer Schafherde; vgl. Jer 23,3; Mi 2,12; 5,4; 7,14 ) wird von einer Erneuerung der materiellen Segnungen Gottes begleitet sein. Die in das Land Zurückgeführten werden sich freuen über die Fülle der Ernte (vgl. Jer 31,5 ) und der Herden. Israels materieller Reichtum wird mit einem gut bewässerten Garten verglichen, der eine Fülle von Früchten hervorbringt (vgl. 5Mo 30,5.9 ). Diese Ausgießung des Segens wird Freude bringen und die Menschen trösten (vgl. Jer 31,4.7 ). |
Die Zukunftshoffnung des Volkes stand in krassem Gegensatz zu seiner damaligen Not. Aus Rama ertönte Klagegeschrei und bitteres Weinen . Jeremia sah Rahel weinen über ihre Kinder . Was wollte Jeremia mit diesem Bild aussagen? Rama war eine Stadt, die etwa acht Kilometer nördlich von Jerusalem lag, und Rahel war die Mutter Josefs und Benjamins. Josef wiederum war der Vater von Benjamin und Manasse, den beiden wichtigsten Stämmen des Nordreiches Israel. Jeremia sprach also vom Weinen der Frauen im Nordreich, die zusehen mußten, wie ihre Kinder im Jahre 722 V. Chr. in die Gefangenschaft geführt wurden. Jeremia könnte jedoch auch die Wegführung Judas im Jahre 586 V. Chr. im Auge gehabt haben, denn Rama war der Ausgangspunkt für die Deportation durch Nebukadnezar (vgl. Jer 40,1 ). Sehr wahrscheinlich weinten diese Frauen, weil sie ihre Kinder niemals wiedersehen würden. Aber während sie noch über ihre weggeführten Kinder klagten, schenkte Gott ihnen ein Wort des Trostes. Es gab ihnen Hoffnung für ihre Zukunft, denn ihre Söhne würden wieder in ihre Heimat kommen . Gott würde dies veranlassen. War die Ermordung der kleinen Kinder durch Herodes ( Mt 2,17-18 ) eine "Erfüllung" von Jer 31,15 ? Jeremia sprach von einer alttestamentlichen Wegführung von Kindern aus einer Stadt nördlich von Jerusalem. Matthäus nun benutzte diese Stelle, um die neutestamentliche Ermordung von Kindern in einer Stadt südlich von Jerusalem zu erläutern. Die Antwort auf diese Frage hängt mit dem Gebrauch des Wortes "erfüllt" ( plEroO ) zusammen. Matthäus benutzte dieses Wort zwar auch, um tatsächliche Erfüllungen einer alttestamentlichen Weissagung zu benennen (vgl. z. B. Mt 21,4-5 mit Sach 9,9 ), aber er verstand es auch in dem Sinne, daß das volle Maß von etwas erreicht war, das im Alten Testament bereits vorgezeichnet worden war (vgl. Mt 3,15; 5,17 ). In diesem letzteren Sinne besitzt das Wort "erfüllt" keine prophetische Bedeutung. Matthäus benutzte es in diesem Sinne, um den Mord in Bethlehem mit der Trauer in Rama zu verknüpfen. Durch Jer 31,15 wollte er die Traurigkeit der Mütter von Bethlehem deutlich machen. Der Schmerz jener Mütter von Rama, die zusehen mußten, wie ihre Söhne in die Gefangenschaft geführt wurden, erreichte sein volles Maß in den Schreien der Mütter von Bethlehem, die in ihren Armen die leblosen Körper ihrer kleinen Kinder hielten. Jeremia beendete diesen Abschnitt mit einem Seufzer der Buße, den Israel bei seiner Rückkehr in sein Land ausstoßen würde. Israel war abgewichen, aber es würde umkehren ( Jer 31,19 ). Wenn es zu Gott zurückkehrte, würde es zuschanden und schamrot sein wegen seiner Sünde. Gott aber würde seine große Güte gegen das abtrünnige, aber nun umgekehrte Volk zeigen (vgl. Hos 2,16-23 ). |
Gott rief die Gefangenen auf, während ihres Zuges nach Babylon überall Wegzeichen und Steinmale aufzurichten und sich die Straße zu merken, auf der sie gingen. Diese Informationen würden sie brauchen, wenn er sie befreite, damit sie wieder zu diesen Städten zurückkehren könnten. Diese Zeit der verheißenen Wiederbringung würde eine so große Bedeutung haben, daß es wäre, als würde Gott ein Neues im Lande schaffen . Dieses Neue wird sprichwörtlich ausgedrückt durch den Satz: Das Weib wird den Mann umgeben . Dies ist vermutlich der schwierigste Vers im ganzen Buch Jeremia. Eine der möglichen Erklärungen ist, daß eine Frau einen Mann suchen, um ihn werben würde. In jener Kultur war es undenkbar, daß eine Frau um einen Mann warb. Dies bedeutete also etwas äußerst Ungewöhnliches. Mit der Frau war Israel gemeint (V. 21 ). Sie war abtrünnig gewesen, aber in Zukunft würde sie ihren Gott suchen und darum bitten, mit ihm vereint zu sein. |
(2) Die nationale Wiederherstellung Judas (
Jer 31,23-26 )
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(3) Die Errichtung eines neuen Verhältnisses zu
Israel und Juda (
Jer 31,27-40 )
Dieses Handeln Gottes an seinem Volk würde ein Sprichwort widerlegen, das in den Tagen Jeremias sehr bekannt war (vgl. die Anmerkungen zu Hes 18,2-4 ). Diejenigen, die sich in Jeremias Tagen dem Gericht Gottes gegenübersahen, meinten, daß sie ungerechtfertigterweise für die Sünden ihrer Vorväter bestraft würden. Die Väter hatten saure Trauben gegessen , aber die Kinder mußten die Folgen tragen; ihre Zähne waren stumpf geworden . Dieses Sprichwort war falsch, denn es stellte Gott als ungerecht dar. Gottes Gerechtigkeit würde dafür sorgen, daß jeder Schuldige nur um seiner Schuld willen sterben würde. |
Neben dem neuen Anfang versprach Gott, einen neuen Bund mit seinem Volk zu schließen. Dieser neue Bund galt ausdrücklich für das Haus Israel (das Nordreich) und das Haus Juda (das Südreich). Er würde nicht wie der Bund sein, den Gott mit den Vätern Israels bei deren Auszug aus Ägypten geschlossen hatte, denn diesen Bund hatten die Menschen gebrochen (vgl. Jer 11,1-8 ). Der frühere Bund, auf den Gott sich bezog, war der mosaische Bund, der in 2. bis 5.Mose beschrieben wird. Zweimal hatte Gott darin eine Reihe von Bestrafungen oder "Flüchen" genannt, die über jene kommen würden, die dieses Gesetz brachen ( 3Mo 26; 5Mo 28 ). Das letzte der Gerichte würde eine physische Wegführung aus dem Land Israel sein. Mit der Zerstörung Jerusalems im Jahre 586 V. Chr. hatte sich dieser letzte "Fluch" erfüllt. Gott hatte den Menschen einen heiligen Maßstab für ihr Verhalten gegeben, aber wegen ihrer sündigen Herzen konnten sie diesem Maßstab nicht gerecht werden. Eine Veränderung war notwendig. Gottes neuer Bund würde zu einer Verinnerlichung seines Gesetzes führen. Er würde sein Gesetz in ihr Herz und in ihren Sinn schreiben , nicht nur auf steinerne Tafeln ( 2Mo 34,1 ). Es würde dann nicht mehr nötig sein, die Menschen zu ermahnen, den Herrn zu erkennen, denn sie würden ihn alle erkennen (vgl. Jes 11,9; Hab 2,14 ). Gottes neuer Bund würde Israel die innere Fähigkeit geben, seinem Maßstab der Gerechtigkeit zu entsprechen und so seinen Segen zu erfahren. Hesekiel zeigte, daß diese Veränderung dadurch zustandekommen würde, daß Gott seinen Heiligen Geist über jene Gläubigen brachte (vgl. Hes 36,24-32 ). Zur Zeit des Alten Testamentes wohnte der Heilige Geist nicht in allen Gläubigen. Ein entscheidender Aspekt des Neuen Bundes sollte also die Innewohnung des Heiligen Geistes in allen Gläubigen sein (vgl. Joe 2,28-32 ). Ein zweiter Aspekt des neuen Bundes würde Gottes Umgang mit der Sünde sein. Die Sünden der Menschen führten zu den Flüchen des Alten Bundes. Ein Bestandteil des Neuen Bundes dagegen sollte sein, daß Gott den Israeliten ihre Missetat vergeben und an ihre Sünde nimmermehr gedenken würde. Wie aber konnte ein heiliger Gott über die Sünde hinwegsehen? Die Antwort darauf lautet, daß Gott die Sünde nicht "übersah" - die Strafe für die Sünde wurde vielmehr durch einen Stellvertreter bezahlt (vgl. Jes 53,4-6 ). Bei der Einsetzung des Abendmahles verkündete Jesus, daß der neue Bund durch das Vergießen seines Blutes eingesetzt werde (vgl. Mt 26,27-28; Lk 22,20 ). Die Vergebung der Sünde war nur deshalb ein Teil des neuen Bundes, weil Gott einen Stellvertreter schickte, der die Strafe für die Sünde der Menschen trug. Um die Beständigkeit Israels aufgrund des neuen Bundes zu unterstreichen, verglich Jeremia dessen Existenz mit der des Himmels und der Erde. So wie Gott die Sonne eingesetzt hatte, um am Tage zu scheinen, und den Mond und die Sterne der Nacht gegeben hatte (vgl. 1Mo 1,14-19 ), so hatte er Israel zu seinem auserwählten Volk berufen. Um Israel dazu zu bringen, aufzuhören, ein Volk zu sein vor Gott, wäre eine Kraftanstrengung nötig, als wollte man diese Ordnungen der Natur ins Wanken bringen. Die gleiche Macht, durch die Gott das Universum schuf, hat auch Israel als Volk erhalten. Während der gesamten Geschichte haben Menschen vergeblich versucht, Israel zu zerstören. Aber es ist ihnen nicht gelungen - und wird ihnen nie gelingen. Welchen Platz hat die Gemeinde in diesem neuen Bund? Ist dieser Bund heute in der Gemeinde erfüllt? Der neue Bund wird seine letzte Erfüllung während des Tausendjährigen Reiches finden, wenn Israel zu seinem Gott zurückkehren wird. Der neue Bund wurde ebenso mit Israel geschlossen ( Jer 31,31.33 ) wie der mosaische Bund (V. 32 ). Eines der Schlüsselelemente dieses neuen Bundes ist die Bewahrung Israels als Volk (V. 35 - 37 ). Aber wenn auch die letzte Erfüllung dieses Bundes noch auf die Errichtung der tausendjährigen Herrschaft Christi wartet, hat doch die Gemeinde bereits heute an einigen Segnungen dieses Bundes teil. Dieser Bund wurde durch den Tod Christi eingesetzt ( Mt 26,27-28; Lk 22,20 ), und die Gemeinde nimmt durch ihre Einheit mit Christus an vielen der Segnungen teil, die Israel versprochen worden sind (vgl. Röm 11,11-27; Eph 2,11-22 ). Sie gehört in diesen neuen Bund hinein ( 2Kor 3,6; Hebr 8,6-13; 9,15; 15,22-24 ). Aber wenn auch die Gemeinde am neuen Bund teilhat, so bedeutet dies noch nicht die eigentliche Erfüllung der Verheißungen Gottes. Obwohl die Gläubigen heute die geistlichen Segnungen des neuen Bundes erfahren (Vergebung der Sünden und Innewohnung des Heiligen Geistes), heißt dies nicht , daß Israel nicht eines Tages die geistlichen und die physischen Segnungen erfahren wird. Vorher muß jedoch der Tag kommen, an dem Israel seine Sünde erkennen, zum Messias umkehren und bei ihm Vergebung suchen wird ( Sach 12,10-13,1 ). Einige Ausleger vertreten eine etwas andere Auffassung. Sie sehen einen Bund (den Bund der Gnade), den Gott im Tausendjährigen Reich auf Israel anwenden wird und der heute für die Gemeinde gilt. In beiden Fällen wurde der neue Bund durch das Blut Christi möglich gemacht. |
Der dritte Aspekt des neuen Verhältnisses zu Gott sollte die Errichtung einer neuen Stadt für sein Volk sein. Jerusalem, die Stadt, die Gottes Verhältnis zu seinem Volk symbolisierte, wurde durch Babylon zerstört. Aber noch vor diesem Ereignis verhieß Gott, daß die Stadt wieder aufgebaut werden würde. Der Turm Hananel war die nordöstliche Ecke der Stadt (vgl. Neh 3,1; 12,39; Sach 14,10 ), während das Ecktor vermutlich im Nordwesten zu finden war (vgl. 2Kö 14,13; 2Chr 26,9; Sach 14,10 ). Die Nordmauer würde also wieder aufgerichtet werden. Wo der Hügel Gareb und Goa zu suchen sind, ist unbekannt. Aber da Jer 31,38 die nördliche Grenze und Vers 40 die südliche und östliche Grenze beschreibt, könnten Gareb und Goa Eckpunkte der westlichen Grenze der Stadt gewesen sein. Vielleicht bezieht sich "Gareb" auf den Hügel im Westen des Tyropeon-Tales, der heute als Berg Zion bekannt ist. Die südwestliche und südliche Grenze wird das Tal sein, in das Leichen und Asche geworfen wurden. Diese Grenze würde sich bis zu der Ecke am Roßtor im südöstlichen Winkel der Stadt hinziehen, wo das Kidrontal und das Tal Hinnom zusammenliefen. Zwei charakteristische Eigenschaften der neuen Stadt nannte Gott. Erstens würde sie dem HERRN heilig sein (vgl. Sach 14,20-21 ). Die Stadt und ihre Einwohner würden Gott gehören, der in ihrer Mitte wohnte ( Hes 48,35 ). Zweitens würde sie nie wieder eingerissen und abgebrochen werden. In dieser neuen Stadt würden Krieg und Elend keinen Platz haben. Diese Verse haben sich nicht erfüllt, als die babylonische Gefangenschaft zu Ende ging. Die nachexilische Zeit ließ sehr deutlich erkennen, daß Heiligkeit nicht das Hauptmerkmal der Menschen in Jerusalem und Juda war (vgl. Mal 1,6-14 ), und so wurde die Stadt im Jahre 70 n. Chr. erneut zerstört, diesmal von den Römern. Die Verheißungen in Jer 31,31-40 werden erst im Tausendjährigen Reich ihre Erfüllung finden. |
( Jer 32 ) ( 32,1 - 12 ) (1) Die Umstände ( Jer 32,1-5 ) Jeremia beschrieb den zeitlichen Hintergrund, vor dem seine Weissagung gegeben wurde, weil dieser für die Botschaft selbst von Bedeutung war. Es war im zehnten Jahr Zedekias , welches auch das achtzehnte Jahr Nebukadnezars war. Das zehnte Jahr Zedekias endete am 17. Oktober 587 V. Chr. (wenn man den jüdischen Tischri-Tischri Kalender zugrundelegt), während das achtzehnte Jahr Nebukadnezars am 23. April 587 V. Chr. begann (nach dem babylonischen Nisan-Nisan Kalender). Die Weissagung erging also irgendwann zwischen dem 23. April und dem 17. Oktober 587 V. Chr. Während dieser Zeit belagerte das Heer von Babel Jerusalem - ein Aufstand, der vom 15. Januar 588 bis zum 18. Juli 586 V. Chr. andauerte - und Jeremia stand unter Arrest. Er war gefangen im Wachthof des Palastes. |
Hier nun wird der Grund für diese Gefangenschaft Jeremias berichtet. Er war von Zedekia gefangengenommen worden, weil seine Weissagungen angeblich einen "verräterischen" Charakter hatten. Jeremia hatte vorausgesagt, daß Nebukadnezar Jerusalem und den König von Juda gefangennehmen werde. Zedekia werde in die Hände von Nebukadnezar gegeben und nach Babel gebracht werden. Von dem, was er gegen die Babylonier unternähme, werde nichts gelingen. Diese Aussagen Jeremias gefielen natürlich denen nicht, die gegen den Ansturm der Babylonier auszuhalten suchten. |
(2) Der Landkauf (
Jer 32,6-12 )
Als Hanamel schließlich kam, kaufte Jeremia den Acker für siebzehn Lot Silber (etwa 200 Gramm). Dies war eigentlich ein sehr niedriger Preis für ein Stück Land (vgl. 1Mo 23,12-16 ). Aber wir kennen die Größe des Ackers nicht, und er stand ja auch seinem Käufer zu dieser Zeit überhaupt nicht zur Verfügung. |
Den gesetzlichen Bestimmungen jener Zeit entsprechend schrieb und versiegelte Jeremia den Kaufbrief und ließ ihn durch Zeugen bestätigen, bevor er Hanamel bezahlte. Zwei Ausfertigungen des Kaufvertrages gab es. Das Original wurde versiegelt , indem man ein Stück Schnur darum band und dann in einen Tonklumpen, der auf diese Schnur gelegt wurde, das offizielle Siegel Jeremias eindrückte. Die Abschrift blieb unversiegelt, damit man sie später einsehen konnte. Beide Ausfertigungen des Kaufbriefes übergab Jeremia Baruch , seinem Schreiber und Freund (vgl. Jer 36,4.8.26 ). |
( 32,13 - 15 ) Jeremia wies Baruch an, beide Dokumente zur Aufbewahrung in ein irdenes Gefäß zu legen . Die Dokumente sollten nach Möglichkeit lange erhalten bleiben , denn es würde viele Jahre dauern, bevor die Menschen wieder aus der Gefangenschaft zurückkehren und ihr Land beanspruchen könnten. Das eigentliche Ziel Jeremias bei diesem Landkauf und der Aufbewahrung der Kaufbriefe aber war, deutlich werden zu lassen, daß eine Zeit käme, in der das Volk Israel in seinem Lande wieder Häuser, Äcker und Weinberge kaufen würde. |
( 32,16 - 25 ) (1) Sein Lob der Größe Gottes ( Jer 32,16-23 ) Jeremia begann sein Gebet, indem er von der unvergleichlichen Größe und Majestät des Wesens Gottes sprach. Die Schöpfung von Himmel und Erde beweist, daß kein Ding vor ihm unmöglich ist (vgl. V. 27 ). Er ist allmächtig, und er ist auch der Gott der Liebe und Gerechtigkeit. Er zeigt seine Gnade ( HeseD ; vgl. Jer 9,24; 31,3 ) vielen, aber er bestraft auch die Sünde (vgl. 2Mo 20,5; 34,7; 4Mo 14,18; 5Mo 5,9-10 ). Aufgrund seiner Allwissenheit kennt Gott alle Wege der Menschen . Nichts entgeht seiner Aufmerksamkeit. Deshalb kann er auch einem jeden nach der Frucht seines Tuns geben . |
Gottes Wesen wurde auch durch seine Taten im Verlauf der Geschichte Israels offenbar. Von der Zeit des Exodus an waren Gottes Zeichen und Wunder (vgl. 5Mo 4,34; 26,8; 29,3; 34,11 ) beständig für Israel geschehen. Gott hatte seine treue Liebe bewiesen, als er Israel aus Ägyptenland geführt und ihm das Land gegeben hatte, das er ihm verheißen hatte. Aber nachdem Israel das Land in Besitz genommen hatte, wollte es Gottes Gesetz nicht mehr folgen. Es brach den Bund mit ihm. Gott mußte seine Macht und Gerechtigkeit zeigen, indem er dem Volk das Unheil seines Fluches (zu dem auch feindliche Invasionen und die Wegführung in fremde Länder gehörten) widerfahren ließ (vgl. 3Mo 26,14-39; 5Mo 28,15-68 ). |
(2) Sein Erstaunen über Gottes Verheißung (
Jer 32,24-25 )
Babylons Belagerungsrampen waren bereits gegen Jerusalem aufgerichtet, und das Schicksal der Stadt war besiegelt. Jerusalem würde in die Hände der Chaldäer (d. h. der Babylonier) gegeben werden. (Zu Schwert, Hunger und Pest vgl. Vers 36 und die Anmerkungen zu Jer 14,12 .) Alles, was Gott durch seine Propheten vorausgesagt hatte, war geschehen. Aber jetzt, als die babylonische Armee bereitstand, um Jerusalem in Schutt und Asche zu legen, ließ Gott Jeremia einen Acker kaufen, der bereits im babylonischen Herrschaftsgebiet lag ( Jer 32,6-12 ). Jeremia verstand nicht, wie Gottes verheißene Wiederherstellung mit Judas derzeitiger Notlage zu vereinbaren war. |
( 32,26 - 44 ) (1) Die Stadt wird vernichtet werden ( Jer 32,26-35 ) Gott antwortete Jeremia, indem er ihn zunächst an sein Wesen erinnerte. Wie Jeremia bereits erkannt hatte, war nichts unmöglich für Gott (vgl. V. 17 ). Jeremia konnte sich auf Gottes Wort auch dann noch verlassen, wenn er nicht verstand, auf welche Weise es Wirklichkeit werden konnte. Nebukadnezar würde tatsächlich Jerusalem zerstören. Er würde es in Brand stecken und verbrennen (vgl. Jer 21,10; 34,2.22; 37,8.10; 38,18.23 ), weil die Menschen Götzendienst betrieben hatten (vgl. Jer 19,13 ). |
Bosheit hatte Israel und Juda von ihrer Jugend auf charakterisiert - sie war ein uraltes Problem. Die Israeliten hatten Gott durch ihre gottlosen Taten herausgefordert. Geistlich hatten sie Gott den Rücken zugekehrt und es abgelehnt, zu hören oder sich zu bessern. Der Tempel war mit greulichen Götzen verunreinigt (vgl. Jer 7,30; Hes 8,3-16 ), und das Tal Ben-Hinnom war zu einem Schlachthaus geworden, wo die Menschen ihre Söhne und Töchter (vgl. die Anmerkungen zu Jer 7,31-32; 19,5-6 ) dem Moloch opferten. Gott würde Jerusalem wegen seiner Sünde zerstören. |
(2) Die Stadt wird wieder aufgebaut werden (
Jer 32,36-44 )
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Genauso wie Gott sein Wort gehalten und großes Unheil über die Menschen in Israel gebracht hatte ( 5Mo 28,15-68 ), würde er auch sein Wort halten und alles Gute bringen, das er ihnen zugesagt hatte ( 5Mo 30,1-10 ). Der Kauf des Ackers durch Jeremia ( Jer 32,1-15 ) war also ein symbolischer Akt, der zeigen sollte, daß man die Äcker wieder um Geld kaufen würde im ganzen Land Israel, weil Gott sein Geschick wenden würde (vgl. Jer 30,18; 33,11.26; 5Mo 30,3 ). |
( Jer 33 ) Kapitel 33 beendet das "Buch des Trostes". Dieses Kapitel steht von seinem Aufbau und seiner zeitlichen Einordnung her mit Kapitel 32 in Zusammenhang. Jer 33,1-13 führt Gottes Verheißung des Segens fort und bestätigt sowohl die bevorstehende Zerstörung als auch die zukünftige Wiederherstellung Jerusalems. Anschließend wird berichtet, wie Gott seinen Bund mit David und den Leviten bekräftigte (V. 14 - 26 ). ( Jer 33,1-13 ) (1) Das Gericht ( Jer 33,1-5 ) Kapitel 33 schließt sich eng an die Botschaft in Kapitel 32 an, denn Jeremia war immer noch im Wachthof gefangen (vgl. Jer 32,1-2 ). Erneute betont Gott seine Macht und sein Wesen gegenüber Jeremia. Er war der Gott, der alles macht, schafft und ausrichtet (vgl. Jer 32,17 ). Indem er Jeremia mitteilte, daß der HERR ( Yahweh ) sein Name sei, unterstrich Gott seine Bundestreue gegenüber seinem Volk (vgl. Jer 32,18; 2Mo 3,13-15 ). Jeremia verstand nicht, wie Gott ein Volk wiederherstellen konnte, das für den Untergang bestimmt war (vgl. Jer 32,24-25 ). Deshalb sagte Gott dem Propheten, daß er zu ihm rufen solle, um von ihm eine Erklärung zu erhalten. Gott versprach, zu antworten und große und unfaßbare Dinge zu offenbaren. Das Wort für "unfaßbar" ( b+=QVrNT ) bezeichnet etwas, das unerreichbar gemacht worden ist, indem man es befestigt oder eingeschlossen hat. Es wird auch für befestigte Städte benutzt (vgl. 4Mo 13,28; 5Mo 3,5; 28,52; Hes 21,20 ). Gottes Pläne für die Zukunft sind für die Menschen nicht erreichbar. Nur Gott kann die Geheimnisse der Zukunft enthüllen, und er bot Jeremia diese Kenntnis an. Gott würde Jeremia "Dinge" über die Zukunft Israels mitteilen, von denen der Prophet nichts wußte oder verstand. |
Die erste dieser Offenbarungen handelte von dem bevorstehenden Untergang Jerusalems. Wenn die babylonische Belagerung die äußeren Verteidigungsringe Jerusalems überwunden hatte, würde man die Häuser von Jerusalem und den Palast der Könige Judas niederreißen, um Holz und Steine für die Stärkung der Mauern gegen die Belagerungsrampen der Feinde zu besitzen. Durch diese verzweifelte Unternehmung würde man die babylonischen Soldaten daran zu hindern versuchen, die Mauern zu durchbrechen und in die Stadt zu gelangen. Gott verkündete, daß die schwachen Versuche Jerusalems, seine Verteidigung zu stärken, vergeblich wären. Die zum Teil bereits abgerissenen Häuser würden mit den Leichnamen derer gefüllt sein, die von den Babyloniern erschlagen würden. Gott würde sein Angesicht vor der Stadt verbergen und sie nicht vor der Vernichtung bewahren (vgl. Jer 18,17; Hes 4,1-3 ). Jerusalem mußte wegen seiner ganzen Missetat zerstört werden. |
(2) Die Wiederherstellung (
Jer 33,6-13 )
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Gott machte den Gegensatz zwischen dem drohenden Gericht und dem zukünftigen Segen noch deutlicher, indem er zwei Bilder der bevorstehenden Veränderungen zeichnete. Beide Bilder beginnen mit einem ähnlich lautenden Ausdruck (V. 10.12 ): So spricht der HERR (oder HERR Zebaoth ). In beiden Bildern ist die Beschreibung der Zeit Jeremias ähnlich (vgl. V. |